Ein allgemeines Krankheitsgefühl ist unspezifisch. Betroffene fühlen sich abgeschlagen. Sie sind müde, Beine und Arme scheinen schwer wie nach harter körperlicher Arbeit. Die Betroffenen haben Probleme, sich zu konzentrieren, und ihnen wird schwindlig. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, jedoch oft um Symptome einer Erkrankung, zum Beispiel einer viralen Erkältung oder eines grippalen Infekts. Stress aber auch ersthafte Krebserkrankungen können ebenso ursächlich sein, weshalb ein genaueres Hinschauen wichtig ist.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Ein allgemeines Krankheitssymptom kann diverse physische und psychische Ursachen haben. Eine unvollständige Liste:
1) Chronischer Stress und Raubbau an den Ressourcen des Körpers
2) Übersteigerter Ehrgeiz, Perfektionismus und ein „Nicht zur Ruhe kommen“
3) Kränkungen, Misserfolge und Mobbing
4) Verlustängste
5) Traumatische Erfahrungen (Trauma)
6) Schlafstörungen, gestörter Biorhythmus
7) Erkältung
8) Grippaler Infekt
9) Vitaminmangel, Unterernährung und einseitige Ernährung
10) Alkohol- und Drogenmissbrauch
11) Eine Unterfunktion der Schilddrüse
12) Diverse Infektionskrankheiten, von Nasennebenhöhlenentzündung bis zu Magen-Darm-Infektionen
13) Herzinsuffizienz
14) Auotimmunerkrankungen
15) Depressionen
16) Angststörungen
17) Allergien
18) Vergiftungen
19) Medikamente, Nebenwirkungen und Unverträglichkeit
20) Krebs – Erkrankungen
Unbestimmtes Krankheitsgefühl ein Warnsignal
Die Symptome müssen keine Infektion kennzeichnen. Oft handelt es sich um ein Warnsignal des Körpers, der suggeriert: Ich brauche eine Pause.
Wenn wir uns chronisch überarbeiten, auf Dauer zu wenig Schlaf finden, unseren Biorhythmus mit Kaffee, Zigaretten oder sogar stärkeren Mitteln künstlich ausdehnen, sind unsere Ressourcen irgendwann erschöpft.
Wir überfordern unseren Körper aber nicht nur mit Arbeit, sondern auch mit exzessiver Freizeit: Ständige Technoparties bis in den nächsten Tag hinein, die sich nur mit Extasy oder Kokain durchhalten lassen, durchgezockte Nächte an Ego-Shootern ohne frische Luft und gesundes Essen treiben ebenso Raubbau am Körper.
Müdigkeit, Schwindel und schwere Gliedmaßen zeigen dann „nur“, was dringend notwendig ist: Duschen Sie heiß, nehmen Sie ein Entspannungsbad, legen Sie sich ins Bett und schlafen. Schalten Sie einen Tag ihr Smartphone aus, beantworten Sie keine Emails und lassen Sie das Laptop geschlossen.
Unser Körper ist zwar kein Subjekt mit eigenem Willen, aber der Begriff Warnsignal ist keine reine Metapher. Wenn wir unseren Organismus auf Dauer über seine Grenzen hinaus strapazieren, führt das wahrscheinlich auf Dauer zu ernsten Erkrankungen.
Wer nicht auf seinen Körper hört, der nimmt on the long term nicht nur Schwindel oder Abgeschlagenheit in Kauf, sondern fördert Herzerkrankungen, Kreislaufbeschwerden und steigert das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt.
Äußert sich permanenter Stress aber als allgemeines Krankheitsgefühl, dann verschwinden die Symptome, wenn wir uns ausruhen.
Ursache Burnout
Vor allem die Abgeschlagenheit, also eine kurzfristige Ermüdung, körperliche wie seelische Erschöpfung und das allgemeine Fehlen von Energie lässt sich zwar durch Ruhepausen „heilen“, es ist aber auch die Vorphase eines Burnout.
Der Burnout äußert sich ähnlich, nur dass hier Erholungsphasen die Abgeschlagenheit nicht mehr ausgleichen können. Dazu treten Konzentrationsprobleme und ein starker Leistungsabfall. Im Unterschied zu Depressionen fehlt aber eine generell düstere Weltsicht und das Gefühl, keine Perspektive zu haben.
Ursache Infektionen
Die häufigste Ursache für ein allgemeines Krankheitsgefühl ist jedoch eine Infektion, meist ein grippaler Infekt oder eine Erkältung – verantwortlich sind Viren. Das geschwächte Immunsystem bietet in der Folge auch einen Zugang für Krankheiten erregende Bakterien.
Auch ernste Krankheiten äußern sich zuerst in einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Hier zeigen weitere Symptome, worum es sich handelt.
Psychische Ursachen
Es gilt inzwischen als erwiesen, dass ein allgemeines Krankheitsgefühl eng mit der psychischen Verfassung der Betroffenen zusammen hängt. Depressive Stimmungen und noch mehr klinische Depressionen verstärken die Beschwerden oder lösen sie sogar aus. Das gilt auch für Angststörungen.
Eine Betroffene schreibt: „Ich fühle mich, als ob ich einen Infekt habe, der einfach nicht gehen will! Finde auch niemanden, der mir hilft. Ich war gestern bei einem Neurologen, welcher auch Psychologe ist. Der hatte eigentlich keine Zeit, was er mir immer wieder zu verstehen gegeben hat. Also bin ich da raus und war total frustriert und enttäuscht. Jetzt sitze ich hier und habe das Gefühl, ich werde nie wieder gesund. Wenn dieses blöde Krankheitsgefühl doch wieder verschwinden würde.“
Ihren Text postete sie auf einem Forum für Menschen, die an Angststörungen leiden, und verschiedene Ärzte machten diese Störung für ihr allgemeines Krankheitsgefühl verantwortlich.
Depressionen lassen sich an weiteren Symptomen erkennen: Zum Gefühl des Abgeschlagen Seins, den Problemen, sich zu konzentrieren, der Müdigkeit und den bleiernen Gliedern treten hier Schuldgefühle, gestörter Schlaf, eine durchgehend negative Sicht auf die Welt, zwanghafte Ängste und Hoffnungslosigkeit.
Depression verursacht kognitive, psychomotorische und andere Dysfunktionen wie Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Verlust der sexuellen Lust, Verlust an fast allen Beschäftigungen, Schlafstörungen und ein Gefühl der Niedergeschlagenheit.
Insbesondere depressive Männer gehen meist wegen ihren körperlichen Symptomen zum Arzt, und die Ursache lässt sich leicht verwechseln: Schlafstörungen und Raubbau an der Gesundheit, starkes Rauchen, Alkohol und andere Drohungen sind alles Auslöser für ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Bei einer Depression handelt es sich aber um Folgen der psychischen Störung.
Diagnose und Verlauf
Ein allgemeines Krankheitsgefühl erfordert keine spezifische Diagnose, da es sich nicht um eine eigene Krankheit handelt. Der Arzt fragt vielmehr nach den Umständen: Setzt sich der Betroffene dauerhaft außerordentlichem Stress aus, geht gerade eine Erkältung um oder eine Virusinfektion?
Betroffene können sich auch selbst folgende Fragen beantworten:
1) Welche Gefühle haben Sie?
2) Treten diese Gefühle zum ersten Mal auf? Wenn nicht, wann verschwanden sie wieder?
3) Fühlen Sie sich überlastet?
4) Treiben Sie Sport?
5) Wie viel und welchen Sport betreiben Sie?
6) Leiden Sie unter Vor- oder Erberkrankungen, vergangenen Operationen oder Folgen von Unfällen?
7) Wie sieht ihre Ernährung aus?
8) Welche Medikamente nehmen Sie?
9) Leiden sie unter Allergien?
10) Wie sieht es mit Genussmitteln, Drogen, Zigaretten, Koffein und Alkohol aus?
Handelt es sich um einen grippalen Infekt, zeigt sich das sehr schnell und deutlich. Die Symptome verschlimmern sich stündlich, und hinzu kommen Husten, Schnupfen und Fieber.
Ob es sich um eine Erkältung handelt, findet der Arzt und auch der Betroffene einfach heraus. Hier ist das allgemeine Krankheitsgefühl nicht das Erstsymptom. Eine sich anbahnende Erkältung zeigt sich nämlich am Anfang mit leichten Schmerzen im Hals. Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Müdigkeit, Schnupfen, Husten und Schwindel gesellen sich erst später dazu.
Diagnose
Ein allgemeines Krankheitsgefühl kann auf unterschiedlichste Erkrankungen hindeuten. Deshalb ist die Gefahr groß, die Symptome fehlzudeuten. Erst weitere Symptome, oder dessen Fehlen, ermöglichen eine genaue Diagnose.
Die Betroffenen sollten deshalb unbedingt genau beobachten, was in ihrem Körper passiert, wie lange das allgemeine Krankheitsgefühl anhält, ob es dauerhaft ist oder in Schüben auftritt, ob es mit bestimmten Situationen in Zusammenhang stand – und vor allem sollten Betroffene es ernst nehmen.
Ein allgemeines Krankheitsgefühl wegzudrängen, ist vermutlich das größte Problem. Noch (!) erscheinen die Symptome den Betroffenen nicht dramatisch. Die Arbeit oder Party geht vor, und statt sich zu schonen, wird weitergemacht wie bisher, bis sich aus dem allgemeinen Gefühl eine ernstere Krankheit entwickelt.
Auch wenn es sich nicht um Symptome einer lebensbedrohlichen Krankheit handelt, sagt der Körper die Wahrheit: Jetzt ist Schonung angesagt, weitere Belastungen verlängern nur die Heilung.
Behandlung
Das allgemeine Krankheitsgefühl lässt sich nicht gezielt behandeln, behandeln lassen sich hingegen die Ursachen. Generell gilt aber, unabhängig von der spezifischen Ursache: Belasten Sie ihren Körper nicht. Ruhen Sie sich aus.
Ihr Körper braucht jetzt seine Ressourcen, um die Beschwerden zu bekämpfen. Das gilt für alle Krankheiten, die das allgemeine Gefühl ausdrückt.
Vorbeugung
Als Begleiterscheinung von Krankheiten lässt sich dem Gefühl nicht direkt vorbeugen. Indirekt können Sie aber durchaus Vorsorge leisten. Je stärker das Immunsystem ist, umso besser verhindern sie Krankheiten im Vorfeld.
Gerade das allgemeine Krankheitsgefühl als Warnsignal muss nicht sein, wenn wir unseren Körper nicht erst dann schonen, wenn er bereits überlastet ist. Sie können also, wenn Sie noch gesund sind, dem Körper seine nötige Regeneration bieten.
Bewegen Sie sich an der frischen Luft, lüften Sie bei Computerarbeit regelmäßig ihre Wohnung, gönnen Sie sich mindestens alle 45 Minuten eine kurze Pause. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
Beobachten Sie sich selbst: Fühlen Sie sich ausgelaugt und wird ihnen öfter schwummrig? Wenn Sie den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen, Kaffee trinken und rauchen, ist das kein Wunder. Trinken Sie zwischendurch einfach ein Glas Wasser. Zumindest das Schwindelgefühl kann an einem banalen Mangel an Flüssigkeit liegen.
Schlafen Sie, wenn Sie müde sind. Trinken Sie nach 18.00 keine aufputschenden Getränke mehr wie Kaffee, schwarzen Tee, Mate oder Energy-Drinks. Sorgen Sie dafür, dass sie 6-8 Stunden Schlaf bekommen.
Trennen Sie Berufs- vom Privatleben, so weit das möglich ist. Wenn Sie per Home Office arbeiten, richten Sie sich feste Stunden ein.
Organisieren Sie ihr Multitasking. Was als besondere Anpassung an einen flexiblen Arbeitsrhythmus gilt, führt auf Dauer unweigerlich zu Krankheiten, denn wir können den Körper nicht nur physisch, sondern auch kognitiv überlasten, und dann schaltet er ab. Erledigen Sie Aufgaben deshalb nacheinander und nicht gleichzeitig.
Legen Sie ein Wochenende in der Natur, einen kleinen Ausflug oder einen Abend mit Freunden ein. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Klaus Windgassen; Rainer Tölle: Psychiatrie, Springer, 2014
- Otto Benkert: StressDepression: Warum macht Stress depressiv? Warum macht die Depression das Herz krank?, C.H.Beck, 2009
- Siegfried Hofmann et al.: "Infektionen in der Orthopädie und Traumatologie", Der Orthopäde, Volume 37 Issue 7, 2008, Springer Link
- Peter Keel: Müdigkeit, Erschöpfung und Schmerzen ohne ersichtlichen Grund, Springer, 2014
- Hans-Ulrich Comberg: Allgemeinmedizin: 39 Tabellen, Thieme, 2004
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.