Darmbewegungen sind im Rahmen der Verdauung sehr wichtig. Sie befördern den Speisebrei immer weiter in Richtung Dickdarm und damit weiter in Richtung Anus. Die Bewegungen sind ganz natürlich, unterliegen nicht dem Willen und sind in der Regel nicht spürbar. Sie bekommen in den folgenden Zeilen Einblick in die Anatomie und Physiologie des Darmes, erfahren Wichtiges über die Darmbewegungen, über Störungen der Peristaltik und deren Behandlungsmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau Darm
Der Darm besteht, ganz grob ausgedrückt, aus Dünndarm und Dickdarm. Beide haben unterschiedliche Aufgaben. Darmbewegungen spielen sich in beiden Anteilen ab und befördern den Speisebrei in eine Richtung.
Aufbau Dünndarm
Der Dünndarm erstreckt sich, beginnend am Magenpförtner, über fünf bis sechs Meter lang bis hin zur Bauhin´schen Klappe. Diese stellt den Übergang zum Dickdarm dar. Der Dünndarm besteht aus Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm und ist vor allem damit beschäftigt, den Speisebrei weiter zu verdauen und diesem Nährstoffe für den Körper zu entziehen.
Die rhythmischen Darmbewegungen durch Hilfe der Einschnürungen der Ringmuskulatur und die Pendelbewegungen der Längsmuskulatur sorgen dafür, dass der Speisebrei durchgemischt wird. Wellenförmige Darmbewegungen transportieren den Dünndarminhalt weiter. Die Muskelschicht des Dünndarms besteht aus glatter Muskulatur in Form einer inneren Ringmuskulatur und einer äußeren Längsmuskulatur. Dazwischen befindet sich ein Geflecht aus Nervenzellen, der Plexus myentericus, auch Auerbach-Plexus genannt. Dieser innerviert die Muskelwand des Dünndarms.
Motilität Dünndarm
Die Motilität des Dünndarms, seine Darmbewegungen, werden durch das enterische Nervensystem, durch spezielle Hormone (zum Beispiel Gastrin) und durch äußere Innervation (dabei beteiligt sind Parasympathikus, Sympathikus) beeinflusst. Damit der Darminhalt gemischt wird, laufen über ein bis vier Zentimeter Pendelbewegungen der Längsmuskulatur und rhythmische Segmentierungen der Ringmuskulatur ab.
Darmbewegungen, die den Speisebrei in Richtung Dickdarm befördern, werden peristaltische Reflexwellen genannt. Diese werden ausgelöst durch einen Dehnreflex, was dazu führt, dass sich hinter dem sich fortbewegenden Darminhalt das Darmlumen verengt und stromabwärts erweitert. Gleichzeitig wird die Ringmuskulatur aktiviert. Dies alles in einem Zusammenspiel sorgt für die peristaltischen Darmbewegungen (30 bis 120 Zentimeter pro Minute). Diese sind vor allem zwischen zwei Mahlzeiten sehr ausgeprägt.
Aufbau Dickdarm
Dieser ist dicker als der Dünndarm, bis zu 1,5 Meter lang und umgibt den Dünndarm im Uhrzeigersinn wie ein Rahmen und endet links unten im Rektum.
Der Dickdarm, bestehend aus Kolon aszendens (aufsteigender Dickdarm), Kolon transversum (quer verlaufender Dickdarm), Kolon deszendens (absteigender Dickdarm) und Kolon sigmoideum (S-förmiger Darm), entzieht dem flüssigen Speisebrei Wasser und Elektrolyte. So wird der Inhalt eingedickt.
Die Muskulatur des Dickdarms entspricht bis auf einige Besonderheiten der des Dünndarms. Die Längsmuskelschicht weist einige charakteristische Besonderheiten auf. Hierbei verläuft diese nicht gleichmäßig um den ganzen Darm herum, sondern ist in sogenannten Tänien zusammen gebündelt.
Motilität Dickdarm
Die Motilität des Dickdarm setzt sich wie folgt zusammen: Die oben erwähnten Tänien unterliegen Spannungen, was zusammen mit der Ringmuskelschicht in Abständen von einigen Zentimetern peristaltische Einschnürungen entstehen lässt. Diese treten als Ausbuchtungen, genannt Haustren, hervor. Wichtig ist dies für die Darmbewegungen. So ziehen sich bei einer peristaltischen Welle Haustren für Haustren zusammen, sodass der Kot geformt und dabei immer mehr in Richtung Anus vorgeschoben wird.
Wie beim Dünndarm sind auch peristaltische Wellen aktiv. Zwei- bis dreimal am Tag findet eine sogenannte Massenbewegung statt. Diese wird normalerweise bei den Mahlzeiten ausgelöst. Verantwortlich dafür sind ein sogenannter gastrokolischer Reflex (Zusammenspiel aus Reizung des Magens während der Nahrungsaufnahme und Entleerung des Dickdarms) und spezielle Magen-Darm-Hormone.
Wodurch die Peristaltik aus dem Takt gerät
Stress, Ärger, hastiges Essen, Genussmittel und noch vieles mehr können die Peristaltik im Magen-Darm-Trakt aus dem Lot bringen. Plötzlich werden die Darmbewegungen spür- und vor allem auch hörbar. Darmgeräusche, Sodbrennen und eventuell noch Durchfall treten bei funktionellen Störungen im Verdauungstrakt auf. Darmbewegungen spielen hier eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn diese gestört sind, kann dies auch zu Verstopfung führen.
Verminderte Peristaltik
Sind die Darmbewegungen vermindert, kann dies im Zusammenhang mit Stress, fehlender Bewegung, falscher Ernährung, Einnahme bestimmter Medikamente, aber auch nach Operationen auftreten. Eine Obstipation (Verstopfung) ist die Folge daraus. Diese ist in der Regel auch gut behandelbar.
Aus einer schweren Verstopfung kann im schlimmsten Fall ein sogenannter Ileus (Darmlähmung; Darmverschluss) werden. Dabei sind zwei Formen zu unterschieden: paralytischer Ileus und mechanischer Ileus.
Ursachen für einen paralytischen Ileus (Darmlähmung) sind Entzündungen im Bauchraum, Operationen, Medikamente (zum Beispiel Opiate), Elektrolytstörungen (zum Beispiel in Verbindung mit einer Niereninsuffizienz), Verschluss von Blutgefäßen.
Ein mechanischer Ileus (Darmverschluss) entsteht, wenn die Darmpassage behindert ist, zum Beispiel durch Verwachsungen, Vernarbungen, Einklemmung von Darmschlingen und einer Verdrehung des Darms.
In der Regel wird in der Klinik zuerst die konservative Therapie versucht. Dabei bekommt der Patient oder die Patientin eine Magensonde, um den Magen zu entlasten und die Flüssigkeit aus dem Darm in einen Beutel abfließen zu lassen. Natürlich ist zeitgleich eine Nahrungskarenz nötig. Durch die Sonde entspannt sich die Muskulatur des Darmes und dies ermöglicht im besten Fall, dass die Darmbewegungen wieder einsetzen.
Die Betroffenen bekommen per Infusion Flüssigkeit und Nährstoffe, ein Einlauf soll den Darm entleeren. Über den venösen Zugang können Schmerzmittel und Antibiotika verabreicht werden. Wenn aus einem paralytischen Ileus sich ein mechanischer entwickelt ist meistens eine Operation nötig.
Allgemeine Tipps – die Peristaltik anregen
Wenn nicht genügend Darmbewegungen da sind, können anfangs eventuell einfache Tipps helfen. Hier steht an erster Stelle eine ausreichende Trinkmenge in Form von dünnem Kräutertee und/oder stillem Wasser. Des Weiteren sollte die Ernährung überdacht werden.
Ein Zuviel an Süßem, Tierischem und Weißmehl kann die Verdauung aus dem Takt bringen. Wichtig ist hier eine ballaststoffreiche Nahrung in Verbindung mit ausreichender Trinkmenge. Ebenso sollten Genussmittel reduziert werden. Tägliches Bewegen, und sei dies nur in Form eines kurzen Spaziergangs oder das Benutzen der Treppe anstatt des Aufzuges, kurbelt sanft die Darmbewegungen an.
Vermehrte Peristaltik
Vermehrte Peristaltik im Darm kommt bei Erkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn und Colitis ulcerosa vor. Beides sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die mit massiven Durchfällen einhergehen.
Eine gestörte Darmperistaltik und damit verbundene vermehrte Darmbewegungen sind auch bei der funktionellen Darmstörung, dem Reizdarm, anzutreffen. Bei dieser Erkrankung, der eine Ausschlussdiagnose zugrundeliegt, leiden die Betroffenen an Durchfällen in Wechsel mit Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit und Magenschmerzen.
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten bei verminderter Peristaltik
Bei verminderter Peristaltik sind neben den beschriebenen Tipps einige frei verkäufliche Mittel die erste Wahl. Flohsamen, Weizenkleie und Leinsamen kurbeln ganz sanft die Verdauung an. Aber Vorsicht – bitte immer genug dazu trinken.
Ein Magnesiummangel kann an verminderten Darmbewegungen „schuld“ sein. Die Apotheke hält Nahrungsergänzungspräparate parat. Eine gute Alternative ist das Schüßler Salz Nr.7, Magnesium phosphoricum. Ein Tee aus Faulbaumrinde und Sennesblättern hilft recht gut im akuten Fall, ist jedoch auch nur für eine Akutbehandlung geeignet.
Das alt bekannt Rizinusöl hat in der Regel auch durchschlagenden Erfolg – ist jedoch auch nicht zur Dauerbehandlung geeignet. Die klassische Homöopathie hält einige Mittel parat, die ganz individuell zum Einsatz kommen. Unterstützend und auch für eine längere Behandlung geeignet ist die Akupunktur, die vor allem auch auf die Ursache der verminderten Darmbewegungen eingeht.
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten bei vermehrter Peristaltik
Auch hierfür hat die Naturheilkunde Behandlungsmöglichkeiten parat. Die Pfefferminze beruhigt, ebenso eine Teemischung aus Anis, Fenchel, Kümmel und Koriander. Achten Sie bitte darauf, dass die Saaten vor Gebrauch leicht angestoßen werden, damit die enthaltenen ätherischen Öle ihre Arbeit leisten können.
Zitronenmelisse und Lavendel beruhigen den Darm vor allem dann, wenn Stress die Ursache ist. Des Weiteren helfen Wermut, Frauenmantel und Schafgarbe in Form von Tee oder in einer Tropfenmischung. Beispiele aus der Homöopathie sind Chamomilla, Magnesium phosphoricum und Gentiana.
Was nicht nur den Darm beruhigt, sondern ganzheitlich einfach nur gut tut, sind Bitterstoffe. Diese sind als Tropfen oder auch als Pulver erhältlich. Akupunktur und Fußreflexzonenmassage helfen sowohl bei verminderter als auch bei vermehrter Peristaltik.
Zusammenfassung
Darmbewegungen sind das A und O einer funktionierenden Verdauung. Ist diese gestört, macht sich dies in der Regel auch durch gestörte Peristaltik bemerkbar. Bei leichteren Formen helfen Hausmittel und die Naturheilkunde – bei stärkeren Beschwerden muss der Arzt beziehungsweise die Ärztin hinzugezogen werden. Im schlimmsten Fall ist die Einweisung in ein Krankenhaus nötig. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stefan Silbernagl, Agamemnon Despopoulos: Taschenatlas der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 2001
- Elvira Bierbach: Naturheilpraxis heute, 2. Auflage, Urban und Fischer, 2002
- Hermann Plötz: Kleine Arzneimittellehre für Fachberufe im Gesundheitswesen, Springer, 2013
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.