Träger Darm- Gestörte Darmtätigkeit mit Bauchschmerzen und Blähbauch
Darmträgheit ist ein häufiges Phänomen. Die Betroffenen leiden unter Bauchschmerzen, Blähbauch, Übelkeit und sogar Depressionen. Vor allem in den westlichen Industrieländern ist ein träger Darm durch Bewegungsarmut und ungesunde Ernährung weit verbreitet. Andere (organische) Ursachen sind allerdings auch möglich.
Inhaltsverzeichnis
Der Darm
Unser Darm ist ein ausgesprochen komplexes Gebilde. Er besteht aus Dünndarm und Dickdarm und windet sich in bis zu acht Meter langen Schlaufen durch das Innere unseres Körpers. Im Dickdarm sitzen der Blinddarm, der Grimmdarm und der Enddarm; der Enddarm wiederum teilt sich in der Mastdarm und den Darmauslass, an dem die Schließmuskeln sitzen, also der After oder Anus; dieser After ist eine der sensibelsten Zonen des Körpers, denn hier trifft die äußere Haut auf die innere Darmschleimhaut.
Den inneren Schließmuskel können wir nicht willentlich beeinflussen, den äußeren steuern wir jedoch selbst. Verstopfung bedeutet, dass die Entleerung am Darmende nicht funktioniert. Diese für uns selbstverständliche Entleerung ist ein komplizierter Prozess, den wir bis heute nicht umfassend durchschauen. Diverse Nervenbahnen vom Darmende zum Rückenmark und bis zum Gehirn sind beteiligt; und auch psychische Stimmungen spielen mit.
Staut sich der Kot beim Transport, so liegt das an einer gestörten Koordination der Empfindungs- und Bewegungsnerven im Darm. Dazu gehört das Nervensystem im Darm selbst, die Muskeln der Darmwand und Schrittmacherzellen in den Därmen.
Wenn der Darm streikt – Fallbeispiele
Hendrik (Name geändert) begann sein Ingenieursstudium in Hannover; er hatte wenig Geld und nahm deshalb gerne das Angebot einer Burschenschaft an, für 180,00 DM in ihrem Verbindungshaus zu wohnen.
Die älteren Bewohner behandelten Neulinge wie ihn wie Diener, und er fühlte sich wie ein Rekrut beim Militär, den der Feldwebel drangsaliert. Erleichterung versprachen Alkoholexzesse am Wochenende, doch auch bei denen konnte Hendrik nicht mithalten und erbrach sich als erster in der Kloschüssel.
Hinzu kam ein Problem, das er niemand offenbarte. Sein Darm drückte, und sein Bauch schmerzte, doch wenn er sich auf die Toilette setzte und presste, staute sich der Kot im Enddarm.
Nach zwei Wochen fuhr er heim zu seinen Eltern, die in einem Dorf in der Lüneburger Heide leben. Er schlief aus, und seine Mutter bekochte ihn. Nach dem Essen setzte er sich auf die Toilette, seine Schließmuskeln entspannten sich, und endlich entleerte sich sein Darm.
Darmträgheit, gemeinhin als Verstopfung bekannt, erschwert den Stuhlgang – der Kot wird nicht vollständig ausgeschieden oder zu selten. Sie ist noch immer ein Tabuthema und zugleich eine Beschwerde, die wir alle kennen. Auch deshalb fiel es Hendrik schwer, über sein Problem zu reden.
Melanie (Name geändert) hat ein ähnliches Problem. Sie arbeitet als Abteilungsleiterin einer städtischen Behörde. In ihrer Wohnung und unmittelbar an ihrem Arbeitsplatz arbeitet ihr Darm reibungslos, auswärts jedoch, sei es auf Konferenzen, Konzerten oder im Restaurant, schließt ihr Darm die Pforten – und nichts dringt nach außen.
Einmal befand sich Melanie wieder einmal in der Situation, dass der Druck auf den After kaum zu ertragen war, es war auf einer Uniparty, und sie fragte ihren besten Freund, ob er vor der Damentoilette Wache stehen könnte. Der war zwar verwundert, kam ihrem Wunsch aber nach. Und, sie selbst glaubte es kaum, ihre Schließmuskeln entspannten sich.
Bei Hendrik und Melanie spielten Psyche, Gehirn und Darmnerven zusammen. Bei beiden streikte der Darm in ungewohnten Situationen, die sie zudem als unangenehm empfanden. Bei beiden entspannten sich die Schließmuskeln indessen, wenn sie sich in Sicherheit wähnten.
Evolutionärer Selbstschutz
Nicht jede Verstopfung ist jedoch so eindeutig psychisch bedingt wie bei den beiden. Reaktionen unseres Darms sind zuerst ein psycho-biologisches Erbe unserer Evolution; Kot auszuscheiden war für den frühen Menschen eine riskante Situation: Wer sich in die Hocke setzte, die Aftermuskeln presste und dabei zusätzlich die Hände gegen die Hüften stemmte, war wehrlos und somit eine einfache Beute für Säbelzahntiger, Löwen oder feindliche Menschen.
Auf einen sicheren Ort zu achten und ebenso Mitglieder der Eigengruppe Wache halten zu lassen, war also eine Notwendigkeit. Es lässt sich nur spekulieren, ist aber logisch, dass der Darm auf potenziell gefährliche Situationen reagierte – zum Beispiel durch Verstopfung.
Allerdings entscheidet der Darm im Inneren des Körpers nicht selbst. Ob eine Situation riskant sein könnte, bestimmt vielmehr unsere sinnliche Wahrnehmung. Die Sinnesorgane leiten diese Stimmung zum Gehirn, und das Gehirn gibt den Nerven im Darm die Information weiter. Der hält den Kot so lange zurück, bis er die Botschaft bekommt: Alles in Ordnung.
Ob eine Situation dabei wirklich gefährlich ist wie der Säbelzahntiger auf der Lauer oder unsere Angst sie lediglich als riskant einstuft, ist für die körperliche Reaktion gleich gültig.
Reise-Verstopfung
Unproblematisch ist die Reise-Verstopfung: Wir liegen am Karibikstrand oder besichtigen das Kolosseum, es drückt im Darm, doch es kommt nichts. Der Körper braucht einige Zeit, um sich an das neue Klima anzupassen, die ungewohnte Kost zu verdauen, und in heißen Ländern nehmen wir oft auch zu wenig Flüssigkeit auf. Bisweilen haben wir abwechselnd Durchfall und Verstopfung. Nach einigen Tagen normalisiert sich unser Darmhaushalt jedoch.
Darmträgheit in der Fremde kann, wie bei Melanie, auch psychische Ursachen haben. Manche Menschen haben Angst davor, in fremder Umgebung die Toilette aufzusuchen, und der Körper übersetzt dies, indem er den Darmtrakt verkrampft.
Ungefährlich ist auch die gelegentliche Verstopfung. Sie hat diverse Ursachen, weit verbreitet ist Flüssigkeitsmangel, und dagegen helfen zum Beispiel heiße Suppen oder Trockenobst.
Chronische Darmträgheit
Ein anhaltend träger Darm ist jedoch ein ernstes Problem. Normalerweise entleeren wir diesen mindestens drei Mal pro Woche. Wenn wir indessen über einen Zeitraum von mindestens einem Vierteljahr, Probleme haben, den Kot abzusetzen, liegt vermutlich eine chronische Verstopfung vor.
Anzeichen für chronische Darmträgheit:
- Wir müssen außerordentlich stark pressen, um uns zu entleeren und sogar mit den Händen nachhelfen.
- Der Kot ist hart und bildet Klumpen.
- Der Darmausgang fühlt sich blockiert an und schmerzt von innen.
- Wir merken, dass eine größere Menge im Darm zurück bleibt.
- Bei mindestens jeder vierten Entleerung treten diese Beschwerden auf.
Eine Darmträgheit liegt auch dann vor, wenn wir uns zwar täglich entleeren, aber diese Probleme auftreten.
Basiserkrankungen
Basiserkrankungen können das Zusammenspiel der Nerven beim Stuhlgang stören. Dazu gehören besonders Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus, die die Nerven schädigen, Muskelerkrankungen, die die Darmmuskeln beeinträchtigen oder Störungen des zentralen Nervensystems.
Darmkrankheiten beeinflussen in aller Regel die Entleerung. Ebenso können anatomische Veränderungen im Darm die Ausscheidung behindern.
Lebensweise
Lebens- und Arbeitsweise beeinflussen den Darmhaushalt. Wenn wir uns zu wenig bewegen, den Stuhlgang aufschieben und vor allem, wenn wir Stress haben, kann das Verstopfung auslösen. Allerdings sind diese Trigger keine Ursachen für eine gestörte Darmtätigkeit, sondern fördern diese lediglich.
Ein ungeregelter Schlaf, also wechselnde Tag-Nacht-Rhythmen, beeinträchtigen die Darmfunktionen ebenfalls. Zu den Betroffenen gehören Krankenpfleger ebenso wie Manager, Journalisten und Berufsreisende.
Bei diesen Menschen kommen jedoch spezifische Faktoren hinzu: Berufsreisende sind verstärkt dem Risiko einer Reise-Verstopfung ausgesetzt, wer sich häufig auf Konferenzen und Vorträgen aufhält, schiebt seinen Stuhlgang bisweilen auf, und das gleiche gilt für Journalisten auf Reportage. Hier sollte ein Arzt individuell entscheiden, welches Problem vorliegt.
Akute Darmträgheit
Eine akute Darmträgheit tritt hingegen plötzlich auf, ohne dass die Beschwerden längere Zeit vorliegen. Oft ist sie mit anderen Beschwerden verbunden, nämlich Übelkeit, Fieber, „aufgeblähter Bauch“ und Bauchschmerzen. Hier kann ein Darmverschluss vorliegen, und dann sollte sofort ein Notarzt alarmiert werden.
Eine Darmentzündung, eine Störung der Durchblutung, eine Operation oder eine Strahlentherapie kann Narben im Darm zur Folge haben – und die behindern den Stuhlgang. Gallensteine verschließen bisweilen den Darm, meistens den oberen Dünndarm. Tumore im Bauch und Becken führen ebenfalls zu Verengungen, und ein Leistenbruch klemmt manchmal den Darm ein.
Reizdarm
Ein Reizdarmsyndrom geht oft mit Verstopfung einher. Betroffen sind meist junge Menschen; Darmträgheit und Durchfall wechseln sich ab. Die Erkrankten leiden unter Völlegefühl, Magendruck, Blähungen und massiven Bauchschmerzen, die mit Krämpfen verbunden sind.
Die Diagnose ist schwierig. Allergien gegenüber Nahrungsmitteln rufen ähnliche Symptome hervor, ebenso Darmentzündungen, Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel) und eine Darmverengung. Um das Reizdarmsyndrom zu heilen, ist eine angemessene Ernährung ebenso wichtig wie Entspannungsübungen.
Beim Reizdarmsyndrom streikt das Verdauungsorgan, ohne dass der Arzt eine körperliche Ursache erkennt. Dennoch ist die Erkrankung nicht nur psychisch bedingt; die Betroffenen haben vielmehr einen ungewöhnlich sensiblen Darm, das darmeigene Nervensystem der Betroffenen reagiert mit Schmerzen auf Luft im Darm, welche sich ganz normal immer wieder ansammelt.
Psychische Zustände, also Angst, Wut oder innere Unruhe fördern den Reizdarm, lösen ihn aus oder verstärken ihn zumindest.
Wie bei anderen Formen der Verstopfung auch, ist eine falsche Ernährung ebenso wenig die Ursache wie Zigaretten oder Alkohol – eine gesunde Ernährung trägt aber zur Heilung bei.
Weitere Ursachen für Darmträgheit
1) Nerven und Psyche. Im System Darm arbeiten Nervennetz und Psyche, vermittelt über das Gehirn, zusammen. Erkrankungen der Nerven und des Gehirns können also ebenso den Darm beeinträchtigen wie psychische Probleme. Verletzungen des Rückenmarks, zum Beispiel eine Querschnittslähmung, betreffen ebenso den Darm wie Krankheiten des zentralen Nervensystems, die multiple Sklerose, der Schlaganfall oder die Parkinson-Krankheit.
2) Essstörungen wie Magersucht und Bulimie wirken sich direkt auf das Verdauungssystem aus. Der Stoffwechsel ist gestört, und der Salzhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht, zudem missbrauchen Essgestörte Abführmittel und bringen so den Darmtransport durcheinander.
3) Hormone wirken auf den Darm ein. Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt diesen langsamer arbeiten, die Schilddrüsenhormone versorgen den Organismus nicht mehr angemessen, und deshalb schalten die Nerven zu spät; Verstopfung ist die Folge, hinzu kommt eine erhöhte Sensibilität gegenüber Kälte.
4) Schwangere leiden häufig unter Problemen beim Stuhlgang. Ihr Darm arbeitet verzögert, bedingt durch die hohe Hormonausschüttung, außerdem drücken die Gebärmutter und der Embryo auf das Verdauungsorgan und engen es so ein.
5) Ursache kann die Pille, also Verhütung mit Hormonen, sein – zumindest, bis sich der Körper auf den veränderten Hormonhaushalt eingestellt hat. Falls das Problem jedoch anhält, sollte die Betroffene die Pille wechseln oder andere Verhütungen überlegen.
6) Hoher Blutzucker wirkt sich auf den Darm aus, denn ein zu hoher Spiegel, also Spielarten der Diabetes, schädigt die Nerven des unwillkürlichen Nervensystems. Dies führt neben Verstopfung auch zu Impotenz.
7) Versagen die Nieren, übersäuert der Körper und dem Organismus fehlt Vitamin D. Die Folge: Kalzium aus den Knochen gelangt in zu hoher Dosis in das Blut.
8) Kaliummangel fördert die Verstopfung. Nierenschwäche gilt als natürlicher Auslöser, aber auch der exzessive Konsum von Abführmitteln und Entwässerung entzieht dem Körper Kalium, und davon ist nicht nur der Darm, sondern auch die Blase betroffen; das Urinieren fällt ebenso schwer wie das Kot Ablassen.
9) Weit ernster ist indessen die Amyloidose. Diese so genannte Systemkrankheit, welche Folge chronische Entzündungen im Körper ist und den gesamten Organismus schädigt, führt dazu, dass sich Eiweiß in der Wand des Darms lagert, das dieser nicht auflösen kann. Amyloidose ist zwar erblich veranlagt, entwickelt sich aber erst infolge chronischer Entzündungen im Körper, wie beispielweise auch bei von Rheuma, manchen Erkrankungen der Lymphen und des Blutes.
10) Medikamente beeinflussen als Nebenwirkung den Darm. Übliche Verdächtige sind insbesondere Mittel, wie Magensäurehemmer oder Kodein und andere Opioide. Auch Betablocker für Herz und Kreislauf und wassertreibende Arzneien wirken sich auf den Stuhlgang aus, in Form von Verstopfung oder Durchfall.
Mittel gegen Epilepsie und Parkinson, gegen Krämpfe, gegen Blasenschwäche und gegen Schlaflosigkeit beeinträchtigen das Verdauungssystem ebenso wie Morphine: Heroin-User leiden meist unter Verstopfung.
11) Abszesse, Narben und Fisteln im After blockieren den Darmausgang. Auch Verletzungen, zum Beispiel Risse in der Haut am After, die Außenhaut und Darmhaut verbindet, machen den Stuhlgang nicht nur schmerzhaft, sondern erschweren ihn auch, besonders, wenn die Wunde anschwillt.
12) Ein Darmvorfall am Mastdarm und sein Gegenteil, ein Einstülpen des Enddarms bedingt, dass der Kot sich in Darmstülpungen im Körper sammelt, statt ihn über den After auszuscheiden.
13) Darm- und Afterkrebs können den Darmausgang so verengen, dass ein normales Kot Ablassen unmöglich wird.
14) Ein gestörter Schließmuskel blockiert ebenfalls den Stuhlgang. Der Schließmuskel am After koordiniert ein komplexes System zwischen Beckenboden, Harnröhre und Mastdarm. Spannen sich Mastdarm oder Beckenboden an, bedeutet das Verstopfung: Der Druck im Enddarm steigt zwar, aber die Schließmuskeln lockern sich nicht, wir pressen und pressen unwillkürlich, doch je mehr wir pressen, desto mehr verschließt sich der After.
15) Anatomische Fehlbildungen im Becken führen ebenfalls zu Darmträgheit. Diese sind bisweilen angeboren, das Becken senkt sich jedoch auch nach Schwangerschaften und mit dem Alter.
16) Schwere Verstopfungen treten manchmal bei jungen Frauen auf. Das Indiz für dieses Problem ist ein verzögerter Transport des Stuhls durch den Darm, der sich mit einer Darmbiopsie erkennen lässt.
Hier sind Darmnerven, Darmmuskeln und Schrittmacherzellen gleichermaßen betroffen.
Geschwächte Nerven
Nicht wenige Betroffene sind genetisch belastet, nämlich durch die Hirschsprung-Krankheit. Der Organismus versorgt dann die Nerven im Darm nicht mit genug Impulsen, und im unteren Enddarm fehlen die Nervenschaltzellen völlig.
In schweren Fällen ist der Darm an diesen Stellen zu eng, und der Schließmuskel lockert sich nicht. Davon Betroffene leiden als Säuglinge an extremen Bauchschmerzen oder sogar an einem Darmverschluss. Eine Probe der Darmschleimhaut gehört hier zur Diagnose.
Die Krankheit muss durch eine Operation beseitigt werden.
Der blockierte Darm
Oft blockiert der Darm, ohne dass ein Verschluss vorliegt. Mediziner sprechen dann von einer chronischen intestinalen Pseudoobstruktion. Einfach gesagt: Der Betroffene zeigt Symptome, die auf einen entstehenden Darmverschluss hinweisen; die Ursache ist aber eine andere.
Blähbauch, Bauchschmerzen, Erbrechen, eine Art Sodbrennen im Brustkorb fügen sich zur Verstopfung. Muskeln und Nerven des Darms versagen.
Zahlreiche Störungen können diesem Pseudo-Darmverschluss zugrunde liegen, zum Beispiel Krankheiten der Muskeln. Die Muskeln schmerzen, und sie sind verkümmert. Die Augenlider können sich nicht heben, das Herz schlägt unregelmäßig, und das Gehirn entwickelt sich langsam. Da auch die Darmmuskeln geschwächt sind, leiden die Betroffenen unter chronischer Darmträgheit.
Diagnose
Der Arzt fragt nach den Beschwerden, insbesondere danach, wie lange diese bereits auftreten. Dann fragt er, ob Verstopfung und Durchfall sich abwechseln, ob der Kot die Farbe verändert, mit Blut oder Schleim vermischt ist. Ebenso wird abgeklärt, ob der Patient unter Bauchschmerzen oder Blähungen leidet, ob das Kot ablassen schwer fällt, schmerzt oder gar zu Blutungen führt. Bisweilen rät er dem Betroffenen, ein Toilettentagebuch zu führen.
Gewichtsverlust, Fieber und Infektionen sind ebenfalls wichtige Indikatoren für Basiserkrankungen. Außerdem spielen manchmal andere Symptome eine Rolle: Rückenschmerzen, Erkrankungen von Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse.
Der Arzt tastet den Bauch und die Leistengegend ebenso ab wie den Anus. In den After führt er dazu den Finger ein und spürt so nach, ob der Enddarm sich verändert. Laboranalysen kommen hinzu, der Bauch wird mit Ultraschall analysiert, eine Darmspiegelung, Gewebeentnahmen, Computer- und Kernspintomografien folgen.
Oft arbeiten verschiedene Fachärzte zusammen: Der Magen-Darm-Spezialist ist dann ebenso gefragt wie der Urologe, der Gynäkologe und der Neurologe. Wenn die Transportwege des Darms gestört sind, tritt sogar eine spezielle Fachrichtung in Kraft: Die Neurogastroenterologie.
Therapie
Um eine Darmträgheit zu heilen, gibt es sehr unterschiedliche Methoden, je nach Art der Erkrankung. Bei Basiskrankheiten wie multipler Sklerose, Tumoren oder Anorexie ist die Wurzel immer die Krankheit, die Verstopfung nur eine Folge davon, und die Symptome zu kurieren bringt langfristig wenig.
Chronische Darmträgheit lässt sich sowohl mit Medikamenten wie mit Operationen lindern. Blockaden durch einen Abszess, Narben oder Krebs bekämpft am besten das Chirurgen-Skalpell. Klistiere helfen dem Darm, sich zu entleeren.
Bei psychischen Auslösern, also in Fällen wie Hendrik und Melanie, sollte ein Psychologe bzw. Psychotherapeut einbezogen werden.
Abführmittel
Wer unter einem trägen Darm leidet, denkt schnell an Abführmittel, um ihn zu behandeln. Das kann für eine bestimmte Zeit durchaus sinnvoll sein, auf Dauer reagiert der das Verdauungsorgan jedoch kontraproduktiv: Es reagiert weniger auf die Füllungsreize, und auf Dauer verstärkt sich so die Verstopfung.
Abführmittel also
- nicht ständig einnehmen
- gering dosieren
- nach Darmentleerung mindestens drei Tage bis zur nächsten Einnahme warten
- nicht nehmen, bevor eine Umstellung auf darmfreundliche Ernährung versucht wurde
Darmfreundliche Ernährung
Die Ursache für Verstopfung sind nicht fehlende Ballaststoffe und zu wenig Getränke. Doch Ballaststoffe und ausreichendes Wasser lindern eine chronische Darmträgheit.
Faserreiches Essen, zusätzliche Ballaststoffe und viel Wasser oder Kräutertee helfen dem Darm. Bis zu zwei Liter Wasser pro Tag sind generell zu empfehlen, darüber hinaus hat Flüssigkeit keinen Effekt auf den Körper.
Selbsthilfe bei Darmträgheit
Wenn keine schwere Erkrankung vorliegt, helfen wirksame Hausmittel gegen Verstopfung. Getrocknete Pflaumen lindern die Blockaden, besonders zusammen mit viel Wasser. Auch anderes Gemüse und Obst bringen Ballaststoffe, ebenso Hülsenfrüchte, Müsli, getrocknete und frische Brom-, Johannis-, Him- wie Heidelbeeren. Leinsamen mit viel Flüssigkeit beschleunigen den Darmtransport; wer keinen trägen Darm hat, sollte sie also in Maßen genießen.
Alle Nahrungsmittel, die verstopfen, sollten Betroffene meiden. Finger weg von: Weißbrot, Pommes Frites, Chips, lang gezogenem schwarzen Tee, Fleisch und Produkten aus Weißmehl.
Wenn die Selbsthilfe erfolglos bleibt, der Darm sich also trotz Besserung des Lebenswandels, ausreichend Schlaf, freundlicher Ernährung und viel Bewegung weiter staut, fragen wir einen Arzt. Denn womöglich löst ein Reizdarm, eine Darmentzündung oder sogar Krebs in Darm und After die Beschwerden aus. (Dr. Utz Anhalt, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Schilddruesenzentrum Köln: Schilddrüsenunterfunktion, (Abruf 05.09.2019), schilddruesenzentrum-koeln
- Stephanie M. Moleski: Reizdarmsyndrom (IBS), MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
- V. Andresen et al.: S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), (Abruf 05.09.2019), AWMF
- P. Layer et al.: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), (Abruf 05.09.2019), AWMF
- Irmtraut Koop: Gastroenterologie compact, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Deborah M. Consolini: Verstopfung bei Kindern, MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.