Plant die Krankenkasse Vereinigte IKK die Einrichtung eines Zusatzbeitrages?
13.05.2011
Laut Medienberichten müssen sich Versicherte der gesetzlichen Krankenkasse Vereinigte IKK anscheinend auf einen Zusatzbeitrag einrichten. Von der Kasse selbst wird diese Meldung weder bestätigt noch konkret dementiert.
Zusatzbeitrag bei der Vereinigten IKK
Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen sind äußerst unbeliebt. Im letzten Jahr hatte sich gezeigt, dass solche zusätzlichen Beiträge Mitglieder verprellen und zum Wechsel in andere Kassen animieren. Nach Informationen des Nachrichten-Onlineportals „Welt Online“ müssen sich Versicherte der finanziell angeschlagenen Innungskrankenkasse „Vereinigten IKK“ anscheinend auf einen Zusatzbeitrag einstellen. Den Anstoß für die Vermutung hat der SPD Bundestagspolitiker Klaus Brandner geliefert. In einem Interview hatte Brandner gemahnt, die Krankenkasse benötige dringend finanzielle Hilfen. Ansonsten „ist ein Zusatzbeitrag unvermeidlich“, mahnte der Politiker, der auch Mitglied im Verwaltungsrat der Vereinigten IKK ist. Gesundheitsökonomen hatten bereits vor einiger Zeit davor gewarnt, dass die Vereinigte IKK mit einem Minus von rund 50 Millionen Euro zu kämpfen hat. Verwaltungsratsmitglied Klaus Brandner sagte dem Blatt, die Ausgaben übersteigen derzeit die laufenden Einnahmen. Im Gesundheitsfonds werden bei den Zuweisungen die regionale Unterschiede nicht bedacht. Sehr wohl sind die Gesundheitskosten von Region zu Region verschieden. In höherwertigen Versorgungsstrukturen wie in Großstädten sind naturgemäß die Ausgaben höher.
Vereinigte IKK dementiert Finanzsorgen
Im Gegensatz zu dieser Meinung korrigiert die Kasse Berichte, die über finanzielle Nöte berichten. So schreibt die IKK auf ihrer Seite: „Die Vereinigte IKK erhebt bisher keinen Zusatzbeitrag, ist nicht verschuldet und kann deshalb auch nicht von einer Schließung bedroht sein, weil sie über ausreichend Liquidität sowie Vermögenswerte verfügt. Die Vereinigte IKK ist weder insolvent noch verschuldet – über eine Schließung wird nicht diskutiert. Die Vereinigte IKK ist handlungsfähig.“ Es wurden auch keine strukturellen Maßnahmen wie Teilzeit-Beschäftigungen eingeleitet.
Verwaltungsausschuss berät über Sanierungsmaßnahmen
Am heutigen Freitag kommt der Verwaltungsausschuss zusammen, um über Sanierungsmaßnahmen zu beraten. Weil mögliche finanzielle Hilfen anderer Innungskrankenkassen nicht ausreichen könnten, wird auch über die Einführung eines Zusatzbeitrages debattiert. Aus internen Kreisen hieß es dazu, die Einführung als solches sei unausweichlich, „es geht nur noch um die Höhe des Zusatzbeitrages“. Die anderen Kassen im Verbund haben bereits ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Die „IKK classic“ schränkte die Unterstützung jedoch ein. So hieß es, man wolle der angeschlagene Kasse nur dann unter die Arme greifen, wenn neben Sparmaßnahmen auch ein Zusatzbeitrag erhoben wird. Eine Sprecherin der Vereinigten IKK widersprach dieser Mahnung nicht, erklärte jedoch gegenüber der Zeitung, der Verwaltungsrat werden über verschiedene Maßnahmen"zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit" diskutieren. Ein Zusammenschluss von IKK Classic und der Vereinigter IKK zu einer der größten deutschen Krankenkassen war Anfang des Jahres gescheitert. Die IKK Classic lehnte das Fusionsangebot aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage der Vereinigten IKK ab.
1,7 Millionen Versicherte betroffen
Von einem möglichen Zusatzbeitrag wären rund 1,7 Millionen Krankenversicherte betroffen. Die Vereinigte IKK ist damit die zweitgrößte Innungskasse in Deutschland und um ein Vielfaches größer als die bald schließende City BKK. Ein Sprecher des Bundesversicherungsamtes versicherte, dass die Vereinigte IKK keine drohende Pleite angezeigt habe. Derzeit liege der Behörde von zwei Kassen eine Meldung einer drohenden Insolvenz vor. „Die benannte Krankenkasse ist nicht darunter“, so der Sprecher. Erhebt eine Krankenkasse einen zusätzlichen Beitrag, so können Versicherte von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Nach Ankündigung der Einführung haben Mitglieder die Möglichkeit, sich eine andere Krankenkasse ohne zusätzlichen Beitrag zu suchen. Im letzten Jahr haben über 500.000 Menschen von ihrem Sonderrecht auf Kündigung Gebrauch gemacht. Hauptgrund war der Zusatzbeitrag. (sb)
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