Carl Baunscheidt (1809–1873), der Erfinder der Brustmilchpumpe, entdeckte, damals 36-jährig, ein interessantes Phänomen. Er litt unter Gelenkbeschwerden der Hände. Als er im Sommer 1848 in seinem Garten einschlief, trieben ganz besonders stechfreudige Mücken ihr Unwesen. Sie stachen Baunscheidt unzählige Male in seine schmerzenden Hände. Als er erwachte, machte er eine außergewöhnliche Feststellung: Durch die Mückenstiche waren die Schmerzen wie weggeflogen.
Die Familienchronik der Baunscheidts berichtet, das Carl Baunscheidt zu diesem Zeitpunkt Kontakt zu einem Missionar aus China gehabt hat. Dieser Missionar hatte ihm bereits von den Erfolgen der chinesischen Akupunktur berichtet. Aus dieser Beobachtung heraus entwickelte er seinen berühmtem „Lebenswecker“ zum Erzeugen künstlicher Mückenstiche. Die „Akupunktur“ des Westens war geboren. Ende des 19. Jahrhunderts war der Baunscheidtismus weit verbreitet. Der einfache Mann ebenso wie Napoleon III. Gehörten zu den begeisterten Anhängern der Heilmethode.
Seine Befürworter setzten den Nadelapparat schließlich zur Behandlung jeglicher Krankheit ein. Leider nicht ohne Folgen! Denn eine Therapie, welche für sich in Anspruch nimmt, ein „Allheilmittel“ zu sein, wird unglaubwürdig. So geriet die Baunscheidt-Therapie in Vergessenheit, da seriöse Behandler sie nicht mehr verwenden mochten.
Erst 1928 beschrieb Dr. med. Bernhard Aschner die Baunscheidt-Therapie erneut in seinem „Lehrbuch der Konstitutionstherapie“. Nun kam die Methode wieder etwas häufiger zum Einsatz. Heute ist der Baunscheidtismus jedoch durch die Traditionelle Chinesische Medizin und die Neuraltherapie erneut in den Hintergrund getreten. Den Grundlagen der Baunscheidt-Therapie sollten daher wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, auch um Nutzen und Wert dieser einfachen und effektiven Behandlungsmethode zu beurteilen und sie gezielt für Patienten einzusetzen.
Das berühmteste Zitat Carl Baunscheidts will ich meinen Lesern nicht vorenthalten: „Wenn ich arm und nackt als Schiffbrüchiger an ein fremdes Gestade geworfen würde, ich fände überall Freunde meiner Heilweise.“
Carl Baunscheidt veröffentlichte sein Buch im Jahre 1851. Wissenschaft, Medizin und Forschung haben sich stetig weiter entwickelt. Die Grundidee des Baunscheidtismus aber hat bis heute zum Wohle der Patienten einen wichtigen Stellenwert in der Naturheilkunde. (Heinz Kropmanns, Heilpraktiker und Präsident des Verbandes Deutscher Heilpraktiker e.V.)
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