Augenschwellungen (Lidödeme) können vielfältige Ursachen haben und als Symptom zahlreicher Krankheitsbilder vorkommen. Sie manifestieren sich durch geschwollene, angespannte, oft juckende oder schmerzende Augenlider. Wenn die Ursache als harmlos bekannt ist, können Hausmittel vorsichtig eingesetzt werden. Bei langanhaltender Schwellung muss ein Arzt die Ursachen feststellen und eine entsprechende Therapie durchführen.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten:
- Schwellungen am Auge sind in der Praxis häufig auftretende Beschwerden, die entweder akut oder auch chronisch verlaufen können.
- Unterschieden werden ein- und beidseitige Schwellungen der Augenlider.
- Augenschwellungen können durch Verletzung, eine Augenentzündung oder aber durch Funktionsstörungen anderer Organsysteme verursacht werden.
- Zusätzlich auftretende Symptome können Hinweise auf die vielfältigen Ursachen der Schwellung geben.
- Da die meisten Menschen eine Augenschwellung als Folge einer schlaflosen Nacht oder zu hohen Alkoholkonsums kennen, fällt es leicht, die Symptome zu verharmlosen.
- Bei länger anhaltenden Schwellungen am Augenlid sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden, um schwere Erkrankungen auszuschließen und zu verhindern, dass sich entzündliche Prozesse auf sensiblere Augenbereiche ausweiten.
Häufigste Ursachen der Lidödeme
Für Schwellungen am Augenlid gibt es eine Vielzahl an Ursachen. Zu den häufigsten gehören:
- Allergien wie zum Beispiel Pollenallergie und Hausstauballergie,
- mechanische Verletzungen,
- Entzündungen wie zum Beispiel Bindehautentzündung,
- ein Gerstenkorn beziehungsweise Hagelkorn,
- Weinen,
- eine Nasennebenhöhlenentzündung,
- Erkältung,
- Schilddrüsenerkrankungen,
- Nierenerkrankungen,
- Herz-Kreislauf-Störungen,
- und hormonelle Schwankungen bei der Menstruation.
Symptome
Bei einem Lidödem gib es mehrere Begleitsymptome. Diese Beschwerden treten nicht in jedem Fall gleichzeitig auf, es ist auch möglich, dass zur Schwellung des Augenlids nur eines der folgenden Symptome hinzu kommt:
- Jucken,
- Schmerz,
- Tränen,
- Rötung,
- Brennen
- oder Spannung der Haut.
Geschwollene Augen durch Verletzung
Steht eine Verletzung durch Druck oder Schlag hinter der Augenschwellung, ist meist ein Bluterguss am betroffenen Auge sichtbar. Ein Hämatom um beide Augen weist auf einen Schädelbasisbruch hin (sogenanntes „Brillenhämatom“). In solchen Fällen sollte die betroffene Person die Verletzung dringend medizinisch untersuchen lassen, um schwerwiegende Schäden auszuschließen.
Insektenstich
Bei einer Lidschwellung kann es sich auch um einen Insektenstich handeln, wobei es wichtig ist, eine Insektenstichallergie auszuschließen. An der besonders feinschichtigen Haut des Oberlids darf selbst bei starkem Juckreiz nicht gerieben oder gekratzt werden, denn das könnte eine Entzündung verursachen.
Entzündungen als Ursache der Lidödeme
Augenlidschwellungen bei entzündetem Augengewebe sind meist schmerzhaft. Schwillt ein Augenlid plötzlich in Form einer geröteten und schmerzenden Vorwölbung der Lidhaut in der Nähe des Wimpernrands an und wird vielleicht sogar ein Eiterhof sichtbar, handelt es sich wahrscheinlich um eine Lidentzündung oder ein Gerstenkorn.
Pulsiert die schmerzende Augenschwellung gar bei starker Rötung und verengt sich der Lidspalt, kommt ein Abszess in Frage. Typisch für eine Tränendrüsenentzündung ist indes ein schmerzhaft geschwollenes äußeres Oberlid, das ein- oder beidseitig auftreten kann. Meist ohne Schmerzen, aber mit einem Druckgefühl geht dagegen das knotenartige Hagelkorn einher, an einer Stelle, wo die Talgdrüse verstopft ist. Das Hagelkorn sollte vom Arzt entfernt werden, jedoch sollte vorher ein bösartiger Tumor der Augenhöhle ausgeschlossen werden.
Auch Kontaktlinsen können Keime ins Auge einführen, die zur Entzündungen führen, was wiederum eine Augenschwellung verursachen kann.
Lidödem-Ursachen außerhalb des Auges
Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen kann zu – mitunter schmerzhaften – Augenschwellungen führen.
Häufig trifft man im Rahmen einer Allergie (zum Beispiel Heuschnupfen) auf geschwollene Augen. Dies kann auch innerhalb kurzer Zeit entstehen (Quincke-Ödem). Im Falle einer Allergie leiden die Betroffenen fast immer zusätzlich unter Augenrötung, Tränenfluss und Juckreiz.
Als weitere Ursachen, welche außerhalb der Augen lokalisiert sind und die durch Flüssigkeitseinlagerung im Unterhautgewebe entstehen (Lidödeme), gibt es noch
- die Schilddrüsenunterfunktion (mit Myxödem),
- gestaute Lymphflüssigkeit,
- Nierenerkrankungen (zum Beispiel Glomerulonephritis, Nierenversagen)
- oder Herzinsuffizienz (mit Atemnot, Husten und Schwäche).
Lymphstau und Myxödem sind dabei eher oberhalb der Augen, Ödeme durch Funktionsstörungen von Herz und Niere eher unter den Augen („Augensäcke“) zu finden.
Wie kann man Augenschwellungen vorbeugen?
Tägliche Hygiene ist eine Selbstverständlichkeit. Die Augen dürfen nicht mit schmutzigen Händen angefasst werden, was vor allem bei kleinen Kindern oft schwierig einzuhalten ist. Die Handtücher sollten häufig gewaschen und nicht mit anderen Menschen geteilt werden.
Wenn es ein rein kosmetisches Problem ist, das nach einer langen Party oder nach einer schlaflosen Nacht vorkommt, ist die Augenschwellung meistens in wenigen Stunden vorbei. Es ist ratsam, schon vorher an die eventuellen Konsequenzen zu denken und es mit dem Alkoholkonsum nicht zu übertreiben, vor allem, wenn der alkoholische Genuss in Räumen voller Zigarettenrauch stattfindet. Ein „hygienischer“ Lebensstil kann die Überraschung vor dem Spiegel am nächsten Morgen deutlich reduzieren. Hilfreich ist es, ausreichend Wasser zu trinken, was den Lymphhaushalt anregt.
Maßnahmen bei Allergien
Allergiker kennen das sehr wohl: Wer einen Frühlingsspaziergang genießen möchte, muss mit Nebenwirkungen rechnen. Es bedarf viel Disziplin, um den Kontakt mit Pollen zu begrenzen. Pollenflugkalender und aktuelle Informationen zu den blühenden Pflanzen können bei richtiger Planung der Aktivitäten helfen. Zusätzliche Maßnahmen sind ratsam: Häufiger Bettwäschewechsel, täglich gewaschenen Haare, Trennung der Kleidung, die draußen getragen wird, von der restlichen Garderobe sind nur einige davon. Wegen der Augenschwellung empfiehlt sich, eine Brille draußen zu tragen, um die Augen vor dem Wind zu schützen. Auch eine Hausstauballergie kann Augenschwellung verursachen. Hier ist es vor allem Wichtig, die Umgebung vom Staub zu befreien.
Wenn bei Anwendung von Kosmetikprodukten eine Schwellung der Augenlider folgt, kann es sich um eine allergische Reaktion auf einige Bestandsteile der kosmetischen Präparate handeln. In solchen Fällen sollten die Produkte nicht mehr verwendet werden.
Ernährungsmaßnahmen
Salzhaltige Speisen tragen dazu bei, dass Wassereinlagerungen im Körper entstehen. Vor allem bei Nierenerkrankungen ist es wichtig, salz- und eiweißarme Kost zu sich zu nehmen. Dies wirkt sich auch auf die Schwellungen der Augenlider positiv aus.
Therapie
Die Therapie erfolgt je nach Ursache, in jedem Fall sind schwere Krankheiten auszuschließen, sowie Entzündungen, die unbehandelt Sehnerv und Sehvermögen gefährden könnten. Für die meisten der genannten Störungen stehen naturheilkundliche Konzepte und Naturheilverfahren bereit, die alternativ oder unterstützend eingesetzt werden können. Bei bakteriellen Entzündungen werden häufig Antibiotika verschrieben, um die Übertragung auf andere Menschen zu vermeiden und schlimmeren Erkrankungen des Auges vorzubeugen.
Hausmittel bei geschwollenen Augen
Einige Mittel, die als erste Hilfe bei Augenschwellung zum Einsatz kommen, sind:
- Kühlen,
- Augenkompressen,
- Augenbäder
- und Kräutertees zum Beleben des Lymphflusses.
Die erste Linderung der Beschwerden kann sauberes kaltes Wasser bringen. Das Kühlen mit den für die Augenpartie entworfenen Gelkissen ist auch eine Methode. Dabei sollte man es auf keinen Fall mit der Kälte übertreiben. Eine beliebte Methode ist die Anwendung von Wattepads, die mit abgekühltem Tee getränkt sind. Dafür eignet sich zum Beispiel ein Tee aus Augentrost hervorragend, aber auch aus Salbei oder Kamille. Augentrost, ebenso als Euphrasia bekannt, ist als Wirkstoff in Augentropfen bei vielen Beschwerden wie zum Beispiel Augentrockenheit hilfreich. Euphrasia eignet sich auch für Augenbäder.
Als schnelle Hilfe können aufgebrühte und dann abgekühlte Teebeutel mit schwarzem Tee direkt verwendet werden. Der schwarze Tee darf aber nicht aromatisiert sein. Zu den Hausmitteln gehört auch die alt bewährte Methode, frisch geschnittene Gurkenscheiben auf die Augen zu legen. Gerade, wenn es sich um eine Erkältung handelt, sollen frische Salbeiblätter, auf die Nasenwurzel gelegt, guten Einfluss auf die Augenschwellung haben. Unterstützend bei der Abschwellung der Augenlider wirken Kräutertees, die über den Tag verteilt getrunken werden, da sie den Fluss der Lymphflüssigkeit anregen.
Wenn die Augenschwellung trotzdem anhält, sollte unverzüglich ärztlicher Rat eingeholt werden, um eine schwerwiegende Ursache der Schwellung auszuschließen beziehungsweise zu behandeln. (jvs, mj)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cordula Dahlmann, Johannes Patzelt: Augenheilkunde Basics, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 4. Auflage, 2016
- Franz Grehn: Augenheilkunde, Springer Verlag, 31. Auflage, 2011
- James Garrity: Chalazion und Hordeolum (Gerstenkorn), MSD Manual, (Abruf 05.08.2019), MSD
- Melvin I. Roat: Übersicht über die Konjunktivitis, MSD Manual, (Abruf 05.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.