Arzneimittel-Zuzahlungen für Kassenpatienten steigen erneut. Gesetzlich Krankenversicherte müssen bei Arzneimitteln immer mehr zuzahlen
10.02.2011
Kassenpatienten müssen immer höhere Summen für Arzneimittel aus eigener Tasche bezahlen. 1,8 Milliarden Euro mussten gesetzlich Krankenversicherte nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes im vergangenen Jahr bei Arzneimitteln zuzahlen. Die Summe, der von den Kassenpatienten selbstständig aufzubringenden Mittel für benötigte Arzneimittel, ist im Jahr 2010 um rund 71 Millionen (vier Prozent) auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen. Der langjährige Trend steigender Zuzahlungen setzte sich demnach auch im vergangenen Jahr fort, so die Mitteilung des Deutschen Apothekerverbandes am Donnerstag in Berlin
Kassenpatienten zahlen 2,40 Euro pro Medikament dazu
Durchschnittlich musste jeder Kassenpatient den Angaben des Apothekerverbandes zufolge 2,40 Euro pro Packung erstandener Arzneimittel zuzahlen. Allerdings sind hier die von Zuzahlungen befreiten Medikamente mit eingerechnet. Generell müssen gesetzlich Versicherte bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zehn Prozent des Preises aus eigener Tasche zahlen , wobei mindestens fünf und höchstens zehn Euro fällig werden. Die Kassen bestimmen jedoch einen Festbetrag, den sie bereit sind für die Arzneien zu erstatten. Sollte dieser vom tatsächlichen Preis deutlich unterschritten werden (um 30 Prozent), sind die entsprechenden Arzneimittel von einer Zuzahlung durch die Patienten befreit. Außerdem können Kassenpatienten bei ihrer Versicherung einen Antrag auf Befreiung von den Zuzahlungen stellen, wenn sie mehr als zwei Prozent des Jahresbruttoeinkommens (bei chronisch Kranken mehr als ein Prozent) für Arzneimittel ausgeben.
Zuzahlungen für Arzneimittel steigen seit Jahren
Die Summe der Zuzahlungen ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen – von 1,626 Milliarden Euro im Jahr 2007, auf 1,674 Milliarden Euro im Jahr 2008, 1,696 Milliarden Euro im Jahr 2009 und 1,767 Milliarden im Jahr 2010. Dabei war für die höheren Belastungen der Kassenpatienten im vergangenen Jahr vor allem die Herabsetzung der Festbeträge zum 01. September 2010 verantwortlich, da viele ehemals von Zuzahlungen befreiten Medikamente seither zuzahlungspflichtig sind. Für die Patienten eine der direkt spürbaren Auswirkungen der schwarz-gelben Gesundheitsreform. Obwohl CDU, CSU und FDP eigentlich einen höheren Preisdruck für die Hersteller und am Ende niedrigere Arzneimittelkosten für alle erreichen wollten, offenbaren die aktuellen Zahlen des Apothekerverbanden ein anderes Bild – die Zeche zahlen erneut die Versicherten. (fp)
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Bild: Andreas Morlok / pixelio.de
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