Zu viel Kalzium erhöht Risiko für Herztod
06.02.2013
Kalzium gilt als weit verbreitetes und beliebtes Nahrungsergänzungsmittel – doch nun hat eine US-amerikanische Beobachtungsstudie ergeben, dass das wertvolle Mineral möglicherweise nicht nur positive Effekte haben könnte, sondern unter Umständen auch Risiken birgt: „Wir haben festgestellt, dass eine zusätzliche Kalzium-Zufuhr bei Männern das Risiko erhöht, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben“, so das Forscher-Team um Qian Xiao vom US-National Cancer Institute in Bethesda/Maryland in einem aktuellen Artikel in der „JAMA Internal Medicine“.
Kalzium: lebenswichtiges Mineral für den Menschen
Kalzium gehört zu den lebenswichtigen Mineralien für den Menschen: Es stärkt und stabilisiert Knochen und Zähne und ist zudem an elementaren Körperfunktionen wie dem Informationsfluss in den Nerven, der Blutgerinnung und Muskelspannung beteiligt. Auch für die Aktivierung von Enzymen und die Hormonregulierung ist das Mineral nötig – ein Kalziummangel hingegen, kann unter anderem Muskelkrämpfe und Fühlstörungen, unter Umständen auch eine Rachitis und Osteoporose hervorrufen. Und auch zu viel Kalzium kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken, denn das Mineral kann sich an den Gefäßwänden ablagern und so zur Arterienverkalkung (Arteriosklerose) beitragen – mit zum Teil erheblichen Folgen für Herz und Kreislauf, wie z.B. einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko.
Zahlreiche Studien zu Zusammenhängen von Kalzium und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Dementsprechend stellt Kalzium einen populären Forschungsgegenstand dar und zahlreiche Studien haben sich im Laufe der Jahre mit dem Zusammenhang von Kalzium und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschäftigt – so sorgte beispielsweise zuletzt eine Studie für großes Aufsehen, die gezeigt hatte, dass Frauen, die täglich Kalzium plus Vitamin D einnahmen, 15 bis 22 Prozent häufiger an Koronarstenosen, Herzinfarkt und Schlaganfall erkrankten, als Teilnehmerinnen in der Kontrollgruppe.
US-Forscher werten Daten einer Groß-Studie aus
Nun hat sich eine US-Studie ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt – mit dem Ziel, „zu untersuchen ob die Kalziumaufnahme aus Nahrung und Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko beeinflusst, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu sterben“, so die Forscher in ihrem Artikel. Zu diesem Zweck werteten die Wissenschaftler Daten der großen „National Institutes of Health-AARP Diet and Health Study“ aus, an welcher zwischen 1995 und 1996 mehr als 388.000 Männer und Frauen im Alter von 50 bis 71 Jahren teilgenommen hatten. Die Probanden waren im Schnitt zwölf Jahre lang begleitet worden, vermerkt wurde jeweils zu Beginn der Studie das Ernährungsverhalten, wobei nicht nur erhoben wurde, was und wie viel gegessen wurde, sondern auch, welche Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wurden. Am Ende waren schließlich die Todesfälle plus jeweiliger Ursache registriert worden.
Männer deutlich gefährdeter als Frauen
Die Auswertung der Daten brachte Erstaunliches zu Tage: Im Laufe der 12 Jahre waren mehr als 7900 Männer und knapp 3900 Frauen an Herz-Kreislauf-Krankheiten verstorben – dabei hatten mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Männer und sogar mehr als zwei Drittel (70%) der Frauen kalziumhaltige Nahrungsergänzungsmittel geschluckt. Bei den Männern, die mehr als ein Gramm Kalzium täglich zu sich genommen hatten, zeigte sich ein um 20 Prozent höheres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu sterben, als bei den Nicht-Konsumenten. Bei den Frauen hingegen hatte die Einnahme von Kalzium-Präparaten keinen Einfluss auf einen möglichen Herztod.
Das relative Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, so zeigte sich, war abhängig davon, wie viel Kalzium durch die Nahrung bzw. Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen wurde: Es stieg sowohl bei einem Mangel (weniger als 500 mg), als auch bei einer zu hohen Dosis (ab 1.500mg) – im „Mittelfeld“ (etwa bei 1000mg) hingegen zeigte sich, dass die Zufuhr von Kalzium sogar eine schützende Wirkung haben könne, was bedeutet, dass bei Männern, die über die Nahrung (Milchprodukte, aber auch Kohl, Spinat oder Bohnen) zu wenig Kalzium aufnehmen, Nahrungsergänzungsmittel prinzipiell durchaus sinnvoll sein können.
Frauen möglicherweise eher gewöhnt an Kalzium durch Nahrungsergänzung
Für den Unterschied zwischen den Geschlechtern haben die Forscher allerdings noch keine Erklärung – möglicherweise könnte der meist frühere Beginn der Einnahme von Kalzium bei Frauen dazu beitragen, so eine Theorie der Forscher. Denn bei Frauen bestünde dadurch bereits länger ein Gleichgewicht im Körper als bei Männern, was dazu führen könnte, dass die negativen Effekte durch die Nahrungsergänzungsmittel in der Studie keinen Effekt mehr gehabt hätten. Männer hingegen würden häufig erst spät im Leben beginnen, Kalzium als Nahrungsergänzung einzunehmen – sodass die Vermutung bestehe, dass durch die fehlende Gewöhnung die negativen Effekte nicht ausgeglichen werden konnten.
Die Ergebnisse der Studie dürften allerdings den Wissenschaftlern nach nicht überinterpretiert werden, da sie im Prinzip lediglich Hinweise darauf geben würden, dass zu viel Kalzium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko erhöhen könnte, an Herz-Kreislauf-Beschwerden zu sterben – einen Beweis für diese These gäbe es angesichts der Studienergebnisse jedoch nicht, sodass der vermutete Zusammenhang den Forschern nach in einem nächsten Schritt in einer randomisierten klinischen Studie überprüft werden müsse. (sb)
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