Verdünnt sich unsere Haut, so spüren wir oft ein starkes Jucken und eine Spannung an den betroffenen Stellen; außerdem trocknet die Haut schneller aus als gewöhnlich. Bereits leichte Kratzer bluten, und die verdünnte Haut entzündet sich leicht.
Inhaltsverzeichnis
Haut: Unser größtes Organ
Die Haut ist das größte Organ, fast zwei Quadratmeter groß und bis zu 20 kg schwer. Ein Quadratzentimeter enthält 15 Talgdrüsen, 100 Schweißdrüsen, 3000 Nervenendkörperchen, 1 Meter Blutgefäße und mehrere Millionen Zellen.
Die Haut schützt die inneren Organe, die Muskeln und Knochen vor Schaden von außen. Sie hält das System Körper zusammen und markiert eine deutliche Grenze zur Umwelt. Sie wirkt als Schild gegenüber Viren, Bakterien und Pilzen, Hitze, Sonne, Kälte und Angriffen.
Dieser „Schutzwall“ ist außerdem äußerst aktiv. Die Haut bildet Vitamin D aus Sonnenstrahlen, sie führt Wasser und Fett in den Organismus.
Der „Hautfilter“ lässt sich medizinisch nutzen: Cremes, Öle, Lotionen Heilbäder und Heilerde auf die Haut aufgetragen, versorgen den Körper mit wohl tuenden Stoffen. Hormonpflaster oder Nikotinpflaster wirken durch die Haut.
Hautzellen zeigen die Temperatur an, informieren das Gehirn über Schmerzreize und schirmen UV-Licht ab.
Wann wirkt Haut schön?
Haut gilt als schön, wenn ihre Poren klein sind, sich auf ihr keine Schuppen, Pickel oder Furunkel befinden, wenn sie gleichmäßig das Licht reflektiert, ein wenig Fett enthält, glänzt und wenig Falten wirft. Zu viel Fett auf der Haut gilt ebenso als unästhetisch wie trockene Haut.
Evolutionär lässt sich unsere Wahrnehmung gut erklären: Schuppen, Pickel und Furunkel können auf Basiserkrankungen hindeuten, eine trockene und stumpfe Haut erstens auf Alter, zweitens aber ebenfalls auf Krankheiten – oder auf beides.
Ursachen für dünnere Haut
Dünne Haut ist häufig keine Krankheit, sondern Symptom einer Basiserkrankung. Störungen des Stoffwechsels und der Durchblutung können ebenso mit einer verdünnten Haut einher gehen. Eine solche Grunderkrankung lässt sich auch am spezifischen Zustand der Haut erkennen: Bei einer Leberstörung verfärbt sich die verdünnte Haut zum Beispiel gelblich, zudem sind auch die Schleimhäute und die Zunge betroffen.
Dünnere Haut kann auch eine Borreliose anzeigen. Bei einer Borreliose sind vor allem Arme und Beine betroffen.
Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und Schmetterlingsfelchte führen ebenfalls zu einer dünnen Haut, ebenso Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis. Dabei greift das Immunsystem das körpereigene Gewebe an, weil es dieses als „fremd“ einstuft. Bisher weiß niemand, wie diese Krankheiten entstehen.
Beim Cushing-Syndrom kennen wir hingegen die Ursache: Es entsteht durch zu viel Kortisol – ein Hormon. Die Pergamenthaut ist hier nur ein Symptom, hinzu kommen starker Durst, Muskelschwäche, Akne und Furunkel.
Kortison, ein als Medikament verabreichter Verwandter des Kortisols verdünnt die Haut ebenfalls, und auch Insulin, das sich Patienten mit Diabetes Mellitus spritzen, fördert eine Pergamenthaut.
Pergamenthaut
Alter ist keine Krankheit; unsere Haut altert bereits im jungen Erwachsenenalter, und damit wird sie auch dünner. Wir können diesen Prozess nicht stoppen, aber abmildern.
Altern bedeutet für die Haut, dass sich die Papillen zwischen Epidermis und Dermis verändern. Blutgefäße in diesen Papillen versorgen die Epidermis mit Nährstoffen, Sauerstoff und Flüssigkeit. Bei jungen Menschen liegen diese Papillen dicht beieinander und sind lang – die Haut ist prall und glatt. Bei älteren Menschen flachen die Papillen ab und werden weniger.
Je älter wir werden, umso weniger Kollagen und Elastin bildet der Körper, und damit verliert die Haut ihre Elastizität: Wir bekommen Falten.
Nährstoffe und Sauerstoff kommen jetzt nur noch langsam in die obere Hautschicht: Unsere Haut wirkt stumpf.
Hautpflege
Wer bereits unter der so genannten Pergamenthaut leidet, kann zum Beispiel statt heißem lauwarmes Wasser verwenden. Denn zu warmes Wasser trocknet die Haut weiter aus. Weiche Handtücher schonen die trockene Haut, die Betroffenen sollten sie abtupfen, statt abreiben. Beim Duschen empfehlen sich rückfettende Produkte.
Wasser-in-Öl-Emulsionen eignen sich für dünne Haut und stützen das Gleichgewicht zwischen Fett und Feuchtigkeit. Solche Mittel sollten frei von Parfüm und Alkohol sein, da beide die Haut noch weiter austrocknen.
Ältere Menschen vergessen häufig, zu trinken. Damit fördern sie, dass die Haut immer dünner wird. Zwischendurch ein Glas Wasser zu sich nehmen, hilft.
Wunden
Dünne Haut verletzt erstens leichter als ein „dickes Fell“, und zweitens heilen die Wunden schlecht ab. Bereits eine leichte Reibung, ein Hieb oder ein Stoß führen dazu, dass die Haut einreißt. Die verletzte Haut regeneriert sich nur langsam.
Wundauflagen sollte eine Silikonschicht haben oder selbst kleben, Fettgaze und Pflaster können die Wunde hingegen weiter aufreißen.
Dermis und Epidermis
Dermis bezeichnet die Lederhaut, Epidermis die Hautoberfläche. Wenn die Haut alter, verlangsamt sich an der Epidermis der Zellstoffwechsel, und der Organismus produziert weniger Lipide.
Die Haut wird rauer und trocknet. Es bilden sich Falten, und die Haut reagiert sensibler auf UV-Strahlen, Wunden heilen langsamer und der Körper kann Infektionen schlechter abwehren.
An der Dermis sinkt der Anteil an Kollagen um 1% pro Jahr. Die Unterhaut wird weniger elastisch und schlechter durchblutet.
Die Haut verliert ihren rosigen Farbton und Falten bilden sich.
Dünnere Haut zeigt sich äußerlich in tieferen Falten, die Haut verliert also ihre Kontur. Sie wird stumpfer und blasser.
Äußere Faktoren
Sonnenlicht schwächt die Haut und trocknet sie aus, und Rauchen führt dazu, dass die Haut weniger Sauerstoff bekommt – außerdem bauen sich Kollagen und Elastin ab. Rauchen verstärkt also den natürlichen Alterungsprozess.
Welche Stoffe helfen?
Hautalterung liegt unter anderem an oxidativem Stress. Das bedeutet, vereinfacht gesagt, dass zu viele Verbindungen bestehen, die auf Sauerstoff reagieren, also Superoxid-Anionenradikal, Wasserstoffperoxid und Hydroxylradikal.
Normalerweise neutralisieren Zellen oxidierende Stoffe, in dem sie mit diesen Substanzen ein „Depot“ anlegen. Sind sie dazu nicht mehr in der Lage, verhindern die auf Sauerstoff reagierenden Spezies die Entgiftung der Zelle.
Manche „Beauty-Firmen“ werben mit äußerlich aufgetragenen Antioxidantien. Das soll dem Verlust von Hautvolumen und Falten vorbeugen: Arctiin, ein Wirkstoff aus der Klettenfrucht fördert demnach die Regeneration der Hautzellen und verleiht dünner Haut eine stärkere Spannkraft, und Apiaceae-Peptide verbessern ebenfalls die Spannkraft der Haut.
Vorsicht: Ein Nutzen durch Antioxidantien in Nahrungsergänzungen ließ sich in keiner Studie belegen. Metastudien deuten vielmehr auf das Gegenteil hin: Die reaktiven Sauerstoffspezies sind vermutlich nicht nur „Giftmüll“, sondern vor allem elementare Botenstoffe.
Antioxidantien unterscheiden aber nicht zwischen „guten“ und „bösen“ reaktiven Sauerstoffspezies, sondern wirken wie „die Axt im Walde“.
Was tun?
Behandelt ein Arzt erfolgreich die Grunderkrankung, dann regeneriert sich auch die Haut. Alternde Haut lässt sich hingegen nicht „heilen“.
Einer dünnen Haut vorbeugen können sie mit ausreichend Bewegung, wenig Alkohol und Zigaretten, Feuchtigskeitscremes und einem sparsamen Umgang mit Sonne und Solarien. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Peter Fritsch; Thomas Schwarz: Dermatologie Venerologie: Grundlagen. Klinik. Atlas, Springer, 2018
- Beat Hintermann: Endoprothetik des Sprunggelenks Historischer Überblick, aktuelle Therapiekonzepte und Entwicklungen, Springer, 2005
- Springer Medizin (Hrsg.) "Druckentlastung bei Pergamenthaut", in Heilberufe, Volume 68 Issue 4, 2016, Springer Link
- Renate Lüllmann-Rauch, Friedrich Paulsen : Taschenlehrbuch Histologie, Thieme, 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.