29.06.2012
Sogenannte Schreibabys sind für Eltern oft eine erhebliche Belastungsprobe, zumal sie häufig nicht Wissen, weshalb der Nachwuchs sich gerade so lauthals beschwert. Doch längst nicht jedes Baby, dass öfter am Tag für längere Zeit weint, ist aus medizinischer Sicht als Schreibaby zu beurteilen, so die aktuelle Mitteilung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf Basis einer australischen Studie berichtet, sind viele Eltern fälschlicherweise davon überzeugt ein Schreikind zu haben. Zwar kann das Kreischen und Weinen auch schon bei kurzer Dauer zu einer psychischen Belastung werden, doch als Schreibaby gelten Säuglinge erst, wenn sie „täglich mehr als drei Stunden an mindestens drei Tagen der Woche über mehr als drei Wochen aus unerklärlichen Gründen“ schreien, erläuterte Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin in Weimar und Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen.
Zwei Stunden Schreien in den ersten Lebenswochen normal
Hingegen ist Schreien von zwei Stunden am Tag bei Babys in den ersten Lebenswochen durchaus normal und kein Grund zur Sorge, so die Mitteilung des BVKJ. Weinen die Säuglinge tatsächlich rund drei Stunden oder mehr am Tag, lassen sich dabei kaum beruhigen und kommen Still- oder Schlafprobleme hinzu, empfiehlt die Expertin des BVKJ Hilfe beim Kinder- und Jugendarzt in Anspruch zu nehmen, nicht zuletzt um mögliche Ursachen der Schreikrämpfe zu ermitteln. Fühlen sich die Eltern durch das ständige Weinen des Kindes überfordert, sollten sie ebenfalls frühzeitig ärztliche Unterstützung hinzuziehen, „denn überforderte Eltern neigen dazu, falsch zu handeln, und es besteht die Gefahr, dass sie den Säugling zum Beispiel schütteln, was zu lebensgefährlichen Schäden führen kann“, warnt Dr. Monika Niehaus.
Mit dem Alter reduzieren sich die Schreikrämpfe der Babys
Die Ursache des ständigen Weinens der Schreibabys ist laut Aussage der Experten vermutlich eine Regulationsstörung, die verhindert, dass sich die Babys ihrem Alter entsprechend selbst beruhigen können. Allerdings spielen unter Umständen auch andere Faktoren eine Rolle. Hier helfe der „Kinder- und Jugendarzt, Fütter- und Stillprobleme oder eine überforderte Verdauung aufzudecken und weiß, wo Eltern eine eingehende Beratung erhalten“, betonte die Pressesprecherin BVKJ in Thüringen. Die Metastudie australischer Forscher habe ergeben, dass einige Methoden durchaus hilfreich gegen die ständigen Schreikrämpfe des Nachwuchses sein können. Hier ist zum Beispiel das Füttern bei ersten Unmutszeichen des Babys zu nennen, aber auch viel Hautkontakt könne das Weinen reduzieren, erläuterte Dr. Monika Niehaus. Kinder, die bereits im Schreikrampf gefangen sind, sollten laut Aussage der Expertin solange ruhig auf dem Arm gehalten werden, bis sie trinkbereit sind. Mit dem zunehmenden Lebensalter des Nachwuchses geht auch das Schreien zurück und reduziert sich bei Babys im Alter zwischen zehn und zwölf Wochen auf durchschnittlich 70 Minuten pro Tag, erklärte Dr. Niehaus. Ab einem Alter von fünf Monaten ist das ständige Geschrei bei einer „gesunden“ neuronalen Reifung dann meist überwunden, so die Expertin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte weiter. (fp)
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Bild: Sabrina Gonstalla / pixelio.de
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