Blut im Auge; Augenblutung (Bindehautunterblutung; Hyposphagma)
Blut im Auge, das als umgrenzte Unterlaufung der Bindehaut auftritt, wird Hyposphagma genannt. Dabei kommt es zu einer flächenhaften, meist dunkelroten Blutung unter die Augenbindehaut, die optisch mitunter sehr dramatisch erscheinen kann. In den meisten Fällen jedoch ist die Augenblutung harmlos und bleibt ohne Folgen. Kommt es wiederholt zum Hyposphagma, sollte fachärztlicher Rat hinzugezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Unser Augapfel ist normalerweise weiß, von roten Äderchen durchzogen, die sich aber leicht als solche erkennen lassen. Wenn das Weiß sich rot färbt, liegt das in der Regel an Blut. Blutungen im Auge können wiederum verschiedene Ursachen haben – von offenen Wunden über Blutergüsse bis zu geplatzten Adern. Ursächlich kommen natürlich zunächst Verletzungen in Frage, die Augenblutung kann aber auch plötzlich nach starkem Husten (z.B. bei Keuchhusten) oder dem Pressen während der Geburtswehen entstehen. Seltener kann das Hyposphagma auch als Symptom von Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes mellitus auftreten oder Zeichen einer Blutgerinnungsstörung sein.
Auge ist nicht gleich Auge, und Blut nicht gleich Blut. Das Auge ist ein sehr komplexes Organ, und zahlreiche Blutgefäße durchziehen es. Blutungen treten in folgenden Teilen des Oculus auf: Lederhaut, Bindehaut, Hornhaut, Regenbogenhaut oder Glaskörper. Außerdem kann das Blut im Auge auch von einer Verletzung außerhalb des Auges stammen: Ein Schnitt an der Haut des Augenlids zum Beispiel ist keine Wunde im Auge. Trotzdem kann sich Blut außen am Auge sammeln und sieht ähnlich aus wie Blut, das im Auge das Weiß rot färbt.
In der Regel verläuft die Augenblutung spontan, schmerzfrei und ohne weitere Beschwerden. Therapeutische Maßnahmen sind meist nicht erforderlich, die Blutung verschwindet nach spätestens zwei Wochen. Bei wiederholtem auftreten sollten die Betroffenen allerdings auf die möglichen Grunderkrankungen untersucht werden, welche dann im Mittelpunkt der Therapie stehen. Diagnostisch abzugrenzen ist die flächenhafte Augenblutung von der Augenrötung, der andere Ursachen zugrunde liegen.
Äußere Verletzungen
Dies sind die häufigsten Ursachen für Blut im Auge. Unser Sehorgan reagiert nämlich empfindlich auf Druck von außen. Ein Schlag auf das Auge, oder Fremdkörper wie die Kanten von Kontaktlinsen lösen Blutungen aus. Dabei handelt es sich oft um Blutergüsse, bisweilen platzen aber auch Adern, oder Schnitte schaden unserem Sehorgan.
Generell unterscheiden wir Verletzungen mit stumpfen Gegenständen, zum Beispiel Tennis- oder Fussbällen, dem Lenkrad eines Autos oder der Bordsteinkante, die Druck ausüben und so zu Prellungen, Blutergüssen und geplatzten Adern führen von scharfen Gegenständen, die Wunden auslösen wie Schnitte mit Messern, Glassplitter oder Dornen.
Ein blaues Auge, das ins Auge geht?
Wir sagen sprichwörtlich „jemand ist noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen“. Ein blaues Auge ist ein Bluterguss, vor allem in der Region um das Auge herum – im Lidbereich. Das Gewebe um das Auge herum schwillt an, und die Blutung färbt es bläulich-rot-violett. Deswegen bezeichnen wir ein blaues Auge auch als Veilchen.
„Mit einem blauen Auge davon gekommen“ meint: Etwas ging knapp, aber gut aus, hätte aber böse enden können, wenn es nämlich „ins Auge gegangen wäre“. Das verweist auf die Funktion des Augenlides. Dieses Gewebe dient nämlich dazu, unser äußerst empfindliches Auge zu schützen. Wenn wir uns in einer Staub- oder Rauchwolke befinden, schließen wir die Augen, und das Lid wirkt wie ein Schild.
Das Lid schützt ebenso gegen Sonnenlicht wie gegen Fremdkörper. Kleinere Eindringlinge wie Schmutzteilchen können wir „wegblinzeln“. Wir bewegen unsere Lider, und die Flüssigkeit wirkt zusammen mit dem Lid wie ein feuchter Putzlappen, der den Dreck heraus wischt.
Ein blaues Auge entsteht durch äußeren Druck, Schläge, Stürze oder einen Zusammenprall. „Mit einem blauen Auge davon gekommen“ lässt sich auch metaphorisch übertragen, bezieht sich aber unmittelbar auf Schlägereien. Wer einen Schlag auf das Auge bekommt und „nur“ ein blaues Auge hat, der liegt nicht mit einem Kieferbruch im Krankenhaus.
„Mit einem blauen Auge davon gekommen“ kritisiert zugleich den Leichtsinn, sich in Situationen zu begeben, die „ins Auge gehen können“. Wenn etwas „ins Auge geht“, dann leiden wir ernsthaften Schaden – körperlich wie als Sinnbild. Im schlimmsten Fall verlieren wir unser Sehvermögen auf Dauer, bei milderem Ausgang für eine kurze Zeit.
Selbstverteidigungstrainer und Straßenschläger wissen, wie empfindlich unsere Augen sind. Ein gezielter Schlag mit der Handkante auf den Augapfel reicht, um einen Gegner kampfunfähig zu machen. Auch Substanzen wie Tränengas, Pfefferspray oder Chili setzen uns kurzfristig außer Gefecht.
Ein blaues Auge kann durchaus mit einem Bluterguss im Auge einher gehen, seltener mit einer Schnittverletzung. Es können sich sowohl Hämatome im Lidbereich wie im Augapfel bilden. Dann schwillt nicht nur das Gewebe um das Auge an, sondern auch das Weiße im Auge färbt sich rot.
Augenverletzungen beim Sport
Sport ist nicht Mord, aber eine wichtige Ursache für Verletzungen im und am Auge. Jede hundertste Augenverletzung entsteht durch Sport. Mehr als die Hälfte davon sind Prellungen, dann Verletzungen durch Fremdkörper, gefolgt von Infektionen und Reizungen, UV-Strahlen und chemischen Stoffen, äußeren Einwirkungen und zuletzt durch Schnitte und Stiche.
Betroffen sind vor allem Leistungssportler, am wenigsten Gesundheitssportler. Die meisten Sportverletzungen entstehen bei Sport mit Gegenständen: Fußball, Handball, Hockey, Eishockey, Golf oder Tennis. Kleine Bälle sind dabei „Täter Nummer 1“. Das liegt nicht daran, dass sie „Augengröße“ haben, sondern eine hohe Geschwindigkeit erreichen und das Auge aus großer Nähe treffen. Kurz gesagt: Tennisspieler haben ein weit höheres Risiko, sich das Auge zu verletzen als Volleyball-Fans.
Meist unbekannt sind indirekte Augenverletzungen beim Sport. Sprungsport, Weit-, Hoch- und Stabhochsprung steigern die Frequenz der Schwingungen in den Augenmuskeln. Das kann zu Blutungen führen und die Netzhaut verletzen. Selbst Joggen strengt die Muskeln stark an.
Kleine Bälle treffen meist die Binde-, Horn- oder Regenbogenhaut, den Strahlenkörper oder die Linse. Fuß-, Hand- oder Volleybälle schädigen hingegen besonders die Netzhaut, Aderhaut und den Sehnerv. Hier führt der Auf- und Rückprall des Balles zu einem Unterdruck zwischen Linse und hinterem Abschnitt des Auges.
Wie Geschosse wirken Golfbälle mit mehr als 300 km/h, Squash- und Tennisbälle mit mehr als 250 km/h und Badmintonbälle mit immer noch mehr als 200 km/h. Fast zehn Prozent der Augenunfälle bei diesen Sportarten führt zum Erblinden.
Die Statsitik trügt dabei. Fußball führt in Deutschland bei den Ballsportarten mit der höchsten Quote an Augenverletzungen. Das liegt aber daran, dass es sich um die häufigste Ballsportart handelt. Geht es nicht um die absoluten Zahlen, sondern um die proportionale Höhe der Augenverletzungen, dann liegt Squash als Augenrisiko eindeutig vorn, gefolgt von Eishockey. Bei Squash treffen 50% aller Verletzungen den Kopf, und 25 % das Auge.
Für diese Sportarten sollte ein Augenschutz ebenso Pflicht sein wie der Mundschutz beim Boxen. Viele Erblindungen von Eishockey- oder Squashspielern wären durch einen Gesichtsschutz vermeidbar. Ein Schutz würde Augenverletzungen zu nahezu 100 % verhindern.
Basket- und Volleyballer riskieren besonders Verletzungen des Augenlides, ebenso Berufsboxer. Boxprofis leiden regelhaft unter Verletzungen des Kammerwinkels, der Linse und Netzhaut.
Taucher haben vor allem mit inneren Blutungen des Auges zu kämpfen. Das Ab- und Auftauchen erzeugt einen hohen Augendruck und stört die Durchblutung, hinzu kommen bei zu langen Tauchgängen Stickstoffbläschen. Blutungen entstehen an Gefäßen, Netz- und Aderhaut und gehören noch zu den „harmlosen“ Schäden, weil die Stickstoffbläschen auch das Augenlicht nehmen können. Langjährige Taucher leiden darüber hinaus, laut belastbaren Studien, zu 50% an Schäden der Netzhaut.
Weitgehend unbekannt ist, dass auch Übungen, die der Gesundheit dienen sollen wie bestimmte Yoga-Techniken und Gymnastik das Auge massiv beeinträchtigen können. Bei Kopf- und Handstand, der so genannten Kerze, Auf- und Umschwung am Reck undTurnen am Barren dringt Blut in den Kopf und drückt damit auf das Auge. Unsere Halsvenen haben nämlich keine Klappen, und wenn wir auf dem Kopf stehen, fließt das Blut ungehindert.
Noch stärker unterschätzt als der Blutandrang bei Gymnastik sind Fahrgeschäfte und Extremsport. Überkopf-Fahrgeschäfte haben Hochkonjunktur, „Mondlift“ oder „Enterprise“ sorgen für einen Kick, indem sich die Fahrgäste drehen, in Kabinen oder nur auf den Sitz fixiert, bis sie mit dem Kopf nach unten befinden. Das garantiert nicht nur Nervenkitzel, sondern das Blut steigt in den Kopf und fließt ebenso rapide wieder zurück, wenn der Sitz wieder in der normalen Position steht.
Diese Fahrgeschäfte konkurrieren mit Extremsport wie Bungee-Jumping. Bungee-Jumping wiederum bringt ein hohes Risiko für Netzhautblutungen und Erblindungen.
Innerer Druck und Erkrankung
Druck von innen löst Blutungen im Auge aus und kann dazu führen, dass Blutgefäße platzen. Die Hauptursache ist ein gesteigerter Blutdruck auf das Auge. Wenn wir stark niesen oder husten, erhöht sich der Innendruck im Körper – ebenso, wenn wir schwer heben. Durch Druck reißen dann Gefäße, aus denen tritt Blut aus und fließt in die Augen.
Auch Erkrankungen lösen solche inneren Blutungen aus, vorneweg die Bindehautentzündung. Sind die Augen durch eine solche Infektion gereizt, können Adern porös werden, reißen und platzen. Auch Diabetes Mellitus kann indirekt zu Augenblutungen führen, weil sich zu viel Zucker in den Gefäßen sammelt.
Blutverdünner und Gerinnungshemmer führen bisweilen zu Spontanblutungen. Im Auge zeigt sich das kaum als offene Blutung, sondern meist als Hämatom.
Therapie bei blutigem Auge
Selbst Laien erkennen geplatzte Adern und Blutergüsse im Auge; Ärzte sehen in der Regel, ob Gegenstände die Verletzung auslösten. Meist wissen die Betroffenen das selbst – sei es, dass ihnen ein Steinchen ins Auge wirbelte, sei es, dass sie sich einen Bleistift in die Iris stießen.
Anders sieht es aus bei Innendruck, Vorerkrankungen und Verletzungen des hinteren Augenabschnitts. Hier sind oft Bluttests und Blutdruckmessungen vonnöten.
Die Behandlung geht mit der Ursache einher. Bei einer Schwellung oder Prellung sollte die Wunde gekühlt werden, denn so verengen sich die Gefäße, und dadurch tritt weniger Blut aus.
Bindehautentzündungen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus lassen sich hingegen mit Medikamenten in den Griff bekommen. Sind die Medikamente selbst jedoch die Ursache, wie Gerinnungshemmer, dann gilt es, das Präparat zu wechseln.
Zu spaßen ist mit Augenblutungen nicht, immerhin kann die Blindheit am Ende stehen. Außerdem deutet Blut im Auge bisweilen auf eine schwere Krankheit wie Diabetes mellitus. Ist Bluthochdruck die Ursache, dann ist auch dieser gelegentlich ein Symptom für ernste Erkrankungen, vor allem am Herzen. Ein Arzt sollte also die Verletzung in jedem Fall untersuchen, ganz gleich, ob Schnitt, Stich oder Bluterguss.
Mögliche Krankheiten bei Blut im Auge
Der Arzt erkennt eine Basiserkrankung an bestimmten Kennzeichen.
1) Platzen Adern ohne Anstrengung oder äußere Einwirkung?
2) Platzen Adern häufiger?
3) Kommt zum Blut im Auge Nasenbluten hinzu?
4) Ist den Betroffenen schwindlig, fühlen sie sich „wie bei einer Grippe“?
Dann deutet das Blut im Auge auf eine Krankheit hin, zum Beispiel auf Arteriosklerose, Hypertonie, eine Gerinnungsstörung oder Diabetes.
Wie gefährlich sind geplatzte Adern?
Geplatzte Adern im Auge ohne schwere Erkrankungen im Hintergrund sind ungefährlich – medizinisch betrachtet handelt es sich um kleine Gefäßverletzungen. Ist abgeklärt, dass keine weiteren Symptome vorliegen, verheilen solche Verletzungen schnell von selbst. (Dr. Utz Anhalt, Dipl.Päd. J.Viñals Stein)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karl-Uwe Marx: Komplementäre Augenheilkunde, Hippokrates Verlag, 1. Auflage 2005
- Melvin I. Roat: Subkonjunktivale Blutungen, MSD Manual, (Abruf 26.08.2019), MSD
- Franz Grehn: Augenheilkunde, Springer Verlag, 29. Auflage, 2005
- Gerhard K. Lang, Gabriele E. Lang: Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.