Eine Entschlackungskur soll den Körper aus Sicht der Naturheilkunde (beziehungsweise der Komplementär- oder Alternativmedizin) von Stoffen befreien, die sich vermeintlich als sogenannte „Schlacken“ eingelagert haben. Dabei soll es sich zum Beispiel um mit der Nahrung oder aus der Umwelt aufgenommene Giftstoffe oder Abfallprodukte des Stoffwechsels handeln.
Inhaltsverzeichnis
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Entschlackung“?
Das Wort „Schlacke“ wurde ursprünglich für Verbrennungsrückstände verwendet, die bei der Gewinnung von Metallen anfallen. Eine „Entschlackung“ meint im industriellen Bereich zum Beispiel die Reinigung eines Hochofens.
Der Arzt Otto Buchinger, der das Buchinger-Heilfasten einführte, übernahm die Begriffe in den Dreißigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts für vermeintliche Stoffwechselrückstände und Ablagerungen von Giftstoffen im Körper („Schlacken“) und deren Beseitigung („Entschlackung“). Dabei ist jedoch nicht näher definiert, was man unter diesen „Schlacken“ versteht.
Heute wird häufig das aus dem Englischen stammende Wort „Detox“ (für „entgiften; Detoxification = Entgiftung) gleichbedeutend mit „Entschlackung“ oder „Entgiftung“ benutzt. In den letzten Jahren ist ein regelrechter „Detox“-Trend zu beobachten: In Supermärkten und Reformhäusern gibt es immer mehr Produkte, vor allem viele Tees und Smoothies, die den Körper entgiften sollen. Eine nachweislich entschlackende oder entgiftende Wirkung haben sie in der Regel nicht, sind dafür aber häufig sehr teuer. Falls Sie mehr dazu erfahren möchten, haben wir am Ende dieses Artikels einen interessanten Bericht der Verbraucherzentrale zum Thema „Detox“ für Sie verlinkt.
Wie Schlacken aus Sicht der Naturheilkunde entstehen
Aus Sicht der Naturheilkunde können Schlacken durch viele verschiedene Faktoren entstehen. Dazu zählen eine ungesunde oder unausgewogene Ernährung, ungenügendes Kauen, Konservierungsstoffe, denaturierte (stark verarbeitete) Nahrungsmittel, Umweltgifte, Pollen, Schimmelpilze, Hausstaub, Chemikalien (beispielsweise in Möbeln, Teppichen, Farben, Lacken), Medikamente oder aber Amalgam in Zahnfüllungen. Auch Alkohol und Nikotin tragen laut dieser Theorie zur vermehrten Bildung von Schlacken bei, ebenso wie Bewegungsmangel, Flüssigkeitsmangel, Stress, Ärger oder Angst. Die Schlackenstoffe lagern sich demnach an den unterschiedlichsten Stellen im Körper ab, etwa in den Gelenken, dem Gewebe, der Darmschleimhaut, den Gefäßen und den Organen.
Wie sich Schlacken aus Sicht der Naturheilkunde bemerkbar machen
Bei einer Anhäufung von Schlacken im Körper können aus Sicht der Naturheilkunde beziehungsweise der Komplementär- oder Alternativmedizin folgende Symptome entstehen:
- Kopfschmerzen
- Verstopfung
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- geschwächtes Immunsystem
- Erschöpfung
- Schlafstörungen
- chronische Müdigkeit
- Leistungsmangel
- innere Unruhe
- Konzentrationsschwäche (vor allem bei Kindern)
Unbehandelt können sich laut der Schlackentheorie daraus möglicherweise Krankheiten wie Allergien, chronische Infekte, rheumatische Erkrankungen, Diabetes, Gicht, Neurodermitis, Schuppenflechte oder das Burnout-Syndrom entwickeln.
Hinweis: Wenn Sie eines oder mehrere der oben aufgelisteten Symptome über einen längeren Zeitraum bei sich beobachten, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate ziehen.
Entschlackung aus schulmedizinischer Sicht
Die Schulmedizin (evidenzbasierte Medizin) lehnt die Schlackentheorie ab, da das Vorhandensein von Schlacken im Körper bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Demnach bilden sich in einem gesunden Körper keine Rückstände, weil sämtliche Giftstoffe oder Stoffwechselendprodukte über die Entgiftungs- beziehungsweise Ausscheidungsorgane Niere, Leber, Darm, Haut und Lunge ausgeschieden werden. Krankheiten wie beispielsweise Gicht und Arterienverkalkung (Arteriosklerose) entstehen zwar laut wissenschaftlicher Erkenntnisse ebenfalls aus schädlichen Ansammlungen von Stoffen im Gewebe (Uratkristalle bei Gicht, Cholesterin und Kalk bei Arteriosklerose), doch erreicht man aus schulmedizinischer Sicht durch die vorgeschlagenen Entschlackungsmaßnahmen der Naturheilkunde keinen Abbau dieser Rückstände.
Einige Maßnahmen, die im Rahmen einer Entschlackungs- oder Detoxkur in der Naturheilkunde empfohlen werden, sind dennoch auch aus schulmedizinischer Sicht sinnvoll. Jedoch nicht, um vermeintliche Schlacken abzubauen oder auszuscheiden, sondern weil sie ganz allgemein die Gesundheit fördern sowie die Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane in ihrer natürlichen Funktion unterstützen und zu ihrer Gesunderhaltung beitragen können. Dazu zählen beispielsweise eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, regelmäßige Saunagänge, maßvolle und regelmäßige Bewegung, Abbau von Stress, eine gute Flüssigkeitsversorgung sowie der Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
Maßnahmen zur Ausleitung vermeintlicher Schlacken
Bei einer Entschlackungskur zur Ausleitung der vermeintlich im Körper befindlichen Rückstände und Giftstoffe sind vor allem folgende Organe von Bedeutung: Nieren, Leber, Haut, Darm und Lymphsystem. Aus naturheilkundlicher Sicht ist das Ziel einer Entschlackungskur, zuerst alle Schlacken im Körpergewebe zu lösen und diese im Anschluss daran über die genannten Organe auszuleiten, beziehungsweise diese Organe durch gezielte Unterstützung zu entgiften.
Niere
Das Entschlacken über die Niere erfolgt laut der Schlackentheorie größtenteils durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Werden im Körper Schadstoffe gelöst, zum Beispiel aus dem Fettgewebe, so müssen diese durch genügend Wasser ausgeschwemmt werden, da sie sich sonst an anderen Körperstellen wieder neu einlagern könnten. Laut der Theorie könnte das die Beschwerden verschlimmern.
Aus Sicht der Schulmedizin schafft eine gesunde Niere die Reinigung des Blutes von Schadstoffen ohne zusätzliche Unterstützung, sodass eine Einlagerung von Rückständen erst gar nicht erfolgt. Eine gesunde Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern Wasser oder Kräutertee täglich wird jedoch auch hier empfohlen, um die Nieren in ihrer natürlichen Funktion zu unterstützen und gesund zu halten.
Während einer Entschlackungskur sollte die Mindestmenge an Flüssigkeit höher liegen. Sie errechnet sich mit der Formel Körpergewicht x 35/1000 = Liter Neutralflüssigkeit am Tag, das sind bei einem 70 Kilogramm schweren Menschen circa 2,45 Liter am Tag. Unter Neutralflüssigkeit ist ausschließlich Wasser ohne Kohlensäure zu verstehen.
Um die Ausscheidungsfunktion der Nieren zusätzlich zu unterstützen, werden in der Naturheilkunde Pflanzen mit harntreibender Wirkung für Tees, Extrakte oder Urtinkturen eingesetzt. Dazu zählen zum Beispiel Brennnessel, Goldrute, Petersilie, Schachtelhalm oder Bärentraube.
Leber
Die Leber ist das wichtigste und größte Entgiftungsorgan im Körper. Die Leber filtert Giftstoffe aus dem Blut, welche anschließend über die Nieren oder den Darm ausgeschieden werden. Ist unser Körper aus Sicht der Naturheilkunde zu sehr „verschlackt“, ist die Leber überfordert und kann ihre Arbeit nicht mehr schaffen.
Um die Leber zu entgiften, setzt die naturheilkundliche Behandlung auf Bitterstoffe. Diese sind enthalten in Nahrungsmitteln wie Rucola, Chicorée, Radicchio und den Kräutern Löwenzahn und Brennnessel. Die Pflanzen Mariendistel und Goldrute helfen ebenfalls beim Entgiften der Leber. Die Mariendistel wirkt schützend, stärkend und entgiftend auf die Leber, die Goldrute hat in erster Linie einen harntreibenden Effekt, wird jedoch bei Entgiftungstherapien der Leber häufig zusätzlich empfohlen, da die Arbeitsprozesse von Leber und Nieren ineinandergreifen.
Haut
Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und gehört ebenfalls zu den Ausscheidungsorganen. Der Ausscheidungsprozess der Haut wird in erster Linie durch das Trinken von viel stillem Wasser oder Kräutertee unterstützt. Kneippsche Güsse, Bürstenmassagen, Bäder und Saunagänge sind ebenfalls gute Möglichkeiten, um die Hautdurchblutung anzuregen und so aus naturheilkundlicher Sicht Schlacken auszuleiten.
Darm
Der Darm spielt bei der Abwehr von Krankheiten eine große Rolle. Siebzig Prozent der Abwehrzellen und somit ein großer Teil des Immunsystems befinden sich im Darm. Aus Sicht der Naturheilkunde behindern Schlacken im Darm die gesunde Abwehr, wodurch sich laut der Schlackentheorie vor allem eine erhöhte Infektanfälligkeit und Allergien entwickeln können.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Einnahme von Antibiotika oder eine einseitige, ungesunde Ernährung Faktoren sind, die die Darmflora schädigen können. Dies hat jedoch demnach nichts mit Schlacken zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die Zusammensetzung und die Besiedelungsdichte der Bakterien im Darm aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Die nachfolgenden Tipps können die Darmgesundheit sowohl aus naturheilkundlicher als auch aus schulmedizinischer Perspektive unterstützen.
Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse wirkt sich positiv auf die Darmschleimhaut aus. Sauerkrautsaft oder frisches Sauerkraut hat ebenfalls einen äußerst günstigen Einfluss auf die Darmflora. Außerdem kann es sinnvoll sein, nach der Einnahme von Antibiotika die Darmflora durch die Gabe spezieller Bakterienkulturen kurweise wieder aufzubauen. Lassen Sie sich dazu gegebenenfalls in Ihrer Arztpraxis, Naturheilpraxis oder in der Apotheke beraten.
Um Schadstoffe aus dem Darm auszuleiten, empfiehlt die Naturheilkunde häufig auch Heilerde. Diese kann verschiedene Schadstoffe binden, sodass sie anschließend besser ausgeschieden werden können. Auch Präparate aus Vulkangestein sind in der Lage, Schadstoffe an sich zu binden und auszuleiten.
Lymphsystem
Das Lymphsystem besteht aus einer eigenen speziell zusammengesetzten Flüssigkeit, der sogenannten Lymphe oder Lymphflüssigkeit, den Leitungsbahnen, den Lymphknoten, der Milz und dem Thymus (auch Thymusdrüse genannt). Es ist neben dem menschlichen Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem von Nähr- und Abfallstoffen und spielt eine wichtige Rolle für die Immunabwehr des Körpers. Nähere Informationen zum Lymphsystem finden Sie in unserem Artikel „Das menschliche Lymphsystem“.
Aus naturheilkundlicher Sicht übernimmt das Lymphsystem eine wichtige Aufgabe im Ausleitungssystem des Körpers. Pflanzen wie Löwenzahn, Ringelblume, Schöllkraut und Kermesbeere können dieses System unterstützen, reinigen und die Fließeigenschaften der Lymphe verbessern. Außerdem können nach der Entschlackungstheorie Lymphdrainagen die Ausleitung angefallener Schadstoffe und Rückstände unterstützen.
Ergänzende Maßnahmen zum Reinigen und Entschlacken
Aus naturheilkundlicher Sicht kann eine Entschlackungskur durch sogenannte Ausleitverfahren gut unterstützt werden. Dazu zählen beispielsweise Schröpfen, Baunscheidtieren, Aderlass, Blutegeltherapie oder Einläufe. Auch das Heilfasten soll den Körper entgiften und entschlacken. Massagen und Lymphdrainagen können laut dieser Theorie ebenfalls eine Entschlackung fördern.
Begleitend zur Entschlackungskur empfehlen viele Naturheilkundige eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Dabei sollte das Gemüse abends am besten leicht gedünstet und nicht roh verzehrt werden. Auch leichte Kost mit Suppen, Reis und Getreidegrützen wird häufig empfohlen. Zusätzlich sollte jeden Tag auf eine ausreichende Trinkmenge (stilles Wasser und Kräutertee) geachtet werden.
Der Verzehr von Fleisch und Wurst sollte so weit wie möglich reduziert oder ganz eingestellt werden. Das Gleiche gilt für Alkohol, Nikotin, Kaffee, schwarzen Tee und Süßigkeiten.
Viel Bewegung, frische Luft, Entspannungsmethoden wie Yoga oder Progressive Muskelrelaxation sollen ebenfalls eine gute Unterstützung beim Entschlacken bieten und langfristig dazu führen, dass sich keine Schlacken aufbauen. (sw, kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- www.verbraucherzentrale.de. Detox - gesünder durch Entgiftung? Artikel vom 19.04.2019, Verbraucherzentrale
- Klein, Alice & Kiat, Hosen. (2014). Detox diets for toxin elimination and weight management: A critical review of the evidence. Journal of human nutrition and dietetics: the official journal of the British Dietetic Association. 28. 10.1111/jhn.12286., ResearchGate
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.