Schlechte Leberwerte
Anhand der sogenannten Leberwerte können mögliche Überlastungen, Erkrankungen oder Schädigungen der Leber abgelesen werden. Erhöhte Leberwerte werden meist bei Routine-Blutuntersuchungen festgestellt. Bei den Untersuchungen werden die Konzentration des Stoffwechselproduktes Bilirubin und der Leberenzyme Glutamat Pyruvat Transaminase (GPT bzw. ALT), Glutamat Oxalat Transaminase (GOT bzw. AST) sowie Gamma Glutamyl Transferase (GammaGT bzw. GGT) und die alkalische Phosphatase (AP) im Labor ermittelt. Weitere Blutwerte, die in Zusammenhang mit der Leber gebracht werden, sind zum Beispiel Bilirubin, Albumin, die Cholinesterase und Ammoniak.
Inhaltsverzeichnis
Sind die Leberwerte zu hoch?
In der Fachwelt ist von erhöhten Leberwerte die Rede, wenn die Serumkonzentration der wichtigsten genannten Enzyme über folgende Grenzwerte steigt (angegeben in Einheiten pro Liter; U/l):
- GOT: über 50 U/l Männer; 35 U/l Frauen
- GPT: über 50 U/l Männer; 35 U/l Frauen
- GGT: über 66 U/l Männer; 39 U/l Frauen
- AP: über 129 U/l Männer; 105 U/l Frauen
Überschreitungen der Grenzwerte sind allerdings nur bedingt aussagekräftigt und vielfach wird erst durch ihr Verhältnis zueinander oder zu anderen Blutwerten die pathologische Bedeutung erkennbar. Zudem wird in der Fachliteratur darauf verwiesen, dass es bei der Erfassung der Leberwerte durchaus zu signifikanten Schwankungen kommen kann, weshalb gegebenfalls weitere Untersuchungen zur eindeutigen Ermittlung sinnvoll sind.
Abgestorbene Leberzellen
Erhöhte Konzentrationen der genannten Leberenzyme im Blut sprechen dafür, dass kürzlich Leberzellen abgestorben sind. Zum Vergleich dienen Normwerte, die für einen ausgeglichenen Stoffwechselzustand stehen. Überschreitung werden als erhöhte Leberwerte bezeichnet. Bei vielen Formen der Leberschädigung beispielsweise durch Leberentzündungen, Leberkrebs, Alkoholmissbrauch oder Vergiftungen sind die Blutwerte der Leberenzyme in charakteristischer Weise erhöht.
Ursachen für erhöhte Leberwerte
Die wohl bekannteste Ursache erhöhter Leberwerte ist übermäßiger Alkoholkonsum. Doch tatsächlich kommen zahlreiche Faktoren als Auslöser der Normalwertüberschreitungen in Betracht. Neben Alkohol, Drogen und Medikamenten sind hier Infektionen mit Parasiten, Bakterien oder Viren ebenso zu nennen, wie eine besonders fetthaltige Ernährung oder Verengungen der Gallenwege. Werden bei der Blutuntersuchung erhöhte Leberwerte festgestellt, bedarf dies dringend einer weiteren ärztlichen Abklärung, da schlimmstenfalls auch eine Leberzirrhose oder Leberkrebs Anlass der Normalwertüberschreitung sein können.
Infektionen als Ursache einer Leberentzündung
Unterschiedlichste Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten können eine Schädigung der Leber und damit verbunden erhöhte Leberwerte bedingen, die vor allem eine Transaminasenerhöhung umfassen.
Virale Infektionen, die unter Umständen zu einer Entzündung der Leber führen, sind beispielsweise:
- Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV),
- Infektionen mit Cytomegaloviren (CMV),
- Mumps,
- Röteln (Rubellavirus) in seltenen Fällen,
- Gelbfieber,
- Infektionen mit Herpes-Viren (zum Beispiel Varizella-Zoster-Virus),
- Infektionen mit Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D, Hepatitis E).
Während die Leberentzündungen bei den meisten viralen Infektionskrankheiten als akute Begleiterscheinung auftreten, gehen Infektionen mit Hepatitis-Viren oftmals in ein chronisches Stadium über.
Bakterielle Leberinfektionen, die erhöhte Leberwerte verursachen können, sind unter anderem:
- Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis),
- Syphilis(Treponema pallidum),
- bestimmte Enterobakterien (Salmonellen, Shigellen)
- und Borrelien (Auslöser der Borreliose).
In der Regel sind dabei bereits längere Zeit bevor die erhöhten Leberwerte auftreten typische Anzeichen der bakteriellen Erkrankungen festzustellen. So wird beispielsweise eine Salmonellen-Infektion häufig von Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen begleitet.
Mit einer Tuberkulose-Erkrankung gehen in der Regel eher unspezifische Symptomen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Fieber und Husten einher.
Syphilis wird vor allem durch die Bildung von Geschwüren im Bereich der Genitalien und grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen gekennzeichnet. Darüber hinaus ist im späteren Krankheitsverlauf häufig ein moderat juckender Hautausschlag zu beobachten. Werden erhöhte Leberwerte festgestellt, hilft eine exakte Beschreibung der Begleitsymptome den Therapierenden, die ursächlich Erkrankung zu ermitteln.
Auch Pilzinfektionen haben gelegentlich Entzündungen der Leber zur Folge, die sich anschließend in erhöhten Leberwerten äußern. Hier sind vor allem krankhafte Vermehrungen von Hefe-Pilzen (Candida) zu erwähnen. Parasiten, die eine Leberentzündung bedingen können, sind zum Beispiel sogenannte Leberegel und andere Saugwurmarten, Plasmodien (einzellige Parasiten, Erreger der Malaria), Amöben, Spulwürmer, Bandwürmer und Leishmanien (intrazelluläre Parasiten). Der parasitäre Befall der Leber kann lebensgefährliche Folgen haben, weshalb der Verdacht dringend von einem Arzt überprüft beziehungsweise ausgeschlossen werden sollte.
Erhöhte Leberwerte durch ungesunde Ernährung
Fettiges Essen belastet die Leber und kann auf Dauer zu einer sogenannten Leberverfettung führen. Diese spiegelt sich ebenfalls häufig in erhöhten Leberwerten vor allem im Bereich der Transaminasen (GPT, GOT) und der Gamma Glutamyl Transferase wieder. Eine Fettleber lässt sich jedoch anhand der erhöhten Leberwerte nur schwer diagnostizieren. Hierzu bedarf es in der Regel einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder einer Magnetresonanztomographie.
Normalerweise ist eine durch fetthaltige Ernährung bedingte Leberveränderung reversibel beziehungsweise sie lässt sich durch eine Umstellung der Ernährung beheben. Eine Fettleber im frühen Stadium wird daher nicht als schwerwiegende Erkrankung eingestuft, sie kann jedoch in ein entzündliches Stadium, eine sogenannten Steatohepatitis (auch Fettleber-Hepatitis), übergehen, die sich zum Beispiel in einer erhöhten Druckempfindlichkeit des Organs, Appetitlosigkeit, Übelkeit, einem deutlichen Gewichtsverlust (Untergewicht) und Fieber äußern kann. Schlimmstenfalls entwickelt sich aus der Steatohepatitis eine Leberzirrhose, wie sie im Endstadium der meisten chronischen Leberkrankheiten droht. Eine Leberzirrhose kann für die Betroffen lebensgefährliche Folgen haben.
Toxische Schädigungen der Leber
Die Leber ist maßgeblich am Glukose-, Fett- und Eiweißstoffwechsels beteiligt und leistet außerdem einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von Giftstoffe. Bei letzteren ist zwischen den aufgenommenen und den vom Organismus selbst produzierten Giftstoffen (Abfallprodukte des Stoffwechsel) zu unterscheiden. Der bekannteste äußerlich zugeführte Giftstoffe, der eine Schädigung der Leber und entsprechend erhöhte Leberwerte verursachen kann, ist Alkohol. Bei langfristig hohem Alkoholkonsum wird das Organ in seiner Abbaufunktion überfordert und es entwickelt sich eine sogenannte alkoholische Fettleber-Hepatitis.
Wie bei der normalen Fettleber-Hepatitis kann sich hieraus eine Leberzirrhose und unter Umständen Leberkrebs entwickeln. Eine vergleichbare Entwicklung droht durch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente und Drogen. Eine Vergiftung durch den Verzehr giftiger Pilze kann ebenfalls zu erhöhten Leberwerten führen. Die Pilzvergiftung ist meist nach spätestens zehn Tagen überstanden, kann jedoch schlimmstenfalls zum Tod der Betroffenen führen. Überlastungen der Leber und entsprechend erhöhte Leberwerte sind außerdem bei anderen akuten Vergiftungen zu erwarten. Diese können durch Giftstoffe wie Phosphor, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Arsen und zahlreiche weitere Umweltgifte bedingt werden.
Erkrankungen der Gallenwege als Auslöser
Wird der Abfluss der Gallenflüssigkeit durch Verengungen der Gallenwege oder andere Erkrankungen der Gallenblase beeinträchtigt, kann dies ebenfalls zu einer Entzündung der Leber und zu erhöhten Leberwerten führen. Mögliche Ursachen sind hier zum Beispiel Gallensteine oder Gallengangentzündungen. Als begleitende Symptome treten bei Erkrankungen der Gallengänge meist Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauches, Fieber, Schüttelfrost und Gelbsucht auf. Die erhöhten Leberwerte betreffen hier vor allem die Bilirubin-Konzentration.
Schwere Gallengangentzündungen können Störungen des Zentralnervensystems und der Nierenfunktion sowie schlimmstenfalls Schockzuständen verursachen. Daher sollte dringend eine ärztliche Überprüfung der Beschwerden erfolgen.
Erhöhte Leberwerte senken
Die möglichen Therapieansätze bei erhöhten Leberwerten sind entsprechend den zahlreichen verschiedenen ursächlichen Erkrankungen äußerst unterschiedlich. Liegt die Ursache in der Ernährung, wird zunächst eine Ernährungsumstellung und eine schonende Gewichtsreduktion empfohlen. Virale Hepatitis-Infektionen können indes unter Umständen mit antiviralen Medikamenten therapiert werden. Bei bakteriell bedingten Leberentzündungen ist die Gabe von Antibiotika in der Regel erfolgversprechend.
Generell gilt es, weitere Belastungen des Organs möglichst zu vermeiden. Das bedeutet: Kein Alkohol, keine Drogen und möglichst keine toxisch wirkenden Substanzen oder Arzneimittel. Bei den Medikamenten kann dies jedoch problematisch werden, wenn sie aufgrund schwerwiegender anderer Erkrankungen eingenommen werden müssen. Ein einfaches Absetzen ist häufig nicht möglich. Hier sollte der behandelnde Arzt beziehunsgweise die behandelnde Ärztin im Sinne der Betroffenen nach Alternativen suchen. Als Spezialisten können bei Bedarf Hepatologen oder Gastroenterologen hinzugezogen werden.
Gehen die erhöhten Leberwerte auf Erkrankungen der Gallengänge zurück, bedarf es nicht selten eines operativen Eingriffs. Dies gilt zum Beispiel häufiger für Entzündungen der Gallengänge, die einen Rückstau der Gallenflüssigkeit bedingen. Auch Gallensteine können als Ursache erhöhter Leberwerte im Rahmen eines operativen Eingriffs beseitigt werden. Bei Gallensteinen aus Cholesterin ist jedoch in der Regel eine medikamentöse Lyse (Auflösung) möglich.
Wird die Leberentzündung durch Saugwürmer oder andere Wurmarten hervorgerufen, stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung, die jedoch unter Umständen eine weitere Belastung der Leber bedingen. Dies sollte bei der Auswahl der Arzneien dringend Berücksichtigung finden. Andere Parasiten, die eine Leberentzündung und damit verbunden erhöhte Leberwerte verursachen können, lassen sich ebenfalls in den meisten Fällen medikamentös therapieren. Dies gilt auch für die Leishmanien, bei denen eine vollständige Heilung der Erkrankung jedoch relativ häufig nicht gelingt.
Die Therapie zielt – wie auch bei den meisten anderen parasitären Infektionen – in erster Linie auf eine Elimination der Parasiten. Darüber hinaus sind Maßnahmen, die allgemein das Immunsystem stärken, häufig Bestandteil der Behandlung. An einer medikamentösen Therapie führt in der Rege jedoch kein Weg vorbei. Meist kommen dabei Wirkstoffe zum Einsatz, die in den Stoffwechsel der Parasiten eingreifen und deren Absterben bedingen. Auch eine medikamentöse Stärkung der zellulären Abwehrkräfte mit rekombinatem Interferon kommt unter Umständen in Betracht.
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Begleitend zu den genannten Behandlungsansätzen können entsprechend den jeweiligen Grunderkrankungen unterstützend naturheilkundliche Verfahren angewandt werden, um den Körper von Giftstoffen zu befreien und das Organ zu entlasten. Möglichkeiten zum Leber entgiften bietet unter anderem die Pflanzenheilkunde. Hier sind vor allem die positiven Effekte von Löwenzahn, Artischocken und Mariendistel zu nennen. Allerdings ist der Einsatz von Artischocken zur Leberentgiftung bei Verengungen der Gallengänge kontraindiziert, da die Gallentätigkeit angeregt wird und der vermehrte Rückstau von Gallenflüssigkeit zu schmerzhaften Koliken oder schlimmstenfalls einem Durchbruch der Gallenblase führen kann.
Weitere Möglichkeiten zum Entgiften der Leber sind spezielle Fastenkuren, Entschlackungskuren und sogenanntes Heilfasten. Auch Glaubersaft wird mitunter zur Leberentgiftung angewandt, kann jedoch heftiges Erbrechen und massiven Durchfall mit sich bringen. Schonendere Möglichkeiten der Leberentgiftung bieten sich auf Basis der Homöopathie und dem Einsatz der Schüßler Salze. Da manche dieser Behandlungsmethode bei Leberschäden unter Umständen kontraindiziert sind, sollte insbesondere im Falle ohnehin erhöhter Leberwerte die Auswahl dringend erfahrenen Therapierenden überlassen bleiben. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sabine Westphal: Laborparameter: Leberwerte – Stoffwechselzentrale unter der Lupe; in: Via medici, Volume 14, Issue 2, Seite 52-53, 2009, thieme-connect.com
- Ilenia Infusino, Mauro Panteghin: Standardization in clinical enzymology; in: The Journal of the International Federation of Clinical Chemistry, Volume 20, No. 3; 2009, ifcc.org
- Axel Holstege: Erhöhte Leberwerte; in: Deutsche Medizinische Wochenzeitschrift, Volume 141, Issue 22, Seite 1640-1646; 2016, thieme-connect.com
- Elke, B.; Müllhaupt, B.; Battegay, E.: Transaminasen-Erhöhung – Differentialdiagnose und Abklärung; in: Praxis, Volume 97, Seite 587-596, 2008, econtent.hogrefe.com
- Andreas Merkenschlager, Simone Herbertz, Petra Baum, Markus Deschauer, Steffen Syrbe, Matthias K. Bernhard: „Erhöhte Leberwerte“ – nicht immer Indikatoren gestörter Leberfunktion; in: Kinder- und Jugendmedizin, Volume 6, Issue 06, Seite 366-368, 2006, thieme-connect.com
- Elliot B. Tapper, Sameer D. Saini, Neil Sengupta: Extensive testing or focused testing of patients with elevated liver enzymes; in: Journal of Hepatology, Volume 66, Issue 2, Seite 313-319, Februar 2017, journal-of-hepatology.eu
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