Führt Zucker in Fruchtsäften zu Krebs?
Laut einer großen Studie, die einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr aller Arten von zuckerhaltigen Getränken und der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung untersucht hat, scheint das Trinken großer Mengen Fruchtsaft das Krebsrisiko zu erhöhen.
Bei der aktuellen Untersuchung des Sorbonne Paris Cité Epidemiology and Statistics Research Center wurde festgestellt, dass der Zucker in Fruchtsäften die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnte, an Krebs zu erkranken. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „BMJ“ publiziert.
Fettleibigkeit erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken
Die in Frankreich durchgeführte Untersuchung ist das erste umfangreiche Forschungsprojekt, bei dem ein spezifischer Zusammenhang zwischen Zucker und Krebs festgestellt wurde. Verschiedene zuckerhaltige Getränke wie beispielsweise Cola, Limonade und Energy-Drinks wurden in der Vergangenheit bereits mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Fettleibigkeit erhöht bekanntlich das Risiko an Krebs zu erkranken.
Auch 100 prozentiger Fruchtsaft scheint das Risiko für Krebs zu erhöhen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Verbindung zwischen Krebs und Zucker bei Fruchtsäften ebenso stark ist wie bei Cola. Als die Gruppe der zuckerhaltigen Getränke in 100 prozentige Fruchtsäfte und andere zuckerhaltige Getränke aufgeteilt wurde, war der Konsum beider Getränketypen mit einem höheren Risiko für Krebs verbunden, berichten die Autoren.
Menschen sollten generell weniger Zucker zu sich nehmen
Die Reduzierung der Menge an zuckerhaltigen Getränken, die wir alle konsumieren, sowie spezielle Steuern auf Zucker und andere Beschränkungen könnten dazu beitragen, die Krebsbelastung zu verringern, sagen Forschenden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass Menschen komplett auf den Konsum von zuckerhaltigen Getränken verzichten müssen. Wenn Sie von Zeit zu Zeit ein zuckerhaltiges Getränk zu sich nehmen, ist dies kein Problem. Wenn Sie jedoch mindestens ein Glas von einem solchen Getränk pro Tag trinken, kann dies das Risiko für mehrere Krankheiten erhöhen, möglicherweise auch für Krebs. Es gibt außerdem eine hohe Evidenz für die Entstehung von kardiometabolischen Erkrankungen.
Enthält Fruchtsaft ähnlich viel Zucker wie Cola?
Für den Konsum von Fruchtsäften zeigte sich in der aktuellen Studie die gleiche Assoziation mit Krebs wie für Cola. Daran scheint der enthaltene Zucker Schuld zu sein. Betrachten wir den Zuckergehalt der Getränke pro 100 ml, enthalten beispielsweise normale Cola oder 100 prozentiger Orangensaft etwa die gleiche Menge, berichten die Autoren der Studie. Also sei es nicht ungewöhnlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem Risiko für Krebs und Fruchtsäften vorliegt. Gesundheitsbehörden sagen jedoch, dass Fruchtsäfte gesünder seien, weil sie einige Vitamine und Ballaststoffe enthalten.
Woher stammten die verwendeten Daten bei der Untersuchung?
Die bei der Studie verwendeten Daten wurden im Rahmen einer langjährigen Umfrage zur Ernährung in Frankreich mit dem Namen NutriNet-Santé erhoben, an der 101.257 gesunde französische Erwachsene teilnahmen, von denen 79 Prozent Frauen waren. Die Teilnehmenden wurden für einen Zeitraum von maximal neun Jahren medizinisch überwacht, in dieser Zeit wurden fast 2.200 Krebsfälle diagnostiziert, darunter 693 Fälle von Brustkrebs. Es wurde festgestellt, dass ein Anstieg des Konsums von zuckerhaltigen Getränken um 100 ml mit einem um 18 Prozent erhöhten Krebsrisiko und einem um 22 Prozent erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden war.
Weitere Forschung ist nötig
Da es sich lediglich um eine sogenannte Beobachtungsstudie handelte, konnten die Forschenden nicht feststellen, dass der Zucker eine Ursache für Krebs ist. Diese müsse durch weitere Studien untersucht werden, fordern die Autoren. Es gab bei der Studie zwar Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken und dem Risiko an Brustkrebs zu erkranken, es wurde jedoch nicht derselbe Zusammenhang für Darmkrebs oder Prostatakrebs festgestellt. Weitere Untersuchungen zum biologischen Mechanismus zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken und bestimmten Krebsarten sind jetzt erforderlich, um festzustellen, ob es auch hier einen Zusammenhang gibt.
Kritische Bewertung der Studie
Der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) bewertet die Aussagen der aktuellen Studien zu dem Zusammenhang zwischen Fruchtsaft-Konsum und dem Krebsrisiko als “nicht begründbar/gerechtfertigt” und verweist auf zahlreiche früherer Studien, die zu anderen Ergebnissen kamen. Auch wurden von Seiten des Verbandes deutliche methodische Mängel in der aktuellen Studie kritisiert. Hier scheinen angesichts der kontroversen Aussagen nun dringend weitere Untersuchungen erforderlich, um mögliche Kausalzusammenhänge eindeutig auszuschließen oder zu bestätigen. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eloi Chazelas, Bernard Srour, Elisa Desmetz, Emmanuelle Kesse-Guyot, Chantal Julia et al.: Sugary drink consumption and risk of cancer: results from NutriNet-Santé prospective cohort, in BMJ (Abfrage 11.07.2019), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.