Verbesserte Hodenkrebs-Therapie durch Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung
13.06.2014
Bei Hodenkrebs kann die Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung zu deutlichen Verbesserungen der Therapie führen. Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Ulm kommt zu dem Ergebnis, dass „jeder sechste Hodenkrebspatient eine effektivere Therapie erhält, wenn sein behandelnder Arzt nach der Diagnose eine Zweitmeinung einholt.“ Vielfach kann auf Basis der Zweitmeinung auch die Medikamentendosis verringert werden, so dass die Betroffenen durch die Behandlung weniger belastet sind. Die Wissenschaftler hoffen, dass Modell künftig auch bei anderen Krebsarten anwenden zu können.
Das Forscherteam um Projektleiter Professor Dr. Mark Schrader von der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Ulm überprüfte im Rahmen seiner aktuellen Studie die Wirkung des Projekts „Zweitmeinung Hodentumor“. Rund 15 Prozent aller neuen Hodentumoren werden mittlerweile im Rahmen diese nationalen Projekts durch einen weiteren Mediziner bewertet. Es sieht vor, dass sobald der behandelnde Arzt ein bösartiges Geschwulst im Hoden seines Patienten entdeckt, die Untersuchungsergebnisse und der Therapieplan mittels einer Internet-basierten Datenbank an Experten der Deutschen Hodentumorstudiengruppe übermittelt werden. Hier erhält der Arzt „innerhalb von 48 Stunden eine Antwort auf seine Therapieanfrage“, berichtet die Deutsche Krebshilfe, die als Förderer des Projektes auftritt. Bis heute wurden durch die Experten mehr als 3.000 Zweitmeinungen abgegeben.
Verbesserte Therapie, weniger Medikamente
Die Forscher der Uniklinik Ulm untersuchten knapp 1.000 Fälle von Hodenkrebspatienten, für die zwischen den Jahren 2006 und 2011 eine Zweitmeinung eingeholt wurde. Die Auswertung habe gezeigt, dass sich „bei fast 40 Prozent der Patienten Unterschiede zwischen Therapieplan des Anfragenden und Zweitmeinung eines Hodentumorexperten“ ergaben. Bei jedem sechsten Betroffenen wurde die ursprüngliche Therapieplanung aufgrund der Zweitmeinung verändert und bei bei jedem vierten Patienten konnte die Medikamentendosis sogar verringert werden, berichtet die Deutsche Krebshilfe. „Weniger Medikamente bedeuten eine geringere Belastung für den Betroffenen und eine Steigerung der Lebensqualität“, betonte der Projektleiter Prof. Schrader. Insgesamt habe die Studie belegt, „wie wichtig das Einholen einer zweiten Meinung bei Hodenkrebs ist.“
Vorteile für Ärzte und Patienten
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, erklärte, dass „die Vorteile eines solchen Projektes für Ärzte und Patienten klar auf der Hand liegen.“ Schnelle Bearbeitungszeiten seien garantiert, die behandelnden Ärzte müssten nicht darum fürchten, ihre Patienten an andere Ärzte zu verlieren und die Therapiesicherheit werde deutlich verbessert. Nettekoven zufolge hat das Projekt „Zweitmeinung Hodentumor“ Vorbildcharakter auch für andere Krebsarten. Das Konzept dahinter sei unmittelbar und effektiv. Zunächst können jedoch lediglich die Hodenkrebspatienten hiervon profitieren. Rund 4.000 Neuerkrankungen an Hodenkrebs sind in Deutschland jährlich zu verzeichnen, wobei die Erkrankung überwiegend jüngere Männer trifft. Zwar gehören Hodentumore insgesamt zu den eher seltenen Krebserkrankungen, doch in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen bilden sie die häufigsten bösartigen Tumore bei Männern. (fp)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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