Zusatzbeiträge der Krankenkassen – ein Grund zum wechseln.
(03.08.2010) Seit Ende 2009 erheben einige gesetzliche Krankenkassen Zusatzbeiträge von bis zu 8,- Euro, um ihren Kapitalbedarf zu decken. Rund 1/5 der 51,5 Millionen Beitragszahler sind von diesen Zusatzbeiträgen betroffen, doch das Bild ist vielschichtig. Während 16 der knapp über 160 gesetzlichen Krankenkassen bisher einen Zusatzbeitrag verlangen, bieten andere Kassen sogar Prämien von bis zu ca. 60,- Euro pro Kalenderjahr, um zusätzliche Kunden zu akquirieren.
Die mit den Zusatzbeiträgen verbundenen erhöhten Kosten für die Versicherten bleiben jedoch nicht ohne Wirkung. So haben im ersten Halbjahr 2010 knapp 500.0000 gesetzlich Versicherte aufgrund der Zusatzbeiträge ihre Krankenkasse gewechselt. Zudem melden einige Versicherungen wie z. B. die KKH-Allianz erstmals sogar Kündigungen von Rentnern und Hartz-IV-Empfängern.
Ein Wechsel „ist aus Sicht der Versicherten angesichts der höheren Kosten durchaus verständlich, zumal die Leistungen nach einem Wechsel nicht schlechter sein müssen", so der Präsident der GVI Siegfried Karle. Zumal nach Aussage der Regierungsparteien von FDP, CDU und CSU, die regulären Beiträge für die Krankenkassen von 14,9 auf 15,5 Prozent angehoben werden sollen und damit die Kosten für die Versicherten ohnehin steigen. Außerdem ist nach Aussage des FDP-Generalsekretärs Christian Lindner neben der Erhöhung der regulären Beiträge mit einem weiteren Anstieg der Zusatzbeiträge zu rechnen.
Alle 16 Krankenkassen die Zusatzbeiträge erheben haben seither massive Rückgänge der Versicherten zu verkraften, wobei vor allem die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK), die KKH-Allianz und die BKK Gesundheit besonders betroffen sind So hat allein die DAK im ersten Halbjahr 2010 ca. 240.000 Mitglieder verloren, die KKH-Allianz ca. 116.000 und die BKK Gesundheit ca. 300.000 (20%) ihrer gesamten Mitglieder. Den Vertretern der DAK und der KKH-Allianz ist bewusst, dass diese Verluste maßgeblich durch die Zusatzbeiträge ausgelöst wurden und so hoffen beide Kassen in den nächsten Jahren wieder ohne entsprechende Aufschlag auszukommen.
Dies ist jedoch nur eine Seite der Medaille, denn Versicherungen die keine Zusatzbeiträge verlangen und teilweise noch mit Prämien locken, konnten weitestgehend erhebliche Zuwächse verzeichnen. So hat Marktführer Barmer GEK z. B. ein Plus von 69.000 Versicherten und die Techniker Krankenkasse ein Plus von 238.000 Versicherten erreicht. Auch die verschiedenen AOKen konnten seit Januar knapp 511.000 Versicherte gewinnen. Derartig gut aufgestellt werden diese Kassen wahrscheinlich auch in Zukunft keine Zusatzbeiträge benötigen und haben damit einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den übrigen gesetzlichen Krankenkassen.
Die Konkurrenz unter der Krankenkassen wird sich jedoch weiter verschärfen und zu einer erheblichen Reduzierung der Anzahl gesetzlicher Krankenversicherungen führen, so dass von den ca. 160 Krankenkassen am Ende nur ca. 100 übrig bleiben dürften, so die Schätzung des Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. Ob sich damit die Leistungen für die Versicherten verbessern werden ist fraglich. Fest steht nur, dass nach dem Sommer das Gesundheitsministerium einen weiteren Gesetzesentwurf vorlegen wird, der es den Kassen ermöglicht, die bisher auf maximal ein Prozent des Einkommens begrenzten Zusatzbeiträge künftig unbegrenzt auszuweiten. Das so die Kosten des Gesundheitssystem maßgeblich über die Versicherten beglichen werden sollen, wird vom Kassen-Spitzenverband stark kritisiert. Einsparungen wie z. B. eine Nullrunde für Ärzte und Krankenhäuser wären nach Ansicht der Verbandsvorsitzenden Doris Pfeffer eine weit sinnvollere Lösung gewesen, um die steigenden Kosten des Gesundheitswesens in den Griff zu bekommen. (sb)
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