Für dicke Beine kommen zahlreiche unterschiedliche Ursachen in Betracht. Wobei die Spanne von krankhaften Störungen der Fetteinlagerung an den Oberschenkeln beziehungsweise Hüften (Lipödem, umgangssprachlich Reiterhosensyndrom) bis hin zu Erkrankungen der Lymphgefäße, des Venensystems oder der inneren Organe reicht. Auch Tumore können für die dicken Beine verantwortlich sein. Zudem sind mitunter bestimmte Stoffwechselerkrankungen Auslöser der Beschwerden. Zu den häufigsten Auslösern der geschwollenen Beine gehören die anschließend dargstellten Venenerkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
Durchblutungsstörungen und das Venensystem
Zu den mit Abstand häufigsten Ursachen für dicke Beine und geschwollene Füße zählen Durchblutungsstörungen. Oft werden diese durch eine Venenschwäche verursacht, die einen Rückstau von Blut und anderen Körperflüssigkeiten in den Beinen bedingt. Die Druckverhältnisse im menschlichen Organismus, welche dafür sorgen, dass die Körperflüssigkeiten in den Zellzwischenräumen, Zellen und Gefäßen sich im Einklang befinden, geraten aus dem Gleichgewicht. Das vom Herz kommenden Blut versorgt sämtliche Bereiche mit den erforderlichen Substanzen, wie Nährstoffen oder Sauerstoff und übernimmt auf dem Rückweg zum Herz die Entsorgung der verbrauchten Stoffe.
Die Restprodukte des Stoffwechsel, wie Kohlendioxid oder sogenannte Schlacken, werden über das Venensystem (durch die sogenannten venösen Haargefäße) aufgenommen und anschließend mit dem Blut abtransportiert. Ist zum Beispiel die Funktion der Venenklappen beeinträchtigt, staut sich das Blut und die Gefäße beginnen sich auszudehnen. Die Schadstoffe und verbrauchten Stoffe können nicht mehr ausreichend abtransportiert werden und die Druckverhältnisse der Körperflüssigkeiten geraten aus dem Gleichgewicht. Es bilden sich Flüssigkeitsablagerungen im Gewebe (Ödeme).
Häufigste Venenleiden, die zu geschwollenen Beinen führen
Zu den verbreitetsten Venenleiden, die dicke Beine verursachen zählen Krampfadern, aber auch Venenentzündungen, die oftmals infolge einer Krampfader auftreten. Schlimmstenfalls liegt eine sogenannte Venenthrombose (Phlebothrombose, Verschluss der Vene durch ein Blutgerinnsel) der Schwellung des Beins zugrunde. Hier ist auch von einer sogenannten Wadenvenen- oder Beinvenenthrombose die Rede. Die maßgeblichen Venenleiden, die Schwellungen der Beine zur Folge haben können, sind demnach
- Venenschwächen,
- Krampfadern,
- Venenentzündungen,
- Venenthrombosen.
Venenschwäche
Die chronische Venenschwäche (Chronisch-venöse Insuffizienz) ist gekennzeichnet durch eine dauerhafte Funktionsbeeinträchtigung der Venenklappen. In der Regel liegt der Venenschwäche ein Bluthochdruck zu Grunde, der eine Veränderung der Gefäßwände zur Folge hat, die ihrerseits zu Beeinträchtigungen der Venenklappenfunktion führt. Da die Venen im Bein am stärksten mit der Schwerkraft zu kämpfen haben, treten die Venenschwächen hauptsächlich hier auf. So kann beispielsweise allein langes Sitzen oder Stehen einen Blutrückstau in den Beinvenen verursachen. Die Venen können nicht genug Blut gegen die Schwerkraft in Richtung Herz pumpen und die Druckverhältnisse der Körperflüssigkeiten in den Beinen geraten aus dem Lot. Die Unterstützung durch die Muskeln reicht für den Abtransport des Blutes nicht mehr aus und so sammelt sich Flüssigkeit in den Beinen. Die betroffenen Beine schwellen meist im Bereich der Füße und/oder Knöchel an, bei manchen Patienten sind jedoch auch die Unterschenkel betroffen.
Verlauf von Venenschwächen
Im Anfangsstadium gehen die Schwellung noch zurück, sobald die Beine über längere Zeit hochgelagert werden (wie beispielsweise beim Schlafen). Doch später zeigen sich dauerhaft Schwellungen an den Beinen, die mit dunkelblauen Hautveränderungen im Bereich der äußeren Fußseite oder am Knöchel einhergehen können. Auch die Haut im Bereich des Unterschenkels verändert im Krankheitsverlauf ihre Farbe. Hinzu kommen entzündliche Geschwüre aufgrund einer beeinträchtigen Wundheilung und Fettansammlungen. Die Beine beginnen verstärkt zu jucken und nicht selten sind allergische Reaktionen zu beobachten. Um schwerwiegendere gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden, sollte unmittelbar nach dem Auftreten der ersten Symptome therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Krampfadern
Als Krampfader (Varikosis) wird die krankhafte Erweiterung der oberflächlichen Beinvenen bezeichnet. Eine oftmals angeborene Schwäche der Venenwand hat zur Folge, dass die Gefäßwände sich erweitern und so die Venenklappen nicht mehr richtig schließen können. Die Folge ist der bereits unter dem Punkt Venenschwäche beschriebene Rückstau des Blutes und der erhöhte Blutdruck. Krampfadern treten vermehrt bei Frauen auf, da diese aufgrund ihres schwächeren Bindegewebes und hormoneller Einflüsse deutlich anfälliger für Krampfadern sind als Männer. Die wesentlichen Risikofaktoren für Krampfadern sind Bewegungsmangel, Übergewicht und Tätigkeiten, bei denen die Betroffenen lange Stehen oder Sitzen. Die Krampfadern sind als solche nicht schwer zu erkennen. Die krankhaft erweiterten Beinvenen ziehen sich netzartig oder einzeln geschlängelt als Ausbuchtungen über die Beine. In der Regel sind die Krampfadern bläulich gefärbt.
Folgen von Krampfadern
Im weiteren Krankheitsverlauf treten neben der meist einseitigen Beinschwellung, ein verstärkter Juckreiz und mitunter nächtliche Wadenkrämpfen auf. Vernarbungen der Haut, Ekzeme und (Venen-)Entzündungen können weitere Folgen unbehandelter Krampfadern sein. Auch droht den Betroffenen die Entwicklung von Geschwüren, die sich schlimmstenfalls als offene, nässende Wunde über den Unterschenkel ziehen (sogenanntes „offene Bein“; Ulcus cruris).
Venenentzündungen
Eine Venenentzündung (Thrombophlebitis) ist oftmals unmittelbare Folge von Krampfadern. Dabei hat die Entzündung der oberflächlichen Venen häufig die Bildung von Blutgerinnseln zur Folge, die ihrerseits anschließend die gefürchteten Thrombosen auslösen können. Zu erkennen ist eine Venenentzündung an den roten, geschwollenen Venensträngen, die meist druckempfindlich reagieren und sich als Härtungen ertasten lassen. Die Beschwerden sind lokal begrenzt können jedoch in dem betroffenen Bereich erhebliche Beinschwellungen verursachen. Aufgrund des hohen Risikos einer anschließenden Venenthrombose sollte bei Auftreten der typischen Anzeichen umgehend ein Arzt hinzugezogen werden.
Venenthrombose
Die Venenthrombosen zählen zu den besonders schwerwiegenden Ursachen geschwollener Beine. Sie werden ausgelöst durch ein Blutgerinnsel (meist im Bereich der Waden), das zur Verstopfung beziehungsweise zum Verschluss der tiefen Venen führt. Für die Bildung des Blutgerinnsel können zahlreiche Faktoren als Auslöser in Frage kommen, wobei Venenentzündung zu den häufigeren Ursachen zählen. Auch Operationen können ein erhöhtes Thromboserisiko mit sich bringen. Langes Sitzen, Bettlägrigkeit und allgemeiner Bewegungsmangel verlangsamen den Blutfluss, erhöhen so die Blutgerinnung und verursachen auf diese Weise unter Umständen ebenfalls eine Thrombose. Darüber hinaus gelten bestimmte Lebererkrankungen und Medikamente (beispielsweise die Antibabypille) als mögliche Auslöser einer Thrombose. Krankheiten die einen Einfluss auf die Blutgerinnung haben und Tumore werden in der Fachliteratur als weitere Risikofaktoren für Thrombosen genannt. Meist lösen sich die Blutgerinnsel von alleine wieder auf, doch bei einigen Patienten lagern sich immer mehr Blutplättchen an dem Blutgerinnsel ab, bis der betroffene Venenabschnitt blockiert wird.
Dies verursacht eine massive Beeinträchtigung des Blutstroms und eine Erhöhung des Blutdrucks, was wiederum zur Entstehung von Krampfadern und Venenentzündungen führen kann. Bei einer Thrombose schwillt das betroffene Bein bis zum Unterschenkel oder sogar vollständig an, wird warm und zeigt eine bläuliche Verfärbung der Haut. Die Patienten leiden unter ziehende Schmerzen und einem Spannungs- beziehungsweise Druckgefühl im Bein. Bei Druck oder beugen des Fußes nehmen die Schmerzen meist zu. Die Thrombose wird nicht selten von Fieber begleitet. Sind sämtliche Venen in einem Bereich verschlossen (Phlegmasia coerulea dolens) und das Blut kann nicht mehr in Richtung Herz zurückströmen, wird auch die Versorgung mit frischem Blut über die Arterien eingestellt. Die Folge ist ein Absterben des betroffenen Beines, dass für die Patienten lebensbedrohliche Konsequenzen haben kann. Eine umgehende ärztliche Versorgung ist bei diesem medizinischen Notfall unbedingt erforderlich. Auch vor dem Hintergrund, dass die Blutgerinnsel sich lösen und in Richtung Lunge wandern können, so dass eine lebensgefährliche Lungenembolie droht, ist bei einer Thrombose in jedem Fall ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gerd Herold: Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Mayo Clinic: Lymphedema (Abruf: 07.10.2019), mayoclinic.org
- S. Reich-Schupke, P. Altmeyer, M. Stücker: Dicke Beine – nicht immer ist es ein Lipödem, Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken, Ruhr-Universität Bochum, 2012, der-niedergelassene-arzt.de
- Caitriona Canning, John R Bartholomew: Lipedema, Vascular Medicine, Sage Journal, Ausgabe 23, November 2017, journals.sagepub.com
- Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.: Ratgeber Durchblutungsstörungen der Beine und des Beckens, April 2009, dga-gefaessmedizin.de
- Peter Fritsch: Dermatologie Venerologie, Springer, 2. Auflage, 2003
- Wolfram Sterry: Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme, 2. Auflage, 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.