Bauchschmerzen auf der linken Seite bzw. Linksseitig können in ganz unterschiedlicher Häufigkeit, Intensität und Art auftreten und dadurch zum Beispiel als stechend, ziehend oder bohrend wahrgenommen werden. Häufig gibt es für die Beschwerden relativ harmlose Gründe wie zum Beispiel eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine ungesunde Lebensweise. Doch da sich auf der linken Seite des Bauches eine Reihe von Organen wie Milz, Bauchspeicheldrüse oder Magen sowie in direkter Nähe auch das Herz oder die Lunge befinden, können diese ebenso auch auf eine ernstere Erkrankung oder sogar auf einen Herzinfarkt hindeuten. Dementsprechend sollten linksseitige Bauchschmerzen immer ärztlich abgeklärt werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden und gegebenenfalls frühzeitig mit der Behandlung beginnen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Ob leicht, stark, ziehend, stumpf oder stechend – Bauchschmerzen auf der linken Seite können ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Dabei können die Beschwerden ausschließlich linksseitig auftreten, aber zum Beispiel auch in den Ober- oder Mittelbauch, ebenso wie auf die rechte Seite oder in den Unterleib, den Rücken, die Brust oder die Beine ausstrahlen. Auf der linken Seite des Bauches befinden sich eine Reihe von Organen und Strukturen, sodass die Beschwerden dementsprechend viele Ursachen haben können. Der Großteil des Bauchraumes wird dabei vom Darm eingenommen, wobei dieser im Wesentlichen aus dem Dünndarm und Dickdarm (Kolon) besteht. Der Dünndarm schließt direkt an den Magen an und verteilt sich mit einer Länge von drei bis sechs Metern wie ein Schlauch im Bauchraum, während der Dickdarm deutlich kürzer ist und die Dünndarmschlingen wie eine Art „Bilderrahmen“ umgibt.
Neben dem befindet sich ein Teil der Bauchspeicheldrüse links, ebenso wie die Milz und ein Großteil des Magens. Auch das Herz kann zu linksseitigen Beschwerden im Bauchraum führen (z.B. im Fall eines Herzinfarktes), zudem ist die gesamte Bauchhöhle mit dem sogenannten „Bauchfell“ ausgekleidet, daher kommen für die Schmerzen nicht nur organische Ursachen, sondern auch eine Bauchfellentzündung in Betracht. Hinzu kommen im unteren Bereich die Harnleiter, sowie bei Frauen die Eierstöcke und Eileiter, die sich in der unteren Hälfte der linken Bauchseite befinden.
Ursachen von linksseitigen Bauchschmerzen
Aufgrund der verschiedenen Organe und Strukturen, die sich im linken Bauchraum befinden, können Schmerzen in diesem Bereich auch vielfältige Ursachen haben. Daher ist eine möglichst exakte Lokalisation der Beschwerden für den Arzt sehr wichtig, ebenso wie Angaben zu Stärke und Art und einer möglichen Schmerzausstrahlung, beispielsweise in Form von Rücken- oder Brustschmerzen. Neben dem werden bei der Untersuchung parallel auftretende Symptome erfragt, um bestimmte Erkrankungen in Betracht ziehen bzw. ausschließen zu können. Häufig ist es dennoch schwierig, die Schmerzen richtig einzuordnen, denn diese können beispielsweise auch durch eine Entzündung der Harnblase oder Erkrankung der Gebärmutter hervorgerufen werden, obwohl sich beide eher mittig im Körper befinden. Auch Periodenschmerzen können zum Teil nur auf der linken Seite auftreten, andererseits kann z. B. eine Magenentzündung auch rechtsseitige Schmerzen verursachen, obwohl der Magen im oberen Bauchbereich, etwas links von der Körpermitte liegt. Dementsprechend ist es im Falle von Beschwerden auf der linken Seite für eine exakte Diagnose oft notwendig, im Anschluss an eine sorgfältige Anamnese technische Hilfsmittel (Ultraschall, Magen- /Darmspiegelung etc.) einzusetzen.
Bauchschmerzen links Unterbauch
Werden die Schmerzen eher im linken Unterbauch verspürt, deutet dies häufig auf eine Erkrankung des Dickdarms hin. Hier kommt eine sogenannte „Divertikulitis“ in Frage, bei der sich in den Ausstülpungen der Schleimhaut von Dick- oder Dünndarm (Divertikel) eine Entzündung bildet. Verursacht wird diese aus Expertensicht zumeist durch ballaststoffarme Ernährung, einem vermehrten Verzehr von rotem Fleisch sowie mangelnde körperliche Aktivität, wodurch fester, harter Stuhlgang entsteht und viele Betroffene parallel unter Verstopfung leiden. Durch den Druck wölbt sich die Schleimhaut nach außen, bleiben Kotreste in diesen Ausstülpungen der Darmwand zurück, kann dadurch die Schleimhaut angegriffen und eine Entzündung hervorrufen werden. Am häufigsten ist dabei der vierte und letzte Teil des Dickdarms (Colon sigmoideum, auch „Sigmoid“) betroffen, wodurch es in der Folge meist zu plötzlich auftretenden Schmerzen im linken Unterbauch kommt, die häufig bis in den Rücken ausstrahlen. Typisch sind zudem Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Beschwerden beim Wasserlassen sowie veränderter Stuhlgang, wobei dies neben einer Verstopfung auch Durchfall oder schleimigen, eitrigen Stuhl bedeuten kann.
Neben dem kommen bei Frauen immer auch Beschwerden der Eileiter und der Eierstöcke in Betracht. Auch festsitzende Harn- oder Nierensteine können verantwortlich sein, ebenso ist ein Harnwegsinfekt wie zum Beispiel eine Blasenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung möglich. Dieser kann teilweise gar keine Symptome verursachen, häufig kommt es jedoch neben einseitigen oder beidseitigen Schmerzen im Unterbauch zu Brennen beim Wasserlassen, verstärktem Harndrang, Schwierigkeiten, den Harn zu halten oder Blut im Urin. Sind die Nieren beteiligt, tritt meist auch Fieber auf, zudem kann es in schwereren Fällen auch zu Schüttelfrost, starken Flankenschmerzen sowie Beschwerden im Damm- und Genitalbereich, einem allgemeinen Krankheitsgefühl sowie Übelkeit und Erbrechen kommen. Frauen haben eine deutlich kürzere Harnröhre als Männer und sind dementsprechend anfälliger für einen Harnwegsinfekt. Daher sollte vor allem bei Frauen im Falle linksseitiger Unterbauchschmerzen immer auch eine Urinuntersuchung durchgeführt werden, um möglichen Bakterien auf die Spur zu kommen. Diese stellen die Hauptursache für einen Harnwegsinfekt dar, häufig handelt es sich dabei um das Darmbakterium Escherichia coli. Seltener kann es aber auch dazu kommen, dass die auslösenden Erreger von anderen Infektionen im Körper über die Blutbahn in die Harnwege („hämatogene Infektion“) gelangen, zudem sind viele weitere Risikofaktoren bekannt, zum Beispiel Diabetes mellitus, eine angeborene Fehlbildung der Harnwege oder ein Blasenstein. Zudem kann auch unzureichendes Trinken einen Harnwegsinfekt begünstigen, ebenso wie falsches Hygieneverhalten (Reinigung nach dem Stuhlgang „von hinten nach vorne“, häufiges Waschen des Intimbereichs mit Seife etc.). Darüber hinaus haben sowohl Schwangere als auch sexuell stark aktive Frauen durch die kürzere Harnröhre und Nähe der Harnröhrenöffnung zum After ein erhöhtes Risiko. Denn dadurch können Darmbakterien schneller in die Harnröhre gelangen, zum Beispiel durch ungeschützten vaginalen Geschlechtsverkehr im direkten Anschluss an Anal- oder Oralverkehr.
Linksseitige Beschwerden im Oberbauch
Treten die Schmerzen auf der linken Seite im Oberbauch auf, kann auch die Milz der Auslöser sein, denn diese befindet sich in der Nähe des Magens, oberhalb der linken Niere. Deutlichstes Zeichen für eine Milzerkrankung ist hier eine vergrößerte Milz (Splenomegalie), bei welcher es sich in den meisten Fällen um ein Symptom einer anderen Erkrankung handelt (sekundäre Milzerkrankung), z.B. einer Infektionskrankheit (z.B. das Pfeiffer-Drüsenfieber) oder einer Bluterkrankung (z.B. Leukämie oder Morbus Hodgkin). Seltener kann aber auch die Milz selbst betroffen sein, beispielsweise bei einem Milzinfarkt oder einem Milzriss. Auch eine Entzündung des Organs ist möglich, welche zu massiven stechenden oder bohrenden Oberbauchschmerzen auf der linken Seite führen kann, zudem werden die Milzschmerzen häufig von Bluterbrechen, Schwindel, Durchfall oder Magenbrennen begleitet.
Darüber hinaus können aber auch festsitzende Nierensteine für starke Schmerzen sorgen, die bis in den linken Oberbauch ausstrahlen. Gleiches gilt für Harnwegsinfekte wie z.B. eine Blasenentzündung oder Nierenbeckenentzündung, die neben anderen Beschwerden wie brennenden Schmerzen beim Wasserlassen und Unterbauchschmerzen oft auch zu Flankenschmerzen führen, welche bis in den oberen Bauchbereich zu spüren sind. Ebenso kann auch die Lunge die Ursache sein. Denn obwohl diese im Brustraum eingebettet ist, können Erkrankungen wie eine Lungen- oder Rippenfellentzündung Beschwerden verursachen, die runter in den Oberbauch ziehen. Dies ist vor allem dann denkbar, wenn weitere Symptome wie Brustschmerzen, Husten, Probleme mit der Atmung oder Fieber auftreten.
In relativ seltenen Fällen kann auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) der Auslöser für die Beschwerden sein. Diese kann sowohl akut als auch chronisch vorkommen und dadurch teilweise sehr unangenehm für den Patienten werden. Die Ursache liegt hier oft in unbemerkten Gallensteine oder übermäßigem Alkoholkonsum, möglich sind aber unter anderem auch eine Nebenschilddrüsenüberfunktion, bestimmte Medikamente wie z.B. Betablocker, virale Infektionen (z.B. Epstein-Barr-Virus) oder genetische Faktoren. Dementsprechend zeigen sich auch ganz unterschiedliche Symptome bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung, im Mittelpunkt stehen jedoch bei einer akuten Entzündung plötzlich auftretende, extreme Schmerzen im Oberbauch, die oft noch im Rücken- und Brustbereich spürbar sind. Neben dem kann es hier – je nach Ursache – unter anderem zu Übelkeit und Erbrechen, Blähungen oder Fieber kommen. Auch bei der chronischen Form sind die Oberbauchschmerzen das Leitsymptom, die hier allerdings immer wieder auftreten und oft von einem Völlegefühl nach fettigem Essen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall sowie Fettstuhl begleitet werden.
Ebenfalls eher selten können die Beschwerden auch vom Herzen herrühren. Möglich sind hier beispielsweise die Koronare Herzkrankheit (KHK), welche insbesondere durch Brustenge (Angina Pectoris), Kurzatmigkeit und Herzschmerzen gekennzeichnet ist, die häufig aber auch in Arme (besonders links), Unterkiefer, Rücken oder Oberbauch ausstrahlen. Im Ernstfall können Schmerzen im linken Oberbauch aber auch Hinweis auf einen Herzinfarkt sein. Hier kommt es typischerweise zu Luftnot, Brustenge und starken, ausstrahlenden Brustschmerzen, neben dem zeigt sich meist eine starke Gesichtsblässe und kalter Schweiß im Gesicht sowie ein starkes Schwächegefühl. Vor allem bei Frauen sind Oberbauchschmerzen in diesem Zusammenhang besonders ernst zu nehmen, denn diese sind neben Luftnot und Rückenschmerzen ein typisches Symptom bei einem weiblichen Infarkt, während bei Männern der Brustschmerz das Leitsymptom darstellt.
Bauchschmerzen links nach Essen
Treten die linksseitigen Bauchschmerzen in erster Linie während der Nahrungsaufnahme und/oder danach auf, können normalerweise bereits urologische oder gynäkologische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Stattdessen handelt es sich in diesem Fall meist um Magenprobleme, wie zum Beispiel eine Gastritis bzw. Magenschleimhautentzündung, welche sehr häufig auftritt und sowohl akut als auch chronisch verlaufen kann. Bei einer akuten Gastritis können die Bauchschmerzen sehr plötzlich auftreten, beispielsweise in Folge einer Überdosierung von Schmerzmitteln, massivem Alkoholkonsum, übermäßigem psychischem oder körperlichem Stress oder durch eine Lebensmittelvergiftung. Hier kommt es neben dem häufig zu einem unangenehmem Geschmack im Mund, Aufstoßen und Übelkeit, wobei sich die Symptome typischerweise während des Essens verstärken. Eine chronische Magenschleimhautentzündung äußert sich hingegen neben den Bauchschmerzen zum Teil durch Symptome wie Blähungen, Blähbauch, Appetitlosigkeit und Durchfall. In den meisten Fällen entwickelt sie sich aber sehr langsam und ohne erkennbare Anzeichen, sodass die Erkrankung häufig zunächst unentdeckt bleibt. Auch die chronische Form kann verschiedene Ursachen haben: So handelt es sich bei dem Auslöser der sogenannten „Typ A“-Gastritis um eine seltene Autoimmunerkrankung, wohingegen beim sehr häufig auftretenden „Typ B“ fast immer eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori die Ursache ist. Hinzu kommt die Magenschleimhautentzündung vom „Typ C“, welche durch giftige bzw. Magenschleimhaut angreifende Substanzen ausgelöst wird („chemisch-toxische Gastritis“), wie zum Beispiel dauerhaft große Mengen Alkohol oder bestimmte Schmerzmittel.
Treten die Schmerzen immer nach dem Verzehr bestimmter Speisen oder Getränke auf, ist auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit denkbar. Möglich ist hier beispielsweise eine angeborene oder erworbene Intoleranz gegenüber Milchzucker (Laktose), welcher bei betroffenen Personen infolge des gar nicht oder nur eingeschränkt vorhandenen Verdauungsenzyms Laktase nicht verdaut werden kann. Dadurch kommt es nach dem Verzehr von Milch- und Milchprodukten in erster Linie zu einem aufgeblähten Bauch, Bauchschmerzen- bzw. krämpfen, Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen, möglich sind aber auch unspezifische Symptome wie beispielsweise chronische Müdigkeit, Verstimmungen, Schwindel, innere Unruhe, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Treten die linksseitigen Bauchschmerzen hingegen immer nach dem Verzehr von Fruchtzucker auf, kann auch eine Fructose-Intoleranz vorliegen. Diese ist selten genetisch bedingt, sondern entwickelt sich in den meisten Fällen durch einen übermäßigen Verzehr von Fruchtzucker (z.B. in Obst, Honig, Haushaltszucker), Stress oder bestimmte Medikamente. Bei dieser „intestinalen“ (erworbenen) Unverträglichkeit (auch „Fructose-Malabsorption“ genannt) ist der Körper durch das Fehlen eines bestimmten Enzyms nicht (mehr) in der Lage, ausreichend Fructose aus dem Darm ins Blut aufzunehmen. In der Folge verbleibt der restliche Zucker im Darm und wird später im Dickdarm mithilfe von Bakterien abgebaut, was zu Beschwerden wie Blähungen, Durchfall, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und einem Blähbauch führen kann.
Auch eine Glutenallergie (Zöliakie) ist als Ursache denkbar, eine angeborene Autoimmunerkrankung, bei der Betroffene ihr Leben lang das „Klebereiweiß“ Gluten nicht vertragen, welches beispielsweise in Weizen oder Roggen vorkommt. Diese Unverträglichkeit kann bei einigen „nur“ zu Durchfall führen, ebenso kann es aber auch zu schweren Verläufen kommen, mit sehr starken Durchfällen oder Fettstuhl, wodurch es oft zu Mangelerscheinungen und gravierender Gewichtsabnahme kommt. Darüber hinaus kann auch eine Intoleranz gegenüber Histamin der Auslöser für linksseitige Magenschmerzen im Oberbauch nach dem Essen oder Trinken sein, welches in einer Vielzahl von Lebensmittel wie z.B. Sojaprodukten, Schokolade, Rotwein, Hefe, Schinken und Tomaten vorkommt. Hier handelt es sich normalerweise um eine erworbene Erkrankung, bei der durch einen Mangel bzw. das Nicht-Vorhandensein bestimmter Enzyme mit der Nahrung aufgenommenes Histamin nicht mehr entsprechend abgebaut werden kann. Dadurch kommt es nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel zu allergieähnlichen Reaktionen („Pseudoallergie“) wie beispielsweise Juckreiz, Ausschlag oder Augenschwellungen. Ebenso treten aber auch Verdauungsbeschwerden, Oberbauchschmerzen und Durchfall auf, möglich sind zudem Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System in Form von Kopfschmerzen, Herzrasen, oder Kreislaufschwäche. Die Beschwerden treten dabei zum Teil direkt nach dem Essen bzw. Trinken auf, in anderen Fällen kann es aber auch Stunden dauern, bis sich erste Anzeichen bemerkbar machen.
Bauchschmerzen links neben Bauchnabel
In vielen Fällen kommt es in der Schwangerschaft zu Bauchschmerzen im Bereich des Bauchnabels, die sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite, aber auch kreisförmig um den Nabel herum wahrgenommen werden können. In den meisten Fällen rühren diese Beschwerden von dem immer größer und schwerer werdenden Kind her, wodurch auch auf die Bauchdecke der Frau immer mehr Druck ausgeübt wird. In der Folge wird nicht nur der Bauch runder, sondern auch der Nabel wird nach vorne gedrückt, wodurch häufig der Nabel „verstreicht“ bzw. hervor tritt. Dieses Phänomen stellt in den meisten Fällen überhaupt kein gesundheitliches Risiko für Mutter und/oder Kind dar, anders stellt es sich jedoch dar, wenn sich parallel eine Beule im Nabelbereich bildet. In diesem Fall kann es um einen sogenannten „Nabelbruch“ handeln, womit die Ausstülpung von Gewebe („Bruchsack“) durch eine Lücke in der Bauchwand („Bruchpforte“) bezeichnet wird (medizinisch: “Nabelhernie”). Dieser betrifft relativ viele Schwangere und entsteht dadurch, dass im Verlauf der Schwangerschaft nicht nur die Bauchdecke zunehmend gedehnt wird, sondern auch die Bauchmuskeln auseinander weichen. In den meisten Fällen verläuft eine Nabelhernie ohne Schmerzen, was dazu führt, dass sie oft erst gar nicht bemerkt wird, erkennbar ist hier lediglich die typische kleine „Beule“ im Nabelbereich. Kommt es jedoch zu Bauchnabelschmerzen und/oder bläulich-roten Verfärbungen des Bruchs sowie zu Fieber, Übelkeit oder Verstopfung, deutet dies auf eingeklemmtes Gewebe in der Bruchpforte hin. In diesem Fall sollten Betroffene umgehend einen Arzt bzw. ein Krankenhaus aufsuchen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die betroffenen Darmabschnitte nicht mehr richtig durchblutet und dadurch unter Umständen sogar absterben können. Dadurch steigt wiederum das Risiko für gefährliche Folgeerkrankungen wie einer Blutvergiftung (Sepsis), dementsprechend muss ein eingeklemmter Nabelbruch immer sofort operiert werden.
Die meisten Eingriffe werden dabei unter Vollnarkose durchgeführt, bei kleineren Brüchen reicht oft aber auch eine lokale Betäubung, teilweise erfolgt sogar ein ambulanter Eingriff. Da ein „normaler“ Nabelbruch bei Erwachsenen nicht von selbst ausheilt, wird auch in diesem Fall normalerweise operiert, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen und die Symptome zu lindern.
Behandlung bei linksseitigen Bauchschmerzen
Die Behandlung linksseitiger Bauchbeschwerden erfolgt in Abhängigkeit der Ursache und dementsprechend auf vielfältige Weise. Konnte beispielsweise eine Erkrankung des Dickdarmes (Divertikulitis) diagnostiziert werden, erhalten Patienten bei leichteren Verläufen meist Antibiotika, in schweren bzw. chronischen Fällen erfolgt jedoch meist ein operativer Eingriff, bei dem die entzündeten Darm-Anteile entfernt und die gesunden Enden wieder zusammengefügt werden. Vorteil ist dabei, dass bei der OP der Darm auch weitreichender untersucht werden kann, sodass mögliche weitere Aussackungen frühzeitig erkannt werden können.
Im Falle einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung erfolgt normalerweise ebenfalls eine sofortige Behandlung im Krankenhaus, da hier immer die Gefahr besteht, dass diese schwer verläuft und dadurch lebensbedrohlich wird. Dementsprechend ist einem sehr schweren bzw. komplikationsreichen Verlauf sogar die Überwachung auf einer Intensivstation nötig. Hier erhält der Patient Schmerzmittel und Flüssigkeit, zudem muss in schweren Fällen zunächst auf Nahrung verzichtet werden. Im Fall einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung steht im Mittelpunkt der Therapie der konsequente Verzicht auf Alkohol und eine umfassende Ernährungsumstellung. Neben dem sollten zur Vorbeugung weiterer Schübe sämtliche möglichen Auslöser so weit wie möglich bekämpft werden, indem z.B. eine Nebenschilddrüsenüberfunktion oder ein Gallensteinleiden entsprechend behandelt oder schädigende Medikamente abgesetzt werden.
Liegt den Schmerzen auf der linken Seite hingegen ein Harnwegsinfekt zugrunde, erfolgt die Behandlung in Abhängigkeit von Art und Ursache der Infektion. Ist diese durch Bakterien bedingt, reicht normalerweise die Gabe eines Antibiotikums aus – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass keine weiteren Risikofaktoren für Folgeinfektionen (wie z.B. Blasensteine oder Diabetes mellitus) bestehen. Ist dies der Fall, werden meist weitere Behandlungsschritte notwendig, um einen chronischen Verlauf zu vermeiden.
Naturheilkunde bei linksseitigen Bauchproblemen
Sofern ernste Ursachen für die Beschwerden auf der linken Bauchseite medizinisch ausgeschlossen werden konnten, kann in vielen Fällen der Bereich der Naturheilkunde eine sanfte, aber wirkungsvolle therapeutische Unterstützung bzw. Alternative bieten. Da Magenprobleme bei den meisten Betroffenen eng mit der Lebensweise verknüpft sind, lässt es sich oft nicht umgehen, sich zu aller erst mit den eigenen Gewohnheiten in Hinblick auf Ernährung, Bewegung, Umgang mit Stress etc. auseinander zu setzen. Im nächsten Schritt sollten dann die gewonnen Erkenntnisse umgesetzt werden, indem z.B. generell auf eine ballaststoffhaltige und fettarme Kost geachtet sowie auf hastiges „Schlingen“ und Essen nach 20 Uhr weitestgehend verzichtet wird. In diesem Zusammenhang sollte generell darauf geachtet werden, Übergewicht abzubauen und regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren. Häufig leiden Betroffene auch an einer Übersäuerung (Azidose) des Magens, welche sich nicht nur durch Magenschmerzen, sondern auch durch Übelkeit, Zungenbelag, blasse Haut, Sodbrennen, Aufstoßen und/oder einen Blähbauch äußert.
In diesem Fall sollten neben den bereits beschriebenen Maßnahmen verstärkt auch Nikotin sowie bestimmte Lebensmittel wie Alkohol, Kaffee oder zuckerhaltige Getränke vermieden werden, zudem bestehen verschiedene Verfahren, die helfen können, den Säure-Basen-Haushalt wieder in Einklang zu bringen. Dementsprechend sollten auf dem täglichen Speiseplan vorwiegend basische Lebensmittel wie z.B. Kartoffeln, Gemüse, Obst, Molke und Trockenfrüchte (Rosinen, Feigen etc.) stehen. So genannte „Säurebildner“, wie z.B. Zucker, Süßwaren, helles Brot, Nudeln, Fleisch bzw. Wurst sollten während des Basenfastens hingegen weitgehend vermieden werden, um dem Körper eine Entsäuerung und Entgiftung zu ermöglichen. Um auch in die tieferen Hautschichten vordringen und die Säuren aus dem Gewebe holen zu können, eignen sich zudem unterstützende Maßnahmen wie Massagen, heiße Bäder oder leichtes körperliches Training. Hier kommt beispielsweise eine Kräuterstempelmassage in Betracht, welche mit kleinen Stoffbeutelchen („Kräuterstempel“) durchgeführt wird, die mit heilsamen Früchten, Kräutern oder Gewürzen (z.B. Zitronenschalen, Ingwer, Kurkuma oder Rosmarin) befüllt sind und zuvor in Wasserdampf bzw. heißem Kräuteröl erhitzt werden.
Da Magenprobleme bei vielen Menschen in engem Zusammenhang mit negativem Stress stehen, ist es zudem wichtig, sich mit der persönlichen Situation bzw. der derzeitigen Stress-Belastung kritisch auseinanderzusetzen. Treten die Beschwerden akut auf (z.B. vor einer Prüfung), wirkt in vielen Fällen Wärme (Kräutertee, Wärmflasche, Körnerkissen etc.) sehr wohltuend, zudem eignen sich eine Vielzahl weiterer Hausmittel bei Magenschmerzen, wie beispielsweise Honig, Ingwertee oder Sanddorn- bzw. Kümmelöl. Bewährt haben sich hier auch Essigwickel, für welche ein Handtuch in heißes Wasser und Essig (ein Esslöffel Essig auf ein Liter Wasser) getaucht und anschließend für 15-20 Minuten auf den Bauch gelegt wird.
Treten die Beschwerden chronisch oder immer wieder in stressigen Situationen auf, sollte zudem dem Stressabbau eine besondere Bedeutung zukommen. In diesem Zusammenhang bieten sich verschiedene Verfahren und Übungen wie beispielsweise Yoga, progressive Muskelrelaxation, Meditation oder autogenes Training an, die bei innerer Unruhe für mehr Entspannung sorgen können. In einigen Fällen empfiehlt sich auch eine Psychotherapie, in welcher Betroffene tieferliegende Probleme, Ängste und unbewusste Konflikte bearbeiten und dadurch einen „gesunden“ Umgang mit Stress lernen können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Irmtraut Koop: Gastroenterologie compact - Alles für Klinik und Praxis, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Hubert Hauser, Heinz J. Buhr, Hans-Jörg Mischinger: Akutes Abdomen, Springer Verlag, 1. Auflage, 2016
- Deutsches Rotes Kreuz: Akute Erkrankungen der Bauchorgane, (Abruf 30.09.2019), DRK
- Walter Siegenthaler et al.: Siegenthalers Differenzialdiagnose: Innere Krankheiten - vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2005
- Jürgen Stein, Till Wehrmann: Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie, Springer Verlag, 2. Auflage 2006
- Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2018
Wichtiger Hinweis:
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