Ohrensausen als mögliche Folge der Lärmbelastung
Anlässlich des weltweiten Tages gegen Lärm warnen Experten des Universitätsklinikums Münster (UKM) vor den Gefahren konstanter Lärmbelastung. Mögliche Folgen können von „Unkonzentriertheit und erhöhtem Stressempfinden bis zum belastenden Tinnitus (Ohrensausen)“ reichen, so der Hinweis in der aktuellen Pressemitteilung des UKM. Langfristig drohen bei übermäßiger Lärmbelastung zudem eine Lärmschwerhörigkeit und weitere gesundheitliche Probleme.
Das Gehör ist im Alltag vielfachen Lärmbelastungen ausgesetzt. Das Hören zu lauter Musik auf den In-Ohr-Kopfhörern und die Geräuschkulisse am Arbeitsplatz sind hier typische Beispiele für zu hohe Geräuschpegel. Teilweise werden dabei bis zu 100 Dezibel (dB) erreicht, die „eine immense Belastung für das Ohr“ darstellen, mahnt Professor Dr. Christo Pantev, Direktor des Instituts für Biomagnetismus und Biosignalanalyse an der Medizinischen Fakultät Münster. Tinnitus ist dann eine häufige Folge.
Tinnitus als ständiger Begleiter
Das belastenden Ohrensausen beginnt den Experten des UKM zufolge im Innenohr und führt erst zu einer partiellen Hörminderung, die durch das Gehirn ausgeglichen werde. Allerdings komme es „mit der Zeit zu einer komplett unabhängig vom Ohr gesteuerten Schallempfindung“, erläutert Professor Pantev. So würden durch die hyperaktiven Neuronen im Gehirn permanent Signale ausgesendet, die nur die Betroffenen hören können. Das Ohrensausen werde zum ständigen Begleiter der Patienten und ihre Lebensqualität durch die Tinnitus-Wahrnehmung enorm eingeschränkt. Um diesen Menschen zu helfen haben die Wissenschaftler in Münster nach eigenen Angeben „eine elektrophysiologische Musiktherapie“ entwickelt. Sie soll den Tinnitus deutlich lindern und die Belastung im Alltag reduzieren.
App zur Linderung des Tinnitus
Die Forscher konnte auf Basis von neurowissenschaftlichen Studien mit über 250 Teilnehmern „eine positiv-lindernde Wirkung des sogenannten physiologischen Effekts der seitlichen Hemmung“ feststellen, berichtet das UKM. „Wir setzen quasi eine Kerbe im Musikspektrum rund um die Frequenz des Tinnitus und passen so die Musik individuell an“, erläutert Professor Pantev den Prozess. Durch das Auslassen der jeweiligen Frequenzen im Musikspektrum werde eine weitere Reizung der für den Tinnitus verantwortlichen Neuronen vermieden und durch die Mobilisierung der Nachbarneuronen könne der Tinnitus dauerhaft gelindert werden. Im Laufe ihrer Studien sei bei den Probanden die durchschnittliche Tinnituslautheit um etwa 25 Prozent zurückgegangen, berichten die Forscher. Derzeit werde in Kooperation mit einem australischen Unternehmen eine App entwickelt, mit deren Hilfe Betroffene zuerst ihre Tinnitusfrequenz zuverlässig bestimmen und anschließend ihre Lieblingsmusik dementsprechend individuell anpassen können. Die App werde voraussichtlich im Sommer 2016 erhältlich sein und durch eine ausreichend lange Nutzung könne sie zu einer nachhaltigen Minderung des Ohrensausens führen.
Mitunter ist ein Tinnitus laut Aussage der Experten jedoch auch eine Nebenwirkung von Medikamenten wie beispielsweise Antidepressiva oder Blutdrucksenkern. Hier sei daher eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt dringend geboten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.