Treten in der Nacht immer wieder Atemaussetzer auf, wird in der Medizin von einer „Schlafapnoe“ beziehungsweise einem „Schlafapnoesyndrom“ gesprochen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Atemregulationsstörung, bei der die Atmung während des Schlafs wiederholt für wenige Sekunden aussetzt und hierdurch ein gesunder, tiefer Schlaf unmöglich wird.
In der Folge leiden Betroffene unter anderem an chronischer Tagesmüdigkeit und Konzentrationsstörungen. Zudem steigt das Risiko für einen Herzinfarkt, Bluthochdruck und andere ernsthafte Krankheiten. Dementsprechend sollte bei typischen Anzeichen wie starkem Schnarchen mit unregelmäßigen Pausen und chronischer Tagesmüdigkeit unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden.
Inhaltsverzeichnis
Schlafapnoe: Die wichtigsten Fakten
- Symptomatik: Lautes, unregelmäßiges Schnarchen mit wiederholten Atemaussetzer im Schlaf, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen, Sekundenschlaf, morgendliche Kopfschmerzen, Schwindel, reduzierte sexuelle Lust.
- Ursachen: Verengung der oberen Atemwege und anatomische Besonderheiten (vergrößerte Mandeln, Polypen), Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel, genetische Faktoren, Fehlfunktion im Zentralen Nervensystem.
- Folgen: Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfälle, einen Herzinfarkt, Ängste und Depressionen.
- Diagnose: Anamnese und körperliche Untersuchung, Untersuchung im Schlaflabor (Messung von Atemfrequenz, Puls, Sauerstoffsättigung), Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI).
- Behandlung: Häufig hilft es bereits, auf Nikotin zu verzichten und Übergewicht abzubauen. Neben dem bestehen eine Reihe weiterer Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel spezielle Masken (CPAP-Maske), Nasenpflaster, Biss-Schienen und operative Eingriffe (Gaumensegelstraffung, Entfernung der Gaumenmandeln), mit denen die Atemprobleme normalerweise gut therapiert werden können.
- Weitere Tipps: Schlafhygiene (seitliche Schlafposition, geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus) beachten, Verzicht auf Alkohol und Beruhigungsmittel, leichte Kost am Abend und ein gut belüftetes Schlafzimmer.
Definition und Symptomatik
Mit dem Begriff „Atemaussetzer“ wird normalerweise die relativ häufig auftretende so genannte „Schlafapnoe“ (oder auch: „Schlafapnoesyndrom“) beschrieben. Kennzeichnend für diese Atmungsstörung sind lautes und unregelmäßiges Schnarchen sowie Atemaussetzer im Schlaf, welche häufiger als fünf Mal pro Stunde und jeweils länger als zehn Sekunden anhalten.
Der Körper schlägt hierduch „Alarm“, indem er eine Aufweckreaktion herbeiführt, damit Betroffene Luft holen können. Diese wachen davon zwar nicht auf, dennoch führen die so genannten „Hyperventilationsphasen“ zu einem gestörten Schlafrhythmus mit weitreichenden Folgen, zu denen vor allem eine extreme Tagesmüdigkeit mit Einschlafneigung („Sekundenschlaf“), Konzentrationsstörungen und eine verminderte Leistungsfähigkeit zählen.
Teilweise neigen Personen mit Schlafapnoe zudem zu Ängsten, Verstimmungen und Depressionen, ebenso sind morgendliche Kopfschmerzen, Schwindel, verringerte sexuelle Lust und Potenzprobleme möglich. In nicht wenigen Fällen führt eine Schlafapnoe auch zu sehr ernsthaften oder sogar lebensbedrohlichen Beschwerden.
So erhöht sich das Risiko für Bluthochdruck und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was schlimmstenfalls zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen kann. Auch beschleunigt Schlafapnoe den Alterungsprozess und erhöht das Risiko für einen vorzeitigen Tod.
Die gefährlichen Atemaussetzer in der Nacht stellen kein seltenes Phänomen dar. Vielmehr zählt das Syndrom, von dem laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin hierzulande etwa zwei bis vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen sind, zu den am häufigsten vorkommenden Schlafstörungen.
Ursachen von Atemstörungen im Schlaf
Atemaussetzer werden in den allermeisten Fällen durch ein so genanntes „obstruktives Schlafapnoesyndrom“ verursacht. Bei diesem tritt während des Schlafes eine Erschlaffung der Schlundmuskulatur ein, wodurch die oberen Atemwege teilweise oder sogar vollständig blockiert werden.
Hierduch wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und es kommt zu einem plötzlichen Abfall von Puls und Blutdruck. Das Gehirn schlägt Alarm und löst eine Aufweckreaktion („Arousal“) aus, wodurch Betroffene kurz wach werden, um Luft zu holen.
Das Aufwachen wird zwar normalerweise nicht bewusst wahrgenommen, dennoch wird der Schlafrhythmus jedes Mal erneut unterbrochen und die Herzfrequenz und der Blutdruck gesteigert. Schlafapnoeiker werden bis zu mehrere Hundert Mal pro Nacht auf diese Weise „geweckt“, wodurch ein gesunder, tiefer Schlaf unmöglich wird.
Die Ursachen der nächtlichen Verengung beziehungsweis Blockade der oberen Atemwege sind vielfältig und komplex. Neben einer genetischen Disposition können zum Beispiel Besonderheiten im Mund- und Rachenraum wie vergrößerte Mandeln, verkrümmte Nasenscheidewände, Polypen, ein zu großes Gaumensegel oder ein zu kleiner Unterkiefer der Grund sein.
Schwere Formen der Schlafapnoe treten häufig auch im Zusammenhang mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21) oder angeborenen Fehlbildungen wie beispielsweise der so genannten „Pierre-Robin-Sequenz“ auf. In diesen Fällen kommt es häufig dazu, dass Anomalien wie eine vergrößerte beziehungsweise in den Rachen verlagerte Zunge oder ein übergroßes Zäpfchen (Uvulahyperplasie) die Atemwege einengen und dadurch zu nächtlichen Atemaussetzern führen.
Als zentraler Risikofaktor gilt (starkes) Übergewicht, zudem können Rauchen sowie der Konsum von Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmitteln dazu führen, dass die Muskeln erschlaffen und die Atmung gestört wird.
Auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen, denn vor allem Frauen entwickeln die Atmungsstörung häufig erst nach den Wechseljahren, was sich vermutlich auf das im Alter zunehmend schlaffer werdende Gewebe zurückführen lässt. Das Schlafen in Rückenlage kann Schnarchen und eine gestörte Atmung zwar verstärken, ist aber normalerweise nicht allein verantwortlich für die Problematik.
In sehr seltenen Fällen können die Atemaussetzer auch durch eine so genannte „zentrale Schlaf-Apnoe“ verursacht werden. Diese wird durch eine Fehlfunktion im Zentralen Nervensystem ausgelöst und tritt meist bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Durchblutungsstörungen des Gehirns (zum Beispiel nach einem Schlaganfall) auf.
Anders als beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom sind bei dieser Form die oberen Atemwege zwar nicht versperrt, dennoch arbeiten die Atemmuskeln von Brust und Zwerchfell nur eingeschränkt, wodurch der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Infolgedessen kommt es auch hier während des Schlafes immer wieder zu Weckreaktionen, was unter anderem zu permanenter Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsschwächen führt.
Ärztliche Hilfe suchen
Besteht ein Verdacht auf ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom, kann eine Ärztin beziehungsweise ein Arzt oft schon aufgrund der geschilderten Beschwerden und der Beschreibung der Lebensgewohnheiten eine relativ eindeutige Diagnose stellen.
Dementsprechend werden Betroffene normalerweise zunächst gebeten, möglichst ausführlich über ihre persönliche Krankengeschichte (Anamnese) zu berichten. Wichtige Fragen sind dabei zum Beispiel: „Werden Medikamente eingenommen?“, „Sind Vorerkrankungen bekannt?“, „Wie sehen die eigenen Schlafgewohnheiten aus?“.
Ergänzend wird meist eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt, zudem kann ein tragbares Messgerät zur Untersuchung des Schlafs eingesetzt werden.
Zeigen sich bei der Überprüfung von Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut etc. Auffälligkeiten, bringt eine Überweisung in ein so genanntes „Schlaflabor“ endgültige Klarheit. Hier verbringen die Betroffenen ein oder mehrere Nächte in einem speziell ausgestatteten Zimmer, wo unter anderem die Atemfrequenz, der Puls sowie Hirnströme, Augen- und Beinbewegungen während des Schlafs registriert werden.
Anhand der Ergebnisse lässt sich schließlich berechnen, wie stark die Schlafapnoe ausgeprägt ist. Als Maß gilt dabei der so genannte „Apnoe-Hypopnoe-Index“ (AHI), welcher die durchschnittliche Anzahl von Atemaussetzern und Zeiten mit vermindertem Atemfluss (Hypopnoe) pro Stunde Schlaf angibt. In leichteren Fällen liegt dieser Index bei unter 5 (Atempausen) pro Stunde, als „schwer“ gilt ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom bei einem Wert von über 30.
Behandlung bei Schlafapnoe
Treten während des Schlafs immer wieder Atemaussetzer auf, kann dies auf Dauer lebensbedrohliche Folgen haben. Dementsprechend sollte eine Schlafapnoe in jedem Fall behandelt werden, um die Atmung unterstützen und wieder normalisieren zu können.
Die konkreten Therapiemaßnahmen sind dabei abhängig von der individuellen Beeinträchtigung der Betroffenen und dem möglichen Nutzen des Vorgehens. Bei leichten Atemaussetzern hilft Betroffenen mit Übergewicht oft schon eine Gewichtsreduktion.
Ebenso kann eine Änderung der Lebens- und Schlafgewohnheiten ein kleines Wunder bewirken. Hierzu zählt vor allem der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, zudem kann es zuträglich sein, wenn statt auf dem Rücken in Seitenlage geschlafen wird.
Als Therapie der Wahl wird in den meisten Fällen die sogenannte „CPAP-Maske“ („Continous Positive Airway Pressure“, übersetzt: „kontinuierlicher Atemwegsüberdruck“) eingesetzt, die Betroffene während des Schlafes tragen. Diese „Beatmungsmaske“ ist über einen Schlauch mit einer Art Kompressor verbunden, der einen Überdruck erzeugt und so dafür sorgt, dass sich die Atemwege nicht mehr verschließen können.
Durch dieses Verfahren lässt sich im Prinzip ein sehr guter Behandlungserfolg erzielen – doch viele Patientinnen und Patienten empfinden das Gerät als unangenehm und störend, zudem funktioniert die Maske nicht immer einwandfrei.
Eine effektive Alternative könnte in diesen Fällen zukünftig ein so genannter „Zungenschrittmacher“ sein, welcher derzeit jedoch noch in klinischen Studien getestet wird. Dieser wird – wie ein Herzschrittmacher auch – unter dem Schlüsselbein der Betroffenen platziert.
Der Schrittmacher hat zwei Funktionen: Zum einen wird über ein Kabel, welches bis zum Rippenbogen führt, die Atembewegung gemessen. Zugleich sorgt der Neurostimulator dafür, dass bei zu schwachen Stromimpulsen der Zungenmuskel angespannt und die Atemwege beim Einatmen frei bleiben.
Inwiefern sich die Therapie durchsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten. Denn sie zeigt zwar bislang sehr gute Erfolge, ist aber auch vergleichsweise aufwändig und teuer. Zudem kommt sie nicht bei allen Betroffenen in Betracht, denn ein operativer Eingriff ist mitunter ausgeschlossen.
Eine weitere mögliche zukünftige Alternatvie zu der CPAP-Maske könnte auch eine neu entwickeltes spezielles Nasenspray gegen Schlafapnoe sein, das bisher allerdings ebenfalls noch nicht zum breiten Einsatz in der Praxis zu Verfügung steht.
Neben der CPAP-Maske stehen zur Behandlung der Schlafapnoe je nach Ausprägung der Beschwerden jedoch eine Reihe weiterer Maßnahmen wie Nasenpflaster oder Biss-Schienen zur Verfügung. In schwereren Fällen kann auch ein operativer Eingriff angezeigt sein, um die Ursache der Atemstörung zu beheben.
Möglich sind zum Beispiel Opertionen wie die Straffung des Gaumensegels oder die Entfernung vergrößerter Gaumenmandeln (Tonsillenhyperplasie). Medikamente spielen bei der Behandlung hingegen derzeit keine Rolle, denn ein möglicher Nutzen der bislang verfügbaren Mittel konnte wissenschaftlich noch nicht belegt werden.
Selbsthilfe bei Schnarchen und Atemaussetzern
Häufig kann die Einhaltung der richtigen Schlafhygiene erheblich zur Linderung oder sogar zum Verschwinden der Atemaussetzer führen. Damit sind sämtliche Maßnahmen gemeint, die sich positiv auf die Schlafqualität auswirken, denn der Körper kann nur unter bestimmten Umständen wirklich regenerieren.
Hilfreich kann es zum Beispiel schon sein, wenn Betroffene auf der Seite schlafen. Denn die Rückenlage begünstigt Schnarchen und Atemstörungen, da der hintere schwerere Teil der Zunge aufgrund der Schwerkraft in Richtung Rachen rutscht und die Atemwege einengt.
Um während des Schlafes die seitliche Position beizubehalten, kann es sinnvoll sein, zum Beispiel ein kleines Kissen im Rücken zu platzieren, welches bei einem Zurückrollen für ein unangenehmes Gefühl sorgt. Alternativ kann eine Hochlagerung des Oberkörpers (beispielsweise durch ein dickes Kissen) eine verbesserte Atmung bewirken.
Wichtig ist es zudem, den Körper an einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus zu gewöhnen und dementsprechend jeden Tag zur möglichst gleichen Zeit ins Bett zu gehen. Das Schlafzimmer sollte dabei so reizarm wie möglich gestaltet, gut gelüftet und keinesfalls zu stark geheizt sein. Vielmehr empfehlen Fachleute eine ideale Schlaftemperatur von maximal 18 Grad Celsius.
Da sich Alkohol entspannend auf die Muskulatur auswirkt und somit die Erschlaffung der Atemmuskeln verstärken kann, sollte vor allem in den Stunden vor dem Schlafengehen kein Bier, Wein oder ähnliches mehr getrunken werden. Beruhigungs- und Schlafmittel gilt es ebenfalls zu vermeiden, da diese die Atmung stark verlangsamen können.
Beim Abendessen ist es ratsam, eher leichte Kost zu wählen und diese nicht zu spät einzunehmen, um den Körper nicht noch mehr zu belasten.
Atemaussetzer bei Kindern und Babys
Auch Kinder können von Schnarchen und Atemstillständen betroffen sein. In diesem Fall sind meist vergrößerte Mandeln oder Polypen die Ursache, möglich sind aber zum Beispiel auch Übergewicht oder häufige Entzündungen im Bereich des Rachens.
Die Schlafapnoe äußert sich hier wie bei Erwachsenen: Als Reaktion auf den Atemaussetzer holt das Kind besonders tief Luft, was sich als lautes Schnarchgeräusch bemerkbar macht. Die Kleinen können sich zwar am nächsten Morgen nicht an die Weckreaktionen erinnern, doch die Folgen des ständig unterbrochenen Schlafes sowie der eingeschränkten Sauerstoffversorgung sind tiefgreifend.
Typisch sind auch hier unter anderem Konzentrationschwäche, Tagesschläfrigkeit und Lustlosigkeit. Hinzu kommen bei vielen jungen Betroffenen Hyperaktivität, Aggressivität, eine verzögerte Schlafentwicklung, Gedeihstörungen und eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Weitere Anzeichen, die auf jeden Fall ernstgenommen werden sollten, sind neben Schnarchen und einem generell unruhigen Schlaf zum Beispiel eine ungewöhnliche Schlafposition, starkes nächtliches Schwitzen und ein trockener Mund am Morgen.
Besonders problematisch ist, dass gerade Symptome wie ausgeprägte Zappeligkeit, Bewegungsunruhe und Impulsivität oft fälschlicherweise mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in Verbindung gebracht werden.
Dementsprechend sollten Eltern bei Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe unbedingt zeitnah eine Kinderärztin beziehungsweise einen Kinderarzt aufsuchen und das Kind in einem Kinderschlaflabor untersuchen lassen. Hier gilt es, keine Zeit zu verlieren, denn während die Atmungsstörung normalerweise gut behandelbar ist, lassen sich mögliche Entwicklungsstörungen aufgrund des gestörten Schlafs nicht einfach „wegradieren“. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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