Knochenmarktransplantation erfolgreich gegen Aids
04.07.2013
Zwei HIV-Patienten aus den USA haben nach einer Knochenmarktransplantation keine nachweisbaren Aids-Erreger mehr im Blut. Das bedeutet aber nicht, dass sie geheilt sind.
Knochnmarktransplantation bei Krebspatienten
Nachdem zwei HIV-Patienten eine Knochenmarktransplantation erhalten haben, können bei ihnen keine Aids-Erreger mehr im Blut nachgewiesen werden. Wie US-Mediziner aus Boston auf der Internationalen Aidskonferenz in Kuala Lumpur berichteten, habe einer der Männer seit sieben und der andere seit 15 Wochen keine HIV-Medikamente mehr genommen. Timothy Henrich vom Brigham and Women’s Hospital erklärte: „Obwohl diese Ergebnisse aufregend sind, bedeuten sie nicht, dass die Männer geheilt sind.“ Um zu sehen, was die Therapie wirklich bewirkt habe, müsse man mindestens noch ein Jahr abwarten. Unter anderem im Gehirn oder im Verdauungstrakt könnten noch Viren schlummern. Die Transplantationen bei den beiden Männern,die an Lymphdrüsenkrebs erkrankt waren, liegen zwei beziehungsweise fünf Jahre zurück, die HIV-Medikamente wurden aber erst vor wenigen Wochen abgesetzt. Ein dritter Patient, der ebenfalls behandelt worden war, starb an den Folgen seiner Krebserkrankung.
Fall in Berlin sorgte für weltweites Aufsehen
Im Jahr 2008 hatte ein Patient aus Berlin für weltweites Aufsehen gesorgt. Bei ihm war ebenfalls nach einer Knochmarktransplantation die Zahl der HI-Viren unter die Nachweisgrenze gesunken. Die Knochenmarkspende war im Rahmen einer Blutkrebstherapie durchgeführt worden. Auch damals wollten die Ärzte nicht von einer Heilung sprechen. Der damals behandelnde Arzt Gero Hütter, der heute an der Universität Heidelberg arbeitet, erklärte, dass Knochenmarktransplantationen keine generelle Therapieoption gegen Aids seien. Transplantationen seien mit einem zu hohen Risiko verbunden, da das Immunsystem des Empfängers gezielt geschwächt werde. Die Ärzte hatten deswegen sowohl in Boston als auch in Berlin die Behandlung nur im Fall von sehr schwer erkrankten Krebspatienten eingesetzt.
Geheilter Patient gründet HIV-Stiftung
Hütter wies auf einen Unterschied des damaligen Falles hin: „Im Vergleich zu den beiden Patienten aus Boston ist der Berlin-Patient sehr viel intensiver untersucht worden, und eine dauerhafte Heilung von HIV ist inzwischen als sicher anzunehmen.“ Mit seiner Beteiligung bestätigte dies ein Forscherteam in einer Studie, die das Online-Journal „PLOS Pathogens“ im Mai veröffentlichte. „Dem Berlin-Patienten geht es sehr gut, er lebt ja seit gut drei Jahren wieder in den USA und hat inzwischen seine eigene HIV-Stiftung gegründet", so Hütter. Vor allem weil in der Vergangenheit ähnliche Fälle missglückt seien, sind die neuen Fälle aus Boston interessant. Was zum Erfolg beigetragen habe, sei noch nicht klar. „Im Fall des Berliner Patienten war es sicherlich die besondere Spenderauswahl, was aber bei diesen beiden Patienten aus Boston nicht erfolgt ist."
Therapie bei infiziertem Baby
Im März sorgte der Fall von einem Neugeborenen in den USA für großes Aufsehen. Deborah Persaud vom Johns Hopkins Children’s Center in Baltimore (Maryland) berichtete, dass ein Neugeborenes, das sich bei seiner Mutter mit HIV infiziert hatte, mit antiretroviralen Medikamenten therapiert wurde. Die Ärzte begannen 30 Stunden nach der Geburt mit einer Kombinationstherapie aus drei Medikamenten und bereits am 29. Tag konnten mit Standardtests keine Erreger mehr nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Viren durch die schnelle Behandlung keine „stille Reserve“ aufbauen konnten und dass das Kind praktisch geheilt ist.
Fünf Jahre bis zur Heilung
Das erste mal, dass man von einer Heilung von dem HI-Virus sprach, war 2007, als der Amerikaner Timothy Ray Brown sich wegen einer Leukämieerkrankung einer Stammzellentransplantation unterzog. Dabei wurden ihm die Zellen eines Spenders mit einer seltenen Genmutation eingesetzt, die die Resistenz gegenüber dem HI-Virus erhöhen. Deutsche Ärzte erklärten Brown zwei Jahre nach der Transplantation vom HI-Virus geheilt. Auch wenn es erfolgreiche Behandlungen gab, sei das Verfahren zu komplex, um bei allen Patienten Anwendung zu finden. Der Münchner Internist Hans Jäger schätzt aber ein, dass die Immunschwächeerkrankung schon bald heilbar sein werde. Fünf Jahre sind laut Auffassung des Experten „ein realistischer Zeitraum, in dem wir heilen können.“ (ad)
Bild: Andreas Dengs, www.photofreaks.ws / pixelio.de
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