Unter Bauchnabelschmerzen werden normalerweise all jene Beschwerden verstanden, die im Bereich des Bauchnabels, also der rundlichen Vertiefung auf der Vorderseite des Bauches auftreten. Für diese Form der Bauchschmerzen kommen verschiedene Ursachen in Betracht, gerade bei Kindern treten sie beispielsweise oft im Zuge des Wachstums oder bei psychischem Stress auf. Neben dem kann aber auch ein so genannter „Nabelbruch“ oder eine Blinddarmentzündung für die Beschwerden verantwortlich sein, wodurch es unter Umständen zu ernsthaften Komplikationen oder Folgeerkrankungen kommen kann. Dementsprechend sollten Schmerzen am Bauchnabel immer ernst genommen und in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden.
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Definition Bauchnabel
Mit dem Begriff „Bauchnabel“ (lateinisch: „Umbilicus“) oder auch kurz „Nabel“ wird die rundliche Vertiefung bezeichnet, die sich mittig auf der Vorderseite des Bauches befindet. Diese entsteht bei allen höheren Säugetieren nach der Geburt, da hier während der Schwangerschaft die Nabelschnur angewachsen ist, welche den Embryo bzw. Fetus im Mutterleib über die Plazenta mit dem Blutkreislauf der Mutter verbindet. Dadurch erfolgt über die Nabelschnur (lateinisch „Funiculus umbilicalis“) die Versorgung des ungeborenen Kindes mit Nährstoffen und Sauerstoff, zudem werden über diesen Gefäßstrang – der bis zur Geburt etwa 50 bis 60 cm lang wird – Stoffwechselabbauprodukte (z.B. Kohlenstoffdioxid) entsorgt.
Sobald das Blut in der Nabelschnur nach der Geburt nicht mehr pulsiert, erfolgt die so genannte „Abnabelung“ bzw. Durchtrennung der Nabelschnur, indem diese normalerweise einige Zentimeter vom Bauch entfernt mit sterilen Einmalklemmen zweimal abgebunden wird. Zwischen diesen beiden Punkten wird die Schnur schließlich mithilfe einer Schere bzw. eines Messers durchtrennt – was aufgrund der Schmerzunempfindlichkeit der Nabelschnur für das Neugeborene unproblematisch ist. Der übrig gebliebene 2 bis 3 cm lange Rest trocknet gewöhnlich zwischen dem fünften und fünfzehnten Tag nach der Geburt aus, fällt schließlich von allein ab und hinterlässt eine kleine Wunde – die jedoch aufgrund fehlender Nerven ebenfalls keine Schmerzen verursacht. Diese heilt anschließend durch eine entsprechende Nabelpflege meist recht schnell und problemlos aus, bis schließlich der endgültige Nabel zu erkennen ist.
Dieser kann unter anderem je nach Veranlagung, Beschaffenheit der Bauchmuskulatur oder Durchführung der Nabelpflege von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich aussehen – wobei generell zwischen dem häufig auftretenden nach innen gestülpten und dem konvex tellerartig nach außen gedrehten Nabel unterschieden wird.
Ursache: Wachstumsschmerzen
Häufig kommt es bei Kindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren zu Wachstumsschmerzen, die einerseits an den Beinen, aber auch im Bereich des Bauchnabels auftreten. Diese äußern sich meist über Bauchschmerzen, die in manchen Fällen sogar kolikartik werden können und dazu führen, dass die Kinder laut und anhaltend schreien, sich den Bauch halten und sich vor Schmerzen kaum noch aufrecht bzw. gerade halten können. Der Grund für die Beschwerden ist das Wachstum des Bauches, zum einen in die Länge und Breite, zum anderen aber auch nach vorne, wodurch der Bauchnabel nach vorne gezogen und eine schmerzhafte Dehnung bzw. Zerrung des Narbenstrangs hervor gerufen wird. Da der Nabel besonders stark nach dem Verzehr reichhaltiger Speisen nach vorne zieht, ist es charakteristisch für diese wachstumsbedingten Beschwerden, dass diese normalerweise etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Essen auftreten und dabei umso heftiger ausfallen, je mehr das Kind gegessen hat. Neben dem können die Schmerzen aber beim Toben, Laufen oder Springen auch schlagartig wieder besser werden, was daran liegt, dass sich durch die Bewegung der Speisebrei besser verteilen kann, wodurch die Schmerzen in vielen Fällen recht schnell abklingen.
Ursache: Funktionelle Bauchnabelschmerzen
Kommt es bei einem Kind immer wieder zu starken Bauchschmerzen im Nabelbereich und Oberbauchschmerzen, kann es sich auch um eine sogenannte „Nabelkolik“ handeln. Diese tritt meist bei Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahren auf und betrifft Mädchen häufiger als Jungen. Eine Nabelkolik ist dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Schmerzschüben ansonsten keine Beschwerden bestehen, während der Schübe – die oft nur Minuten bis zu einer Stunde dauern – kann es jedoch zu Begleiterscheinungen wie Gesichtsblässe, Kopfschmerzen oder Schweißausbrüchen kommen. Bei dieser Form der Kolik liegen keine organischen Ursachen zugrunde, stattdessen handelt es sich um sogenannte „funktionelle“ Beschwerden, die vorwiegend in Stresssituationen (Prüfungen, Konflikte, unangenehme Situationen oder Termine wie Zahnarzt etc.) oder Überlastung bzw. Überforderung des Kindes, beispielsweise durch schulische Anforderungen, auftreten. Neben dem kann es zu den genannten Beschwerden aber auch kommen, wenn Kinder „positiven“ Stress erleben, sei es beispielsweise der herbeigesehnte eigene Geburtstag oder die Vorfreude auf ein bestimmtes Erlebnis. Kommt es immer wieder zu solchen Symptomen, sollte auf jeden Fall vorsichtshalber ein Kinderarzt aufgesucht werden – sofern ein akuter Schub nicht nachlässt und zusätzlich Übelkeit und Erbrechen bestehen, sogar sofort. Gleiches gilt für Schmerzen, die zunächst in der Nabelregion aufgetreten sind, dann aber in Richtung rechter Unterbauch wandern – hier muss das Kind in jedem Fall umgehend zu einem Arzt bzw. in ein Krankenhaus gebracht werden, um eine mögliche Blinddarmentzündung ausschließen zu können.
Blinddarmentzündung
Bauchnabelbeschwerden können aber auch ein erstes Anzeichen für eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) sein. Bei dieser handelt es sich um eine bakterielle Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendix), einem kleinen Anhängsel des Blinddarms, wohingegen der Blinddarm selbst – trotz der Bezeichnung – nicht betroffen ist. Eine Blinddarmentzündung tritt sehr häufig auf und betrifft dabei meist ältere Kinder und Jugendliche – Kleinkinder und ältere Menschen erkranken hingegen eher selten. In den meisten Fällen beginnt die Erkrankung mit Schmerzen in der Nabelregion, die sich innerhalb der nächsten Stunden in den rechten Unterbauch verlagern. Zu diesem Zeitpunkt ist häufig die Bauchdecke bereits so empfindlich, dass Druck auf diese zu noch stärkeren Schmerzen führt, zudem können Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, ein beschleunigter Puls und Nachtschweiß auftreten. Der Verlauf einer Appendizitis ist unterschiedlich, wobei generell zwischen einer einfachen (Appendizitis simplex) und einer zerstörerischen Blinddarmentzündung (Appendizitis destructiva) unterschieden wird. In den meisten Fällen nimmt die Erkrankung einen positiven Verlauf und heilt normalerweise auch vollständig aus – sofern die Entzündung zeitnah entdeckt und entsprechend behandelt wird. Problematisch wird es hingegen, wenn diese bereits weit fortgeschritten ist (gangränose Appendizitis), denn dann kann es im Ernstfall dazu kommen, dass der Wurmfortsatz platzt bzw. bricht und der Inhalt des Darmes sowie Bakterien in die Bauchhöhle gelangen („Blinddarmdurchbruch“). Breiten sich die Bakterien aus, kann die Entzündung bis auf das Bauchfell übergehen (Peritonitis) – was äußerst gefährlich werden und unbehandelt sogar tödlich enden kann. Hat sich eine Bauchfellentzündung gebildet, bemerken Betroffene dies meist an plötzlich stärker werdenden Schmerzen, die nun den gesamten Bauchraum betreffen, zudem spannen die Muskeln stark an und die Bauchdecke wird steinhart.
Eine Appendizitis kann verschiedene Ursachen haben, häufig entsteht die Entzündung jedoch aufgrund einer Verstopfung bzw. Verengung des Ausgangs. Hier sind in den meisten Fällen Kotsteine bzw. harter Stuhlgang der Auslöser, neben dem kann der Wurmfortsatz aber auch abknicken und dadurch einen Sekretstau und Entzündungen hervorrufen. Seltener wird die Verstopfung und daraus resultierende Blinddarmentzündung durch Fremdkörper (z.B. Kirsch- Weintrauben-, oder Melonenkerne), Tumore, Parasiten oder Würmer verursacht. Darüber hinaus kann eine Entzündung des Appendix vermiformis auch im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Chrom auftreten, ebenso kommen prinzipiell auch bakterielle Infektionen (z.B. mit Enterokokken oder Kolibakterien) infrage, durch welche der Wurmfortsatz angegriffen wird und sich entzündet.
Nabelbruch / Nabelhernie
Auch bei einem sogenannten „Nabelbruch“ (medizinisch: Nabelhernie) kann es zu Bauchnabelbeschwerden kommen. Der Begriff ist hier jedoch etwas irreführend, denn es handelt sich nicht um einen tatsächlichen „Bruch“ des Nabels, sondern um eine angeborene oder erworbene Lücke in der Bauchwand (Bruchpforte), durch welche sich Gewebe aus der Bauchhöhle hindurch nach außen wölben kann (Bruchsack). Der Bruchsack besteht dabei aus Bauchfell (Peritoneum), welches durch den Druck im Bauch vom so genannten „Bruchsackinhalt“ (Bauchfett, Darmanteile etc.) nach außen gedrückt wird. In der Folge entsteht zumeist die charakteristische Beule unter der Haut in der Nähe des Nabels, die teilweise klein wie eine Kirsche, aber auch groß wie ein Tennisball ausfallen kann.
Häufig tritt ein Nabelbruch direkt nach der Geburt auf, da die Bauchwand am Bauchnabel zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll ausgebildet ist. Dadurch kann es infolge einer Heilungsstörung der Nabelwunde oder erhöhtem Druck im Bauchraum (z.B. beim Schreien oder starken Husten) schnell dazu kommen, dass Eingeweide durch die Bruchpforte am Nabel sichtbar hervortreten. Dementsprechend ist etwa jedes fünfte Baby betroffen, Frühgeborene sogar noch deutlich häufiger, von denen etwa 2/3 mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g mit einem Nabelbruch zur Welt kommen. Aber auch im Erwachsenenalter kann es zu einem Nabelbruch kommen, verursacht durch erhöhte Belastungen der Bauchdecke, die zu einem so starken Druck im Bauch führen, dass das schwache Gebiet um den Nabel herum diesen nachgeben muss. In Frage kommen hier beispielsweise Übergewicht, eine familiäre Veranlagung in Form einer Bindegewebsschwäche, Sport, häufiges Heben schwerer Lasten, eine Schwangerschaft oder starker Husten.
Ein Nabelbruch verläuft meist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen schmerzfrei und wird daher häufig zunächst gar nicht bemerkt. Teilweise kommt es jedoch zu einem Druckgefühl oder Kneifen in der Bruchgegend, vor allem beim Pressen. Ebenso ist eine Verdauungsstörung oder Übelkeit möglich, das deutlichste Anzeichen ist in diesen Fällen aber normalerweise die charakteristische „Beule“ im Bereich des Nabels. Kommt es dennoch zu ziehenden oder brennenden Schmerzen und/oder einer rot-bläulichen Verfärbung des Bruchs, Fieber, Übelkeit und Erbrechen, ist besondere Vorsicht geboten, da e sich in diesem Fall durchaus um einen medizinischen Notfall handeln könnte, der umgehend behandelt werden muss. Denn ein schmerzhafter Nabelbruch deutet auf eine seltene Brucheinklemmung (Inkarzeration) hin, bei der aufgrund einer plötzlichen Steigerung des Bauchinnendrucks (z.B. beim Husten, Pressen) Darmgewebe in der Bruchpforte einklemmt. In der Folge kann das Gewebe nicht mehr richtig durchblutet werden und droht abzusterben – dementsprechend ist ein eingeklemmter Nabelbruch ein lebensbedrohlicher Notfall und muss sofort operiert werden.
Bauchnabelschmerzen in der Schwangerschaft
Häufig kommt es auch in der Schwangerschaft zu Schmerzen rund um den Nabel, was in den meisten Fällen daran liegt, dass mit zunehmender Größe und Gewicht des Kindes auch die Bauchdecke immer stärker belastet wird. Dadurch wölbt sich nicht nur der Bauch, sondern auch der Nabel. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch davon gesprochen, dass der “Nabel verstreicht”, also die Nabelvertiefung verschwindet und der Bauchnabel hervor tritt. Dies kommt bei vielen schwangeren Frauen vor und ist in den meisten Fällen völlig unbedenklich, gefährlich wird es erst dann, wenn sich parallel zu der Vorwölbung eine Art Beule im Nabelbereich bildet – denn diese deutet auf einen Nabelbruch hin. Nabelbrüche entstehen in der Schwangerschaft relativ schnell infolge der Dehnung der Bauchdecke und dem Auseinanderweichen der Bauchmuskeln, sind aber in den meisten Fällen harmlos und haben keinen Einfluss auf die weitere Schwangerschaft oder die Geburt. Meist entstehen durch einen Bruch keine Beschwerden – treten dennoch neben der Beule akute Bauchschmerzen und/oder rot-bläuliche Verfärbungen sowie Fieber, Übelkeit und Erbrechen oder Stuhlunregelmäßigkeiten (vor allem Verstopfung) auf, sollten sich Schwangere umgehend in ärztliche Behandlung begeben. In diesem Fall könnte es sich um eine Einklemmung von Darmgewebe in der Bruchpforte handeln, wodurch die Darmabschnitte im Inneren des Bruchsacks nicht mehr richtig durchblutet werden können. In der Folge besteht ein erhöhtes Risiko, dass diese absterben – wodurch es wiederum zu Folgeerkrankungen wie zum Beispiel einer Sepsis (Blutvergiftung) oder einer Bauchfellentzündung kommen kann.
Therapieoptionen bei Bauchnabelschmerzen
Behandlung bei Wachstumsschmerzen
Treten bei einem Kind Wachstumsschmerzen im Bereich des Bauchnabels auf, ist das Wichtigste zunächst ein mal Zuwendung, denn die Schmerzen können mitunter sehr massiv werden und mit Ängsten und Unsicherheit einhergehen. Da sich der Speisebrei bei Bewegung besser verteilt und dadurch die Beschwerden meist rasch abnehmen, sollten anfällige bzw. empfindliche Kinder vor allem animiert werden, nach dem Essen aktiv zu werden, indem sie beispielsweise vorsichtig auf dem Bett auf- und abhüpfen oder etwas umher rennen. Neben dem ist oft auch eine sanfte Bauchmassage hilfreich: Für diese sollte sich die massierende Person zunächst die Hände in warmem Wasser aufwärmen. Das Kind legt sich nun bei angenehm warmer Raumtemperatur entspannt auf den Rücken, dann wird sanft mit zwei bis drei Fingern in kreisenden Bewegungen und im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum massiert. Dabei werden die Kreise nach und nach größer gezogen, bis die Fingerspitzen die Rippen und das Schambein erreichen, dann wird der Massageablauf wiederholt, wieder beginnend mit zunächst kleinen, dann aber immer größer werdenden Kreisen um den Nabel herum. Sofern kein Massageöl griffbereit ist, kann auch ein Speiseöl (z.B. kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl) verwendet werden – da dieses allerdings wesentlich flüssiger ist, sollte es nur vorsichtig dosiert werden. Das Öl sollte vor der Anwendung ebenfalls unter heißem Wasser bzw. im Wasserbad leicht erwärmt werden und kann zudem für eine noch bessere Wirkung mit etwas Kümmelöl aus der Apotheke angereichert werden – hier sollten sich Eltern jedoch unbedingt in Hinblick auf Dosierung und Anwendung von einem Apotheker beraten lassen. Hat das Kind zusätzlich Durchfall, sollte allerdings entgegen dem Uhrzeigersinn massiert werden, zudem kann bei Bauchnabelschmerzen auch eine Massage des unteren Rückens sehr wohltuend für das Kind sein – die dann ebenfalls mit sanften kreisenden Bewegungen entweder mit oder entgegen (bei Durchfall) dem Uhrzeigersinn durchgeführt wird.
Umgang mit funktionellen Beschwerden
Lassen sich die Beschwerden auf eine Nabelkolik zurückführen, so sollten sich Eltern vor allem immer wieder bewusst machen, dass diese keine organischen Ursachen hat, sondern auf eine Kombination aus stressauslösenden Situationen und einer Veranlagung bzw. erhöhten Anfälligkeit, auf diese mit Beschwerden im Magen-/Darmbereich zu reagieren. Dementsprechend sollte hier vor allem mit viel Geduld und Zuwendung reagiert werden, zudem sollten Eltern auf eine ruhige, stressfreie Umgebung und Atmosphäre achten. Auch bei einer Nabelkolik eignet sich eine sanfte Massage, bei welcher der Bauch mit zuvor aufgewärmten Händen kreisförmig im Uhrzeigersinn massiert wird. Ebenfalls wohltuend wirken eine Wärmflasche oder feucht-warme Bauchwickel. Auf Schmerzmittel sollte in diesem Fall hingegen eher verzichtet werden, denn da diese normalerweise erst nach 20 bis 60 Minuten wirken, ist ein Schub dann meist bereits vorbei.
Therapie einer Appendizitis
Liegt die Ursache für die Bauchnabelbeschwerden in einer Blinddarmentzündung (Appendizitis), ist es notwendig, die Behandlung so schnell wie möglich zu beginnen, um Komplikationen wie einen Durchbruch des Wurmfortsatzes zu verhindern. Dementsprechend bleiben Patienten mit Verdacht auf eine Appendizitis normalerweise auch immer zur Beobachtung im Krankenhaus, wo bis zur endgültigen Diagnosestellung nicht gegessen werden darf, um bei einer eventuell notwendigen Operation unter Vollnarkose keine keine gesundheitlichen Risiken einzugehen. Ist die Diagnose eindeutig, wird der entzündete Wurmfortsatzes im Regelfall operativ entfernt (Appendektomie), wobei hier immer häufiger minimal-invasive Operationsmethoden (Laparoskopie) anstelle der klassischen „offenen“ Operation mit Bauchschnitt (Laparotomie) durchgeführt werden. Nach dem Eingriff kann der Patient normalerweise nach etwa vier Tage nach Hause entlassen werden – auch wenn die Fäden bis dahin noch nicht entfernt wurden, denn dies kann ohne Probleme auch ambulant durchgeführt werden. Im Anschluss sollte jedoch auf Ruhe und Schonung geachtet werden, da das Gehen in der ersten Zeit nach der OP meist noch mit Schmerzen verbunden ist, muss dieses zudem meist erst wieder langsam „erlernt“ werden.
Behandlung bei Nabelbruch
Besteht bei einem Kind der Verdacht auf einen Nabelbruch sollten Eltern umgehend einen Kinderarzt aufsuchen, um die Symptome eindeutig abklären zu lassen und gegebenenfalls über nächste Behandlungsschritte zu beraten. In den meisten Fällen ist ein Nabelbruch jedoch harmlos und bildet sich durch die Kräftigung der Bauchmuskulatur in den ersten beiden Lebensjahren zurück, sodass keine spezielle Therapie notwendig ist. Dementsprechend sollten Eltern auch keinesfalls selbst versuchen, den Nabelbruch durch ein Nabelpflaster o.ä. zurückzuschieben, denn diese Maßnahmen können dem Kind unter Umständen sogar noch weiter schaden, indem beispielsweise allergische Reaktionen oder Entzündungen auftreten können oder der Darm durch ein zu lockeres Pflaster beim Zuheilen eingeklemmt wird. Stattdessen sollte ein „normaler“ Bruch lediglich regelmäßig kontrolliert werden. Anders verhält es sich jedoch, wenn der Nabelbruch nach dem zweiten Geburtstag noch über 1 cm breit ist bzw. sich stetig vergrößert oder wenn eine Brucheinklemmung vorliegt – dann kann es möglicherweise notwendig werden, den Bruch in einer kleiner Operation unter Vollnarkose verschließen zu lassen. Dennoch müssen Nabelbrüche wegen der sehr hohen Rückbildungsrate in den ersten Lebensjahren nur ganz selten operiert werden.
Da ein Nabelbruch bei Erwachsenen hingegen nicht von selbst heilen kann, wird dieser in der Regel operiert, um eventuelle Beschwerden zu lindern und das Risiko einer lebensbedrohlichen Einklemmung zu minimieren. Ist der Nabelbruch bereits eingeklemmt, handelt es sich allerdings um eine medizinischen Notfall, der sofort operiert werden muss, um ein Absterben von Darmgewebe zu verhindern. Der Ablauf der Operation ist abhängig von der Größe des Nabelbruchs: Ist der Riss kleiner als etwa 2 cm, wird die Bauchwand nach der Rückverlagerung des Bruchsackes in den Bauchraum anschließend direkt vernäht, bei größeren Rissen wird diese hingegen zusätzlich mit einem Kunststoffnetz verstärkt, um das Risiko für weitere Brüche zu reduzieren. Die meisten Eingriffe finden dabei in Vollnarkose statt, bei kleineren Brüchen ist teilweise aber auch eine lokale Betäubung ausreichend. In einigen Fällen ist es sogar möglich, ambulant zu operieren, sodass der Patient noch am selben Tag das Krankenhaus wieder verlassen kann.
Naturheilkunde bei Schmerzen am Bauchnabel
Sofern ernsthaftere Gründe (Brucheinklemmung, fortgeschrittene Blinddarmentzündung etc.) für die Schmerzen in der Region des Bauchnabels medizinisch ausgeschlossen werden konnten, bieten sich alternativ auch diverse Behandlungsverfahren aus dem Bereich der Naturheilkunde und Hausmittel bei Bauchschmerzen an. Während Übelkeit und Durchfall auf einen Magen-Darm-Infekt hindeuten, sind Magenschmerzen bzw. Magenkrämpfe hingegen beispielsweise oft ein Zeichen von Stress und Kummer – weshalb es sich gerade hier immer wieder lohnt, natürliche Heilmittel zu nutzen, anstatt gleich zum Schmerzmitteln zu greifen. Wichtig ist jedoch, bei Auftreten von Fieber, erhöhtem Puls oder anhaltender Übelkeit immer einen Arzt zu Rate zu ziehen, da es sich bei Bauchnabelschmerzen häufig auch um eine Blinddarmreizung handelt.
Generell wirken bei Bauchnabelschmerzen bzw. Bauchkrämpfen Leinsamenwickel als beruhigend und wohltuend. Für diese werden eine Tasse voll Leinsamen in einen Topf gegeben, mit so viel Wasser aufgefüllt, bis diese bedeckt sind und aufgekocht. Der fertige, warme Brei wird nun mittig auf ein Küchentuch auf Handflächengröße verteilt. Anschließend werden die Ränder des Tuchs umgeschlagen und das Päckchen für zwei bis drei Stunden auf die schmerzende Stelle gelegt – so lange, bis die Masse erkaltet ist.
Neben dem bieten sich bei Bauchnabelbeschwerden verschiedene Heilkräuter an: Hier hat sich vor allem die Kamille bewährt, welche entkrampfend und beruhigend wirkt und sowohl als Tee oder Tinktur eingesetzt werden kann. Neben dem eigenen sich aber auch Kümmel, Fenchel, Koriander, Apfelminzeoder Ingwer (pur oder als Tee) sehr gut. Auch Wärme ist ein beliebtes Mittel, um schmerzhaften Verkrampfungen im Magen bzw. Bauch entgegenzuwirken. Hier kann entweder die bewährte Wärmflasche zum Einsatz kommen, ebenso haben sich aber auch – gerade bei Kindern – Kirschkern- oder Körnerkissen oft bewährt, da hier kein Risiko besteht, dass sich die kleinen Patienten am heißen Wasser verletzen.
Gerade Kinder empfinden bei Schmerzen am Bauchnabel zudem eine Massage oft als sehr wohltuend, denn durch diese werden nicht nur die schmerzenden Bereiche „bearbeitet“, sondern es entsteht häufig zudem eine positive psychische Wirkung durch die Nähe und die Berührungen der vertrauten Person. Hier bietet es sich beispielsweise an, etwas erwärmtes Fenchel- oder Kamillenöl mit zuvor aufgewärmten Händen kreisförmig im Uhrzeigersinn in den Bauch einzumassieren, wobei die Kreise nach und nach immer größer um den Nabel herumgezogen werden.
Um psychosomatischen Bauchnabelbeschwerden durch Stress, Kummer oder Sorgen entgegenzuwirken, sollte zudem darauf geachtet werden, (wieder) zur „eigenen Mitte“ zu finden und dementsprechend geeignete Strategien zu entwickeln, um den Anforderungen im beruflichen wie privaten Bereich gewachsen zu sein. Hierfür bieten sich vielfältige Übungen und Verfahren zum Stressabbau wie zum Beispiel Yoga, autogenes Training oder Meditation an. Auch eine psychotherapeutische Behandlung kann ein sinnvoller Weg sein, um die Ursachen der Schmerzen zu erkennen bzw. um tieferliegende Konflikte oder Ängste bearbeiten zu können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jürgen Stein, Till Wehrmann: Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie, Springer Verlag, 2. Auflage 2006
- Parswa Ansari: Appendizitis, MSD Manual, (Abruf 03.10.2019), MSD
- Michael Braun: Akute Appendizitis: Moderne Diagnostik und Therapie, Hessisches Ärzteblatt 1/2016, S. 17-21, (Abruf 03.10.2019), LAEKH
- Volker Schumpelick: Operationsatlas Chirurgie, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2006
- Frank H. Netter: Netters Innere Medizin, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2013
- Parswa Ansari: Bauchwandhernien, MSD Manual, (Abruf 03.10.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.