Ein dicker Po kann gut für die Gesundheit sein
Viele Menschen, Männer ebenso wie Frauen, sehen ihren Po als Problemzone an – sie finden ihn zu dick. Bisweilen steht dieses schlechte Bild vom eigenen Hinterteil in Kontrast zur Wirkung in der Außenwelt, auch ist ein dicker Po bei Frauen nicht notwendig ein Zeichen für einen ungesunden Lebensstil – er kann sogar auf körperliche Fitness hindeuten.
Inhaltsverzeichnis
Vielerlei Hintern
Unser Allerwertester ist bei jedem Menschen unterschiedlich, doch es gibt bestimmte Grundtypen. Bei Frauen unterscheiden sich diese grob in drei Formen.
Rundpo
Die erste ist sehr häufig. Dieser Po ist dicklich und wenig schlaff. Die weiche Struktur macht ihn anfällig für Cellulite und mit zunehmenden Alter hängen die Hinterbacken. Diese Probleme lassen sich durch Krafttraining für die Muskeln am Gesäß in den Griff bekommen. Radfahren, Schwimmen, Reiten und Laufen festigen das Bindegewebe.
Das breite Gesäß
Die zweite Poform, der „Breitarsch“ ist weniger häufig: Solche Hintern sind flach, werden nach oben hin schmal und laufen unten breit aus. Wer hier mehr Form entwickeln möchte, sollte sich vor allem dem Muskelaufbau widmen, speziell Übungen für Bauch, Beine und Po. Im Alltag bieten sich Kniebeugen an. Für den Muskelaufbau ist eine Ernährung mit viel Eiweiß und wenig Fett ideal.
Hängebacken
Der Hängepo ist fast so häufig wie das Rundgesäß. Es besteht eine Bindegewebsschwäche, und der Po hängt besonders am Übergang zum Oberschenkel. Betroffene können Ausdauersport und Krafttraining einplanen, ebenso Radfahren und Schwimmen. Menschen mit einem solchen Po sollten viel trinken, denn das wirkt der Cellulite entgegen. Wechselduschen straffen das Bindegewebe.
Sind dicke Hintern bei Frauen ungesund?
Eine Studie der renommierten „University of Oxford“ kam nach Vergleichen von 16.000 Frauen zum Ergebnis: Große und runde Pos gehen einher mit einer erhöhten Widerstandskraft gegen Diabetes und Herzinfarkt. Das Fett an Po wie Oberschenkeln schütze den Körper; solche Frauen hätten einen niedrigen Cholesterinspiegel und ihr Stoffwechsel funktioniere gut.
Hüftspeck entgiftet
Das Fett an Hintern, Hüften und Oberschenkel wirkt als Entgifter. Bauchfett produziert Fettsäuren, die Entzündungen auslösen können, doch der Speck um die Hüften hält diese Fettsäuren auf, bevor sie sich in der Leber oder den Muskeln festsetzen. So verhindert der dicke Po das Verkalken von Blutgefäßen: Er produziert Hormone, die den Blutzuckerspiegel regulieren.
Wissenschaftler von der Universität Tübingen stellten fest, dass schmale Taille und Fett an den Hüften gesund sind, weil das Fett das Herz und die Lungen schützt. Fett ist also nicht gleich Fett. Fett im Bauchraum sorgt dafür, dass schädigende Stoffe leicht in den Blutkreislauf gelangen und fördert so Diabetes und erhöht den Cholesterinlevel. Das gilt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.
Eine Einschränkung: Wenn Frauen oder Männer generell an Übergewicht leiden, gelten die positiven Eigenschaften des Hinternspecks nicht mehr.
Leider wurden die im „International Journal of Obesity“ veröffentlichte Studie „Gluteofemoral Body Fat as a Determinant of Metabolic Health“ im Boulevard-Journalismus verzerrt wieder gegeben unter dem Motto „Fetter Po ist gesund“. Doch die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Menschen gesünder sind, die mehr Fett an Oberschenkeln und Gesäß haben als diejenigen, bei denen sich Fett im Bauchraum sammelt. Mit anderen Worten: Nicht der dicke Po sorgt für die Intelligenz, sondern die Gesamtfigur.
Wer einen dicken Po hat und insgesamt zu viel Körperfett ist einem erhöhten Risiko von Diabetes, Erkrankungen des Herzstoffwechsels und Blutdruckproblemen ausgesetzt.
Sexuelle Attraktivität
Evolutionsbiologen vermuten seit langem, dass Männer Körper von Frauen sexuell besonders begehren, wenn diese besonders ausgeprägte Zeichen der weiblichen Fruchtbarkeit zeigen.
Eine Studie im „Journal Evolution and Human Behavior“ weist darauf hin, dass große Hintern von Frauen attraktiv auf Männer wirken, und dass dies mit einem evolutionären Signal für Fruchtbarkeit zusammen hängen kann.
Die These lautet: Die Form des Frauenpos weist auf ihre Fruchtbarkeit hin durch das Maß, in dem der Hintern vor der Wirbelsäule heraus tritt. Frauen mit gerader Wirbelsäule hätten Nachteile bei der Vermehrung, weil sich bei ihnen in der Schwangerschaft die Masse nach vorne verlagere und so Druck auf den Muskeln laste. Das wiederum könne zu Schmerzen führen und erhöhe die Gefahr, sich zu verletzen.
Frauen mit gekrümmter Wirbelsäule könnten hingegen besser das Gewicht auf die Hüften verlagern, während der Schwangerschaft sinke so die Gefahr, sich zu verletzen. Ein abstehender Hintern können ein optisches Zeichen für eine unten gebeugte Wirbelsäule sein.
Studien über den Rundpo
In einer ersten Studie betrachteten 102 Studenten die gleichen Bilder, in denen sich die Hinternkurven von 26 bis zu 61 Grad bewegten. Am attraktivsten schätzten die Probanden einen Grad von 45,5 ein, niedrigere und höhere Werte stießen auf minderes Interesse.
Auch die nachlassende Anziehungskraft bei einem im großen Winkel abstehenden Hintern erklärten die Wissenschaftler evolutionspsychologisch: Eine extrem gebogene Wirbelsäule ist ebenso eine Belastung wie eine zu gerade Wirbelsäule und häufig mit Rückenproblemen verbunden.
In der zweiten Studie ging es darum, ob Männer die Stellung des Pos zur Wirbelsäule im Blick haben oder generell den dicken Hintern.
Dafür zeigten die Forscher jetzt weibliche Körper mit gleich großen Hintern, aber unterschiedlichen Ursachen dafür: Manche hatten eine stärker gekrümmte Lende, andere mehr Fett. Die 202 Teilnehmer bevorzugten die Frauen mit gekrümmten Lenden, nicht die mit mehr Muskeln am Po.
Auch die Wissenschafter selbst wussten, dass ihre Studien lediglich eine Tendenz aufzeigen könne, da körperliche Anziehung im realen Leben realer Menschen auf einer Vielfalt weiterer Faktoren beruht.
Wann ist ein dicker Po attraktiv?
Ein dicker Po an sich ist erst einmal weder besonders attraktiv noch besonders unattraktiv, es kommt darauf an, woraus diese „Dicke“ besteht. Ein Po, der anzieht, sollte nicht nur dick, sondern auch straff sein. Hängebacken gelten gemeinhin als weniger anziehend, bei Frauen ebenso wie bei Männern, bei Homo- wie bei Heterosexuellen. „Straff“ bedeutet, dass er einen hohen Anteil an Muskelmasse hat.
Training für den Po
Diese Muskeln lassen sich aufbauen und festigen – und das geht einfach, wenn Sie sich erst einmal überwunden haben, anzufangen. Sie können sogar am Schreibtisch ihren Po kräftigen. Dazu spannen Sie ihren Po dort an, wo Sie auf dem Stuhl sitzen, bis sich ihr Körper hebt. Das können Sie nicht nur täglich, sondern immer wieder von Neuem üben – sogar bei der Arbeit im Büro.
Kniebeugen
Kniebeugen stützen ebenso die Oberschenkel wie die Pomuskeln. Dafür stellen Sie sich auf einen sicheren Boden mit den Beinen breit, aber nicht zu breit auseinander und gehen in die Knie. Wenn Sie eine Spannung in Oberschenkeln und Po spüren, sind Sie in der richtigen Position. Dann richten Sie sich wieder auf. Wenn es in den Muskeln „zwiebelt“ zeigen sie, dass sie arbeiten. Haben Sie Probleme mit dem Knie? Dann können Sie sich statt die Knie zu beugen auch in die Hocke setzen und so lange aushalten wie möglich.
Bein strecken
Sie können sich auch gerade hinstellen und sich mit einer Hand festhalten. Dann strecken Sie ein Bein nach hinten, so hoch sie können, bis Sie eine Spannung im Po fühlen. Wiederholen Sie diese Übung mit dem anderen Bein.
„Sitzfleisch“
Eine Studie aus Israel im „American Journal of Physiology“ weist darauf hin, dass sich Fettzellen vermehren, wenn wir viel sitzen oder liegen, und zwar an den Stellen, an denen Druck auf dem Körper lastet, also vor allem an den Pobacken und Oberschenkeln.
Die vom Druck betroffenen Zellen lagern verstärkt Lipide ein, und die Forscher fanden in diesen Zellen 50 % mehr als in den unbelasteten.
Fett am Hintern liegt demnach nicht nur an Bewegungsmangel generell oder an zu viel Essen, sondern auch an der „mechanischen Umgebung“. Wo unser Körper liegt, da setzt er auf Dauer Fett an.
Wer viel sitzt, bekommt einen dicken Po – um es vereinfnacht auszudrücken.
Dies gilt besonders für Menschen, die durch Krankheit liegen müssen, zum Beispiel wegen einer beschädigten Wirbelsäule. Hier dringen Fettzellen in hohem Maße in das Muskelgewebe ein. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Konstantinos Manolopoulos, Fredrik Karpe, K.N. Frayn: Gluteofemoral body fat as a determinant of metabolic health, International journal of obesity (2005), (Abruf 02.09.2019), PubMed
- Norbert Stefan, Fritz Schick, Hans-Ulrich Häring: Causes, Characteristics, and Consequences of Metabolically Unhealthy Normal Weight in Humans, Perspective Volume 26, ISSUE 2, P292-300, August 01, 2017, (Abruf 02.09.2019), cell
- David M.G. Lewis et al.: Lumbar curvature: a previously undiscovered standard of attractiveness, Evolution and Human Behavior, Volume 36, Issue 5, September 2015, Pages 345-350, (Abruf 02.09.2019), sciencedirect
- N. Shoham et al.: Static mechanical stretching accelerates lipid production in 3T3-L1 adipocytes by activating the MEK signaling pathway, American Journal of Physiology, Cell Physiology, 2012 Jan 15;302(2):C429-41, (Abruf 02.09.2019), PubMed
- Universität Essen: Menschliches "Ur-Gen" entdeckt, uni-protokolle, (Abruf 02.09.2019), uni
- S. Winfried, P. Forster, K.-H. Jockel: Worldwide ethnic distribution of the G protein beta3 subunit 825T allele and its association with obesity in Caucasian, Chinese, and Black African individuals, Journal of the American Society of Nephrology, (Abruf 02.09.2019), PubMed
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