Bleistiftstuhl, auch bandförmiger Stuhl genannt, ist ein Symptom, das in Verbindung mit Erkrankungen im Bereich des unteren Dickdarms vorkommen kann. Das Beschwerdebild ist unbedingt ernst zu nehmen und muss ärztlich abgeklärt werden, da es im schlimmsten Fall ein Hinweis auf ein Karzinom sein kann.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Normaler Stuhlgang ist hellbraun, weich und verlässt mit einem gewissen Durchmesser den After. Der Darm wird dabei schnell und leicht entleert. Wird der Stuhl mit deutlich reduziertem Durchmesser in einer Art Stiftform abgesetzt, so ist von Bleistiftstuhl die Rede. Als häufigste Ursache dafür sind Verengungen im Bereich des unterem Dickdarms bekannt.
Stenosen im Rektum können zu Bleistiftstuhl führen. Unter Stenosen werden Verengungen in Gefäßen oder Hohlorganen verstanden. Diese sind entweder angeboren oder entstehen im Laufe des Lebens. Zu Beginn einer solchen Stenose versucht der Körper noch selbst, die Engstelle zu überwinden, indem er die Eigenbewegungen steigert, was angesichts der krampfartigen Kontraktionen der Darmmuskulatur einerseits zu ertasten und andererseits teilweise auch zu spüren ist.
Durch die Stenose hat der Stuhl eben nicht mehr seine normale Form, sondern wird als Bleistiftstuhl abgesetzt. Die Ursache für die Verengung (Stenose) sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Denn sie kann sich zum Beispiel aufgrund einer chronischen Entzündung, durch Verwachsungen nach einer Operation oder durch ein tumoröses Geschehen entwickeln. Aber auch eine massive Form der Endometriose (Wucherung der Gebärmutter), bei der der untere Abschnitt des Dickdarms oder des Sigmoids in Mitleidenschaft gezogen werden, kann zu Bleistiftstuhl führen. Die schlimmste Ausprägung einer Stenose ist der Ileus beziehungsweise ein Darmverschluss.
Morbus Crohn als Ursache für veränderten Stuhlgang
Chronische entzündliche Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, können ebenfalls die Ursache für Bleistiftstuhl sein. Bei Morbus Crohn kann der ganze Verdauungskanal, von Mundhöhle bis After, befallen sein. Vor allem aber sind der untere Dünndarm und der Dickdarm betroffen.
Durch die wiederkehrenden Entzündungen, die schubweise auftreten und teilweise über Wochen persistieren, entstehen Fibrosen (Verhärtungen des Gewebes durch Bindegewebszellen) und Verklebungen. Darmabschnitte verengen sich, was nur noch einen Stuhlgang in deutlich reduziertem Durchmesser zulässt. Bei Morbus Crohn stehen allgemein jedoch eher andere Symptome, wie Durchfall, Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen und Schmerzen im Vordergrund.
Colitis ulcerosa als Auslöser
Colitis ulcerosa gehört ebenfalls zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Hier ist jedoch, anders als bei Morbus Crohn, nicht der komplette Verdauungskanal, sondern vom Mastdarm ausgehend der Dickdarm betroffen. Die Ursache für den dabei vorkommenden Bleistiftstuhl ist die chronische Entzündung und die damit verbundene Geschwürbildung, welche ihrerseits zu einer Verengung führen kann.
Weitere Symptome bei Colitis ulcerosa sind Durchfälle, bis zu 30 Mal am Tag, die mitunter blutig sein können. Hinzu kommen Schwäche, Leistungsabfall, Müdigkeit, ein aufgeblähter Bauch beziehungsweise Blähungen und massive Koliken. Patienten, die von dieser Erkrankungen betroffen sind, tragen ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.
Verwachsungen nach Operationen
In Folge von Operationen können Verwachsungen entstehen, so auch im Bereich des Dickdarms, was wiederum im Anschluss darauf zu einer Stenose und dadurch bedingtem Bleistiftstuhl führen kann.
Tumor im Darm und Darmkrebs
Ein Tumor im Darm, der in das Darmlumen wächst, kann den Bereich soweit einengen, dass auch hier nur noch Stuhlgang in Form des Bleistiftstuhls möglich bleibt. Eine schnellstmögliche ärztliche Überprüfung der Beschwerden ist daher dringend erforderlich.
Leider existieren bei Darmkrebs keine eindeutigen Frühsymptome. Allgemeine Hinweise auf ein Krebsgeschehen können folgende Beschwerden sein. Dazu gehören Leistungsabfall, Müdigkeit, Blähbauch, Gewichtsabnahme massiver Nachtschweiß, Bauchschmerzen und Blutbeimengungen im Stuhl.
Meist ändern sich auch die Stuhlgewohnheiten. Typisch ist ein Wechsel von Durchfall und Verstopfung, häufiger Stuhldrang und ein faulig-eitriger Geruch. Befindet sich der Krebs im Bereich des Enddarms, kommen noch Bleistiftstuhl, unwillkürlicher Stuhl- und Windabgang und Stuhl mit Schleim oder Blut vermischt vor.
Bleistiftstuhl bei Darmpolypen
Auch Darmpolypen können die Ursache für Bleistiftstuhl sein. Dies sind Schleimhautwucherungen, die den Darm verengen und eigentlich meist gutartig bleiben . Sie können jedoch entarten, das heißt, sich schlimmstenfalls zu Krebs entwickeln. Die Ursachen für ihre Entstehung sind familiäre Disposition, fettreiche Ernährung, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel, Nitrosamine und zunehmendes Alter.
Endometriose als Auslöser der Beschwerden
Die Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter vorkommt, so zum Beispiel im Darm, Harnleiter oder der Harnblase. Mitunter dringt die Schleimhaut der Gebärmutter tief infiltrierend in die Darmschleimhaut ein, wodurch das Lumen des Darmes verengt wird und ein Bleistiftstuhl entstehen kann. Vor allem dann, wenn der Endbereich oder das Sigmoid (S-Kurve zwischen absteigendem Dickdarm und Mastdarm) des Dickdarmes davon betroffen sind.
Chronische Obstipation
Chronische Obstipation bedeutet chronische Verstopfung, das heißt: Es wird seltener als drei Mal pro Woche Stuhl entleert, die Menge ist klein und die Konsistenz hart. Häufig sind Verstopfungen noch mit Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und dem Gefühl der unvollständigen Entleerung verbunden. Eine chronische Obstipation kann auch einen Bleistiftstuhl nach sich ziehen. Ist dies länger der Fall, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Im schlimmsten Fall kann sich daraus ein Darmverschluss entwickeln.
Gründe für chronische Verstopfung sind ungesunde ballaststoffarme Ernährung, zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel, seelische Konflikte, aber auch verschiedene Medikamente, wie zum Beispiel Opiate, codeinhaltige Hustenmittel, Kalzium-Antagonisten und Eisenpräparate.
Reizdarmsyndrom als Auslöser
Das Reizdarmsyndrom gehört zu den funktionellen Darmerkrankungen, was bedeutet, dass keine organischen Ursachen zugrunde liegen. Dabei können Beschwerden, wie Blähungen, Wechsel von Diarrhö und Obstipation, Bauchkrämpfe und auch der Bleistiftstuhl auftreten.
Nicht selten begleiten psychovegetative Störungen, wie zum Beispiel Kopfschmerzen und depressive Verstimmungen dieses Krankheitsbild. Stress, unverarbeitete Konflikte, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien tragen zur Entstehung eines Reizdarmsyndroms bei.
Bleistiftstuhl – der Gang zum Arzt
Bei wiederkehrendem Bleistiftstuhl sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Nach einer ausführlichen Anamnese folgen weitere Untersuchungen. Bei der digital rektalen Untersuchung wird beispielsweise mit dem Finder das Rektum (Mastdarm) abgetastet. Dabei können eventuelle Verdickungen oder Verengungen festgestellt werden. Bei nicht vorhandenen sichtbaren Blutbeimengungen im Stuhl wird auf okkultes Blut (mit dem Auge nicht sichtbares Blut) getestet. Hierzu dient heute der immunologische Blutnachweis im Stuhl (iFOBT.
Weitere Untersuchungsmöglichkeiten sind eine Koloskopie (Dickdarmspiegelung), Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Bleistiftstuhl ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit und sollte stets abgeklärt werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Torsten Kucharzik et al.: Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), (Abruf 06.10.2019), AWMF
- Stephanie M. Moleski: Reizdarmsyndrom (IBS), MSD Manual, (Abruf 06.10.2019), MSD
- V. Andresen et al.: S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), (Abruf 06.10.2019), AWMF
- P. Layer et al.: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), (Abruf 06.10.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
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