Blasenschwäche beziehungsweise Harninkontinenz bedeutet, dass wir nicht selbst bestimmen können, wann wir uns entleeren. Im Normalfall können wir unseren Harnfluss bewusst steuern. Dazu spielt das unbewusste mit dem bewusst gesteuerten Nervensystem und der Harnblase zusammen.
Die Nervenbahnen leiten den Harndrang über die Nerven an das Gehirn weiter. Die Blase muss genug Volumen bieten, und die Schließmuskeln müssen funktionieren. Entleert sich die Blase, zieht sich die Blase zusammen, und die Schließmuskeln entspannen sich. Wer unter Blasenschwäche leidet, kontrolliert diese Prozesse nicht mehr.
Inhaltsverzeichnis
Bei Frauen kann die Inkontinenz auch an einer Schwäche der Beckenbodenmuskeln liegen. Die erfolgt vor allem nach einer Schwangerschaft. Die Muskeln können den Blasendruck nicht mehr abfangen, und der Urin läuft.
Belastungen
Wenn wir schwer körperlich arbeiten, heben oder schleppen, übermäßig Sport treiben oder auf Berge klettern, drückt häufig ebenfalls Harn aus der Blase ins Freie. Anders als bei einer Blasenschwäche handelt es sich aber nur um einige Tropfen, und wir können den Harnfluss willentlich stoppen.
Übermäßiger Harndrang
Bei übermäßigem Harndrang müssen wir ständig auf Toilette, weil die Blase drückt und sofort den Harn abgibt. Die Blase entleert sich dabei sogar, ohne, dass wir es wollen, und in allen Körperhaltungen. Die Muskulatur arbeitet bei diesem Harndrang zu intensiv: Sie zieht sich zusammen und suggeriert dem Gehirn so eine gefüllte Blase. Sobald etwas Flüssigkeit in die Blase gelangt, erfolgt der Harndrang. Viele ernste Erkrankungen können die Ursache sein: Blasenentzündungen, Blasensteine oder eine vergrößerte Prostata.
Blasenschwäche bei Frauen
Frauen verheimlichen häufig, dass sie an einer Blasenschwäche leiden, weil es ihnen peinlich ist. Zwar trifft Inkontinenz eher alte Menschen, doch immerhin jede 20. Frau unter 65 leidet darunter, insbesondere junge Mütter, deren Becken durch die Geburt geschwächt ist und durch das Tragen des Babys zusätzlich belastet wird.
Alte Frauen entwickeln hingegen eine Blasenschwäche, weil sich ihr Hormonhaushalt verändert. Außerdem trifft es übergewichtige Frauen und Frauen mit schwachem Bindegewebe. Eine Scheidensenkung kann ebenfalls zu einer Blasenschwäche führen. Diese Blasenschwäche fängt unauffällig an. Die Frau verliert anfangs nur ein Tröpfchen Urin, dann werden es zwei, und irgendwann leidet ihr gesamter Alltag. Außerdem verspannt sich bei geschwächten Beckenbodenmuskeln der Rücken, der Nacken und die Wirbelsäule, die Betroffene leidet unter Verdauungsproblemen und Bauchschmerzen.
Diagnose und Behandlung
Das „positive“ an einer Blasenschwäche ist, dass Betroffene wissen, was los ist. Ob es sich um eine Schwäche der Beckenbodenmuskeln handelt, findet ein Arzt leicht heraus. Schwieriger ist es mit der Behandlung. Gynäkologen, Urologen und Proktologen sind hier die besten Ansprechpartner.
Betroffene führen ein Miktions-Tagebuch, in dem sie notieren, wie viel sie trinken, wie schnell sie danach zur Toilette müssen, und ob sie den Harndrang überhaupt steuern können. Der Arzt tastet die Beckenbodenmuskeln ab, er untersucht den Urin, spiegelt die Blase und setzt Ultraschall ein.
Beckenbodengymnastik
Inzwischen haben sich auch einige Physiotherapeuten auf den Beckenboden spezialisiert, und da es sich um eine Muskelschwäche handelt, hilft Training, die Muskeln und so die Blase zu stärken.
Die Betroffenen setzen sich dazu auf einen Stuhl und spannen die Beckenbodenmuskeln an. Sie halten diese Spannung zehn Sekunden aufrecht und atmen dabei tief ein und aus. Die Übung wird fünf Mal wiederholt.
Auch Sport hilft gegen die Blasenschwäche, allerdings sollten Sportarten unterbleiben, die die Blase zusätzlich belasten. Das sind zum Beispiel alle Formen von Kraftsport, bei denen der Unterbauch zusammen gezogen wird, oder Tennis, wo die Beinstellung und die Schlagbewegungen auf die Blase drücken.
Gut geeignet sind jedoch alle Ausdauersportarten, besonders Schwimmen oder Wanderungen. Yoga-Übungen sind ausgezeichnet, um die Blase zu stärken, teilweise bauen sie gezielt den Beckenboden auf.
Übergewichtige, die unter einer Blasenschwäche leiden, helfen sich am einfachsten, indem sie abnehmen. Dabei müssen sie nicht komplett und auf Dauer ihre gesamte Ernährung umstellen: 5 % des Gewichtes zu verlieren, hilft den meisten Betroffenen bereits.
Verhalten im Alltag
Einfache Verhaltensweisen, die Betroffene in den Alltag integrieren, können einer Blasenschwäche entgegenwirken und verbessern dabei allgemein das Wohlbefinden. Harntreibende Getränke sollten gemieden werden, das sind besonders Alkohol, Kaffee und Tee. Stattdessen sind Wasser und frische Säfte angebracht.
Die Ernährung besteht vorteilhaft aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen – nicht aus Fertigprodukten. Was hat Essen aber mit der Blase zu tun? Wenn sie den Darm so „verwöhnen“, entlastet das den Stuhlgang, und sie müssen weniger pressen. Dies mindert den Druck auf die Blase.
Die Betroffenen können sich angewöhnen, aufrecht zu stehen und zu sitzen. Das stützt die Beckenbodenmuskeln.
Fördert Stress die Blasenschwäche, helfen ebenfalls Yoga-Übungen, Spaziergänge in der Natur oder zwischendurch einen Moment inne zu halten.
Wenn Betroffene schwer heben müssen, empfehlen sich die Techniken, die Pflegekräfte lernen: Stellen sie die Beine auseinander, gehen sie in die Hocke und halten den Rücken gerade. Dann heben sie mit der Kraft der Beine – nicht mit dem Becken.
Sie können die Blase auch trainieren, wenn sie nicht jedes mal zur Toilette rennen, sobald der Harndrang sich meldet. Wenn sie aufrecht sitzen, kann sich die Blase vollständig entleeren.
Blasenschwäche entsteht auch aus Infektionen des Harnwegs. Denen lässt sich einfach vorbeugen. Setzen sie sich nicht auf kalte Flächen, da dies die Infektion fördert. Unter den Heilkräutern lindern Bärentraube und Brunnenkresse die Infektion. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anne Freimann: Wege aus der Blasenschwäche, Schlütersche, 2007
- Carl-Hermann Hempen: "Die Behandlung von Blasenschwäche — Urininkontinenz", in: Chinesische Medizin / Chinese Medicine, Volume 24 Issue 3, 2009, Springer Link
- Daniele Perucchini; Cornelia Betschart; Daniel Fink; David A. Scheiner: "Überaktive Blase bei Frauen: Schritt für Schritt zum Ziel", in: Praxis, Volume 106, 2017, Hogrefe
- Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz - Info Gesundheit e.V.: www.bgv-blasenschwaeche.de (Abruf: 09.08.2019), Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.