Glutenunverträglichkeit geht mit erhöhter Mortalität einher
In einer großen Untersuchung wurde eine erhöhte Sterblichkeit für eine ganze Reihe von Todesursachen bei Personen mit Zöliakie gegenüber gesunden Menschen festgestellt. Demnach haben Betroffene, die unter einer Glutenunverträglichkeit leiden, ein über 20 Prozent höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Atemwegserkrankungen zu versterben.
Forschende des Karolinska Institutet in Schweden und der Columbia University in den USA zeigten, dass Zöliakie (auch: glutensensitive oder gluteninduzierte Enteropathie, intestinaler Infantilismus, Sprue, Heubner-Herter-Krankheit) in Verbindung mit einer deutlich erhöhten Mortalität steht. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „JAMA“ präsentiert.
50.000 Zöliakie-Fälle analysiert
Menschen mit Zöliakie haben laut einer aktuellen Studie ein erhöhtes Risiko, vorzeitig zu sterben, obwohl das Bewusstsein für die Krankheit in den letzten Jahren gestiegen ist und der Zugang zu glutenfreier Nahrung verbessert wurde. Anhand landesweiter Daten aus den Pathologieabteilungen Schwedens, die mit den nationalen Gesundheitsregistern verknüpft sind, untersuchte das Forschungsteam rund 50.000 Patientinnen und Patienten mit Zöliakie in Verbindung mit dem Sterberisiko.
Sterblichkeit steigt bei Zöliakie um über 20 Prozent
Im Vergleich zu der Kontrollgruppe war die Gesamtmortalität bei den Zöliakie-Betroffenen um 21 Prozent erhöht. Der relative Anstieg des Mortalitätsrisikos war in allen Altersgruppen vorhanden und am stärksten bei denjenigen, bei denen die Erkrankung im Alter von 18 bis 39 Jahren diagnostiziert wurden.
Zöliakie ist oft mit Langzeitkomplikationen verbunden
„Wir wussten, dass Zöliakie eine Reihe von Langzeitkomplikationen verursachen kann, die sich auf die Lebenserwartung auswirken können, aber diese Studie untersucht eine ganze Bevölkerung, zu einer Zeit, in der das Bewusstsein für Zöliakie und der Zugang zu glutenfreier Nahrung weit verbreitet ist“, erläutert Benjamin Lebwohl, Direktor für Klinische Forschung am Zöliakiezentrum der Columbia University und Erstautor der Studie.
Langzeitfolgen von Zöliakie
„Trotzdem haben wir festgestellt, dass Zöliakie mit Langzeitfolgen verbunden ist“, betont Lebwohl. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war das Risiko bei Zöliakie-Betroffenen besonders hoch, an einer Herzkrankheit, an Krebs oder an einer Atemwegserkrankung zu sterben. Im ersten Jahr nach der Diagnose war das Risiko am höchsten, aber der Risikoanstieg hielt über zehn Jahre nach der Diagnose an.
Entzündungen scheinen verantwortlich zu sein
„Zöliakie ist durch Entzündungen gekennzeichnet, die im Allgemeinen schlecht für die Gesundheit sind“, ergänzt Professor Jonas F. Ludvigsson, Kinderarzt und korrespondierender Autor der Studie. Er findet die Ergebnisse der Analyse daher nicht überraschend.
Warum ist das Sterberisiko nach der Diagnose am höchsten?
Die Tatsache, dass die Risiken im ersten Jahr nach der Diagnose am höchsten waren, kann laut Ludvigsson mehrere Gründe haben. „Die Darmentzündung ist oft am intensivsten um die Diagnose herum und bevor sich eine glutenfreie Ernährung auf die Schleimhautheilung ausgewirkt hat“, erklärt der Professor. Eine weitere mögliche Erklärung sei, dass die Zöliakie häufig entdeckt wird, wenn Betroffene aus anderen Gründen sehr krank waren. (vb)
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie in dem Artikel: Glutenallergie (Zöliakie) – Symptome, Ursachen und Therapie.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karolinska Institutet: Celiac disease linked to increased mortality (veröffentlicht: 07.04.2020), news.ki.se
- Benjamin Lebwohl, Peter H.R. Green, Jonas Söderling, u.a.: Association Between Celiac Disease and Mortality Risk in a Swedish Population; in: JAMA, 2020, jamanetwork.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.