Bei verschiedenen Erkrankungen können sich Symptome zeigen, welche die Harnentleerung in Häufigkeit und Qualität betreffen. Beschwerden beim Wasserlassen können einzeln und in Kombination auftreten, mit oder ohne Schmerzen vorkommen und neben den Harnorganen auch durch Funktionsstörungen anderer Organe oder Organsysteme bedingt sein.
Inhaltsverzeichnis
Harnentleerungsstörungen: Die wichtigsten Fakten
Beschwerden beim Wasserlassen können vielfältige Ursachen haben und reichen von Infektionen und Entzündungen bis hin zu neurogenen Störungen, weshalb eine medizinische Abklärung wichtig ist. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Fakten:
- Symptome: Zu den häufigsten Symptomen gehören Dysurie (schmerzhafte, erschwerte Harnentleerung), Algurie (brennende Schmerzen beim Wasserlassen), Strangurie (schmerzhafter Harnzwang), Pollakisurie (häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen) und Blasentenesmen (krampfartige Schmerzen im Unterbauch).
- Entzündliche Prozesse: Viele Fälle von Beschwerden beim Wasserlassen sind auf Entzündungen zurückzuführen, wie Blasenentzündung, Harnröhrenentzündung oder Prostataentzündung.
- Mechanische Ursachen: Zu den mechanischen Ursachen zählen Blasensteine, Vorhautverengung, Harnröhrenverengung, Narbenbildung in der Harnröhre und Prostatavergrößerung.
- Neurogene Blasenentleerungsstörungen: Diese Störungen entstehen aufgrund von neurologischen Erkrankungen und können durch eine überaktive oder schlaffe Blase gekennzeichnet sein.
- Diagnostik: Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinuntersuchung, Ultraschall und gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen wie Blasendruckmessung oder Blasenspiegelung.
- Therapieoptionen: Die Therapie hängt von der Ursache ab und kann von konservativen Maßnahmen wie Flüssigkeitsreduktion und Beckenbodengymnastik bis hin zu medikamentöser Therapie reichen.
- Häufiger Harndrang: Häufiger Harndrang mit kleiner Urinmenge kann auf Inkontinenz, Prostataadenom oder Geschwülste hinweisen.
- Nykturie: Häufiges nächtliches Wasserlassen kann auf verschiedene Ursachen wie Herzinsuffizienz oder überaktive Blase zurückzuführen sein.
- Schmerzloser Harndrang: Große Urinmengen bei schmerzlosem Harndrang können auf Diabetes mellitus, Diabetes insipidus oder Alkoholabusus hinweisen.
- Wann zum Arzt: Ein Arztbesuch ist empfehlenswert bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Symptomen, ungewöhnlich hohen oder niedrigen Urinmengen oder bei Verdacht auf neurogene Störungen.
Schnelle Abhilfe bei einer Blasenentzündung
Häufig ist eine Blasenentzündung für heftiges Brennen, Druckgefühle und Schmerzen beim Wasserlassen verantwortlich. Wirksame Hausmittel gegen Blasenentzündung können hier den Heilungsprozess unterstützen und die Beschwerden mildern.
Dabei kann schon eine einfach Wärmetherapie mit einer Wärmeflasche oder einem Körnerkissen erste Abhilfe schaffen. Eine Wachholder-Kur oder Tee aus Bärentraubenblättern haben sich ebenfalls bewährt.
In der Homöopathie werden bei einer Blasenentzündung oft die Mittel Cantharis, Berberis oder Nux vomica angewendet.
Vorsicht: Beschwerden beim Wasserlassen können vielseitige Ursachen haben, die im Folgenden näher erläutert werden. Sollten die Probleme beim Urinieren länger anhalten oder starke Schmerzen auftreten, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Dies gilt auch, wenn zusätzliche Symptome wie Eiter oder Blut im Urin auftreten.
Mögliche Symptome einer Blasenentleerungsstörung
Eine Reihe von Beschwerdebildern kommt bei regelmäßigen Schmerzen oder Problemen beim Wasserlassen infrage, die von einem Facharzt genauer abgeklärt werden sollten. Dazu zählen beispielsweise:
- Dysurie: Eine erschwerte, verzögerte Harnentleerung, die sich meist schmerzhaft entwickelt.
- Algurie: Brennende Schmerzen während des Wasserlassens.
- Strangurie: Die Schmerzen werden von einem nicht zu unterdrückenden Harnzwang begleitet.
- Pollakisurie: Die Normalmenge an Urin lässt sich nur in kleinen Portionen („tropfenweise“) durch häufiges Wasserlassen absetzen.
- Blasentenesmen: Häufiger Harndrang mit starken krampfartigen Schmerzen oberhalb des Schambeins.
- Zystalgie: Wenn keine körperlichen Ursachen für das schmerzhafte Urinieren gefunden werden können, kann es sich um eine Reizblase handeln.
- Oligurie: Verminderte Urinproduktion.
Entzündliche Prozesse als Ursache
Die Symptome kommen in der Regel kombiniert vor und bedürfen einer medizinischen Abklärung. Am häufigsten entstehen sie aufgrund von Entzündungsprozessen, mit denen der Körper versucht, sich von Keime, Steinen oder Fremdkörpern zu befreien, die in die unteren Harnwege eingedrungen sind. Folgende Krankheiten, die sich durch schmerzhaftes Wasserlassen bemerkbar machen, basieren auf entzündlichen Prozessen:
- Blasenentzündung (Zystitis),
- Harnröhrenentzündung,
- Harnleiterentzündung,
- akute Nierenbeckenentzündung oder chronische Nierenbeckenentzündung,
- Prostataentzündung (dabei kommen häufig Symptome wie Stuhldrang, Ausfluss beim Mann, Fieber und Schüttelfrost hinzu).
Häufiger Harndrang mit kleiner Urinmenge
Häufiger Harndrang mit Abgang nur kleiner Urinmengen (Pollakisurie), eventuell sogar nur als Harnträufeln, kann ein Zeichen einer Harninkontinenz (Blasenschwäche), einer vergrößerten Prostata (Prostataadenom) oder von Geschwülsten an Harnröhre oder Blase sein.
Bei akutem oder fortschreitendem Nierenversagen kann die Urinproduktion auch völlig ausbleiben (Anurie). Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der schnellstmöglich ärztlicher Hilfe bedarf.
Mechanische Ursachen für schmerzhaftes Wasserlassen
Manche Beschwerden können von einem Hindernis oder einer Verengung verursacht werden, die dazu führt, dass der Harn nicht mehr frei abfließen kann. Diese mechanischen Ursachen gehen oft mit einer Druckerhöhung in den Harnwegen einher. Mögliche mechanische Ursachen sind zum Beispiel:
- Blasensteine,
- eine stark ausgeprägte Vorhautverengung,
- eine Verengung der Harnröhrenmündung,
- Narbenbildung in der Harnröhre,
- eine gutartige Vergrößerung der Prostata (siehe: Beschwerden bei Prostatavergrößerung),
- ein Karzinom der unteren Harnwege (Krebs),
- Verengungen in Gefäßen oder Hohlorganen (Stenosen),
- Nierenstau.
Vermehrtes Wasserlassen in der Nacht
Der Drang zu häufigem nächtlichen Wasserlassen heißt auch Nykturie und zeigt sich bei Gesunden nach übermäßiger Flüssigkeitszufuhr in den Abendstunden, insbesondere von Alkoholika oder durch die Einnahme von Diuretika (harntreibende Medikamente) wie dem Asthmamedikament Theophyllin oder manchen Antidepressiva.
Auch einige Getränke wie beispielsweise Brennessel- oder Birkentee haben einen harntreibenden Effekt. Tritt ein vermehrtes Wasserlassen in der Nacht in Kombination mit beidseitigen Beinschwellungen (Ödeme) auf, handelt es sich möglicherweise um eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Des Weiteren kann auch eine überaktive Blase der Grund für sehr häufigen Harndrang sein, der insbesondere in Ruhe vor dem Einschlafen auftritt, aber auch bei nächtlichem Erwachen.
Schmerzloser Harndrang mit großen Urinmengen
Wird auffallend viel getrunken, wobei gleichzeitig starker Durst sowie häufiger Drang mit großen Urinmengen (Polyurie) besteht, können folgende möglichen Ursachen zugrunde liegen:
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit),
- Diabetes insipidus (meist hormonell bedingte Nierenfunktionsstörung),
- Alkoholabusus (Alkoholismus),
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyrose).
Neurogene Blasenentleerungsstörungen
Unter neurogenen Blasenentleerungsstörung sind alle Funktionsstörungen beim Wasserlassen zusammengefasst, die aufgrund einer neurologischen Grunderkrankung entstehen. Hierbei kommen beispielsweise folgende Krankheiten infrage:
- Multiple Sklerose,
- Schlaganfall,
- Spina bifida,
- Morbus Parkinson,
- Bandscheibenvorfall,
- Querschnittslähmung.
Diese neurologischen Störungen können sich sowohl durch eine überaktive Blase mit kleinem Fassungsvolumen als auch durch eine schlaffe, atone Blase äußern. (jvs, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- W. H. Jost et al.: Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen, S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, (Abruf 21.08.2019), AWMF
- Leitliniengruppe S2K-Leitlinie für Interstitielle Cystitis (IC/BPS), Langfassung, 1. Auflage, Version 1, 2018, (Abruf 21.08.2019), AWMF
- Anuja P. Shah: Dysurie, MSD Manual, (Abruf 21.08.2019), MSD
- Thomas Gasser: Basiswissen Urologie, Springer Verlag, 6. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.