Mastodynie oder Mastalgie lautet der Fachbegriff für Schmerzen in der Brust. Darunter leiden vor allem Frauen, aber bisweilen auch Männer. Die Brüste spannen unangenehm, sie fühlen sich schwer an und schmerzen. Viele Frauen leiden darunter jeden Monat während ihrer Menstruation, junge wie alte, wobei sich die Spannung mit zunehmenden Alter oft verstärkt. Mit den Wechseljahren hören diese Schmerzen meist auf.
Inhaltsverzeichnis
Die weibliche Brust
Das Brustdrüsengewebe der Frau ist ungleich komplexer als das des Mannes und verändert sich im Leben mehrfach. Hormonelle Extremzustände wie die Pubertät, die Schwangerschaft, die Menstruation, die Prämenopause und die Menopause zeigen sich in den Brüsten als Spannungsgefühl.
Ursache Nummer 1: Die Menstruation
Die meisten Frauen fühlen während der Periode Spannung in der Brust, bei einigen von ihnen tun die Brüste ernsthaft weh. Auch Lider, Hände, Füße und Beine können anschwellen. Manche Frauen fürchten sich wegen diesen Beschwerden Monat für Monat vor ihrer Blutung.
In der ersten Hälfte des Zyklus geben die Östrogene den Ton an, in der zweiten Hälfte rückt Progesteron, das Gelbkörperhormon in den Vordergrund. Dieses Wechselbad der Hormone sorgt dafür, dass sie Wasser in den Brüsten einlagert und Schmerzen verursacht.
Auch das Hormon Prolaktin, das in der zweiten Zyklusphase vermehrt auftritt, und die Drüsenzellen darauf einstellt, Milch zu bilden, verändert das Brustgewebe. Es wird stärker durchblutet, die Drüsenzellen wachsen und produzieren Sekret.
Manche Frauen reagieren auf Prolaktin besonders sensibel, das verstärkt vermutlich die Schmerzen in der Brust, und ist mutmaßlich auch ein Grund für die Brustbildung und Brustschmerzen bei Männern, deren Hirnanhangsdrüse dieses Hormon ebenfalls ausstößt.
Brustspannen außerhalb der Periode
Hormonelle Veränderungen außerhalb der Periode können ebenso Schmerzen auslösen wie hormonelle Extreme während der Menstruation. Das gilt vor allem für die Anti-Baby-Pille. Brustspannen ist eine typische Nebenwirkung östrogenbetonter Pillen. Aber auch Verhütungsstäbchen unter der Haut, die Gestagen enthalten, können zu Schmerzen führen.
Schwangerschaft und gespannte Brüste
Die Brustdrüsen wachsen in der Schwanger- und Stillzeit enorm. Jetzt stellen sie nämlich die Vormilch her, und wenn das Baby saugt, die Muttermilch. Es bilden sich die so genannten Montgomery-Drüsen aus, die geben ein Öl ab, dass die Brustwarzen während des Stillens weich hält.
Spannungen und eine verhärtete Brust sind in dieser Zeit keine Krankheit, sondern ein normaler biologischer Prozess.
Darauf achten muss die Frau aber darauf, einen Milchstau zu vermeiden, der zu einer Brustentzündung führen kann. Wichtig sind dafür Hygiene, ausgewogene Ernährung und eine Stilltechnik, bei der die Milch ungehindert fließt.
Ein Milchstau zeigt sich zuerst als starker Schmerz in der betroffenen Brust, als lokale Verhärtung und als „Gnubbel“. Sind die Schmerzen groß, ist die Brust gerötet und erhitzt, treten Muskelschmerzen auf und Fieber? Dann handelt es sich ziemlich sicher um eine bakterielle Infektion.
Brustkrebs eine Ursache?
Wenn Sie über Brustspannungen klagen, fürchten viele Frauen, dass Sie an Brustkrebs leiden. Vorsorgeuntersuchungen können nie schaden, aber: Schmerzen sind kein häufiges Symptom bei Brustkrebs.
Wechseljahre
In den Wechseljahren sinkt der Spiegel der Geschlechtshormone ab. Die Brustspannungen der Menstruation hören auf. Bei Frauen allen Alters kann sich aber eine Brustentzündung entwickeln, meist als Infektion mit Bakterien.
Der Progesteronspiegel sinkt in den Wechseljahren kontinuierlich, und nach der Menopause produziert der weibliche Körper das Hormon gar nicht mehr. Dadurch dominiert das Östrogen, weil die Eierstöcke zwar kein Progesteron ausbilden – wohl aber Östrogen.
Progesteron treibt das Wasser und hemmt deshalb eine Wassereinlagerung im Gewebe, wie sie Östrogen auslösen kann. Ist kein Progesteron mehr vorhanden, lagert sich durch das Östrogen womöglich mehr Wasser ein, was zu Schmerzen und Spannungen in der Brust führt.
Wenn sich in den Wechseljahren das Drüsengewebe zurück bildet, können Zysten entstehen, die ebenfalls zu Spannungen führen.
Außerhalb der Menstruation
Brustspannen – und schmerzen außerhalb der Menstruation lassen sich unterteilen in:
– Michgangserweiterung
– Behandlung mit Sexualhormonen
– Brustentzündung (Mastititis)
– Zysten
– Fettgewebsnekrosen
– Brustkrebs
– Medikamente
Harmlose Ursachen
Brustspannungen bei Frauen können aber auch harmlose Ursachen haben: Zum Beispiel kann ein BH schlecht sitzen oder aus Material bestehen, das die Haut reizt und Schmerzen verursacht.
Brustspannen bei Männern
Bei Männern tritt eine gespannte Brust seltener auf als bei Frauen, und meist sind Männer betroffen, die unter einer Brustschwellung (Gynäkomastie) leiden, die hormonelle Störungen haben oder anderweitig erkrankt sind.
Ein Überblick der Ursachen:
- Physiologische Gynäkomastie,
- Pseudogynäkomastie bei Fettleibigen (Brust wird größer durch Fettgewebe),
- Brustbildung durch Störung der Geschlechtshormone, entweder angeboren oder durch Anabolika,
- Zysten und Knoten in der Brust,
- Brustkrebs,
- Alkohol,
- hormonähnlich wirkende Substanzen in Lavendelöl.
Was hilft?
Auszüge des Mönchspfeffers setzen den Botenstoff Dopamin frei und gleichen so den Hormonspiegel des milchbildenden Prolaktins aus. Das lindert die Spannung, es dauert aber mehrere Wochen, bis die Pflanze wirkt.
Massagen mit Lavendel- oder Rosenöl sind ebenso zu empfehlen wie kalte Wickel mit Quark oder Präparate mit Johanniskraut.
Psychischer Stress wirkt sich auf den Hormonspiegel aus und kann so Brustspannen fördern. Entspannungsübungen eignen sich, um den Spiegel wieder einzupendeln, also autogenes Training, Yoga oder Meditation.
Wann zum Arzt?
Verändert sich die Brust oder schmerzt sie, dann sollten Sie immer zum Arzt gehen. Meist sind die Ursachen nicht gefährlich, aber Schmerzen in Brust und Brustwarze können auf Herzbeschwerden hindeuten oder auf Brustkrebs. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eva Marbach: Östrogen-Dominanz, evm Verlag, 2009
- Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de (Abruf: 29.08.2019), Mastodynie
- Helga Richter; Max Haidvogl: Homöopathie für Frauenärzte, Georg Thieme Verlag, 2000
- Volker F. Duda; Rüdiger Schulz-Wendtland: Mammadiagnostik: Komplementärer Einsatz aller Verfahren, Springer, 2017
- ZoherNaja et al.: "Thoracic paravertebral catheterization for more than one year: A report of mastodynia", in: Journal of Clinical Anesthesia, Volume 47, 2018, sciencedirect.com
- W. Wuttke: "Phytotherapeutika bei Mastodynie, prämenstruellen Beschwerden und Zyklusstörungen", Der Gynäkologe, Volume 33 Issue 1, 2000
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.