Das Blumenkohlohr wird oftmals auch Boxerohr beziehungsweise Ringerohr genannt. Es handelt sich medizinisch betrachtet um die Folge eines Hämatoms in den Ohren – eines Blutergusses in der Ohrmuschel.
Inhaltsverzeichnis
Boxerohr – Die wichtigsten Fakten
- Das Blumenkohlohr bildet sich aus einem Bluterguss im Außenohr, welcher eine Deformation zur Folge hat und optisch einem „Blumenkohl“ ähnelt.
- Boxerohr bezieht sich darauf, wie diese Deformation meist entsteht – durch eine Verletzung im Verlauf gewalttätigen Kampfsports wie Boxen, Judo oder Ringen. Andere Ursachen sind stümperhafte Piercings, Unfälle oder die Erkrankung Polychondritis.
- Neben der ästhetischen Deformation können weitere Begleiterscheinungen wie ein Ohrensausen (Tinnitus), Schwerhörigkeit oder Hörverlust als Folgen auftreten.
- Die Behandlung erfolgt durch eine Punktion, in der ein Arzt / eine Ärztin die Flüssigkeit des Hämatoms mit einer Hohlnadel absaugt.
- Schwere Blutergüsse im Außenohr werden operativ behoben.
- Ist bereits eine Deformation des Ohres entstanden, muss das Ohr durch kosmetische Operationen rekonstruiert werden.
- Das Tragen eines Ohrschutzes beim Kampfsport beugt der Entstehung eines Blumenkohlohrs vor.
- Die Kosten der Behandlung werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.
- Armin Steffen: Die Verletzung der Ohrmuschel – eine retrospektive Analyse von Ursachen und Behandlungskonzepten, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkundeder Universität zu Lübeck, (Abruf 26.06.2019), Uni Lübeck
- Sam P. Most: Verletzung des Aussenohrs, MSD Manual, (Abruf 26.06.2019), MSD
- Bradley W. Kesser: Perichondritis des Ohrs, MSD Manual, (Abruf 26.06.2019), MSD
- Jewel D. Greywoode, Edmund Pribitkin, Howard D. Krein: Management of Auricular Hematoma and the Cauliflower Ear, Facial Plastic Surgery, (Abruf 26.06.2019), PubMed
- Bhupendra C. Patel, Keegan Skidmore, Jason D. Hatcher: Cauliflower Ear, StatPearls Publishing, (Abruf 26.06.2019), PubMed
Das Ohrhämatom
Das Ohrhämatom, aus dem ein Boxerohr entstehen kann, bezeichnet einen blutigen bzw. flüssigen Erguss zwischen der Knorpelhaut und dem Knorpel der Ohrmuschel. Auslöser dafür ist in der Regel Gewaltanwendung. Um eine dauerhafte Deformation zu vermeiden, wird diese Flüssigkeit abgesaugt. Dabei muss das medizinische Personal unbedingt auf Sterilität achten, um das Auftreten einer Perichondritis zu vermeiden.
Wie kommt es zum Blumenkohlohr?
Ein Bluterguss kann an vielen Körperstellen auftreten und stellt keinen Grund zur Sorge dar, da er in der Regel von alleine verschwindet. Anders sieht es bei einem Hämatom zwischen Knorpelhaut und Knorpel der Ohrmuschel aus, da die Flüssigkeit den Knorpel von der Knorpelhaut trennt und der Knorpel folglich nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden kann. Als Folge dessen kann er absterben und sich nicht neu bilden, was eine dauerhafte und lebenslang anhaltende Verformung der Ohrmuschel mit sich bringt.
Symptome
Für gewöhnlich verursacht ein Ohrhämatom keine Schmerzen. Es schwillt lediglich die Ohrmuschel an, indem sich auf der Vorderseite Flüssigkeit unter der Haut sammelt, was bei schwereren Hämatomen sichtbar ist – bei leichteren lediglich fühlbar.
Die Untersuchung
Ein Bluterguss an der Ohrmuschel verursacht eine Wölbung, welche von Ärzten ertastet werden kann. Bei schweren Hämatomen lassen sich diese Schwellungen auch sehen, bisweilen überdecken sie die natürlichen Falten der Ohrmuscheln.
Bei der Prüfung, ob ein Ohrhämatom vorliegt, untersuchen die Mediziner/innen gleichzeitig mit, ob das Gehör Schaden genommen hat. Hierbei kommt eine Stimmgabel oder die Aufnahme eines Audiogramms zum Einsatz, deren Ergebnisse Auskunft darüber geben, welche Frequenzen von den Betroffenen wahrgenommen werden können. Liegt der Verdacht auf Beschädigung des Felsenbeins vor, lässt sich das an einem Computertomogramm erkennen.
Vor der Behandlung überprüfen die Ärzte den Hals- und Kopfbereich auf weitere Verletzungen, was bei einem Bluterguss in Folge von Gewalteinwirkung nicht selten vorkommt. Gefahr droht durch ein Schädel-Hirn-Trauma, da dieses im schlimmsten Fall zu einer Hirnblutung führen kann.
Behandlung
Um ein Hämatom an der Ohrmuschel zu entfernen, wird die Stelle mit einer Hohlnadel punktiert und die Flüssigkeit abgesaugt. Im Anschluss daran legt der Arzt bzw. die Ärztin einen Druckverband an. Sofern das Punktieren des Hämatoms nicht ausreicht, muss ein Stück des Knorpels entfernt werden, damit die Flüssigkeit ablaufen kann. Nach Austritt der Flüssigkeit sind Knorpel und Knorpelhaut wieder verbunden, sodass der Knorpel wieder mit Nährstoffen versorgt werden kann und die Gefahr einer Deformation gebannt ist.
Das Ausschneiden des Knorpelfensters erfolgt unter örtlicher Betäubung, insofern ist ein Klinikaufenthalt nicht notwendig. Der Chirurg schneidet die Haut auf der Rückseite der Ohrmuschel ein, dann kann das Blut über diesen Einschnitt ausfließen. Der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin verschließen die Ohrmuschel danach mit einer „Matratzennaht“ und legen einen Druckverband um das Ohr. Die gesamte Operation dauert circa eine Stunde.
Mögliche Komplikationen
Jede Operation birgt Risiken, auch wenn diese bei der Entfernung eines Ohrhämatoms gering sind. Mögliche Risiken sind eine gestörte Wundheilung, mögliche Nachblutungen und Entzündungen sowie eine Perichondritis. Hat sich bereits ein Blumenkohlohr gebildet, so kann sich im Zuge der Korrektur eine überschießende Narbe bilden und/oder Haut absterben. Ein weiteres Risiko ist die Entstehung eines Blutergusses.
Perichondritis
Ärzte achten stets sorgfältig auf Sterilität, da ansonsten eine Perichondritis entstehen kann – eine Entzündung, die zu Schwellungen, Hautrötungen und Schmerzen der Ohrmuschel führt. Es besteht mitunter die Gefahr, dass sich ein Abszess bildet. Eine solche Entzündung kann auch durch Systemische Erkrankungen wie eine Polychondritis, Insektenstiche oder Piercings im Ohrknorpel herbeigeführt werden.
Eine Perichondritis kann darüber hinaus zu einer Nekrose der Ohrmuschel führen. Im schlimmsten Fall bildet sich eine septische Nekrose, bei der nicht nur Teile der Ohrmuschel absterben, sondern sich sehr schmerzhafte Schwellungen entwickeln. Kommt es zu einer solchen Entzündung, hilft die sofortige orale Einnahme von Antibiotika.
Bei einer Perichondritis entsteht bisweilen ein Abszess, wenn sich Knorpel und Knorpelhaut trennen. Um dies zu verhindern werden zwei Matratzennähte durch die Ohrmuschel gelegt, die Knorpel und Haut verbinden und so ein Absterben des Knorpels verhindern.
Verwechslung Ohrhämatom und Blumenkohlohr
Das Hämatom und das Blumenkohlohr werden oft miteinander verwechselt. Das Ohrhämatom ist aber nicht die Deformation der Ohrmuschel, vielmehr ist die Deformation eine Folge dessen, wenn der Bluterguss nicht behandelt wird.
Die Behandlung ist meist einfach, kurz und verursacht kaum Schmerzen. Sie sollten also auch bei einem blauen Fleck an der Ohrmuschel einen Arzt aufsuchen, selbst wenn Sie keine starke Schwellung feststellen. Das medizinische Personal entscheidet dann darüber, ob und welche Behandlung notwendig ist. Unterschätzen Sie einen solchen blauen Fleck nicht, da bereits eine geringe Ansammlung von Blut zu einer Nekrose des Knorpels führen kann, wenn sie sich direkt zwischen Knorpel und Knorpelhaut legt.
Vorbeugung
Die allermeisten Hämatome an der Ohrmuschel entstehen durch Schläge oder Tritte auf das Ohr. Meist geschieht dies bei der Ausübung von Kampfsport wie Boxen, Ringen, Jiu-Jitsu, Karate, Judo oder Wrestling. Um die Entstehung eines Hämatoms im Vorfeld zu unterbinden, empfiehlt sich das Tragen eines Ohrschutzes bzw. eines Helms mit integriertem Ohrschutz, der in der Größe verstellbar ist.
Worauf sollten Sie vor einer Operation achten?
Wird ein betroffenes Ohr operativ korrigiert, sollten Sie in den Wochen davor auf Acetylsalicylsäure (in Aspirin) verzichten, da diese die Blutgerinnung hemmt. Auch Schlafmittel und Alkohol sollten zwei Wochen vor dem Eingriff nicht mehr eingenommen werden, um ungewollte Blutungen zu verhindern. Es wird zudem empfohlen, etwaigen Zigarettenkonsum für einen Monat zu reduzieren und im Idealfall ganz einzustellen, damit die Operationswunde schneller heilen kann.
Nach der Operation
Nach der Operation wird ein Druckverband an das Ohr angelegt, welcher mehrere Tage nach dem Eingriff getragen werden muss. Der Verband hat die Aufgabe, zu verhindern, dass Flüssigkeit zwischen den Knorpel und die Knorpelhaut gelangt und fördert somit den Heilungsprozess und begünstigt das Verwachsen des Gewebes. In den ersten zwei Wochen empfiehlt es sich, permanent ein Stirnband zu tragen, welches die operierte Ohrmuschel fixiert. Anschließend sollte das Stirnband für einen weiteren Monat nachts getragen werden. Schonen Sie sich circa eine Woche und vermeiden Sie es, aus dem Haus zu gehen. Sport ist für vier bis sechs Wochen tabu – sprechen Sie die genaue Frist mit ihrem Hausarzt ab. Nach zehn Tagen werden die Nähte entfernt.
Zahlt die Krankenkasse?
Ein Hämatom an der Ohrmuschel gilt als akute Verletzung, sodass die Behandlung des Blutergusses von den Krankenkassen bezahlt wird. Bei der Behandlung einer als Blumenkohlohr bezeichneten Deformation, als Folge einer fehlenden Behandlung, werden die Kosten nicht von der Krankenkasse getragen, da es sich dabei um einen ästhetischen Eingriff handelt, der nicht medizinisch notwendig ist. Eine solche Deformation des Ohres birgt keinerlei gesundheitliche Risiken und hat keine gesundheitlichen Folgen. Aus finanzieller Sicht sollte man bereits im Vorfeld dafür sorgen, dass der Ohrknorpel nicht abstirbt und kein solches Blumenkohlohr entsteht. (Dr. Utz von Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.