Ein Jahr nach unserer letzten Umfrage haben wir wieder eine Umfrage von Infratest Dimap durchführen lassen. Bei gleicher Fragestellung ist die Zustimmung zur Legalisierung von Cannabis von 30 auf 42 Prozent gestiegen! Das ist der höchste bisher in einer repräsentativen Umfrage ermittelte Wert.
Außerdem glauben 51 Prozent der Befragten, dass Cannabis in Deutschland für Erwachsene in einigen Jahren legal erhältlich sein wird.
Vor einem Jahr hatte der Deutsche Hanfverband mit seinen Kino-Spots die bisher größte PR-Kampagne für eine vernünftige Cannabispolitik in Europa gestartet. Etwa 2,7 Millionen mal wurden die Spots in Kinos und auf Youtube angeschaut und es gab viel Medienresonanz. Die erneute Umfrage sollte auch den Erfolg dieser Maßnahme messen.
Dazu DHV-Sprecher Georg Wurth:
12 Prozent mehr Zustimmung zur Legalisierung als vor einem Jahr – das zeigt die ungeheure Dynamik, die das Thema zur Zeit hat. Viele Fachleute haben sich in den letzten Monaten für die Legalisierung ausgesprochen. Von Strafrechtsprofessoren bis zur Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen ist man sich einig, dass wir in Sachen Cannabis neue Wege gehen müssen. Der wortgewaltige Richter Andreas Müller hat viele zum Nachdenken gebracht. In Anbetracht der Entwickungen in den USA und Uruguay glaubt offenbar mittlerweile eine Mehrheit der Deutschen, dass die Legalisierung nur noch eine Frage der Zeit ist.
Wir gehen davon aus, dass auch wir mit den Spots und anderen Aktionen zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Wir werden uns weiter bemühen, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass ein Schwarzmarkt der falsche Ansatz ist. Wenn das so weitergeht, haben wir bald eine Mehrheit für Cannabis-Fachgeschäfte.
Doch schon heute sehen wir die Politik im Zugzwang. Es gibt keine Experten mehr, die die Kriminalisierung der Konsumenten befürworten. Selbst der ausgewiesene Cannabisgegner Professor Rainer Thomasius spricht sich dafür aus, für den Besitz kleiner Mengen zum Eigenverbrauch keine Strafen mehr zu verhängen.
Außerdem ist es an der Zeit, die Auswirkungen eines regulierten Cannabismarktes in kleinem und zeitlich begrenztem Umfang zu prüfen. Wenn eine Mehrheit der Deutschen in absehbarer Zeit mit einer Legalisierung von Cannabis rechnet, sollten Modellprojekte genehmigt werden, wie sie von Friedrichshain/Kreuzberg, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Münster und Bezirksparlamenten in Frankfurt und Köln gefordert werden.
Infratest Dimap fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen:
Die Ermöglichung eines legalen und regulierten Erwerbs von Cannabis findet in Deutschland weiterhin keine Mehrheit. Allerdings ist binnen eines Jahres die Offenheit gegenüber Ideen zur Cannabis-Legalisierung nach dem Vorbild anderer Länder gewachsen: Vier von zehn Bundesbürgern (42 Prozent) würden derzeit die Einrichtung von Fachgeschäften begrüßen, in denen Volljährige, Cannabis legal und reguliert erwerben können. Im Oktober 2014 war es ein knappes Drittel der Bundesbürger (30 Prozent). Sechs von zehn (57 Prozent) lehnen weiterhin legale Einkaufsmöglichkeiten ab, nach 68 Prozent im vergangenen Jahr.
Politische Mehrheiten für den legalen Erwerb von Cannabis durch Volljährige finden sich in den Reihen der Bundestagsparteien nach wie vor allein bei den Anhängern von Grünen (67 Prozent) und Linken (56 Prozent). Bei den Anhängern der SPD (44:55 Prozent), vor allem aber bei den Wählern der Union (29:70 Prozent) überwiegt die Ablehnung dagegen jeweils deutlich.
Hälfte der Deutschen rechnet mit Cannabis-Legalisierung in Deutschland in einigen Jahren
Die Erwartungen der Bundesbürger an die künftige Entwicklung der Rechtssituation gehen sichtbar auseinander: Die eine Hälfte (51 Prozent) glaubt, Cannabis wird in Deutschland in einigen Jahren legal für Erwachsene erhältlich sein, während sich die andere Hälfte (47 Prozent) dies nicht vorstellen kann.
Mit einer langfristigen Legalisierung von Cannabis in Deutschland rechnen vor allem Anhänger von Grünen (64 Prozent) und Linkspartei (65 Prozent). Bei den Unions-Anhängern überwiegt demgegenüber die Ansicht, Cannabis wird auch in einigen Jahren nicht legal erwerbbar sein (44:54 Prozent). Die SPD-Wähler sind in ihrer Erwartungshaltung (51:47 Prozent) gespalten. (pm)
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