Raucher-Warnungen: Schockbilder plus positive Ansprache
16.09.2014
In vielen Ländern weltweit werden seit Jahren auf Zigarettenpackungen Warnungen und schockierende Bilder gedruckt, die auf die gesundheitlichen Gefahren des Tabakkonsums hinweisen sollen. Diese zeigen zwar Wirkung, doch einer neuen Studie zufolge würde es noch mehr bringen, wenn auch die positiven Folgen des Rauchstopps hervorgehoben würden.
Warnungen und Schockbilder weltweit auf Zigarettenpackungen
„Rauchen sterben früher“, „Rauchen kann tödlich sein“, „Warnung! Rauchen verursacht Krebs“: So oder so ähnlich lauten die Botschaften, die seit Jahren in zahlreichen Ländern der Welt auf Zigarettenpackungen abgedruckt werden. Zusätzlich werden in vielen Nationen auch Schockbilder von zerfressenen Lungen, schwarzen Zähnen oder Patienten mit Atemschläuchen auf den Päckchen abgebildet. Forscher des Georgetown Lombardi Comprehensive Cancer Center in den USA sind nun der Frage nachgegangen, ob es nicht effektiver wäre, Raucher vom Nutzen eines Lebens ohne Tabak zu überzeugen, statt vor den gesundheitlichen Folgen oder einem möglichen qualvollen Tod zu warnen. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Antwort darauf offenbar davon abhängt, ob der Angesprochene sich zutraut, mit dem Rauchen aufzuhören.
Todeswarnungen zeigen nicht bei allen Rauchern Wirkung
Im Rahmen ihrer Studie befragten Darren Mays und sein Team 740 Raucher im Alter von 18 bis 30 Jahren zur Wirkung der Botschaften auf den Zigarettenpackungen. Es zeigte sich, dass weder die auf den Nutzen des Rauchstopps ausgerichteten Nachrichten noch die Todeswarnungen bei allen Rauchern Wirkung zeigten. Wie die Forscher im Fachblatt „Nicotine & Tobacco Research“ schreiben, hätten positive Botschaften, die den Nutzen eines rauchfreien Lebens hervorheben, vor allem jene Raucher angesprochen, die glaubten, dass sie es schaffen, von der Zigarette loszukommen.
Positive und negative Botschaften kombinieren
Bei Menschen, in deren Vorstellung das Aufhören schwierig ist, sei hingegen der Text „Rauchen tötet“ effektiver. Bei den Schockbildern erzeugten die „Bildhinweise zu Lungenerkrankungen und Krebs“ die stärkste Wirkung. Wie die Wissenschaftler weiter schreiben, würden die meisten Botschaften auf Zigarettenpackungen auf die Gefahren des Rauchens hinweisen. Allerdings könne man damit nicht alle Raucher überzeugen, meint Mays: „Unsere Studie zeigt, dass man mehr Raucher zum Aufhören bringen kann, wenn man sowohl positive als auch negative Botschaften einsetzt.“
Schockbilder künftig auch in der EU
Auch die Europäische Union (EU) setzt im Kampf gegen das Rauchen künftig auf Schockbilder. So werden ab 2016 auf Zigarettenpackungen beispielsweise verfaulte Füße oder eine schwarze Raucherlunge zu sehen sein. Dabei sollen die Warnhinweise wesentlich größer ausfallen als bislang: Sie werden 65 Prozent der Vorder- und Rückseite von Zigarettenschachteln bedecken. Ursprünglich hatte die EU-Kommission 75 Prozent empfohlen. Derzeit nehmen die Warnhinweise mindestens 30 Prozent der Vorderseite und 40 Prozent der Rückseite ein.
Besonders gefährliche Stoffe sollen komplett verbannt werden
Aus Tabakprodukten sollen zudem besonders gefährliche Zusatzstoffe, die Krebs erregen, "das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken können, komplett verbannt werden". Gleiches gilt für "Aromen wie Vanille oder Schokolade, welche den bitteren Geschmack des Tabaks mildern und somit vor allem Jugendlichen den Einstieg ins Rauchen erleichtern". Und auch Mentholzigaretten sollen vom Markt genommen werden, jedoch erst ab 2020. Auch wenn es begrüßenswert ist, dass die europäischen Staaten auf die gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Rauchens reagieren, im internationalen Vergleich hinken sie oft hinterher.
Vorbild Australien
Australien beispielsweise wird von Experten dabei oft mit seiner vorbildlichen Funktion hervorgehoben. So sind dort nicht nur Schockbilder seit Jahren im Einsatz, sondern selbst der Name des Zigarettenherstellers ist nur noch klein auf der Verpackung abgedruckt. Zudem sind den Tabakfirmen in Australien Werbung und Sponsoring heute praktisch vollkommen untersagt. Die verschärfte Gesetzgebung zeigt Wirkung: Seit 1983 hat sich die Zahl der Raucher auf dem fünften Kontinent mehr als halbiert. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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