Müdigkeit ist ein Signal, dass der Körper oder der Geist an seine Grenzen gekommen ist und eine Erholungsphase braucht. Jeder Mensch hat seine eigene Müdigkeitsskala, denn es handelt sich hier um einen sehr subjektiv empfundenen Zustand, der nicht eindeutig definiert werden kann. Auch damit verbundener Leidensdruck ist individuell. Müdigkeit ist ein Alltagsphänomen, das unser natürliches Schlafbedürfnis anzeigt. Tritt der Zustand sehr drastisch in Erscheinung oder zeigt sich ein stärker werdender Verlauf, können psychische und physische Funktionsstörungen oder Erkrankungen dahinter stecken.
Inhaltsverzeichnis
Es gibt viele Ursachen chronischer Müdigkeit, wie zum Beispiel:
- Schlafprobleme,
- Nebenwirkung einiger Medikamente,
- chronische Erkrankungen,
- Burnout-Syndrom oder andere psychische Krankheitsbilder,
- Viruserkrankungen,
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- oder Mangelerscheinungen.
Schlafmangel und gestörter Biorhythmus
Mit dem Gefühl der Müdigkeit wird zunächst ein Ruhe- und Schlafbedürfnis des Organismus bezeichnet, wie es am Abend normalerweise nach einem ausgelasteten Tag mehr oder weniger empfunden wird. Die Müdigkeit wird somit zu einer Art Sicherung für den Körper und den Geist, ein Signal, dass die Zeit für eine Erholung gekommen ist. Im Schlaf werden durch Erholung neue Energiereserven mobilisiert, sodass eine optimale Leistungsfähigkeit nach einer sechs- bis achtstündigen Schlafphase wieder erreicht sein sollte. Wird der gewohnte Schlaf-Wach-Rhythmus gestört, kommt es zu starker Müdigkeit, die dauerhaft in schwerer Erschöpfung mit ernsten gesundheitlichen Folgen münden kann. Besonders berufliche Anforderungen mit Nacht- oder Schichtarbeit sind es, die unseren circadianen Tag-Nacht-Rhythmus, der normalerweise an Tageszeiten beziehungsweise den Stand von Sonne und Mond gebunden ist, aus dem Gleichgewicht bringen und damit Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Gesundheit beeinträchtigen.
Es gibt viele alltäglichen Faktoren, die den gesunden Schlaf stören können, wie:
- Stress und innere Unruhe,
- Schnarchen,
- zu heißes Baden oder Duschen,
- zu schwere Mahlzeiten am Abend,
- eine ungünstige Umgebung wie zum Beispiel schlecht belüftete Räume oder Geräuschkulisse
- oder Aufregung durch Filme, Fernsehsendungen oder Computerspiele spät am Abend.
Einige davon können im Laufe einer Umstellung des Lebensstils eliminiert werden, was die Qualität des Schlafs deutlich positiv beeinflusst. Weitere Gründe für Schlafmangel finden sich in Ein- und Durchschlafstörungen oder in durch Alpträume verursachtem unruhigem Schlaf. Jedoch auch zu viel Schlaf kann Müdigkeit hervorrufen, kommt es doch weniger auf die Dauer als auf die Qualität des Schlafes an.
Chronische Viruserkrankungen
Akutes Müdigkeitsgefühl ohne Schlafmangel kann auch einen Infekt ankündigen, der sich gerade anbahnt. Manchmal bleiben eine latente Müdigkeit und Leistungseinbußen jedoch nach den abgeklungenen Symptomen wie zum Beispiel Fieber, Husten oder Schnupfen noch lange Zeit bestehen. Es wird in der naturheilkundlich orientierten Medizin eine Umwandlung verschiedener Viren und Impfviren in sogenannte Slow-Formen vermutet, die als chronisch virale Krankheit mit neuen Ausdrucksformen erscheinen. Die Symptome können dabei sofort nach überstandener Krankheit beziehungsweise Impfung auftreten, es können aber auch Monate oder Jahre bis zum Ausbruch der Symptome vergehen. Nach Erfahrungen mit klinischen Verläufen, Berichten von Betroffenen und Elektroakupunkturmessung alternativer Mediziner sind es vor allem das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), Herpes-simplex-Viren, Masernviren sowie verschiedene Untertypen des Influenza-Virus (Grippe), die in neuen Ausdrucksformen unter anderem mit dem Symptom chronische Müdigkeit beziehungsweise Erschöpfung in Erscheinung treten.
Mangelerscheinungen
Um körperlich und geistig wach und leistungsfähig zu bleiben, benötigt unser Organismus regelmäßig die Zufuhr von Wasser, Nährstoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Trinken wir zu wenig Wasser, führt innere Austrocknung zu Müdigkeit, zu Konzentrationsstörungen und einer Dysbalance im Elektrolythaushalt. Auch wenn einseitige Ernährung, Störungen der Darmflora, starker Durchfall, Stress
oder Schwangerschaft einen Vitamin- und Mineralstoffmangel bewirken, wird dieser häufig von physisch und psychisch empfundener Müdigkeit, Abwehrschwäche und Antriebslosigkeit begleitet. Eisenmangel kann dabei beispielsweise Blutarmut (Anämie) verursachen, während Kaliummangel Muskelschwäche auslöst. Eine abwechslungsreiche Kost mit ausreichend grünem Gemüse und Vollkornprodukten beugt einem Vitamin- und Mineralstoffmangel in der Regel ausreichend vor. Besteht erhöhter Bedarf, etwa während der Schwangerschaft oder der Rekonvaleszenz, können Vitamine und Mineralstoffe zeitweise zugeführt werden. Bei organischen Störungen sollte eine Therapie nach der Grunderkrankung erfolgen.
Schmerz der Leber
In der Naturheilkunde gilt Müdigkeit heute noch als „Schmerz der Leber“. Die Leber ist das wichtigste Organ beim Abbau körpereigener und körperfremder Stoffe. Diese Aufgabe als wichtigste Entgiftungszentrale bewältigt die Leber mit Hilfe von Enzymen, die nur hier ausreichend vorkommen, um für den stetigen Umbau und die Ausscheidung toxischer Abfallprodukte über Galle und Nieren zu sorgen. Die Leber wird durch die Konfrontation mit Umweltgiften, chemischen Nahrungsmittelzusätzen, Drogen, Medikamenten und Schwermetallen derart überlastet, dass es zu eingeschränkter Leberfunktion und Leberstauung kommen kann. Die kann mit den Symptomen Müdigkeit, rascher Erschöpfung und Leistungsminderung einhergehen, weil die giftigen Substanzen in Blut und Nervensystem gelangen können. Deutlich wird dies bei der sogenannten „Frühjahrsmüdigkeit“, deren Kur (Fasten, Kräuter, Wickel, Homöopathika) insbesondere die Leber berücksichtigt. In der Naturheilkunde gehören Kräuter zur Stärkung der Leber ohnehin in nahezu jede Rezeptur. Lebererkrankungen, zu deren Hauptsymptomen die chronische Müdigkeit zählt, sind auch die Fettleber, Leberzirrhose und chronische Hepatitis.
Chronische Krankheiten
Müdigkeit wird weiterhin bei einer Vielzahl von chronischen Funktionsstörungen und Erkrankungen empfunden. Dazu gehören beispielsweise:
- Fibromyalgie,
- Sick-Sinus-Syndrom (Herzrhythmusstörungen),
- ein niedriger Blutdruck (Hypotonus),
- Unterzuckerung,
- Hepatitis,
- Multiple Sklerose,
- Lungenerkrankungen,
- chronische Glomerulonephritis,
- chronische Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion),
- Darmerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
- latentes Schielen (Heterophorie)
- sowie Krampfanfälle im Gehirn (Epilepsie).
Darmerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Morbus Crohn oder die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) führen dazu, dass die mit der Nahrung aufgenommenen Mengen an Eisen und anderen Mineralstoffen nicht ausreichend sind.
Dauermüdigkeit begleitet unter anderem von Kältegefühl, Niedergeschlagenheit, Nervosität, Haarausfall, Konzentrationsschwäche und Stoffwechselproblemen kann ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder die Hashimoto-Krankheit sein. Die Diagnostik kann diese sehr häufigen Erkrankungen präzise anhand von der Blutuntersuchung (Schilddrüsenwerte TSH, T3 und T4), Ultraschalluntersuchung und Szintigraphien identifizieren.
Bei AIDS und bösartigen Krebserkrankungen (mit und ohne durchgeführter Chemotherapie) führt die allgemein herabgesetzte Abwehrlage zu Müdigkeit und Erschöpfung.
Müdigkeit und Psyche
Der Zustand der Müdigkeit kann auch ein Symptom sein, dass umschriebene psychische Syndrome ankündigt und/oder ständig begleitet. So wird bei einer Depression, insbesondere der larvierten Depression, (manchmal lange Zeit ausschließlich) über andauernde Müdigkeit und Erschöpfung geklagt. Anhaltender Stress führt ohne Entspannungsphasen zu physischen, emotionalen und kognitiven Ermüdungserscheinungen, die im sogenannten Burnout-Syndrom münden können. Ebenso kann aber auch Unterforderung zu psychischen Problemen mit Müdigkeitsgefühlen führen, wie es beim Beschwerdebild des Boreout-Syndroms aufgeführt wird.
Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS)
Nach Ausschluss unzähliger Erkrankungen und Störungen, insbesondere wenn Schmerzzustände hinzukommen, wird das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS), auch als Myalgische Enzephalomyelitis bekannt, diagnostiziert. Als eine der Zivilisationskrankheiten der modernen Zeit wird die chronische Müdigkeit zunehmend in den hochindustrialisierten Ländern beobachtet. Neusten Studien zufolge spielt ein überaktives Immunsystem als Ursache des chronischen Erschöpfungssyndroms eine wesentliche Rolle.
Das Krankheitsbild ist sehr diffus und die Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen ist immens. Charakteristisch bei CFS sind oft folgende Symptome, die gleichzeitig oder getrennt vorkommen können:
- ein Zustand der über mehrere Monate andauernden Erschöpfung,
- Erholungsphasen bringen keine Linderung,
- das Leiden kann sowohl physischer oder psychischer Natur sein,
- Muskelschmerzen, Gelenk- und Kopfschmerzen,
- Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme,
- Lymphknotenschwellung,
- Schlafstörungen
- beziehungsweise Halsschmerzen.
Typisch bei diesem Syndrom ist die Verschlimmerung aller Symptome nach einer geistigen oder körperlichen Belastung. Bisher existiert keine eindeutige Strategie für die Behandlung, da auch die Ursachen dieser Krankheit nicht eindeutig geklärt werden können.
Gesunder Lebensstil als Selbsthilfe
Um selbst Maßnahmen gegen die Dauermüdigkeit zu ergreifen, muss man sich mit der eigenen Lebensqualität auseinandersetzen, denn ein gesunder Lebensstil ist eine wirksame Basis, um den Symptomen die Stirn zu bieten.
Dazu gehören unter anderem:
- viel Bewegung, idealerweise draußen und das bei jedem Wetter,
- gesunde Ernährung, vitaminreiche Kost, viel Obst und Gemüse statt fettreicher Speisen,
- Übersäuerung des Körpers meiden,
- Verzicht auf Kaffee, Zuckerhaltige Lebensmittel und Alkohol,
- viel Wasser trinken, da Wasser bei allen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle spielt,
- Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Quigong,
- gut gelüfteter Schlafraum, frei von Unordnung oder Allergieauslösern
- und ein gut organisierter Tagesablauf, damit Stresssituationen vermieden werden können.
Die Rolle des Umfelds
Ein wichtiger Faktor wird oft unterschätzt. Der Stress, der bei den Betroffenen zusätzlich zu der eigentlichen Erkrankung durch die Menschen in ihrer Umgebung verursacht wird. Oft werden an krankheitsbedingter Müdigkeit leidende Menschen, die dadurch nur vermindert in der Lage sind, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, von ihrem Umfeld – sei es Schule, Familie oder Arbeit – missverstanden, stigmatisiert oder sind Mobbing ausgesetzt. Sie leiden zusätzlich darunter, dass sie als „träge” und „faul” bezeichnet werden. Der richtige Umgang mit Betroffenen und die Akzeptanz des Zustandes trägt deutlich zur Linderung ihres Leidens bei.
Naturmittel gegen Müdigkeit
Für latente Müdigkeit, die nicht mit klinisch messbaren Veränderungen einhergeht, finden sich in Naturheilkunde und Alternativmedizin vielfältige Erklärungen und Hilfsmittel. In der Naturheilkunde wird die schulmedizinische strikte Trennung von körperlichen und psychischen Vorgängen durch eine Betrachtung der komplexen, eng miteinander verwobenen und sich gegenseitige beeinflussenden Vorgänge im Organismus ersetzt. Um diese zu regulieren, werden in der Therapie deshalb idealerweise aus psychotherapeutischen Maßnahmen (Gesprächstherapie, Hypnotherapie), klassischen Naturheilverfahren (Leberentgiftung, Ausleitungsverfahren) und energetischen Methoden (Ohrakupunktur, Bachblütentherapie, Homöopathie) individuelle Konzepte erstellt und mit einer Umstellung der Lebens- und Ernährungsweise kombiniert.
Wann muss ärztliche Hilfe gesucht werden?
Bei lang anhaltender Müdigkeit, die hartnäckig trotz Erholungsphasen andauert, kann es sich um ein Symptom einer psychischen oder physischen Krankheit handeln. Die ärztliche Untersuchung kann die Ursachen feststellen, meistens sind dazu diagnostische Maßnahmen wie zum Beispiel ein Bluttest nötig. Um die richtige Strategie zu ermitteln, sollte man nicht zögern medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn Müdigkeit als Nebenwirkung der eingenommenen Medikamente infrage kommt, sollten alternative Mittel gesucht werden. (jvs, mj)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael R. Wasserman: Müdigkeit, MSD Manual, (Abruf 05.08.2019), MSD
- Erika Baum, Norbert Donner-Banzhoff, Peter Maise: Müdigkeit, S3-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), (Abruf 05.08.2019), AWMF
- Monique Weissenberger-Leduc: Handbuch der Palliativpflege, Springer Verlag, 4. Auflage, 2008
- Stephen Gluckman: Chronisches Erschöpfungssyndrom, MSD Manual, (Abruf 05.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.