Der Bierbauch heißt im englischen Dadbod, also Papabauch. Während im Deutschen also Bierkonsum als Ursache gilt, ist es im Englischen die Vaterschaft. Oder handelt es sich um Gerstensaft trinkende Väter?
Auch wenn Träger eines solchen Bauchs, die Not zur Tugend erheben, sei es mit T-Shirts wie „Bier formte diesen schönen Körper“, oder „ein Mann ohne Bauch ist kein Mann“, birgt der dicke Bauch nicht nur ästhetische Probleme, sondern schadet auch der Gesundheit. Sammelt sich Fett im Bauchraum und lagert es sich zwischen den Organen an, wächst das Risiko, am Herzen zu erkranken oder Diabetes zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
Formt Bier den Bierbauch?
Führt Biertrinken zum Bierbauch? Darauf deutet hin, dass Hopfen Pflanzenhormone enthält, die sich ähnlich auswirken wie Östrogen. Diese sollen dazu führen, dass sich besonders viel Fett im Bauch einlagert und die Brust anschwillt. Ein Beweis dafür steht aus. Allerdings enthält auch die enthaltene Hefe in dem alkoholischen Getränk Östrogen und scheint so die Bierwampe zu fördern, besonders im Vergleich mit Wein, der diese Pflanzenhormone nicht enthält. Auch hier gibt es keine Studien, die diese Volksweisheit erhärten.
Mit den Hormonen ist das so eine Sache. Die Pflanzenhormone sind im Bier in so geringer Menge vorhanden, dass der Konsum schon den eines schweren Alkoholikers erreichen müsste, um den Organismus zu beeinflussen. Dann aber kommt ein dringender Verdächtiger ins Spiel: Die Kalorien.
Wie viel Kalorien enthält Bier?
Ob Menschen Gewicht zunehmen, halten oder verlieren, liegt nicht an komplizierten Diäten, sondern an einer einfachen Rechnung: Nehme ich mehr Kalorien zu mir, als ich verbrauche, nehme ich zu. Nehme ich so viel Kalorien zu mir, wie ich brauche, halte ich mein Gewicht. Nehme ich weniger Energie aus Nahrungsmitteln zu mir, als mein Körper verlangt, greift der Körper auf Reserven zurück, und ich nehme ab.
Ein halber Liter Pils enthält circa 200 Kalorien, Lager circa 215 und Maibock 270. Zwei große Bier entsprechen also einem üppigen Stück Apfeltorte mit Zucker.
Alkohol und Gewicht
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbücke untersuchte 2009, wie Alkohol, Körpergewicht und Taillenumfang zusammen hängen und wertete dafür Daten von 250.000 Erwachsenen aus.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Wer jeden Tag mehr als zwei Gläser Alkohol pro Tag und über Jahre trank, legte im Vergleich zu den Nichttrinkern zu. Die Taille wuchs bei den Männern um circa 1,1 cm, bei den Frauen um circa 1,5 cm.
Warum schlagen die Kalorien im Gerstensaft zu?
Die Forschung ist sich heute einig, dass es einen Bierbauch im engen Sinn nicht gibt. Der Bauch kommt von den Kalorien und nicht vom Bier. Beim diesem spielen dabei zwei Kalorienbomben zusammen: Alkohol und Fett.
Den typischen Träger eines solchen Bauches kennzeichnen Ärzte als mittelalten bis älteren Mann, der gerne den Gerstensaft konsumiert trinkt und gerne isst.
Warum tragen Männer einen Bierbauch?
Die typische Bierwampe tragen vor allem Männer vor sich her, und das hat biologische Gründe. Bei Männern sammelt sich Fett vor allem im Bauchraum, bei Frauen dagegen verstärkt in Oberschenkeln und Po.
Da die Wampe bei Männern meist fest wirkt, vergleichen Spötter sie auch mit dem Bauch einer Schwangeren. Bierbauchträger behaupten bisweilen, weil der Bauch fest sei, enthalte er kein Fett. Das ist eine gefährliche Täuschung. Hier sammelt sich das Fett viszeral, also im Inneren des Bauchraums.
Fett und Hormone
Jetzt kann das Gewicht explodieren. Dieses Fett im inneren Bauchraum schüttet Hormone aus, die den Appetit anregen und zu Heißhunger führen. Hinzu kommen Entzündungsstoffe, die Blutgefäße in Mitleidenschaft ziehen, den Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen und sogar Diabetes auslösen können. Es bildet Fettsäuren, die in der Leber dafür sorgen, dass sich zu viel Fett ansammelt. Ein Übermaß an innerem Bauchfett steigert das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Die Menge macht das Fett
Im Vergleich zu Fruchtsäften oder Softdrinks mit Zucker hat der Gerstensaft relativ wenig Kalorien, die Hefe ist außerdem gesund und er versorgt uns mit wichtigen B-Vitaminen. Hier kommt der Alkohol und die Süffigkeit ins Spiel.
Haben Sie schon einmal jemanden beobachtet, der in die Kneipe geht und sich fünf Liter Orangensaft in den Körper schüttet? Oder, dass bei einer Party nachts um drei Panik ausbricht, weil die Coca Cola Vorräte zur Neige gehen?
Das geschieht nur in den seltensten Fällen. Die „Regel“ ist eher, dass bei einer Party mit dreißig bis vierzig Leuten die vier Bierkästen in der Dusche um Mitternacht leer sind, Gäste vom Kiosk Nachschub besorgen, bei der Pfandabgabe eine erheblich größere Menge an Bierflaschen vorhanden ist, als der Gastgeber einkaufte, bedingt durch die Mitbringsel der Gäste, während der einzige Kasten mit Coca Cola immer noch volle Flaschen enthält.
Alkohoholfreie Getränke nehmen wir zu uns, weil wir durstig sind, um in Gesellschaft etwas in der Hand zu halten oder Essen besser zu verdauen. Auch wer auf alkoholfreies Bier umsteigt, wird selten nach dem zweiten Weizen das Bedürfnis auf ein drittes oder viertes haben.
Der Rausch kommt langsam
Da Bier aber im Vergleich zu Schnaps wenig Alkohol enthält, circa 3-5 % im Vergleich zu 30 %, müssen trainierte Trinker schon mindestes drei bis vier davon trinken, um eine Wirkung zu erzielen. Das feuchtfröhliche Beisammensein fängt dann in der Regel erst an, und wer nicht als Spaßverderber gelten möchte, der trinkt mit, so lange die Party anhält.
Wer jetzt über die Nacht verteilt zehn Pils trinkt, der hat bei Normalgewicht und einer Größe von 1,75 cm bereits sein Tagessoll an Kalorien erfüllt.
Jetzt ist der Gerstensaft auch noch besonders tricky. Es löst im Gehirn eine Unterzuckerung aus und schwemmt Salze aus dem Körper. Die Folge: Wir verspüren einen unstillbaren Drang nach Chips, Salzbrezeln, Burgern, Pommes Frites und Süßigkeit.
Kater und Kalorien
Damit sind wir nach einer durchzechten Nacht leicht bei 3000 oder sogar 4000 Kalorien und setzen Fett an. Wer schlank bleiben oder werden will, sollte es bei durchschnittlich einem halben Liter Bier pro Tag bleiben lassen und ein bis zwei Tage in der Woche nicht trinken. Ideal ist es, wenn sie zugleich Fett in Form von Fleisch und Wurst reduzieren und mäßig Sport treiben -von Kraftsport bis zu Radfahren und Schwimmen.
Joggen gegen den Bierbauch?
Haben Sie sich bereits einen aufgeblähten Bauch angefressen oder angetrunken? Dann kommen Sie bitte nicht auf die Idee, extrem zu joggen, um ihn los zu werden. Bei starkem Übergewicht belastet Joggen die Gelenke und kann sogar zu einer Arthrose im Knie führen.
Bierbäuche und magere Alkoholiker?
Wenn die Kalorien im Alkohol zur Bierwampe führen, spricht dagegen die Alltagserfahrung, dass Alkoholkranke im klinischen Sinn oft unterenährt sind. Statt eines dicken Bauchs zeigen sich bei ihnen die Rippen unter der Haut.
Studien über den Konsum von Bier, die über acht Jahre liefen, zeigten indessen deutlich: Wer viel davon trank, wurde dicker, dies galt sowohl für den Bauchumfang wie für den Body-Mass-Index. Bei den Probanden handelte es sich nicht um Alkoholiker im engen Sinne einer körperlichen Abhängigkeit. Mediziner sehen heute die nichtalkoholischen Bestandteile des Gerstensafts als Auslöser für die Gewichtszunahme.
Diese enthalten ebenfalls Kalorien – Weizenbier gilt in Süddeutschland zu Recht nicht primär als Alkohol, sondern als Nahrung. Im Unterschied zum Beispiel zu Vollkornbrot sorgen die flüssigen Kalorien im Bier aber nicht gänzlich für ein Gefühl der Sättigung, sondern führen zu einem zusätzlichen Japp auf zucker- und salzhaltige Speisen – also Nahrung, die wiederum viele Kalorien enthält.
Alkoholismus verdirbt den Appetit
Harte Alkoholiker halten sich hingegen wenig mit dem beliebten Gerstensaft auf. Um auf ihren Pegel zu kommen, müssten sie viel zu viel davon viel zu schnell trinken. Deswegen bevorzugen sie Schnaps, vor allem klaren Schnaps wie Korn oder Wodka. Bei diesem wiederum bestehen die Kalorien vor allem aus Alkohol. Der Schnaps übersäuert den Magen, so dass die Betroffenen keinen Hunger verspüren, sondern im Gegenteil ein ständiges Gefühl von Übelkeit. Da sie kaum noch essen, nehmen sie auch nicht zu, sondern ab.
Was tun gegen den Bierbauch?
Die Bierwampe ist in Wirklichkeit ein Bier UND Bratwurst-Bauch oder ein Bier UND Brezel-Bauch. Wer gerne den Gerstensaft trinkt, der trinkt wegen dem Alkohol auch gerne viel davon, wer gerne viel davon trinkt, der isst dazu auch gerne viel Stärke und Zucker.
Wie bauen wir also den dicken Bauch ab oder verhindern, dass er entsteht? Das ist erst einmal einfach: Es gibt heute sogar spezielle Apps, die genau berechnen, wie viele Kalorien wir bei unserer Größe, Geschlecht und Körpergewicht zu uns nehmen können, ohne zuzunehmen oder abzunehmen, und die für Lebensmittel angeben, wie viele Kalorien diese enthalten.
Dem stehen indessen gesellschaftliche Rituale entgegen: Wer morgens mit einem Bier im Büro sitzt, wird meist auf Dauer seinen Job verlieren, wer aber nach Feierabend in der Kneipe mit den Kollegen vier oder fünf davon trinkt, gilt als geselliger Mitarbeiter. Den Kalorien sind solche kulturellen Gepflogenheiten jedoch gleichgültig.
Die Kalorien sind unerbittlich
Wir messen in unserer Kultur mit zweierlei Maß. In der Freizeit, auf Partys gehört ein „über die Stränge schlagen“ in einem gewissen Rahmen dazu, gerade damit wir am Arbeitsplatz funktionieren können, und damit ist verbunden, in der Freizeit alles „etwas lockerer zu sehen“. Bei den Kalorien ist eine solche Zweiteilung indessen fatal.
Wenn wir fünf gerade sein lassen und in einer berauschten Nacht zur Chipstüte greifen, während wir bei der Arbeit an Kohlrabistäbchen knabbern, ist das Resultat das gleiche, wie wenn wir uns tagsüber mit Salz und Zucker versorgen: Wir nehmen zu.
Auch wenn es sich hart anhört: Das Beste ist, ein Alkohol- und Kalorientagebuch zu führen. Das können Sie auf ihren Partyrhtyhmus einstellen. Wenn Sie nicht der Mensch sind, der täglich ein Bier trinkt, sondern lieber vier oder fünf, dann verzichten Sie in der Woche ganz darauf.
Wenn Sie wissen, dass Sie sich abends Kalorien in Form von Gerstensaft und Chips zuführen, dann fahren Sie tagsüber ihre Kalorien herunter, fahren vor dem Zechen ein paar Runde Fahrrad oder gehen wandern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hans Konrad Biesalski et al.: Ernährungsmedizin, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2017
- Bettina Ruehe: Gastroenterologie, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 2005
- Deutsches Rotes Kreuz: Akute Erkrankungen der Bauchorgane, (Abruf 02.09.2019), DRK
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.