Beinschmerzen sind ein häufiges Phänomen, welches an unterschiedlichen Stellen des Beins auftreten und dementsprechend eine Vielzahl von Ursachen haben kann. Oft sind relativ harmlose Verletzungen wie eine Prellung, Dehnung oder der klassische „Muskelkater“ der Grund für die Beschwerden, häufig liegen aber auch Durchblutungsstörungen, Probleme mit den Gelenken (z.B. Gelenkverschleiß, Arthritis) oder bei Kindern die so genannten „Wachstumsschmerzen“ vor.
Die Schmerzen können dabei entsprechend der Ursachenvielfalt auch in ganz unterschiedlicher Form und Intensität auftreten und zum Beispiel als scharf, stechend und bei Bewegung schlimmer werdend wahrgenommen werden. Ebenso können schmerzende Beine aber auch vor allem nachts bzw. im Liegen auftreten und z.B. wie bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) von einem Kribbeln in den Gliedern begleitet werden. In vielen Fällen haben die Beschwerden keine ernste Ursache und verschwinden bei abnehmender (Über-)Belastung des betroffenen Beins auch recht schnell wieder. Sobald die Schmerzen jedoch länger anhalten, besonders stark ausgeprägt sind oder nach einem Unfall infolge einer Verletzung auftreten, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Ursache abklären und dadurch gesundheitliche Risiken vermeiden zu können.
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Ursachen von Beinschmerzen
Das Bein (medizinisch: „untere Extremität“) wird normalerweise in den Oberschenkel (lat. Femur), Unterschenkel (Crus) sowie den Fuß (mit Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen) gegliedert, hinzu kommt außerdem der Beckengürtel (Cingulum membri inferioris). Dementsprechend bilden der Oberschenkelknochen, Schienbein (Tibia), Wadenbein (Fibula) sowie die Fußknochen das knöcherne Gerüst des Beines, weitere Bestandteile sind Muskeln, Sehnen, Gelenke, Bänder und Nerven sowie Blutgefäße, Lymphgefäße und die Haut.
Entsprechend dem komplexen Aufbau, können Schmerzen im Bein vielfältige Ursachen haben, häufig handelt es sich jedoch um Verletzungen der Muskeln (Muskelkater, -krämpfe, -verspannungen etc.), Bänder oder Sehnen (z.B. Achillessehnenriss), Zerrungen, Prellungen und Brüche der Knochen (z.B. Schienbeinbruch) sowie der Knie-, Hüft- oder Sprunggelenke. Neben dem besteht die Ursache für die Beschwerden oft auch in Gelenkbeschwerden wie Arthrose oder Rheuma sowie in Durchblutungsstörungen, z.B. infolge einer Arterienverkalkung(Arteriosklerose). Auch Krampfadern, Blutgerinnsel (Thrombosen und Embolien), Juckender Hautausschlag wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sowie Gicht oder ein Bandscheibenvorfall können der Auslöser sein. Weitere mögliche Ursachen sind Fehlstellungen („X“- oder „O“-Beine) oder neurologische Erkrankungen wie das so genannte „Syndrom der ruhelosen Beine“ (englisch: „restless legs“), welches durch Gefühlsstörungen sowie ein (vor allem in Ruhe auftretendes) Zucken, Schmerzen und Kribbeln in den Gliedern gekennzeichnet ist.
Darüber hinaus können im Ernstfall auch bösartige Tumore des Knochengewebes (Knochenkrebs) zu Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Beins kommen. Hinzu kommen hier häufig Bewegungseinschränkungen, zudem verliert der Knochen durch den Krebsbefall häufig an Festigkeit, wodurch es schon bei normaler Belastung schnell zu einem Knochenbruch kommt („pathologische Fraktur”). Knochenschmerzen im Bein können jedoch auch auf eine Osteoporose („Knochenschwund“) hindeuten, wobei es sich um eine Knochenstoffwechselstörung handelt, die zu einer Abnahme der Knochendichte sowie einen beschleunigten Abbau der Knochensubstanz und -struktur führt. In der Folge besteht auch hier eine deutlich erhöhte Anfälligkeit für einen Knochenbruch, wobei es besonders häufig zu Wirbelkörpereinbrüchen und Oberschenkelknochenbrüchen kommt.
Symptomatik
Entsprechend der vielen möglichen Ursachen können Beinschmerzen auch in ganz unterschiedlicher Form und Intensität auftreten sowie von vielfältigen weiteren Symptomen begleitet werden. Dementsprechend können die Beschwerden zum Beispiel bei einer starken Gelenkprellung besonders ausgeprägt beim Auftreten sein, liegt hingegen z.B. eine Arteriosklerose vor, kann es auch im Ruhezustand zu heftigen Schmerzen kommen. Diese können in Abhängigkeit der Ursache zum Beispiel bei einem Muskelriss als scharf bzw. stechend und einschießend wahrgenommen werden, auch für Wadenkrämpfe ist ein reißender oder ziehender Schmerz typisch.
In anderen Fällen (wie z.B. einer Arthritis im Kniegelenk) fühlt sich der schmerzende, rot-geschwollene Bereich zudem warm bzw. heiß an, häufig kommt es durch die Schwellungen und Schmerzen zudem zu einer eingeschränkten Beweglichkeit bzw. der Einnahme einer Schonhaltung. Sind die Nerven betroffen (wie z.B. bei Diabetes), können die Beschwerden zudem von einem Taubheitsgefühl in den Beinen und Muskelschwäche begleitet werden, häufig sind auch starke, quälende Missempfindungen wie „Ameisenkribbeln“ oder Brennen in Beinen und Füßen.
Schmerzende Beine nachts / im Liegen
Kommt es vor allem nachts bzw. nach längerem Liegen zu Beinschmerzen, liegt in vielen Fällen eine so genannte „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (kurz: paVK) vor, bei der es sich um eine Durchblutungsstörung der Gliedmaßen handelt. Verursacht wird die chronische Gefäßkrankheit der Arterien in erster Linie durch Arteriosklerose („Arterienverkalkung“), bei deren Entstehung das Rauchen eine zentrale Rolle spielt. Dementsprechend wird die paVK im fortgeschritten Stadium oft auch als „Raucherbein“ bezeichnet, wobei eine Arterienverkalkung auch durch weitere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder eine Schilddrüsenüberfunktion begünstigt werden kann.
Eine paVK beginnt meist schleichend und unbemerkt, da frühe Symptome wie gelegentliche Beinschmerzen, Gesichtsblässe, Hautprobleme an Beinen und Füßen, Haarausfall an den Beinen oder Schüttelfrost oft nicht bewusst wahr bzw. ernst genommen werden. Im weiteren Verlauf treten jedoch immer stärkere Wadenschmerzen beim Gehen auf, welche dadurch entstehen, dass das betroffene Bein aufgrund der gestörten Durchblutung nicht genug Sauerstoff erhält. Dadurch können nun meist nur noch kurze Strecken ohne Schmerzen gelaufen und stattdessen häufig Pausen eingelegt werden, weshalb umgangssprachlich auch oft von der „Schaufensterkrankheit“ die Rede ist. Hinzu kommen häufig Fuß- und Gesäßschmerzen sowie Beschwerden in den Oberschenkeln. Später treten die Wadenschmerzen dann auch in Ruhe auf, die dadurch vor allem nachts bzw. nach längerem Liegen oft zu einer echten Qual werden.
Erreicht die Erkrankung das letzte Stadium, ist die Durchblutung bereits soweit vermindert, dass selbst kleine Verletzungen zu diesem Zeitpunkt nur noch schlecht abheilen. In der Folge drohen Infektionen, chronische Wunden und Geschwüre an Füßen und Zehen. Zudem besteht die Gefahr, dass das umliegende Gewebe abstirbt (Nekrose), wodurch in schweren Fällen sogar eine Amputation droht. Dementsprechend ist es für eine gute Durchblutung und gesunde Gefäße wichtig, Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht zu reduzieren sowie gerade mit zunehmendem Alter regelmäßig ärztliche Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um erste Anzeichen einer pAVK wie trockene Haut an Beinen und Füßen oder Schmerzen in den Waden rechtzeitig zu erkennen und dadurch entsprechende Behandlungsschritte einleiten zu können.
Beinschmerzen im Oberschenkel
Treten die Beschwerden im Oberschenkel auf, kommen auch hier verschiedene Ursachen in Betracht, wobei häufig keine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt. Dennoch können die Oberschenkelschmerzen für den Betroffenen zu einer echten Qual werden und eine starke körperliche Einschränkung bedeuten. Häufig entstehen die Schmerzen in diesem Bereich durch Verletzungen wie zum Beispiel eine Prellung (Kontusion) infolge stumpfer Gewalteinwirkung (Sturz, Schlag, Stoß etc.). Ein typisches Beispiel ist hier der Zusammenprall mit einem Mitspieler bei so genannten „Kontaktsportarten“ wie Fußball, Handball oder Hockey, durch welche kleinste Blutgefäße unter der Haut aufplatzen, wodurch Blut in das umliegende Gewebe gelangt. Es kommt zu einer Schwellung und starken Schmerzen, kurze Zeit später färbt sich die Haut an der betroffenen Stelle blau und es entsteht ein Hämatom, welches zum Teil enorme Ausmaße erreichen kann. Zudem entstehen durch die Verletzung oft massive Bewegungseinschränkungen, bei starken Prellungen sind sogar kurzzeitige Lähmungserscheinungen möglich.
Auch ein Muskelfaserriss in der Oberschenkel- oder Wadenmuskulatur kann zu heftigen Beinschmerzen führen. Dabei handelt es sich um eine Sportverletzung, bei der es durch eine plötzliche, besonders heftige Bewegung oder infolge extremer Überbelastung zum Zerreißen von Muskelgewebe kommt. Typisch sind hier ein plötzlich auftretender heftiger Schmerz, verbunden mit einem deutlich hörbaren „Reißen“, zudem ist die Funktion des Beines sofort gestört, wodurch ein Auftreten bzw. Laufen zunächst nicht mehr möglich ist. Häufig ist an der betroffenen Stelle außerdem eine Einbuchtung zu ertasten, aus der sich wenige Stunden nach der Verletzung eine starke Schwellung bildet.
Neben dem kann auch eine Zerrung die Ursache für die Beschwerden im Ober- oder Unterschenkel sein, die zu den häufigsten sportbedingten Verletzungen überhaupt zählt. Bei dieser empfindet der Betroffene meist zu Beginn eine Verspannung des betroffenen Muskels sowie ein leichtes Ziehen, zudem fühlt sich die betroffene Stelle hart an. Hinzu kommen krampfartige Schmerzen, die typischerweise langsam und kontinuierlich stärker werden, gleiches gilt für die Funktion des Muskels, die im Laufe der Zeit immer weiter abnimmt. Eine Zerrung entsteht besonders schnell, wenn sich Sportler nicht ausreichend aufwärmen oder durch eine Überlastung der Muskeln, ebenso wie bei Sportarten mit sehr abrupten Bewegungsabläufen (wie z.B. Basketball). Hinzu kommen weitere Risikofaktoren wie z.B. ein schlechter Gesundheitszustand durch eine Erkrankung, unpassendes Schuhwerk oder Fußfehlstellungen.
Darüber hinaus kommen eine Reihe orthopädischer oder neurologischer Ursachen für die Schmerzen in Betracht. Möglich sind z.B. Beeinträchtigungen des Oberschenkelnervs „Nervus femoris“, welcher aus den Rückenmarkssegmenten der Lendenwirbelkörper (L1 – L4) entspringt und durch die so genannte „Muskelpforte“ zum Oberschenkel führt. Setzen die Schmerzen plötzlich ein und ist die betroffene Stelle zugleich gerötet, warm und angeschwollen, kann es sich in selteneren Fällen auch um einen Verschluss (Thrombose) der Beinvenen handeln. Zudem kann ein Bandscheibenvorfall der Auslöser sein, fühlt sich der Oberschenkel unterhalb des Gesäßes angespannt und hart an, kann darüber hinaus auch der Ischiasnerv eingeklemmt sei.
Wadenschmerzen
Eine häufige Ursache für Schmerzen in der Wade sind Muskelkrämpfe, welche meist völlig unerwartet z.B. während des Joggens auftreten und bis zur Auflösung normalerweise ein normales Gehen unmöglich machen. Ausgelöst werden Wadenkrämpfe dabei meist durch eine Unter- bzw. Überforderung der Muskulatur, wodurch gerade Sportler bei übermäßiger Beanspruchung ihrer Muskeln oft betroffen sind. Hier kommt normalerweise noch übermäßiges Schwitzen während des Sports als weiterer Risikofaktor hinzu, denn dadurch verliert der Körper neben Flüssigkeit auch wichtige Mineralien (z.B. Magnesium oder Kalium), die jedoch für die Muskelfunktion unentbehrlich sind. Anfälliger für Krämpfe sind jedoch auch Menschen, die ihre Muskulatur durch das ständige Sitzen am Schreibtisch bzw. einen generellen Bewegungsmangel unterfordern. In der Folge kann es zu nächtlichen Wadenkrämpfen kommen, die aber auch beispielsweise durch Überlastung der Füße (z.B. durch langes Tragen unpassender Schuhe), Fußfehlstellungen, übermäßigen Alkoholkonsum, Medikamente (Diuretika, Bluthochdruckmittel etc.) oder eine Erkrankung wie z.B. Diabetes oder Krampfadern (Varizen) ausgelöst werden können.
Auch ein Muskelfaserriss kann der Grund für Wadenschmerzen sein. Zu diesem kommt es, wenn Muskelgewebe in der Wade durch eine plötzliche Überanstrengung (z.B. beim Abspringen) oder dauerhaft starke Beanspruchung (z.B. im Leistungssport) reißt. Dementsprechend handelt es sich auch hier um eine typische Sportverletzung, die vor allem bei denjenigen Sportarten häufig auftritt, in denen wie z.B. beim Fußball permanent gelaufen und wieder gestoppt oder wie beispielsweise beim Sprint oder Springen die Schnellkraft eingesetzt wird. Neben dem kann aber auch direkte Gewalteinwirkung (Tritt, Schlag o.ä.) einen Muskelfaserriss hervorrufen, ebenso wie z.B. Fußfehlstellungen, unzureichende Regeneration nach einer Verletzung oder eine Muskelverhärtung. Kennzeichnend für einen Muskelfaserriss ist vor allem ein plötzlich einschießender Schmerz bzw. das Gefühl, dass in der Wade etwas „kaputt reißt“. Zudem ist das Gehen sowie das Stehen auf den Zehenspitzen nur noch unter extrem starken Schmerzen bzw. in einigen Fällen sogar gar nicht mehr möglich. Darüber hinaus kommt es bei dieser Verletzung teilweise zur Bildung einer Einbuchtung, nach einiger Zeit entstehen zudem normalerweise dicke Wadendurch die starke Schwellung rund um die betroffene Stelle.
Treten die Schmerzen plötzlich auf, kann auch eine tiefe Beinvenenthrombose (Phlebothrombose) der Auslöser sein, bei der es durch die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) in einer tief gelegenen Beinvene teilweise oder sogar vollständig zu einem Gefäßverschluss kommt. Typische Symptome sind hier eine plötzliche, starke Schwellung und das sich Wade ungewohnt warm bzw. heiß und/oder gespannt anfühlt, äußerlich wird die Thrombose durch eine bläuliche oder rötliche Verfärbung der Haut erkennbar. Da eine tiefe Beinvenenthrombose unbehandelt relativ schnell zu Komplikationen wie einer Lungenembolie oder einem postthrombotischen Syndrom (PTS) führen kann, sollte dementsprechend jeder Verdacht umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Darüber hinaus kommen noch eine Reihe weiterer möglicher Ursachen für eine schmerzende Wade in Betracht, wie z.B. chronische Durchblutungsstörungen („periphere arterielle Verschlusskrankheit“, kurz: pAVK) oder ein so genanntes „Kompartment-Syndrom“, bei welchem z.B. infolge eines Blutergusses ein erhöhter Gewebedruck in einem abgegrenzten Bereich („Kompartment“) des Unterschenkels besteht. Auch ein Bandscheibenvorfall, durch welchen Betroffene je nach Bereich und Ausprägung zum Teil massivste, tiefgehende Oberschenkel- bzw. Rückenschmerzen verspüren, die bis in die Waden oder sogar Füße ausstrahlen. Häufig werden diese Beschwerden umgangssprachlich auch als „Hexenschuss“ oder „Ischiasschmerzen“ bezeichnet, welche sich typischerweise bei Bewegung noch verstärken und meist über einen längeren Zeitraum anhalten.
Beinschmerzen bei Kindern
Vielen Eltern kommt es bekannt vor, wenn die Kinder während des Laufens plötzlich über Schmerzen in den Füßen bzw. den Beinen klagen. In vielen Fällen besteht hier jedoch kein Grund zur Sorge, stattdessen handelt es sich gerade bei Kindern im Vor- und Grundschulalter oft um so genannte „Wachstumsschmerzen“, die abends oder nachts gehäuft auftreten. Diese können – müssen aber nicht unbedingt – in beiden Beinen gleichzeitig vorkommen und mitunter einige Zeit anhalten, oft verschwinden sie aber bereits nach wenigen Minuten wieder von ganz alleine. Grundsätzlich können die Beschwerden im gesamten Bein und in den Füßen verspürt werden, besonders häufig sind jedoch die Knie und Unterschenkel betroffen. Warum das Wachsen in einigen Fällen weh tut, ist bis heute nicht vollständig geklärt, vermutet werden jedoch unter anderem eine starke Dehnung der Sehnen und Bänder infolge der nächtlichen Wachstumsschübe sowie eine Überlastung der noch nicht ausgereiften Muskulatur. Unabhängig von der Ursache, können die Schmerzen jedoch für einen jungen Menschen sehr stark und belastend werden, dementsprechend ist es besonders wichtig, viel Verständnis zu zeigen, für das Kind da zu sein und diesem körperliche Nähe und emotionale Zuwendung zu geben.
Bei Wachstumsschmerzen handelt es sich um eine sogenannte „Ausschlussdiagnose“, was bedeutet, dass zunächst sämtliche ernsthafte Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden müssen. Treten die Beschwerden häufig plötzlich während des Laufens auf, sollte dementsprechend zunächst geprüft werden, ob diese nicht einen ganz „harmlosen“ Grund wie verrutschte Socken, schlecht sitzende bzw. zu kleine Schuhe oder eine Blase, Druckstelle oder Abschürfung am Fuß haben könnten. Kommt es hingegen zu länger anhaltenden Schmerzen (vor allem nachts), sollte das Kind in jedem Fall ärztlich untersucht werden, denn neben den häufig vorkommenden und harmlosen „Begleiterscheinungen“ des Wachsens, kommen eine Reihe weiterer Ursachen für die Beinschmerzen in Betracht. Möglich sind zum Beispiel eine Fehlbelastung des Beines oder ein so genannter „Hüftschnupfen“ (Coxitis fugax), bei welchem es sich um eine nicht bakterielle Entzündung des Hüftgelenkes handelt, die meist Kinder oder Jugendliche von drei bis zehn Jahren betrifft. Die genaue Ursache ist bislang unbekannt, allerdings geht in vielen Fällen eine Viruserkrankung wie z.B. ein grippaler Infekt voraus. Typisch für die normalerweise harmlose Krankheit sind in erster Linie Hüftschmerzen, welche meist einseitig auftreten und von der Leiste aus bis in den Oberschenkel oder sogar das Knie ausstrahlen können. In der Folge wollen die Kinder nicht weiter laufen, zudem ist oft durch die eingeschränkte Beweglichkeit nur noch ein Humpeln möglich.
Besonders häufig kommt es zudem durch Verletzungen (Prellung, Stauchung, Dehnung etc.) infolge von Stürzen, Unfällen etc. zu akuten Beinschmerzen bei Kindern. Darüber hinaus kann es sich in selteneren Fällen auch um eine ernsthafte Ursache wie eine Gelenkentzündung durch eine Infektion mit Viren (z.B. Mumps, Ringelröteln) oder Bakterien (z.B. Streptokokken oder Borrelien) kommen, möglich sind weiterhin unter anderem eine juvenile idiopathische Arthritis („kindliches Rheuma“), eine so genannte „Hüftkopfnekrose“ infolge von Durchblutungsstörungen, Blut-, Tumor oder Immunerkrankungen sowie Gerinnungsstörungen.
Dementsprechend sollten plötzlich auftretende starke bzw. länger anhaltende Beinschmerzen bei Kindern in jedem Fall ernst genommen werden und vor allem dann unbedingt ärztlich begutachtet werden, wenn eine Schwellung und/oder Überwärmung des Gelenks, größere Hämatome oder eine größere Wunde erkennbar sind. Gleiches gilt für den Fall, dass das Kind nicht mehr auftreten kann, minimale Bewegungen bereits starke Schmerzen verursachen oder aber die Schmerzempfindung eingeschränkt bzw. ausgeschaltet ist.
Behandlung bei Schmerzen in den Beinen
Die Therapie schmerzender Beine erfolgt in Abhängigkeit der Ursache und kann dementsprechend ganz unterschiedliche Maßnahmen umfassen. Liegt beispielsweise ein Muskelkater vor, reichen oft schon Ruhe, Geduld und die Gabe von Magnesium, bei venenbedingten Beinbeschwerden wie Krampfadern oder Wasser in den Beinen werden hingegen z.B. Venenmittel aus Rosskastanienextrakt oder Arnika sowie Kompressionsstrümpfe eingesetzt, teilweise werden auch Eingriffe wie eine Verödung oder operative Entfernung durchgeführt.
Liegt beispielsweise eine Prellung vor, erfolgt die Erstbehandlung idealerweise nach dem sogenannten „PECH-Schema“. Dies bedeutet, dass der Betroffene zur Vermeidung weiterer Schäden zunächst unbedingt die sportliche Betätigung einstellen und stattdessen das Bein ruhig stellen sollte (Pause). Zudem sollte die betroffene Stelle schnellstmöglich mit Eisbeuteln, Umschlägen, Kältekompressen oder -spray gekühlt werden, um eine Ausbreitung der Schwellung zu vermeiden (Eis). Auch empfiehlt es sich, einen elastischen Kompressionsverband anzulegen, durch welchen Druck auf die entsprechende Stelle ausgeübt und damit die innere Blutung weiter gehemmt werden kann (Compression). Weitere Einblutungen in das umliegende Gewebe und geschwollene Beine können auch durch das Hochlagern unterbunden werden, da aufgrund der Schwerkraft weniger Blut zu der betroffenen Körperstelle gelangt. In den meisten Fällen bildet sich die Schwellung infolge einer Prellung nach mehreren Tagen wieder von allein zurück und hinterlässt keine Folgen, in der Regel empfiehlt sich aber dennoch eine kurze Sport-Pause, damit die Verletzung vollständig ausheilen kann. Bei einer schweren oder großflächigen Prellung sollte außerdem immer vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um tiefere Verletzungen ausschließen zu können.
Auch ein Muskelfaserriss wird normalerweise zunächst nach der PECH-Methode behandelt, hinzu kommen meist schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen). Darüber hinaus werden zur weiteren Behandlung teilweise auch Maßnahmen wie Lymphdrainage oder Kälteanwendungen eingesetzt. Bei Verletzungen mit Funktionseinschränkung ist hingegen gerade bei Sportlern meist ein chirurgischer Eingriff notwendig, da ansonsten Deformierungen und Funktionsstörungen drohen. Nach der OP sollte der betroffene Muskel dann für sechs Wochen ruhig gestellt werden, um ein erneutes Zerreißen zu verhindern. Hochlagern und Kühlung sind auch bei einer Zerrung das Mittel der Wahl. Zudem sollte hier für mindestens eine Woche auf sportliches Training verzichtet werden bzw. das Bein erst dann wieder belastet werden, wenn die Verhärtung sowie die Schmerzen komplett verschwunden sind.
In anderen Fällen, wie z.B. bei Durchblutungsstörungen, hilft hingegen eher eine gemäßigte Bewegungstherapie (Gehtraining, Fußrollübungen etc.) gegen die Schmerzen im Bein. Zudem werden normalerweise Medikamente (z.B. Acetylsalicylsäure, Clopidogrel) eingesetzt, in einigen Fällen sind aber auch medizinische Eingriffe wie eine Embolektomie, Dehnung des betroffenen Gefäßes oder eine Operation notwendig. Wichtig ist darüber hinaus vor allem die aktive Mitarbeit des Patienten, um Komplikationen und schwerwiegende Folgen einer Durchblutungsstörung wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Amputation zu vermeiden. Dementsprechend sollte vor allem das Rauchen aufgegeben sowie eine Gewichtsreduzierung bei Übergewicht angestrebt werden. Weitere wichtige Faktoren bei der Behandlung sind außerdem regelmäßige Bewegung, eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie eine rechtzeitige und konsequente Therapie von bestehenden Krankheiten wie Diabetes mellitus oder einem erhöhtem Cholesterinspiegel.
Hausmittel gegen Beinschmerzen
Treten die Beschwerden in leichter Form in den Waden auf, welche nach ärztlicher Begutachtung keine ernsteren Ursachen wie z.B. eine chronische Durchblutungsstörung haben, können verschiedene Hausmittel bei Wadenschmerzen helfen, diese zu lindern. Da die Schmerzen in vielen Fällen nach körperlicher Anstrengung in Form von Krämpfen auftreten, kann z.B. oft schon der Verzehr von mineralienhaltigen Nahrungsmitteln wie z.B. Apfelsaftschorle, Banane oder Mandeln vorbeugend wirken, zudem sollte stets auf ausreichendes Aufwärmen vor dem Sport geachtet werden. Muskelentspannend und dadurch wohltuend bei Krämpfen wirkt auch das Einreiben mit kaltgepresstem Öl, welches mit ein paar Tropfen ätherischem Lavendel – oder Rosmarinöl angereichert wird.
Auch Wadenwickel sind ein bewährtes Hausmittel im Falle von Wadenschmerzen und -krämpfen, indem sie z.B. mit Magerquark angewendet einen kühlenden und entlastenden Effekt bringen. Diese sind einfach und schnell hergestellt, indem etwas Quark auf ein Leintuch auftragen wird, anschließend werden die Ecken des Tuchs eingeschlagen und das Ganze um die betroffene Wade gewickelt.
Naturheilkunde bei schmerzenden Beinen
Bei wachstumsbedingten Beinschmerzen, die vor allem am Abend oder in der Nacht auftreten, benötigt das betroffene Kind in erster Linie sehr viel elterliche Zuwendung und Nähe, um von den Beschwerden abgelenkt zu werden und in den Schlaf zu finden. Wohltuend wirkt zudem Wärme z.B. in Form einer Wärmflasche oder einem Körnerkissen, welches auf die betroffene Stelle gelegt wird. Alternativ eignet sich auch ein warmes Bad sehr gut, durch welches dem kleinen Patienten Entspannung ermöglicht wird und die Schmerzen oftmals schnell gelindert werden. Eltern können zudem ihren Kindern durch eine sanfte Massage des Beines etwas Gutes tun, bei welcher in kreisenden Bewegungen z.B. entspannende und schmerzlindernde Arnikasalbe oder einige Tropfen Johanniskrautöl auf die betroffenen Regionen auftragen wird.
Auch für Patienten mit Durchblutungsstörungen bietet die Naturheilkunde einige wirkungsvolle Verfahren, die ergänzend eingesetzt werden können. Hier kommen beispielsweise Anwendungen der Hydrotherapie in Frage, für welche vor allem die Eigenschaft des Wassers als idealer Kälte- und Wärmeträger genutzt wird. Hier gilt es jedoch zu beachten, dass einige Maßnahmen wie z.B. ein Fußbad bei einer gestörten Duschblutung kontraindiziert sind und dementsprechend nicht angewendet werden sollten. Wohltuend kann hingegen einfaches warm-kaltes Wechselduschen sein, durch welches die Elastizität der Gefäße gefördert und der Kreislauf in Schwung gebracht wird. Hierfür wird zunächst der warme Duschstrahl beginnend am unteren Fuß nach oben in Richtung Herz und dann wieder zurück geführt. Anschließend wird dieser Vorgang zwei bis drei Mal wiederholt und dann mit kaltem Wasser erneut zwei bis drei Mal durchgeführt. Gut bei funktionellen oder arteriellen Durchblutungsstörungen ist auch ein so genanntes „Kohlensäurebad“, da dieses unter anderem desinfizierend und schmerzlindernd wirkt sowie die Durchblutung und Fließeigenschaften des Blutes positiv beeinflusst. Die Anwendung wird dabei entweder als Teil- oder Ganzkörperbad in mit Kohlendioxid angereichertem Wasser durchgeführt, wobei für eine therapeutische Wirkung zwischen 1000 und 1400 Milligramm Kohlendioxid pro Liter Wasser notwendig sind. Die Temperatur des Bades sollte zwischen 28 bis 31 °C betragen, dementsprechend muss diese spezielle Anwendung bei Problemen mit der Durchblutung auch in jedem Fall von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden.
Auch eine Wadenmassage kann das Gefühl eines „inneren Blutstaus“ lindern. Hierfür wird die Wade mit beiden Händen umfasst und leichter Druck ausgeübt, wodurch die Muskulatur gelockert und der Blutdurchfluss angeregt wird. Um die Venen bei dem Transport des Blut zum Herzen „von unten nach oben“ zu unterstützen und dadurch für eine ausreichende Durchblutung zu sorgen, können zudem regelmäßig durchgeführte einfache Übungen aus der Venengymnastik helfen. Ein „Klassiker“ stellt hier das Wippen auf den Zehenspitzen („Fußwippe“) dar, bei welchem sich für einige Sekunden auf die Zehenspitzen gestellt und anschließend der Fuß wieder abgerollt wird. Nun wird umgekehrt fortgefahren, indem die Zehen nach oben gestreckt und wieder auf dem Ballen abgerollt werden. Diese Übung kann nach Belieben wiederholt werden, fünf Durchgänge sollten jedoch mindestens durchgeführt werden.
Im Anfangsstadium einer Durchblutungsstörung können zudem homöopathische Arzneimittel eine positive Wirkung erzielen. Hier kommt beispielsweise bei Kribbeln in den Gliedern, Taubheitsgefühlen und Schmerzen in den Beinen Abrotanum (Eberraute) in Betracht, verstärken sich die Beschwerden bei Wärme und Bewegung (wie z.B. bei der „Schaufensterkrankheit“) kann auch Tabacum das Mittel der Wahl sein. Darüber hinaus können in Abhängigkeit der jeweiligen Beschwerden z.B. auch Espeletia grandiflora, Secale cornutum (Mutterkorn) und Kreosotum (Buchenholzteer) eingesetzt werden, dementsprechend sollte vor der Einnahme immer mit einem entsprechenden Experten gesprochen werden. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Holger Lawall et al.: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, Deutsche Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin, (Abruf 23.09.2019), AWMF
- M. Schneider et al.: Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Interdisziplinäre S3-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., (Abruf 23.09.2019), AWMF
- Steffen Breusch, Hans Mau, Michael Clarius, Desiderius Sabo: Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie, Urban & Fischer Verlag, 2009
- Wolfgang Oertel, Günther Deuschl, Werner Poewe: Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2011
- Lyall A. J. Higginson: Gliederschmerzen, MSD Manual, (Abruf 23.09.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.