Immer mehr Menschen erkranken an Masern in Deutschland
11.09.2013
In diesem Jahr erkranken auffallend viele Menschen an Masern. Bis zum 1. September seien 1.542 Fälle gemeldet worden, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Das sind etwa zehnmal so viele an Masern Erkrankte wie im vergangenen Jahr. Als Ursache gilt nach Ansicht der Bundesregierung "ein unzureichender Impfschutz". Viele Mediziner fordern deshalb die Einführung einer sogenannten Impfpflicht.
Masern können Krankheiten verursachen
Rund zehnmal mehr Menschen sind in diesem Jahr an Masern erkrankt als noch im vergangenen Jahr. 2012 wurden bundesweit lediglich 165 Fälle registriert. Experten weisen jedoch daraufhin, dass die Zahlen generell starken Schwankungen unterliegen. So litten 2001 sogar 6.000 Menschen an der Infektionskrankheit, im Jahr 2006 immerhin 2.300 Bürger, aber 2010 nur 780 Menschen. Warum die Zahl der Erkrankten derartige Schwankungen aufweist kann unterschiedliche Ursachen haben. Viele Experten kritisieren in diesem Zusammenhang den mangelnden Impfschutz gegen Masern. Viele Eltern ließen ihre Kinder aus Angst vor unerwünschten Impf-Nebenwirkungen nicht mehr impfen.
Dabei können Masern lebensgefährliche Krankheiten verursachen. Vor allem ältere und immunschwache Menschen leiden häufig unter schweren Krankheitsverläufen beispielsweise mit Lungenentzündungen. Aber auch bei gesunden, jungen Menschen kann eine Masern-Infektion lebensbedrohlich werden. Besonders gefährlich ist die sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Durch die generalisierte Entzündung des Gehirns mit Nerven-Entmarkung werden schwerste Schäden verursacht, die unweigerlich zum Tod des Patienten führen. SSPE hat eine lange Inkubationszeit von mehreren Jahren. Zu den ersten Anzeichen der Erkrankung zählt der Verlust von Gehirnnervenzellen, der sich durch psychische und intellektuelle Veränderungen und Aussetzer bemerkbar macht. Epileptische Anfälle und Ausfälle wichtiger Nervenfunktionen kommen im weiteren Krankheitsverlauf hinzu bis der Patient verstirbt.
Diskussion um Masern-Impfung reißt nicht ab
Zurzeit ist Bayern mit 711 Masernfällen Spitzenreiter unter den Bundesländern. In Berlin (487 Fälle) und Nordrhein-Westfalen (122 Fälle) wurden ebenfalls viele Masern-Kranke registriert, wie das Ministerium unter Berufung auf das Robert-Koch-Institut weiter mitteilte.
Der einzig wirksame Schutz vor der Infektionskrankheit ist bislang eine Impfung. Zwischen dem elften und 23. Lebensmonat sollen Kinder laut offizieller Empfehlung zweimal gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft werden. Allen Erwachsenen, die nach 1970 geboren wurden, wird zu einer einmaligen Masern-Impfung geraten. Aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen lassen aber viele Eltern ihre Kinder dennoch nicht gegen Masern impfen. Das ist vor allem dann problematisch, wenn das nicht geimpfte Kind erkrankt und mit kleinen Kindern, die noch zu jung für die Impfung sind, oder mit anderen nicht geimpften Personen in Kontakt kommt.
Erst kürzlich hatte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes angekündigt, nach der nicht geimpfte Schüler bei einem Masern-Ausbruch von ihrer Schule befristet vom Unterricht befreit werden können. Diese Regelung gilt bisher nur für kranke Kinder. Eine weitere Maßnahme könnte darin bestehen, den Impfschutz der Kinder bereits bei der Aufnahme in den Kindergarten durch die Gesundheitsämter abzufragen. Eine Impfpflicht sei laut Bahr aber das letzte Mittel.
Nach einer aktuellen Emnid-Umfrage im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums bewerten 78 Prozent der Deutschen eine Masern-Infektion als gefährlich. Die offiziellen Empfehlungen zur Masern-Impfung sind demnach jedoch nur 48 Prozent bekannt. (ag)
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