Immer mehr Mundtumore durch Humane Papillomaviren
16.05.2012
Nach Angaben von Medizinern steigt die Zahl der Patienten mit Krebstumoren im Mundbereich, die durch sexuell übertragbare Viren verursacht werden. Eine Studie Norwegischer Wissenschaftler zeigte eine Zunahmen von vier bis fünf Prozent pro Jahr. Verantwortlich hierfür sei nach Meinung von Experten eine Zunahme von Oralverkehr. Wie die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) auf der diesjährigen 83. Jahresversammlung in Mainz berichtete, erkranken jedes Jahr weltweit rund 650.000 Menschen neu an einem bösartigen Kopf-Hals-Tumor. In Deutschland gehören die Tumore im Kopf-Hals-Bereich zu den viert häufigsten Krebserkrankungen bei Männern.
Zunahme der HPV bedingten Krebsfälle
In Deutschland erkranken nach Angaben der Gesellschaft jährlich mehr als 18.000 Menschen an Kopf-Hals-Tumoren. Bei den Männern sei die Krebsart bereits die viert häufigste Krebserkrankung, wie die Deutsche Krebsgesellschaft berichtet. Demnach entwickeln etwa 50 von 100.000 Bundesbürgern Krebs im Mund oder Hals. Tumore in der Mundhöhle, Kehlkopf oder Rachen führen bei den männlich dominierten Krebserkrankungen bereits die Krebsstatistik mit an. Neben Rauchen, speziell in Kombination mit Alkohol können auch sogenannte humane Papillomaviren (HPV), überwiegend vom HPV-Typ 16, für Krebstumore im Mund-Rachen-Raum verantwortlich sein. Unterschiedliche Studien hatten untersucht, warum auch Nichtraucher an den speziellen Krebsformen erkrankt sind. Bei jenen, die unter Mundhöhlen-, Rachen- oder Mandelkrebs litten, wurde eine virale HPV-Infektion festgestellt. Die Viren sind nach gängiger Meinung von Forschern immer häufiger für Karzinome beim Menschen verantwortlich.
Zunahme durch Häufung oraler Sexualpraktiken
Die Häufungen erklären die Wissenschaftler durch die Zunahme von sexuellen Praktiken im oralen Bereich. Unterschiede bei den sexuellen Orientierungen konnten die Studie aus Norwegen nicht ermitteln. „Gleich ob bei Hetero- oder Homosexuelle, Frauen oder Männer, alle können Überträger sein“, wie es in einer Stellungnahme hieß. “HPV löst wahrscheinlich jeden zweiten Krebs im Mundrachen und jeden vierten Tumor der Mundhöhle aus” erläuterte der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Prof. Jens Klußmann in Mainz, Direktor der Klinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
HPV für unterschiedliche Krebsvarianten verantwortlich
HP-Viren können Auslöser für unterschiedliche Krebskrankheiten sein. In erster Linie werden die Viren sexuell übertragen. In der Öffentlichkeit ist nur bekannt, dass ein Kontext zwischen den HP-Viren und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen besteht. Neue Studien weisen aber daraufhin, dass die Viren auch für Krebs im Bereich Kopf-Hals verantwortlich sein können. Zwar sei die Datenlage laut Klußmann „noch nicht sicher“, aber es liegen Hinweise vor, dass sexuelle Risikofaktoren möglicherweise eine Rolle spielen. Während der Forschungsarbeit wurden zudem offenkundig, dass im Gegensatz zu den nicht-infizierten Krebspatienten, HPV-Infizierte wesentlich häufiger Sexualpartner zu wechselten und zudem nach eigenen Angaben öfter Oralverkehr unternahmen.
Heiserkeit ein erstes Warnsignal
Ein erstes Warnsignal für Kopf-Hals-Tumoren kann ständige Heiserkeit sein. Hält die heisere Stimme länger als drei Wochen an, sollten Betroffene einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, damit dieser nach möglichen Ursachen forschen kann. „Je früher der Kopf-Hals-Karzinome entdeckt und entsprechend behandelt werden, desto größer sind auch die Heilungschancen“, so die Experten in der Mitteilung.
HPV Patienten mit Krebs durchschnittlich zehn Jahre jünger
Patienten, die an einem HPV assoziierten Krebstumor litten, seien nach Angaben des Mediziners im Schnitt zehn Jahre jünger, als Patienten ohne Virusinfektion. Eine Studie, die im US-amerikanischen Ärzteblatt publiziert wurde, wie daraufhin, dass in den Vereinigten Staaten 10 Prozent der Männer und rund vier Prozent der Frauen bereits mit einem HP-Virus infiziert sind, die zu bösartigen Tumoren führen können, wie die Deutsche Krebsgesellschaft erklärte. Zudem zeigte sich, je mehr die Probanden unterschiedliche Sexualpartner hätten, um so höher lag auch das Risiko einer Ansteckung.
In diesem Zusammenhang wiesen die Medizinexperten daraufhin, dass gegen die verschiedenen HPV Varianten seit einigen Jahren eine Schutzimpfung existiert, die auch den Hochrisikotyp 16 mit abdeckt. Die Kosten der Impfung werden bei Mädchen zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Mediziner in den USA fordern auch für Jungen eine schützende Impfung, weil von den Viren generell eine Krebsgefahr ausgeht, wie die aktuellen Studien zeigten. Das Impfalter sollte jedoch hier zwischen 12 und 13 liegen.
Derzeit beraten sich interdisziplinär Mediziner und Wissenschaftler auf der diesjährigen Hauptversammlung der DGHNO KHC auch über das Thema „HPV-bedingte Kopf-Hals-Karzinome”. Der Jahreskongress in Mainz beginnt am 16. und endet am 20. Mai. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de (Bild ist eine Nachzeichnung)
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