Bluthusten (Hämoptyse, Hämoptoe) ist generell ein äußerst ernstes Symptom, das im Zusammenhang mit verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen der Atemwege stehen kann. Eine ärztliche Überprüfung der Beschwerden ist daher dringend geboten – im Zweifelsfall sollte ein Notarzt alarmiert werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Letztlich ist jede Form des Hustens, bei der Blut über die Atemwege abgegeben wird, als Bluthusten zu verstehen – unabhängig von der jeweiligen Blutmenge. Daher wird das Beschwerdebild des Bluthustens in der Fachwelt weiter unterschieden in die sogenannte Hämoptyse, bei der Bluteinschlüsse im Sputum (Auswurf) zu beobachten sind, und die Hämoptoe, bei der größere Mengen Blut direkt ausgehustet werden.
Symptomatik
Die verschiedenen Formen des Bluthustens können entsprechend ihren Ursachen mit unterschiedlichen Begleitsymptomen einhergehen, welche weiter unten im Zusammenhang mit den jeweiligen Erkrankungen beschrieben werden. Es drohen jedoch auch Beschwerden unmittelbar infolge des Blutverlustes beim Bluthusten. Bleibt dieser zum Beispiel über einen längeren Zeitraum unbemerkt kann sich eine Anämie entwickeln, die mit weiteren Beeinträchtigungen einhergeht. Starker Blutverlust wie er bei einer Hämoptoe auftritt, bedingt nicht selten einen Kreislaufschock. Herzrasen, blasse Haut, kalter Schweiß, Atemprobleme und Bewusstseinsstörungen sind hier mögliche Folgen. Schlimmstenfalls kann starker Blutverlust auch innerhalb relativ kurzer Zeit zum Tod der Patienten führen.
Ursachen
Das Spektrum der möglichen Ursachen für Bluthusten reicht von akuten Verletzungen der Lunge und strukturellen Beeinträchtigungen der Bronchien, über bakterielle und virale Atemwegsinfektionen bis hin zu Lungenkrebs. Die Symptomatik kann sich entsprechend den verschiedenen Ursachen deutlich unterscheiden, sowohl in Bezug auf die Form des Bluthustens selbst, als auch in Bezug auf die feststellbaren Begleitsymptome. Es folgt daher eine detailliertere Beschreibung der möglichen Ursachen des Bluthustens und der jeweiligen Begleitsymptome.
Infektionen der Atemwege
Die häufigsten Ursachen des Bluthustens sind Infektionen der Atemwege, die eine schwere Bronchitis oder Lungenentzündung bedingen. Zudem ist auch bei speziellen, eher seltenen Erkrankungen der Atemwege, wie beispielsweise einer Lungentuberkulose oder einer Legionellose, Bluthusten Teil des Beschwerdebildes. Dies gilt ebenfalls für einen Befall der Lunge mit Schimmelpilzsporen – das sogenannte Aspergillom.
Bronchitis
Eine Bronchitis ist definiert als Entzündung der Bronchien (luftleitende Atemwege zwischen Luftröhre und Lungenbläschen) beziehungsweise der Bronchialschleimhaut. Diese kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden (zum Beispiel Rauchen), jedoch sind meist virale Infektionen Auslöser der Beschwerden. Die Bronchitis ist gekennzeichnet durch einen starken, zunächst trockenen Hustreiz, der von Allgemeinbeschwerden wie Halsschmerzen, Heiserkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und Schnupfen begleitet wird. Bei schweren Verlaufsformen drohen Schädigungen der Schleimhautstrukturen, die mit leichten Schleimhautblutungen und entsprechender Hämoptyse einhergehen können. Aus der akuten Bronchitis entwickelt sich mitunter ein chronisches Beschwerdebild, wie beispielsweise beim weithin bekannten Raucherhusten, wobei hier die begleitenden Allgemeinbeschwerden oftmals fehlen oder sich auf Atemnot und Leistungsschwäche reduzieren.
Lungenentzündung
Sind nicht die luftleitenden Strukturen der Lunge von einer Entzündung betroffenen, sondern das am Gasaustausch beteiligte Lungengewebe, so ist in der Fachwelt von einer Pneumonie beziehungsweise Lungenentzündung die Rede. Als mögliche Auslöser sind hier zum Beispiel Bakterien aus der Gattung Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae zu nennen. Auch Grippeviren und Adenoviren können schwere Lungenentzündungen bedingen. Gleiches gilt für verschiedene andere Virenstämme, Pilze und Protozoen. Das Erscheinungsbild der Lungenentzündungen ist dabei der Bronchitis in der Regel recht ähnlich und beginnt zunächst mit starkem Husten, Atembeschwerden und Atemnot. Das Sputum ist eitrig und bei schweren Verläufen mitunter von Bluteinschlüssen durchsetzt. Hohes Fieber, Schüttelfrost und Brustschmerzen zählen ebenfalls zum typischen Beschwerdebild. Auch können sich eher unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen und Gliederschmerzen hinzugesellen. Insgesamt ist die Lungenentzündung vor allem für Kinder, Senioren und immungeschwächte Patienten als durchaus bedrohliche Erkrankung zu bewerten, die schlimmstenfalls tödlich enden kann.
Tuberkulose
Die Lungentuberkulose ist eine spezielle Form der bakteriellen Atemwegsinfektionen, bei der sich Entzündungen im befallenen Lungengewebe bilden, welche der Organismus versucht abzukapseln. Gelingt dies nicht, zeigen sich zunächst eher unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Leistungsschwäche, leichtes Fieber und ein anhaltender Hustreiz. Bluthusten in Form der Hämoptoe ist nur bei besonders schweren Verlaufsformen zu beobachten. Die Tuberkulose ist generell nicht auf die Lunge beschränkt, sondern kann auch verschiedene weitere Organe befallen. Breiten sich die Erreger im Organismus aus, führt dies bei unterlassener Behandlung nicht selten zum Tod der Patienten. Eine ärztliche Versorgung der Betroffenen ist daher dringend erforderlich
Legionellose / Legionärskrankheit
Bei der Legionellose beziehungsweise der sogenannten Legionärskrankheit handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die mit einer schweren Lungenentzündung einhergeht und neben eher unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Reizhusten auch Bluthusten hervorrufen kann. Nicht selten nimmt die Legionärskrankheit lebensbedrohliche Ausmaße an und aufgrund der hohen Infektiösität sind oft lokale Häufungen der Erkrankungen zu beobachten. Zudem können sich die Bakterien bei fehlender Zirkulation und Desinfektion in verschiedenen Wasserspeichern wie Warmwasseranlagen, Klimanlagen, Kühltürmen oder Whirlpools vermehren. Die Folge ist ebenfalls ein stark vermehrtes lokales Auftreten der Infektionen. Beispielsweise sind mehrere Gäste eines bestimmten Hotels oder Schwimmbades betroffen.
Krebs und Bluthusten
Sowohl bei Lungenkrebs als auch metastasierende Krebserkrankungen anderer Organe, bei denen Lungenmetastasen gebildet werden, können zur Zerstörung von Lungengewebe und Bluthusten führen. So ist Bluthusten ein möglicher Hinweis auf Lungenkrebs beziehungsweise ein Bronchialkarzinom im fortgeschrittenen Stadium. Hier sind im Vorfeld meist bereits über längere Zeit eher unauffällige Symptome wie Fieber, Husten, ein Stechen in der Brust und Atemprobleme zu beobachten. Auch Lungenmetastasen – also Krebszellen, die aus anderen Organen zum Beispiel über das Blutsystem in die Lunge eingewandert sind – verhalten sich im Frühstadium oft unauffällig, können jedoch im weiteren Verlauf zu Bluthusten führen. Neben Husten, Atemnot und Brustschmerzen ist hier nicht selten ein unerklärlicher Gewichtsverlust zu beobachten.
Weitere Ursachen für Bluthusten
Strukturelle, nicht infektiöse Veränderungen des Lungengewebes sowie akute Verletzungen der Lunge beziehungsweise des Brustkorbes, aber auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und spezielle Autoimmunkrankheiten (zum Beispiel Goodpasture-Syndrom) kommen als mögliche weitere Ursachen für Bluthusten in Betracht.
Bronchiektasie
Krankhafte, irreversible Schädigungen der Bronchien in Form der sogenannten Bronchiektasie, wie sie beispielsweise infolge frühkindlicher Erkrankungen oder bei einer Mukoviszidose auftreten können, gehen bei besonders schweren Fällen und/oder Folgeinfektionen gelegentlich mit Bluthusten einher. Allgemein leiden die Betroffenen jedoch eher unter starkem Husten, bei dem relativ große Mengen Sekret abgehustet werden. Auffälliges Symptom der Bronchiektasie sind zudem deutlich sichtbare Schwellungen der Finger und Zehen (Trommelschlägelfinger).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine mögliche kardiovaskuläre Ursache für Bluthusten bildet zum Beispiel die Herzklappenverengung (Mitralklappenstenose). Durch den Blutrückstau in der Lunge ist neben Atemnot insbesondere bei schweren Verlaufsformen oftmals auch Bluthusten zu beobachten. Da mit der Mitralklappenstenose ein deutlich erhöhtes Risiko von tödlichen Embolien, Herzleiden und Lungenödemen einhergeht, gehören die Herzklappenfehler dringend in ärztliche Behandlung. Werden die Blutgefäße der Lunge durch einen Thrombus verstopft, kann dies ebenfalls zu Bluthusten führen. Diese sogenannte Lungenembolie geht mit Atemproblemen und einer erhöhten Herzbelastung einher, welche ihrerseits schlimmstenfalls zu Herzversagen führen können. Allgemein gilt, das Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit einer deutlichen Erhöhung des Blutdrucks in der Lunge (pulmonale Hypertonie) einhergehen, auch als mögliche Ursachen für Bluthusten in Betracht zu ziehen sind. Ist die Blutgerinnung aufgrund der Einnahme bestimmter Arzneien oder infolge der Bluterkrankheit deutlich reduziert, kann dies zudem zu verstärkten Blutungen aus winzigen Verletzungen innerhalb der Lunge führen und somit ebenfalls Bluthusten hervorrufen.
Goodpasture-Syndrom
Diese sehr seltene Autoimmunerkrankung richtet sich vor allem gegen die Blutgefäße in den Nierenkörperchen und der Lunge, wobei jedoch nicht bei allen Patienten eine Lungenbeteiligung festzustellen ist. Liegt eine Goodpasture-Syndrom mit Lungenbeteiligung vor, zählt Bluthusten zu den auffälligen Begleitsymptomen. In erster Linie sind jedoch Beeinträchtigungen der Nierenfunktion zu verzeichnen, die zum Beispiel mit Symptomen wie Blut im Urin oder Eiweißausfällungen im Urin (Proteinurie) einhergehen können. Ohne Behandlung verläuft das Goodpasture-Syndrom meist tödlich, doch kann mittels medikamentöser Behandlung und spezieller Blutreinigung ein Großteil der Patienten gerettet werden.
Akute Verletzungen des Brustkorbes
Wird die Lunge durch akute Krafteinwirkung auf den Brustkorb beispielsweise bei einem Verkehrs- oder Sportunfall verletzt und dringt Blut in die Lunge ein, ist Bluthusten eine typische Folge. Da die Lunge in solchen Fällen meist von außen beschädigt wurde, haben die Betroffenen häufig erhebliche Atemprobleme und ohne medizinische Versorgung kann innerhalb relativ kurzer Zeit der Tod der Patienten einsetzen.
Diagnose und Behandlung von Bluthusten
Die Behandlung des Bluthustens bedarf einer Therapie der eigentlichen Ursachen dieses Symptoms, wobei jedoch bei einzelnen Erkrankungen wie beispielsweise bei Lungenkrebs lediglich geringe Heilungschancen bestehen. Werden größere Blutmengen ausgehustet ist im ersten Schritt oftmals zunächst ein Verschluss der Blutgefäße erforderlich, um die Blutung zu stoppen. Dies erfolgt zum Beispiel mittels einer Bronchialarterienembolisation, wobei allerdings das Risiko eines Wiederauftretens der Blutungen relativ hoch ist und die eigentliche Ursache des Bluthustens unbehandelt bleibt.
Sind die akuten Blutungen gestoppt, folgt die Suche nach deren Ursachen. Bei Verletzungen durch äußere Krafteinwirkung ist diese in der Regel relativ einfach abzuschließen und auch eine Lungenentzündung oder Bronchitis lassen sich meist mit geringem Aufwand bestimmen. Bei Verdacht auf Lungenkrebs kommt den bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen und der Computertomographie (CT) eine besondere Bedeutung zu, allerdings kann auch eine Bronchoskopie (Spiegelung der Bronchien) mit Entnahme einer Gewebeprobe erforderlich werden, um die Diagnose zu sichern. Bildgebende Verfahren und Bronchoskopien bilden des Weiteren die wichtigsten Diagnoseinstrumente zur Feststellung der Bronchiektasie. Darüber hinaus lassen sich Herzklappenfehler mittels spezieller Röntgenaufnahmen, CT und MRT (Magnetresonanztomographie) ebenfalls recht verlässlich identifizieren, wobei hier die Echokardiographie und das Elektrokardiogramm zusätzlich wichtige Diagnosehinweise liefern können. Insbesondere die Echokardiographie dient zudem dem Nachweis einer pulmonalen Hypertonie.
Blutuntersuchungen spielen zum Beispiel beim Nachweis eines Goodpasture-Syndroms oder einer Tuberkulose eine wichtige Rolle, wobei für letztere zur Sicherung der Diagnose zudem eine Laboruntersuchung des Hustensekrets (Auswurf beziehungsweise Sputum) durchgeführt werden kann. Eine Untersuchung des Blutes und des Sputums liefert darüber hinaus gegebenenfalls Hinweise auf andere bakterielle Infektionen der Atemwege.
Ist die Ursache des Bluthustens ermittelt, kann eine zielgerichtete Therapie beginnen, wobei das Spektrum der Behandlung von schleimlösenden und hustenstillenden Arzneien über den Antibiotikaeinsatz bei bakteriellen Infektionskrankheiten bis hin zu operativen Eingriffen mit der Entfernung geschädigten Lungengewebes und begleitender Chemo- und/oder Strahlentherapie bei Lungenkrebs reicht. Auch bei einem Herzklappenfehler kann unter Umständen eine Operation erforderlich werden. Dies gilt gleichfalls bei einer Lungenembolie, wenn die medikamentöse Behandlung mit blutverdünnenden beziehungsweise gerinnungshemmenden Arzneien nicht den gewünschten Erfolg zeigt. Letztendlich hängt die Auswahl der geeigneten Behandlung nicht nur von der zugrundeliegenden Erkrankung ab, sondern wird in vielen Fällen zudem maßgeblich durch das Krankheitsstadium zum Zeitpunkt der Diagnose bestimmt. Darüber hinaus spielt die individuelle Konstitution der Patienten hier eine wesentliche Rolle.
Naturheilkunde bei Bluthusten
Naturheilkundliche Behandlungsmethoden können bei Bluthusten nur begrenzt helfen und insbesondere bei akuten Formen mit Abhusten größerer Blutmengen ist eine rein naturheilkundliche Therapie keine Option, da die zugrundeliegenden Blutungen mit ihrer Hilfe nicht gestoppt werden können. Wird der Bluthusten hingegen zum Beispiel durch eine chronische Bronchitis hervorgerufen, bestehen durchaus naturheilkundliche Behandlungsoptionen, die begleitend angewandt werden können. Hier versprechen zum Beispiel Maßnahmen, die allgemein das Immunsystem stärken oder auch verschiedene Hausmittel gegen Husten unterstützende Linderung. Die Homöopathie kennt ebenfalls einige Mittel, welche bei Atemwegsinfektionen oder auch bei einer Lungenentzündung hilfreich sein können. Diese entfalten jedoch gleichfalls nur unterstützenden Charakter, eine Heilung ausschließlich auf ihrer Basis ist in der Regel nicht möglich. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Noah Lechtzin: Hämoptysen, MSD Manual, (Abruf 30.09.2019), MSD
- C. Vogelmeier et al.: S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD), Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., (Abruf 30.09.2019), AWMF
- S. Ewig et al.: S3-Leitlinie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, (Abruf 30.09.2019), AWMF
- Robert-Koch-Institut: Legionellose, (Abruf 30.09.2019), RKI
- Sabine Beck et al.: Husten, DEGAM-Leitlinie Nr. 11, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, (Abruf 30.09.2019), AWMF
- Robert Kopf: Husten, Bronchitis - Behandlung mit Heilpflanzen und Naturheilkunde, BookRix Verlag, 2013
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.