Forscher entdecken negative Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse von Babys
Endocannabinoide sind Cannabis-ähnliche Substanzen, die vom Körper selbst gebildet werden und bei vielen Entwicklungsschritten wie z.B. der Entwicklung des Nervensystems im Embryo eine wichtige Rolle spielen. Doch besteht ein Überschuss im Blut, könnte sich dies möglicherweise negativ auf Bauchspeicheldrüse des Ungeborenen auswirken und dadurch das Risiko für Diabetes erhöhen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Medizinischen Uni Wien gekommen, die nun in den „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlicht wurde.
Substanz hilft bei der Regulierung vieler physiologischer Prozesse
Bei den so genannten „Endocannabinoiden“ handelt es sich um körpereigene Botenstoffe, die an die gleichen Rezeptoren binden wie Cannabis. Seit ihrer Entdeckung Anfang der 1990er Jahre gilt die Substanz als „Multitalent“, da sie ab der Geburt bei der Regulierung vieler physiologischer Prozesse wie z.B. der Fruchtbarkeit, Entwicklung des Zentralen Nervensystems oder dem Schmerzempfinden beteiligt ist, so die Mitteilung der MedUni Wien.
Endocannabinoide können Bauchspeicheldrüse „programmieren“
Nun haben Forscher der Wiener Universität im Rahmen einer Studie weitere Erkenntnis über den „Tausendsassa“ gewinnen können. Demnach könnten die Endocannabinoide auch in der Lage sein, die Bauchspeicheldrüse von ungeborenen Babys zu „programmieren“. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Botenstoffe während der Entstehung des Drüsenorgans sowohl die Zusammensetzung als auch die Größe der „Langerhans-Inseln“ beeinflussen könnten. Diese regulieren durch die Ausschüttung von Insulin und Glucagon die Konzentration von Glucose im Blut („Blutzuckerspiegel“).
„In unseren Versuchen ließen sich die Insel-Zellen durch die Zugabe von Molekülen, die das endocannabinoide Signaling regulieren, fast nach Belieben modulieren und bildeten funktionierende pankreatische Zellcluster“, wird die Erstautorin Katarzyna Malenczyk von der MedUni zitiert.
Verminderte Konzentration durch Omega-3-Fettsäuren
Ein zu hoher Anteil von Endocannabinoiden im Blut könnte dementsprechend dazu führen, dass es später möglicherweise zu Problemen bei der Verarbeitung von Glucose kommen könne – was für das Kind folglich ein erhöhtes Diabetes-Risiko bedeute. Abhilfe könnte jedoch die Einnahme von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren bieten, teilt die Uni weiter mit. Denn die z.B. in Fischöl enthaltenen essenziellen Stoffe könnten dazu beitragen, dass die Endocannabinoid-Konzentration sowohl bei der werdenden Mutter als auch beim Kind gesenkt und eine gesunde Bauchspeicheldrüse ausgebildet werde.
„Dieses neue Verständnis wird uns sicherlich bei der Erarbeitung von Strategien für die rechtzeitige Reparatur von verzögerter oder fehlgeschlagener Entwicklung der Bauchspeicheldrüse helfen. Und es wird auch die pharmakologische Entwicklung von wirksamen Medikamenten beschleunigen. Das therapeutische Potenzial ist jedenfalls großartig […]“, so Studeinleiter Tibor Harkany. (nr)
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