Vereinheitlichung der Krankenversicherungssysteme
22.06.2012
Vereinheitlichung von privater Krankenversicherung (PKV) und gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) versus Zweiteilung des Systems. So lassen sich die Positionen der Teilnehmer einer Diskussionsrunde auf dem Hauptstadtkongress 2012 Gesundheit und Medizin in Berlin verkürzt zusammenfassen. Das Thema hat Brisanz, zumal die Zukunft der PKV in den letzten Monaten immer häufiger in Frage gestellt wurde.
Auf dem Hauptstadtkongress 2012 Gesundheit und Medizin haben vergangene Woche Vertreter der Politik, der Ärzteschaft und der Krankenversicherungen im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens diskutiert. Obwohl keine Einigkeit über die Form des zukünftigen Krankenversicherungssystems bestand, wurde deutliche, dass der Fortbestand der privaten Krankenversicherungen besonders hart umstritten ist.
Forderung nach einheitlichem Krankenversicherungssystem
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Gesundheit, Dr. Carola Reimann (SPD), der Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer, Dr. Bernhard Rochell und der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Prof. Dr. Herbert Rebscher haben auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Hauptstadtkongresses 2012 ihre Vorstellungen des zukünftigen deutschen Krankenversicherungssystems diskutiert. Dr. Carola Reimann und Prof. Rebscher sprachen sich für eine Vereinheitlichung des Systems aus, wobei dies jedoch keineswegs mit einer Einheits-Krankenversicherung gleichzusetzen sei. Lediglich der Rahmen müsse für alle Krankenkassen der gleiche sein. Die derzeitige Zweiteilung des Krankenversicherungssystems gelte es zu überwinden. Unterstützt sehen sie ihre Position durch die kürzlich veröffentlichte Gemeinschaftsstudie des Kieler Instituts für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) und der Frankfurter Beratungsfirma PremiumCircle Deutschland GmbH, welche erhebliche Mängel bei dem Versicherungsschutz in zahlreichen PKV-Tarifen deutlich gemacht hatte. Allerdings hatte die Studie auch bei den gesetzlichen Krankenkassen Schwächen offenbart.
Zweiteilung von PKV und GKV erhalten
Jens Spahn sprach sich gegen eine Zusammenführung der privaten und gesetzlichen Krankenkassen aus, da dies die Probleme im Gesundheitswesen nicht löse. Allerdings konnte der CDU-Gesundheitspolitiker in dem von der SPD favorisierten Modell der Bürgerversicherung auch Gemeinsamkeiten mit den Positionen seiner Partei erkennen. Tatsächliche reiche die bisher praktizierte Lohnbasierung der Versicherungsbeiträge nicht aus und insofern mache es Sinn, diese auf eine breitere Basis zu stellen, als ausschließlich auf die einkommensabhängigen Beiträge der Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Denn schon heute fließen pro Jahr bis zu 15 Milliarden Euro aus Steuermitteln in die GKV, so Spahn weiter. Unterstützung der Forderung zum Erhalt des zweigliedrigen Krankenversicherungssystems erhielt Spahn von dem Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer. Dr. Bernhard Rochell betonte, dass „der Systemwettbewerb zwischen PKV und GKV die Innovation voran“ treib und daher zu Erhalten sei. Die in der aktuellen Studie festgestellten Leistungsdefizite gelte es jedoch zu beseitigen. (fp)
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