Viele kennen das alte Sprichwort „Speikind – Gedeihkind“. Fast jede frisch gebackene Mutter ärgert sich über diese Redewendung und macht sich anfangs, vor allem beim ersten Kind Sorgen, wenn das Kleine immer wieder nach dem Stillen oder Füttern einen Teil der Nahrung erbricht. Erbrechen bei Babys ist in diesem Zusammenhang in der Regel harmlos, solange das Kind an Gewicht zunimmt, die Nahrung nicht verweigert und gut gedeiht. Die Ursache für dieses Erbrechen ist ein noch nicht komplett ausgereifter Schließmechanismus am Mageneingang, wodurch nach der Nahrungsaufnahme etwas Milch wieder zurückfließt, die dann gespuckt wird.
Inhaltsverzeichnis
Unterschied Spucken oder richtiges Erbrechen
Der bereits eingangs erwähnte unausgereifte Muskel am Mageneingang ist schuld, wenn Babys in den ersten Wochen nach der Geburt häufig nach dem Essen spucken. Dies ist kein „richtiges“ Erbrechen und gibt sich normalerweise mit der Zeit. Wenn das Kind dabei gut trinkt und gut wächst, ist dies kein Grund zur Besorgnis.
Ist das Erbrechen jedoch schwallartig, ist das Baby schlapp, übel gelaunt und/oder hat Fieber, ist dies ein Fall für den Kinderarzt. Säuglinge verlieren sehr schnell an Flüssigkeit, die der Körper unbedingt braucht. Deshalb sollte lieber einmal zu viel als zu wenig ein Arzt aufgesucht werden. Für das Erbrechen kommen verschiedene Ursachen in Frage.
Tipps, um das Spucken zu verhindern
Um das Spucken nach der Mahlzeit zu verhindern, sollte darauf geachtet werden, dass die Flasche nicht zu sehr geschüttelt wird. Die dadurch entstehenden Luftblasen schluckt das Baby beim Trinken mit hinunter. Die Kleinen bekommen Blähungen und die Nahrung fließt leichter wieder aus dem Magen zurück in die Speiseröhre. Auch ist die Wahl des richtigen Saugers wichtig. Dieser sollte der Nahrung und dem Alter des Säuglings entsprechen. Damit nicht zu viel auf einmal geschluckt werden kann, darf das Loch im Sauger nur so groß sein, dass beim nach unten Halten der Flasche die Milch ganz langsam heraus tropft.
Babys, die hastig trinken, werden dabei am besten relativ aufrecht gehalten und das Füttern wird mehrmals zum „Bäuerchen“ machen unterbrochen.
Wird das Kind gestillt und ist die Brust der Mutter so voll, dass bereits die Milch heraus spritzt, sollte diese vor dem Anlegen etwas ausgestrichen werden. Auch hierbei ist eine aufrechte Haltung zu empfehlen.
Verschiedene Ursachen für das Erbrechen
Für das Erbrechen bei Babys sind verschiedene Ursachen möglich. Wichtig ist, das Baby sofort hoch zu nehmen, damit das Erbrochene weder eingeatmet noch verschluckt werden kann. Ein Säugling der unter Erbrechen leidet, sollte niemals ohne Aufsicht sein. Jedes Erbrechen ist von einem Arzt abzuklären.
Infektionskrankheiten
Zu den möglichen Ursachen gehören nicht nur Infektionen des Magen-Darm-Traktes, sondern auch Erkrankungen, wie zum Beispiel Mittelohrentzündung und Harnwegsinfekte. Sind Geschwister an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt, sollten diese sich von dem Säugling fernhalten. An ein häufiges Händewaschen ist zu denken.
Pylorusstenose
Eine Pylorusstenose ist eine Einengung des Magenausgangs, bedingt durch eine verdickte Ringmuskulatur am Pylorus (Magenpförtner). Die Ursachen dafür sind weitgehend unbekannt. Davon betroffen sind vor allem männliche Säuglinge. Meist treten die ersten Symptome in den ersten vier Lebenswochen auf. Die Beschwerden können aber auch erst ab der 10. Woche beginnen. Schwallartiges Erbrechen beim Baby, direkt nach der Nahrungsaufnahme, ist hier das Hauptsymptom. Dies nimmt immer mehr zu. Das Baby verliert an Gewicht, wird lethargisch, scheidet kaum noch Urin aus und droht, zu dehydrieren. Der massive Flüssigkeitsmangel kann sich innerhalb weniger Stunden entwickeln. Die erkrankten Babys zeigen Falten im Gesicht, tiefe Augenringe, eine eingesunkene Fontanelle und stehende Hautfalten. Diese Kinder müssen unbedingt so schnell wie möglich behandelt werden. In den meisten Fällen ist eine Operation nötig.
Gastroösophagealer Reflux
Gastroösophagealer Reflux bedeutet, dass immer wieder Mageninhalt in die Speiseröhre zurück läuft. Bei den meisten Baby passiert dies ab und zu. Kommt es jedoch häufig vor und leidet das Kind darunter, wird daraus eine Krankheit, die bedenkliche Folgen haben kann. Das Hauptsymptom ist häufiges Erbrechen bei den Babys. Hinzu kommen durch die zurückfließende Magensäure Schmerzen und Sodbrennen. Die Säuglinge weinen viel, schlafen sehr schlecht und leiden unter Husten. Die zugeführte Nahrung wird erbrochen, was den Kindern immer größere Schmerzen bereitet, wodurch eine Nahrungsverweigerung und eine Trinkschwäche entstehen. Die betroffenen Babys nehmen nicht genügend an Gewicht zu und dies führt mitunter zu Gedeihstörungen. Bereits vorhandene Milchzähne können durch die Magensäure geschädigt werden.
Einfache Maßnahmen, wie das Andicken der Nahrung durch geeignete Präparate und die Umstellung auf häufigere, kleinere Mahlzeiten können helfen. Die Säuglinge sollten erhöht schlafen und nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen gefüttert werden. Reicht das alleine nicht aus, werden spezielle Arzneimittel verabreicht, die die Säureproduktion hemmen. Hilft dies Alles nichts, wird eine Operation in Betracht gezogen. Dabei wird der Schließmuskel der Speiseröhre verstärkt.
Invagination
Bei einer Invagination verschieben sich Darmteile ineinander. Davon sind vor allem Kinder unter zwei Jahren betroffen. Dabei besteht die Gefahr einer unterbrochenen Blutversorgung der betroffenen Darmabschnitte. Weitere Komplikationen sind ein Ileus (Darmverschluss) und eine Perforation des Darmes. Bei diesem Krankheitsbild ist ein rasches Vorgehen nötig. Die kleinen Patienten gehören sofort in eine Klinik.
Die begleitenden Symptome sind plötzlich einsetzende massive Bauchschmerzen. Die betroffenen Babys schreien schrill und ziehen dabei, aufgrund der Darmkrämpfe, ihre Beinchen an. Hinzu kommt wiederkehrendes Erbrechen. Eventuell zeigen die Säuglinge Zeichen einer Dehydration (Austrocknung).
Nahrungsmittelallergie
Die häufigste Allergie im Babyalter ist die Kuhmilchallergie. Dies ist eine allergische Reaktion auf das Kuhmilcheiweiß. Die Babys reagieren unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme oder aber erst ein paar Tage später mit Durchfällen, Hautausschlag und/oder Erbrechen. Auch gestillte Kinder können davon betroffen sein. Dies ist zwar sehr selten der Fall, aber dennoch möglich. Die Bestandteile der Kuhmilch, die die Mutter zu sich genommen hat, können über die Muttermilch den kindlichen Körper erreichen. Wird diese Art von Erkrankung festgestellt, sollte die stillende Mutter Milchprodukte meiden. Für Säuglinge, die Flaschennahrung erhalten, ist eine Umstellung auf kuhmilchfreie Nahrung anzustreben.
Zu schnelle Nahrungsumstellung
Wird zu schnell auf eine neue Flaschennahrung oder auf Beikost umgestellt, kann dies zu Erbrechen bei Babys führen. Da die Kleinen noch einen sehr empfindlichen Verdauungsapparat haben, ist ein behutsames, langsames Umstellen auf die neue Kost wichtig.
Mangelnde Hygiene
Erbrechen bei Babys kann durch mangelnde Hygiene entstehen. So müssen die Fläschchen nach jedem Gebrauch ausgekocht und Milchreste entsorgt werden. Ebenso sollten die Sauger regelmäßig gereinigt werden.
Komplikationen
Anhaltendes Erbrechen bei Babys kann relativ schnell zur Exsikkose (Austrocknung) führen, da hier der Flüssigkeitshaushalt noch sehr labil ist. Deshalb muss unbedingt darauf geachtet werden, dass dem Säugling genügend Flüssigkeit zugeführt wird. Gelingt dies nicht und droht das Kind auszutrocknen, ist ein Krankenhausaufenthalt nötig. In jedem Fall muss ein Arzt konsultiert werden, wenn der Säugling Flüssigkeit verliert und diese nicht mehr zugeführt werden kann.
Wann zum Arzt?
Babys erbrechen in den ersten Wochen und Monaten relativ oft. Das muss nicht gleich krankhaft sein. Der Magen der Kleinen ist noch sehr empfindlich und das Erbrechen dient als Schutz. Wenn ein Baby mehrmals erbricht und noch Symptome hinzu kommen, wie Fieber, Durchfall, Schlaflosigkeit, Trinkschwäche, oder das Kind Anzeichen von Austrocknung zeigt und viel weint oder gar apathisch ist, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Flüssigkeitsverlust ausgleichen
Wenn Babys erbrechen, steht der Flüssigkeitsverlust an erster Stelle. Dieser muss unbedingt so schnell wie möglich ausgeglichen werden. Stillkinder werden weiter gestillt. Jedoch sollten die Mahlzeiten anfangs geringer gehalten, der Säugling jedoch häufiger angelegt werden. Flaschenkinder bekommen Tee oder Wasser, zuerst nur schluckweise. Eventuell ist für ein paar Tage eine Spezialnahrung nötig. Meist wird eine besondere Elektrolytlösung für Babys empfohlen.
Wird schon Beikost gefüttert, so ist zunächst Schonkost angesagt: Kartoffeln, Karottenmus, Reissuppe, Banane usw. Der Übergang zur Normalkost sollte ganz langsam vor sich gehen. Der kindliche Magen ist noch sehr empfindlich. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Janet Balaskas et al.: Der große TRIAS-Ratgeber Schwangerschaft und Geburt: Mit großem Sonderteil: Die ersten 6 Monate mit Ihrem Baby, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2004
- Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendmedizin, Springer Verlag, 2007
- Jayanta Banerjee; Roy Mm; Sheetal Bhojani; Naina Emcy: "Speikinder: Wenn Babys nach den Mahlzeiten spucken", in: Praxis, Volume 99, 2010, Hogrefe
- Volker Mall; Anna Friedmann: Frühe Hilfen in der Pädiatrie: Bedarf erkennen – intervenieren – vernetzen, Springer Verlag, 2016
- Bernard Valman: "The first year of life. Crying babies", in: British Medical Journal, Volume 280, 1980, British Medical Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.