Eingewachsene Haare sind meist Folge einer vorherigen Haarentfernung durch Rasur, Epilation oder sogenanntes Waxing. Die Haare stoßen beim Nachwachsen in die falsche Richtung vor, so dass sie unter der Haut bleiben. Es bilden sich zunächst sogenannte Pusteln (Eiterbläschen), die in den meisten Fällen mit der Zeit von alleine abheilen. Doch können die eingewachsenen Haare schlimmstenfalls auch zu einer schweren Entzündung führen, die auf das umliegende Gewebe übergreift und eine operativ Beseitigung erforderlich macht.
Symptomatik
Eingewachsene Haare an sich können völlig beschwerdefrei verlaufen und sind nicht als krankhaftes Geschehen zu interpretieren. Die Haare haben beim Wachsen schlichtweg die falsche Richtung eingeschlagen und sind daher in die Haut hinein gewachsen. Die Beschwerden folgen aus der Reaktion des Organismus beziehungsweise der Haut auf den „Fremdkörper“. Das Haar wird abgekapselt und es bildet sich eine eitrige Entzündung. Diese tritt wiederum meist als Pustel in Erscheinung. Die Haut zeigt sich im betroffenen Bereich gerötet und geschwollen. Geht die Entzündung auf umliegendes Gewebe über oder bildet sich gar ein Abszess, weitet sich auch die Schwellung und Rötung aus. Der Bereich erscheint zudem unter Umständen überwärmt. Zu unterscheiden sind die Entzündungen bei eingewachsenen Haaren von dem Beschwerdebild einer Haarwurzelentzündung, die unmittelbar an der Wurzel auftritt.
Betroffene von eingewachsenen Haaren sind in der Regel nur Menschen ab dem Alter der Pubertät, wobei zum einen die Veränderung des Haarwachstums und anderseits die Haarbeseitigung durch Rasur, Entwachsen und Epilation hierfür verantwortlich gemacht werden. Entzündungen und Pusteln als Folge eingewachsener Haare sind beispielsweise bei Intimrasuren relativ häufig zu beobachten. Insbesondere bei einer ersten Rasur der Schambehaarung oder einer Rasur nach längerer Pause ist mit entsprechenden Beschwerden zu rechnen. Zwar gelingt es dem Körper in der Regel ohne weitere medizinische Unterstützung, das eingewachsene Haar abzukapseln und abzustoßen. Doch kann bei ungünstigem Verlauf auch eine schwerer Entzündung in Form eines Abszesses entstehen, die operativ beseitigt werden muss.
Es wird vermutete das ein Zusammenhang zwischen dem Haartyp und dem Auftreten der eingewachsenen Haare besteht. So sollen Menschen mit dickeren, lockigen Haaren einem erhöhten Risiko unterliegen. Auch treten die eingewachsenen Haare bei Männern und Frauen vermehrt in unterschiedlichen Körperregionen auf, wobei hier eine Übereinstimmung mit den Bereichen der Haarentfernung festzustellen ist. Beispielsweise zeigen sich eingewachsene Haare bei Männern häufiger im Gesicht im Bereich des Bartwuchses, während Frauen hier nahezu nie entsprechende Beschwerden haben. Ansonsten sind Frauen am übrigen Körper (vor allem Achseln, Schambereich und Beine) aufgrund der vermehrten Haarentfernung jedoch vermutlich häufiger betroffen als Männer, obwohl hierzu keine wissenschaftlich bestätigten Zahlen vorliegen.
Eingewachsene Haare werden auch in Zusammenhang mit der Entstehung sogenannter Steißbeinfisteln (Sinus pilonidalis) gebracht. Die eindringenden Haare sind dabei der Anlass für eine chronische Entzündung – meist am oberen Ende der Gesäßfalte – die sich in Form einer eitrigen Zyste äußert. Für die Betroffenen kann diese extrem schmerzhaft sein. Eine Behandlung erfolgt mittels chirurgischer Beseitigung des befallenen Gewebes, wobei nicht selten bis auf den Knochen des Steißbeins geschnitten werden muss. Ein solcher Eingriff geschieht unter Vollnarkose, weniger schwerwiegende Fälle können auch unter örtlicher Betäubung beseitigt werden. Der Zusammenhang zwischen dem Eindringen von Haaren und dem Entstehen einer Steißbeinfistel ist bis heute umstritten und keinesfalls abschließend geklärt.
Ursachen
Ursächlich für die falsche Wachstumsrichtung der Haare kann eine Blockade der Haarwurzel durch abgestorbene Hautzellen oder überschüssiges Keratin sein. Eine Freilegung und Beseitigung des eingewachsenen Haares mit anschließender Öffnung der Haarwurzel schafft hier Abhilfe. Mitunter erzielt bereits ein gründliches Peeling oder Abschrubben der Haut den gewünschten Effekt.
Allgemein lassen sich eingewachsene Haare, die noch ohne Entzündung verlaufen, oft relativ einfach durch Wegkratzen oder Wegrubbeln der darüber liegenden Hautschichten (am bestem mit einem sogenannten Luffa-Schwamm) beseitigen. Das Kratzen bringt jedoch eine Verletzung der Haut mit sich, die unter Umständen ihrerseits Auslöser für eine Entzündung sein kann. Sind die eingewachsenen Haare mit entzündlichen Geschehen verbunden, wurden in der Regel bereits tieferliegende Hautschichten in Mitleidenschaft gezogen. Vielfach erfolgt auch hier noch eine Beseitigung in Eigenregie, wobei die eingewachsenen Haare meist mit Hilfe einer Nadel und/oder Pinzette freigelegt werden. Doch sollte die Nadel vor der Anwendung dringend sterilisiert und die Wunde nach erfolgreicher Beseitigung des eingewachsenen Haares desinfiziert werden. Generell ist bei eingewachsenen Haaren mit einer begleitenden Entzündung von einer Selbstbehandlung abzuraten und die Entfernung sollte idealerweise durch einen Dermatologen erfolgen. Dieser kann auch erforderliche weitere Maßnahme, wie beispielsweise eine medikamentöse Versorgung mir entzündungshemmenden Arzneien oder Antibiotika umgehend einleiten.
Naturheilkunde
Die Naturheilkunde kennt verschiedene Methoden den Entzündungen, die durch eingewachsene Haare hervorgerufen werden können, entgegenzuwirken. Hier wird vor allem pflanzenheilkundlichen Ansätzen wie beispielsweise der äußerlichen Anwendung von Inhaltsstoffen der Calendula (Ringelblume) eine äußerst positive Wirkung zugeschrieben. Auch Teebaumöl wirkt den entzündlichen Prozessen bei eingewachsenen Haaren entgegen.
Vermeidung eingewachsener Haare
Regelmäßigen Peelings und dem Abbürsten/Abschrubben der Haut wird allgemein eine vorbeugende Wirkungen gegen die eingewachsenen Haare zugeschrieben, doch ist dieser Effekt nicht eindeutig belegt. Gleiches gilt für die speziellen Rasierhilfsmittel wie Öle, Cremes oder ähnliches. Auch die Wirkung von extra entwickelten Gels zur gezielten Beseitigung eingewachsener Haare, bleibt eher umstritten. Eingewachsene Haare sind als mögliche Nebenwirkung der heute äußerst verbreiteten Beseitigung der Körperbehaarung schlichtweg unumgänglich, jedoch unter gesundheitlichen Aspekten in den meisten Fällen für die Betroffenen harmlos. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dorothea Terhorst-Molawi: Dermatologie Basics, Elsevier / Urban Fischer Verlag, 4. Auflage, 2015
- Martin Röcken, Martin Schaller, Elke Sattler, Walter Burgdorf: Taschenatlas Dermatologie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.