Zungenfarbe kann auf Diabetes und andere Krankheiten hindeuten

Die Farbe der Zunge liefert wichtige Informationen über verschiedene vorliegende Erkrankungen. So ist es durch die Verwendung von automatischen Zungendiagnosesystemen mittlerweile möglich, verschiedene Krankheiten mit einer Genauigkeit von 94 Prozent korrekt zu diagnostizieren.

Forschende der Middle Technical University in Baghdad und der die University of South Australia haben anhand verschiedener früherer Studien und eigener Untersuchungen analysiert, inwiefern die Zungenfarbe zur Diagnose von Erkrankungen genutzt werden kann. Die Ergebnisse sind in der Schriftenreihe „AIP Conference Proceedings“ des American Institute of Physics veröffentlicht.

Zungenfarbe deutet auf Gesundheitszustand hin

Die Untersuchung der Zunge wurde schon vor 2.000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin zur Diagnose von Krankheiten verwendet. „Vor Tausenden von Jahren leistete die chinesische Medizin Pionierarbeit, indem sie die Zunge untersuchte, um Krankheiten zu erkennen“, berichtet Studienautor Professor Ali Al-Naji.

Dabei könne die Zungenfarbe auf den Gesundheitszustand hinweisen, ohne dass überhaupt ein physischer Kontakt mit den erkrankten Personen erforderlich ist. So seien automatische Zungendiagnosesysteme (ATD) aufgrund der weltweit zunehmenden Fernüberwachung der Gesundheit auf dem Vormarsch.

Wie effektiv diese sind, hat das Team in der aktuellen Übersichtsarbeit analysiert. Die Forschenden verwendeten unter anderem einen Computer und eine USB-Webkamera, um die Bilder der Zunge von insgesamt 50 Teilnehmenden zu analysieren, welche unter Diabetes, Nierenversagen und Anämie litten.

Krankheiten mit Genauigkeit von 94 Prozent erkannt

Die Farben der Zungen auf diesen Aufnahmen wurden mit einer Datenbank verglichen, die 9.000 Bildern von unterschiedlichen Zungen umfasste. Es war den Forschenden möglich, durch die Verwendung von Bildverarbeitungstechniken die oben genannten Krankheiten mit einer Genauigkeit von 94 Prozent richtig zu diagnostizieren, verglichen mit Laborergebnissen.

Anhand der Farbe, Form und Dicke der Zunge ist es möglich, Anzeichen für Diabetes, Leberprobleme, Kreislauf- und Verdauungsstörungen, Bluterkrankungen und Herzkrankheiten zu erkennen, erläutern die Forschenden in einer Pressemitteilung.

Zunge über die Gesundheit aus?

Beispielsweise haben Menschen mit Diabetes eine eher gelbe Zunge, während an Krebs erkrankte Personen eine violette Zunge mit einem dicken fettigen Belag haben, berichtet das Team.

Bei Personen Menschen, die einen akuten Schlaganfall erlitten haben, zeige sich dagegen eine rote Zunge.

Diagnose per Smartphone

„Die neuen Methoden zur Diagnose von Krankheiten anhand des Aussehens der Zunge gehen einen Schritt weiter und werden jetzt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und einer Kamera – sogar einem Smartphone – aus der Ferne durchgeführt“, so Professor Ali Al-Naji.

Eine computergestützte Zungenanalyse sei hochpräzise und durch diese Methode können Krankheiten gleichzeitig sicher und äußerst wirksam aus der Ferne diagnostiziert werden. Zudem ist eine solche Untersuchung kostengünstig und nicht mit Schmerzen verbunden, betonen die Forschenden.

Die Ferndiagnose habe zudem den Vorteil, dass sie auch dann zur Diagnose von Erkrankungen verwendet werden kann, wenn der Zugang zu Gesundheitszentren erschwert ist, beispielsweise bei einer globalen Pandemie wie COVID-19.

So habe es 2022 bereits eine Untersuchung gegeben, in der die Bilder der Zunge von insgesamt 135 Personen mit COVID-19 mit Hilfe eines Smartphones analysiert wurden. Diese ergab, dass 64 Prozent der Erkrankten mit einer leichten Infektion eine blassrosa Zunge aufweisen, so das Team.

62 Prozent der Personen mit einer mittelschweren Infektion hatten eine rote Zunge und 99 Prozent der Erkrankten mit einer schwerem Verlauf von COVID-19 wiesen eine dunkelrote Zunge auf, berichtten die Forschenden weiter.

Außerdem gab es laut den Fachleuten weitere Forschungsarbeiten, in denen Zungendiagnosesysteme eingesetzt wurden, die Blinddarmentzündungen, Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen korrekt diagnostizierten.

Zugendiagnose zeigt hohes Potenzial

All die Studienergebnisse machen deutlich, dass es möglich ist, mehr als zehn Krankheiten anhand einer sichtbaren Veränderung der Zunge mit einer Genauigkeit von 80 Prozent zu diagnostizieren, fassen dei Fachleute zusammen. In der aktuellen Studie seien mit Hilfe der Zungenanalyse drei Erkrankungen sogar mit einer Genauigkeit von 94 Prozent feststellbar gewesen. Dies deute auf das große Potenzial der Zungenanalyse zur zuverlässigen Diagnose von verschiedenen Erkrankungen hin. (as)