Als Anusschmerzen oder auch Afterschmerzen werden Beschwerden im Bereich des Afters bezeichnet, welcher als Austrittsöffnung des Darms am Po für die Kontrolle der Stuhlentleerung und die Kontinenz des Mastdarms zuständig ist. Die Ursachen für Afterbeschwerden sind vielfältig und reichen von Problemen beim Stuhlgang über falsche Intimhygiene bis hin zu verschiedenen Erkrankungen wie zum Beispiel einem Abszess, Hämorrhoiden oder einer Analthrombose.
Schmerzen im Afterbereich sind ein häufiges Problem, welches leider häufig aufgrund von Scham versteckt gehalten und dementsprechend oft erst spät oder gar nicht ärztlich abgeklärt wird. Auch wenn sich Anusschmerzen meist als ungefährlich herausstellen, sollte jedoch gerade bei anhaltenden Schmerzen und/oder begleitenden Symptomen wie Blut im Stuhl oder Fieber immer vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, denn diese können durchaus ein Hinweis auf ernstere Erkrankungen sein.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Unter dem Begriff Anusschmerzen bzw. Afterschmerzen werden normalerweise Beschwerden im Bereich des Afters am Po und Enddarms zusammengefasst. In der Medizin wird hier von einer „Proktalgie“ gesprochen, das entsprechende medizinische Teilgebiet, welches sich mit Erkrankungen des Enddarms und des Analkanals beschäftigt, nennt sich „Proktologie“ bzw. „Koloproktologie“ (von griechisch proktosfür „After“, kolon für „Darm“ und „-logie“ für Lehre).
Als Anus bzw. After wird dabei die hintere Ausmündung des Darmkanals bzw. die Austrittsöffnung des Darms bezeichnet, dessen Aufgabe in der Kontrolle der Stuhlentleerung (Defäkation) besteht. Der Anus wird in erster Linie durch zwei wichtige Ringmuskeln gebildet: dem Musculus sphincter ani internus, welcher den unwillkürlichen Abgang von Stuhl verhindert und dem Musculus sphincter ani externus, welcher den Anus verschließt.
Ursachen und Symptome
Schmerzen am Anus treten relativ häufig auf und können auf vielfältige Ursachen zurückzuführen sein. In vielen Fällen handelt es sich um Verdauungsprobleme wie Verstopfung oder Durchfall, eine zu starke oder auch unzureichende Intimhygiene bzw. bestimmte Inhaltsstoffe in Intimpflegeprodukten oder die Haut reizende Wäsche, die für Beschwerden in diesem Bereich verantwortlich sind. Ebenso kommen aber auch verschiedene Erkrankungen im Afterbereich in Betracht wie zum Beispiel Hämorrhoiden oder Analfisteln. Die Ursachen werden im Folgenden erklärt.
Hämorrhoiden
Oft ist ein Hämorrhoidalleiden die Ursache für Schmerzen im Analbereich. Bei den Hämorrhoiden bzw. Hämorriden handelt es sich um arteriovenöse Gefäßpolster, die den Analkanal wie ein Polster von innen auskleiden und dadurch im Afterbereich sozusagen als „Feinverschluss“ fungieren. Hämorrhoiden sind demzufolge ein ganz normaler Bestandteil des Verdauungssystems – krankhaft werden sie erst, wenn sich in ihnen das Blut staut und nicht mehr richtig abfließen kann. In der Folge vergrößern sich die Hämorrhoiden und es kommt zu typischen Symptomen wie Anusschmerzen, Afterjucken, Blutungen, einem unangenehmen Druckschmerz und Afterbrennen. In vielen Fällen kommt ein Gefühl der unvollständigen Entleerung sowie eine Störung der sogenannten „Feinkontinenz“ hinzu, die wiederum zu Schmieren, Nässen und stuhlverschmutzer Wäsche führen kann. Häufig wird ein Hämorrhoidalleiden durch Bewegungsmangel oder eine anhaltende Verstopfung (oft durch ballaststoffarme Ernährung) ausgelöst, durch welche harter Stuhlgang entsteht und starkes Pressen erforderlich wird. Auch unter der Geburt kann schnell ein Hämorrhoidalleiden entstehen, ebenso scheinen sich Übergewicht (Adipositas) und ständig sitzende Tätigkeiten begünstigend auszuwirken.
Analthrombose
Auch eine Analthrombose (auch „unechte Hämorrhoide“) kann die Ursache für Afterschmerzen sein. Diese ist durch zumeist mehrere blau-rötliche Knoten gekennzeichnet, die sich im Gegensatz zu Hämorrhoiden nicht im Anus, sondern am Rand des Afters befinden. Auslöser der Analthrombose ist ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Venen, welches unter anderem durch intensive körperlicher Betätigung, langes Sitzen auf kalten Flächen, hormonelle Umstellungen (Periode, Schwangerschaft, Geburt) oder auch durch übermäßigen Konsum von Alkohol, Kaffee und scharfen Gewürzen entstehen kann. Neben einer plötzlich auftretenden schmerzhaften Wölbung am Afterrand kann es hier auch zu Juckreiz, einem Spannungsgefühl oder Brennen kommen. Bei der Kontrolle mit einem Spiegel können sich unterschiedlich viele von Haut bedeckte Knoten zeigen, die teilweise kaum zu erkennen sind, in anderen Fällen aber auch Kirschkern- oder seltener sogar Pflaumengröße erreichen können.
Schmerzen am After nach dem Stuhlgang
Sind die Schmerzen am After sehr stark und dabei stechend oder bohrend und treten vor allem bei und nach der Stuhlentleerung auf, kann auch eine Analfissur die Ursache sein, die teilweise auch als „Afterriss“ bezeichnet wird. Bei dieser handelt es sich um einen länglichen Riss in der Schleimhaut des Analkanals, der meist im zum Steißbein hin gelegenen Bereich auftritt. Häufig kommt es durch die starken Schmerzen dazu, dass Betroffene kaum noch sitzen können, außerdem kann es zu Blut im Stuhl oder Blutspuren auf dem Toilettenpapier kommen. Wodurch genau ein solcher Afterriss entsteht, ist bislang nicht eindeutig geklärt – begünstigend scheint jedoch harter Stuhlgang, aber auch anhaltender Durchfall oder ein Hämorrhoidalleiden zu sein, auch Sexualpraktiken wie Analverkehr oder die Einführung von Gegenständen in den After können zu einem Schleimhautriss führen. Darüber hinaus kann eine Fissur auch infolge verschiedener Grunderkrankungen wie zum Beispiel chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder Infektionskrankheiten (z.B. Syphilis, Tuberkulose) auftreten (sekundäre Analfissur).
Analfisteln und Abszesse
Kommt es durch entzündliche Veränderungen im Bereich der „Afterdrüsen“ (Proktodealdrüsen) zu einer abgekapselten eitrigen Entzündung (Abszess), kann auch diese der Grund für eine mitunter sehr stark schmerzende Schwellung und Rötung am Afterrand sein. Um eine Ausdehnung der Entzündung zu vermeiden, wird ein solcher Abszess normalerweise für den Eiterabfluss operativ eröffnet – manchmal platzt dieser aber auch spontan auf und übelriechender Eiter gelangt durch die Haut nach außen.
Liegt ein solcher Abszess tiefer, ist er meist nur schwer zu erkennen und wird oft erst dadurch entdeckt, dass parallel ein allgemeines Krankheitsgefühl oder Fieber besteht. Nachdem ein Abszess nach außen gedrungen ist, kann eine sogenannte „Analfistel“ zurückbleiben, wobei es sich um einen schmalen, röhrenförmigen Gang handelt, der die entzündete Afterdrüse mit der Haut verbindet. Kennzeichnend für eine Analfistel sind ebenfalls Schmerzen im Afterbereich, typisch ist außerdem chronisch auftretendes Nässen und eitrige Sekretabsonderungen, die häufig in der Unterwäsche zu erkennen sind und oft mit Juckreiz und Hautirritationen einhergehen.
Besteht Verdacht auf eine Fistel, sollte die Behandlung möglichst schnell erfolgen, denn unbehandelt kann sich diese weiter ausdehnen und dadurch eine Schädigung der Schließmuskulatur bewirken. Da Analfisteln jedoch normalerweise nicht von alleine ausheilen, besteht der gängige Behandlungs-Weg in einer Operation, bei der die Fistel aufgespaltet (Fistulotomie) sowie das gesamte entzündliche Material der Proktodealdrüse durch eine Ausschabung (Kürettage) des Fistelbodens entfernt wird.
Behandlung bei Schmerzen im Analbereich
Da Beschwerden am Anus häufig auf relativ „harmlose“ Gründe zurückzuführen sind, helfen oftmals bereits einige Verhaltensänderungen (Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und Flüssigkeit etc.), Hausmittel oder Salben oder Cremes aus der Apotheke, um die Schmerzen sowie andere Symptome zu lindern. Dennoch kann es sich gerade bei begleitenden Symptomen wie Blut im Stuhl, starken Schmerzen beim Stuhlgang und anhaltender Verstopfung auch um eine ernsthafte Erkrankung handeln – hier ist also eine medizinische Abklärung unverzichtbar!
Liegt ein Hämorrhoidalleiden vor, sollte zunächst dafür gesorgt werden, dass Verstopfungen gelöst werden, um starkes Pressen beim Stuhlgang zu vermeiden. In diesem Zusammenhang sollte unbedingt auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und Flüssigkeit geachtet werden, zudem helfen eine Reihe weiterer Hausmittel gegen Verstopfung, die Beschwerden zu lindern. Darüber hinaus können in leichteren Fällen Salben oder Zäpfchen aus der Apotheke gegen die Schmerzen und den Juckreiz helfen – halten die Beschwerden jedoch an oder treten Hautreizungen auf, sollte jedoch auf jeden Fall Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. In schwereren Fällen können die Hämorrhoiden je nach Stadium verödet (Sklerosierung) oder mit Gummiringen abgebunden (Gummiligaturbehandlung) werden, bei einem fortgeschrittenen Leiden wird normalerweise eine Operation erforderlich.
Auch bei einer akuten Analfissur sollten Betroffene dringend darauf achten, ihren Stuhlgang zu regulieren, da die Beschwerden ebenfalls sehr häufig durch Verstopfung bzw. harten Kot entstehen. Neben dem können auch hier lokal betäubende Salben gegen die Schmerzen eingesetzt werden, teilweise wird das betäubende Mittel auch direkt unter den Afterriss gespritzt. Bei einer chronischen Analfissur kommen unter anderem Arzneistoffe wie Glyceroltrinitrat oder Nifedipin zum Einsatz, in schwereren Fällen kann jedoch auch eine OP erforderlich werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und den Betroffenen von den Schmerzen zu befreien.
Eine Analthrombose bildet sich normalerweise innerhalb einiger Tage bzw. weniger Wochen von selbst zurück, daher kann bei geringfügigen Schmerzen auf eine Behandlung ganz verzichtet oder aber bei leichteren Schmerzen und Druckgefühlen auf Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) zurückgegriffen werden. Betroffene sollten während der Ausheilung jedoch auf strenge Bettruhe achten und einen weichen Stuhlgang fördern, indem sich ballaststoffreich ernährt und ausreichend getrunken wird. Im Falle starker Beschwerden wird die Thrombose unter örtlicher Betäubung entweder komplett operativ entfernt oder es wird ein Schnitt in den Knoten gesetzt, so dass der Thrombus ausgeräumt werden kann.
Naturheilkunde bei Afterschmerzen
Um die Beschwerden bei einem Hämorrhoidalleiden oder bei einer Analfissur nachhaltig lindern zu können, besteht ein zentraler Schritt darin, für weichen und wohlgeformten Stuhl zu sorgen, um ein Pressen bei der Entleerung zu vermieden. Hierfür ist vor allem eine ballasstoffreiche und ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie ausreichend Bewegung und Flüssigkeitszufuhr (min. 2 Liter am Tag) elementar. Lecker und gesund sind hier zum Beispiel getrocknete Feigen, in denen lösliche und unlösliche Ballaststoffe enthalten sind, die beide als sanfte „Darmreiniger“ arbeiten, auch getrocknete ungeschwefelte Dörrpflaumen aus dem Biomarkt eigen sich sehr gut als Verdauungshelfer: Fünf Stück über Nacht in Wasser eingeweicht und am nächsten Morgen nüchtern mit etwas Naturjogurt gegessen, können bei Verstopfungen eine wahre Wohltat sein.
Da bei Erkrankungen im Analbereich häufig auch starker Juckreiz und Hautreizungen auftreten, können Kräuter-Bäder zusätzlich für eine Linderung der Beschwerden sorgen. Hier kann zwischen einem Sitzbad in warmem Wasser oder einem Dampfbad, bei welchem die betroffenen Bereiche heißem Wasserdampf aussetzt werden, gewählt werden. Gerade das Dampfbad hat hier allerdings den Vorteil, dass die schmerzenden Stellen sanfter erreicht werden, als beim direkten Sitzen in der Wanne und dadurch auch nicht so stark aufweichen – empfehlenswert also vor allem bei stärkeren Hautreizungen bzw. ausgeprägteren Hämorrhoiden, Fissuren usw. Um die schmerzenden Stellen zu „bedampfen“, wird kochendes Wasser beispielsweise mit 500 Gramm Eichenrinde oder etwa 15 Tropfen von echtem Lavendelöl in einen Behälter gegeben, der das eigene Körpergewicht tragen kann (Wanne oder Eimer aus Metall o.ä.). Darauf kommt ein stabiles Brett, auf das sich so gesetzt wird dass sich der Anus direkt über dem Dampf befindet – dabei sollte natürlich der Abstand so eingehalten werden, dass die Hitze nicht als unangenehm empfunden wird.
Als Alternative zu den Bädern eignen sich bei Afterbeschwerden auch Umschläge oder Auflagen sehr gut. Diese können beispielsweise mit Salben oder Ölen getränkt oder auch mit Kräutern gefüllt werden, um dann für einige Zeit auf die betroffene Stelle gelegt zu werden. Empfehlenswert sind hier ebenfalls entzündungshemmend und wundheilend wirkende Kräuter wie echter Lavendel, Johanniskraut oder Eichenrinde. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jochen Lange; Bernward Mölle; Josef Girona: Chirurgische Proktologie, Springer, 2011
- Adil E. Bharucha; Tae Hee Lee: "Anorectal and Pelvic Pain", in: Mayo Clinic Proceedings, Volume 91 Issue 10, 2016, Mayo Clinic
- Henning Rohde: Lehratlas der Proktologie, Thieme, 2007
- Jörg Rüdiger Siewert; Hubert J. Stein: Chirurgie, Springer, 2012
- Irmtraut Koop: Gastroenterologie compact: Alles für Klinik und Praxis, Thieme, 2013
- Darmpaxis Essen: www.enddarmzentrum-essen.de (Abruf: 10.08.2019), Analfisteln
- V. Diehl; M. Classen; K. Kochsiek: Innere Medizin, Urban & Fischer, 2003
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.