Viele Frauen erleben vor, während oder nach dem Eisprung Schmerzen im Unterleib. Diese werden häufig auch als „Mittelschmerzen“ bezeichnet und können in unterschiedlicher Form und Intensität auftreten. Dementsprechend leiden manche Betroffene ein bis zwei Tage unter einem starken, krampfartigen Ziehen im unteren Bauch, während die Beschwerden in anderen Fällen nur schwach ausgeprägt sind und für wenige Minuten anhalten. In den meisten Fällen sind Mittelschmerzen harmlos, da es sich um ein ganz natürliches Phänomen handelt, welches im Zusammenhang mit dem Eisprung auftritt.
Inhaltsverzeichnis
Normalerweise ist keine medizinische Behandlung erforderlich, stattdessen können die Beschwerden oft schon durch verschiedene Hausmittel und pflanzliche Heilmittel rasch gelindert werden. Trotz dessen sollte bei anhaltenden und/oder sehr starken Schmerzen während des Eisprungs immer vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um andere mögliche Ursachen wie beispielsweise eine Blasenentzündung oder eine Blinddarmreizung ausschließen zu können.
Was ist ein Eisprung?
Mit dem Begriff „Eisprung“ (auch „Ovulation“ oder „Follikelsprung“ genannt) wird die Ausstoßung der reifen, unbefruchteten Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter bezeichnet. Dieses Ereignis markiert den Zeitpunkt im Menstruationszyklus, in dem die Frau ihre so genannten „fruchtbaren Tage“ hat und dementsprechend empfängnisbereit ist. Jeden Monat reifen etwa 10 bis 20 Eibläschen (Follikel) im Eierstock heran, von denen sich jedoch normalerweise nur eins zum sogenannten „dominanten“ bzw. „sprungreifen“ Follikel entwickelt. Dieser entlässt schließlich die Eizelle in den Eileiter, von wo aus sie in Richtung Gebärmutter wandert und während der nun folgenden ca. 24 Stunden befruchtet werden kann. In selteneren Fällen reifen auch mehrere dominante Follikel aus, wodurch bei einer Befruchtung z.B. zweieiige Zwillinge entstehen können. Die übrigen Follikel sterben ab, wobei sie durch die Produktion des Hormons Östrogen weiterhin eine wichtige Funktion im Menstruationszyklus übernehmen.
Der Eisprung findet etwa zur Mitte des weiblichen Menstruationszyklus statt, bei einem regelmäßigen 28-Tage-Zyklus also am 14. Tag nach dem ersten Tag der letzten Periode. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen Durchschnittswert, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass der Eisprung bei einem überwiegenden Teil der Frauen tatsächlich an einem anderen Tag des Zyklus erfolgt. Zudem kann der Zeitpunkt auch von Monat zu Monat unterschiedlich sein, wobei aus medizinischer Sicht ein Zyklus zwischen 25 und 35 Tagen als „normal“ betrachtet wird.
Symptome bei Eisprung Schmerzen
Knapp die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter ist von Eisprungbeschwerden betroffen, welche medizinisch als „Mittelschmerzen“ oder „Intermenstrualschmerzen“ bezeichnet werden. Diese können zum Teil nur wenige Minuten anhalten, aber auch mehrere Stunden oder sogar bis zu zwei Tage bestehen. Zudem kann der Mittelschmerz bei einigen Frauen jeden Monat zur Zyklusmitte auftreten, bei anderen wiederum auch zwischendurch aussetzen oder in wechselnder Intensität erlebt werden. Der Schmerz wird dabei als ein Stechen oder Ziehen beschrieben, welches teilweise leicht, aber auch stark und krampfartig sein kann. Im Gegensatz zu Regelschmerzen zeigen sich die Beschwerden während des Eisprungs meist nur auf einer Seite, je nach dem, welcher Eierstock gerade aktiv ist. In einigen Fällen treten parallel zu den Unterbauchschmerzen zudem leichte Blutungen, empfindliche Brüste, Übelkeit oder Rückenschmerzen auf.
Wie lange dauern Eisprungschmerzen?
Die Beschwerden können von Frau zu Frau ganz unterschiedlich sein und von wenigen Minuten über Stunden bis hin zu zwei Tagen anhalten. Dementsprechend können die Mittelschmerzen zwar nicht zur konkreten Bestimmung der Fruchtbarkeit genutzt werden, in Kombination mit Fruchtbarkeitstests oder der Basaltemperaturmessung aber durchaus sinnvoll bei der Familienplanung sein. Hier gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass die Intermenstrualschmerzen normalerweise etwa zwei Tage vor dem Anstieg der Basaltemperatur einsetzen, teilweise sogar noch eher. Zudem sollte bedacht werden, dass die Beschwerden nicht in jedem Fall auf einen stattfindenden Eisprung hindeuten müssen, sondern auch eine Reihe anderer Ursachen wie zum Beispiel einen Harnwegsinfektion haben können. Daher sollte ein ausbleibendes oder beendetes Ziehen oder Stechen im Unterleib auch niemals als Empfängnisverhütung genutzt werden.
Ursachen von Mittelschmerzen
Wodurch die Schmerzen während des Eisprungs ausgelöst werden, ist bislang wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Häufig wird jedoch vermutet, dass diese durch das Aufplatzen des Eibläschens (Follikel) verursacht werden. Bei diesem handelt es sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum in den Eierstöcken, welcher eine einzige, zunächst unentwickelte Eizelle enthält. Beim Eisprung platzt der Follikel und stößt die Eizelle aus, welche dann vom Eileiter aufgefangen wird. Eine weitere Theorie betrifft die zunehmende Größe des dominanten Follikels, denn da sich dieser kurz vor dem Sprung bis auf 25 Millimeter ausdehnt, kann auch die dadurch entstehende Spannung zu Schmerzen am Eierstock führen. Darüber hinaus ist es denkbar, dass es durch Blut oder Gewebeflüssigkeit aus dem geplatzten Follikel zu einer lokalen Reizung des Bauchfells und dadurch zu stechenden, ziehenden Schmerzen kommen kann.
Eisprung Schmerzen rechts
In den meisten Fällen handelt es sich bei Mittelschmerzen um eine ganz „normale“ und damit harmlose Begleiterscheinung des natürlichen Eisprungs. Im Unterschied zu Problemen während der Periode treten die Beschwerden typischerweise entweder rechts oder links auf, je nach dem, aus welchem Eierstock die Eizelle ausgestoßen wird. Wird das Ziehen oder Stechen auf der rechten Seite verspürt, sollte jedoch in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, denn gerade in diesem Fall müssen auch andere Ursachen berücksichtigt werden. Hierzu zählen vor allem eine Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarms (Appendizitis) oder von Eileiter und Eierstock (Adnexitis) sowie Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.
Auch eine Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) kann zu starken, einseitigen Bauchschmerzen führen, die häufig von Blutungen, leichtem Fieber und einer erhöhten Berührungsempfindlichkeit der Bauchdecke begleitet werden. Wird diese nicht frühzeitig erkannt, kann es in schweren Fällen auch zu einem Riss des Eileiters und dadurch zu einer lebensbedrohlichen Blutung in den Bauchraum kommen. In diesem Fall treten die Schmerzen jedoch normalerweise plötzlich und im gesamten Unterleib auf, hinzu können weitere Symptome wie Schweißausbrüche, Erschöpfung, Schwindel, Schmerzen beim Stuhlgang oder Durchfall sowie ein Zusammenbruch (Kollaps) oder Kreislaufversagen infolge der schweren inneren Blutung kommen.
Als weitere mögliche Ursachen für Mittelschmerzen kommen unter anderem Nierensteine, eine Entzündung der Magen- und Dünndarmschleimhaut (Gastroenteritis) oder eine Lebensmittelvergiftung in Frage, bei linksseitigen Schmerzen im Unterbauch sollte zudem eine Entzündung von Ausstülpungen der Darmwand (Divertikulitis) in Betracht gezogen werden.
Behandlung von Mittelschmerzen
Da die Mittelschmerzen normalerweise ganz natürlich im Zusammenhang mit dem Eisprung auftreten und gesundheitlich ungefährlich sind, bedürfen sie im Regelfall auch keiner Behandlung. Sind die Beschwerden sehr stark ausgeprägt, kann unter Umständen die Einnahme von Schmerztabletten hilfreich sein, meist bieten jedoch bereits verschiedene Hausmittel und naturheilkundliche Heilmittel eine wirksame Hilfe zur akuten Linderung. Halten die Schmerzen länger an und/oder werden als sehr stark erlebt, sollte die betroffene Frau allerdings dringend einen Gynäkologen aufzusuchen. Gleiches gilt, wenn sich die Art des Schmerzes verändert oder weitere Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Zwischenblutungen oder Schwindel auftreten, damit die Ursache der Beschwerden genau abgeklärt werden kann.
Hausmittel bei Eisprungschmerzen
Bei ziehenden oder stechenden Schmerzen während bzw. nach dem Eisprung können verschiedene Hausmittel schnell für eine Linderung sorgen. Bewährt hat sich vor allem die Zufuhr von Wärme, indem z.B. eine Wärmflasche oder ein erwärmtes Kirschkernkissen auf den Unterleib gelegt wird. Viele Frauen empfinden auch ein heißes Bad als sehr wohltuend, wobei der Zusatz von ätherischen Ölen im Sinne der Aromatherapie die Wirkung erheblich verstärken kann. Hier eignen sich vor allem Öle, die generell entspannend und krampflösend wirken, wie beispielsweise Lavendel, Melisse, Wacholder oder Muskatellersalbei.
Auch der so genannte „Mönchspfeffer“ (Vitex agnus-castus) kann helfen, die Beschwerden zu lindern, da dieser eine beruhigende Wirkung auf den Hormonhaushalt hat. Eingenommen wird dieser entweder als Flüssig- oder Trockenextrakt in Form von Kapseln oder Tabletten, wobei der Geschmack dem normalem Pfeffer recht ähnlich ist. Vor der Einnahme sollte jedoch in jedem Fall mit einem Arzt gesprochen werden, da in selteneren Fällen auch Nebenwirkungen wie juckender Hautausschlag, Kopfschmerzen oder Magen-Darmbeschwerden auftreten können. Da Eisprung-Schmerzen auch durch Mangelerscheinungen verstärkt werden können, kann zudem die gezielte Gabe von Mineralien wie Magnesium hilfreich sein, ebenfalls hilft bei vielen betroffenen Frauen Frauenmantel (als Tee oder Tinktur) oder die ebenfalls krampflösende Heilpflanze Schafgarbe.
Darüber hinaus bietet die Homöopathie wirksame Mittel wie zum Beispiel Beladonna oder Arnika, wobei auch hier über die jeweils passenden Globuli sowie Dosierung und Einnahmedauer immer im Vorfeld mit einem erfahrenen Homöopathen oder naturheilkundlich ausgerichteten Arzt beraten werden sollte. Neben dem kommen bei krampfartigen Schmerzen während des Eisprungs Schüssler Salze in Frage. Hier hat sich vor allem das Salz Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) bewährt, welches als so genannte “Heiße Sieben” angewendet wird. Dabei handelt es sich um eine besonders intensive Anwendung, für welche 10 Tabletten in einer Tasse mit heißem Wasser aufgelöst und anschließend schluckweise getrunken werden. Dabei sollte jedoch stets bedacht werden, zum Umrühren keinen Metalllöffel zu verwenden, da dieser mit dem Magnesium reagieren und dementsprechend die Wirksamkeit des Mittels verändern kann.
Sind die Beschwerden noch aushaltbar, kann zudem Bewegung bzw. sportliche Aktivität oder eine sanfte Massage sehr hilfreich sein, denn auch Verspannungen im Bauchraum oder Gesäß oder ein verschobener Wirbel können unter anderem im Zusammenhang mit Mittelschmerzen stehen. Generell sollte demnach bei einem Ziehen oder Stechen während des Eisprungs darauf geachtet werden, sich möglichst viel Gutes zu tun. Häufig hilft es beispielsweise schon, wenn während der fruchtbaren Tage darauf geachtet wird, möglichst nur warme Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, da kalte Nahrungsmittel oft zu einer Verstärkung der Schmerzen führen. Auch Stress sollte dringend vermieden werden, damit die Beschwerden wirksam gelindert werden können. Hier bieten sich vielfältige Übungen und Verfahren zum Stressabbau wie z.B. Yoga oder autogenes Training an, durch welche die Körpermitte gestärkt und Verkrampfungen gelöst werden können. Bei stärkeren und/oder länger anhaltenden Eisprungschmerzen sollte jedoch immer vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären und gesundheitliche Risiken vermeiden zu können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 1. Auflage, 2015
- Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2018
- Bernhard Uhl: Gynäkologie und Geburtshilfe compact, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2017
- Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 1. Auflage, 2015
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