Erythema ab igne – Folgen von Hitze für die Haut
Bildet sich nach Hitzeeinwirkung auf der Haut ein Netz von roten bis braunen Verfärbungen, deutet dies auf die Hauterkrankung Erythema ab igne (EAI) hin. Es handelt sich dabei nicht um eine Verbrennung und EAI ist an sich ungefährlich, aber es drohen mögliche Spätfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Wichtiger Hinweis
Achtung ist geboten, denn bei langanhaltender und kontinuierlicher Anwendung können Wärmflaschen und Heizkissen eine ernstzunehmende Hautveränderung durch Hitze verursachen. Auch von Laptops und Mobiltelefonen geht eine unterschätzte Gefahr für die Haut aus.
Erythema ab igne – Definition
Anhaltende oder wiederholte mäßige Hitzeeinwirkung unterhalb der Verbrennungsgrenze unserer Haut erhöht die Hauttemperatur chronisch. Dies kann zur Bildung von rotbraunen, netzartigen Flecken auf der Haut führen.
Eine Hauterkrankung, die als Erythema ab igne (EAI) bezeichnet wird. Von Hauterkrankungen ist im Übrigen fast die Hälfte der Menschen in Europa betroffen (siehe Hauterkrankungen: Fast die Hälfte der Menschen in Europa ist betroffen).
Weitere Bezeichnungen für EAI sind kalorische Hyperpigmentierung, Hitzemelanose, Erythema e calore oder Buschke-Hitzemelanose. Der deutsche Dermatologe Abraham Buschke beschrieb EAI erstmalig im Jahr 1911.
Symptome
Symptome von EAI sind:
- Netzartige, lokal begrenzte Hautveränderungen, die lokal an den Kontaktstellen der Hitzeeinwirkung auftreten. Je nach Intensität der Schädigung nimmt die Haut eine rote, braune bis zu schwarze Farbe an,
- in seltenen Fällen Juckreiz oder Hautbrennen.
Ursachen
Entsprechend der lateinischen Übersetzung „Hitze durch Feuer“ entsteht ein EAI nach längerer oder wiederkehrender Wärmeanwendung oder Infrarotbestrahlung auf der Haut bei Temperaturen zwischen 43 bis 47 Grad Celsius.
Ein EAI stellt noch keine Verbrennung dar. Die Hitzeeinwirkung ist zwar stark, aber sie befindet sich noch unter der Grenze, bei der es zu einer Hautverbrennung kommt. Dadurch wird die Wärmeanwendung als gerade noch erträglich empfunden.
Regelmäßige oder langandauernde Überwärmungen der Haut, die unter der Schmerzgrenze liegen, sollten jedoch nicht unterschätzt werden.
Ab 45 Grad Celsius kommt es zur Denaturierung von Eiweißen im menschlichen Organismus, die zu einem Funktions- und Strukturschaden führen kann.
Verschiedenste Hitzequellen können zu einem EAI führen. Früher trat EAI häufig bei Berufsgruppen, wie Ofenheizern, Schmieden, Schweißern oder Glasbläsern auf, die direkt mit Hitzequellen täglich in Kontakt waren.
Beim Sitzen an heißen Kohleöfen oder offenen Feuerstellen trat das EAI bevorzugt an den unteren Extremitäten wie den Schienbeinen auf. Heute kann bei Berufsständen wie Köchen oder Bäcker ein EAI an den Unterarmen vorkommen.
Durch die Einführung der Zentralheizung und durch Arbeitsschutzmaßnahmen kommt das EAI heute wenig vor.
Jedoch führen andere Wärmequellen, wie Wärmflaschen, Mobiltelefone oder Heizkissen bei extensiver Benutzung zu einem EAI, das meist an Bauch, Rücken, Po oder Füßen, also am Körperstamm auftritt.
Mögliche Auslöser von Erythema ab igne sind dabei:
- Wärmflaschen,
- Kaminfeuer,
- Infrarotwärme,
- Heizkissen,
- Öfen,
- Heizdecken,
- Sitzheizungen in Autos,
- Mobiltelefone,
- Laptops auf dem Schoß.
Achtung bei Infrarotbestrahlung in Wärmekabinen
Infrarotwärmekabinen können bei regelmäßiger Nutzung zu der Entstehung eines EAI führen, wie eine wissenschaftliche Studie zeigt.
Bilden sich Hautrötungen nach einer Stunde im Anschluss an eine Wärmebehandlung nicht zurück, sollte dies ärtztlich untersucht werden, denn dies kann ein Anzeichen für ein entstehendes EAI sein.
EAI an sich stellt keine ernsthafte Schädigung der Haut dar, sondern vielmehr eine kosmetische Veränderung. Im Extremfall kann die Haut beim Auftreten einer starken Hitzemelanose jedoch anfälliger für die Entstehung von Hautkrebs werden.
Eine gewisse Hautrötung bei Anwendung einer Wärmekabine kann als normal bezeichnet werden, diese sollte aber in der ersten halben Stunde bis maximal einer Stunde nach der Beendigung der Bestrahlung vergehen.
Was ist zu tun?
Beim Auftreten der beschriebenen Hautveränderungen, die auf ein EAI hindeuten, sollte sofort eine Hautärztin oder ein Hautarzt aufgesucht werden. Diese beziehungsweise dieser kann abklären, ob es sich tatsächlich um ein EAI handelt und weitere Krankheiten ausschließen.
Bei einem EAI sollte die Quelle der Wärmeeinwirkung oder -anwendung sofort vermieden werden.
Weitere Maßnahmen bei hartnäckigen Symptomen
In den meisten Fällen sind die Symptome reversibel. Klingen die Hitzereize ab, bildet sich das EAI in den meisten Fällen langsam zurück und verblasst nach Wochen oder Monaten gänzlich.
In manchen Fällen, bei längerer oder fortwährender Hitzeexposition, bleiben die Hautveränderungen lebenslang in Form einer sogenannten Hyperpigmentierung sichtbar.
Eine Studie zeigt die erfolgreiche Behandlung der Hautveränderungen über eine topische Therapie mit dem in der Krebstherapie angewandten 5-Fluorouracil, das die Zellen, die den retikulierten Ausschlag von EAI bilden, zerstört.
In einer anderen Untersuchung wurde ein EAI erfolgreich mit oral verabreichtem Mesoglykan und einer Salbe, bestehend aus Glycosaminoglycan, Flavonoiden, Antioxidantien und Saponinen behandelt.
Auch besteht die Möglichkeit der Verwendung einer Tretinoin- oder Hydrochinon-Creme zur Behandlung bleibender Hautveränderungen, wie eine weitere Studie belegt.
Sollten die Hautveränderungen nicht verblassen, sind auch die Erfolge einer Lasertherapie durch eine Untersuchung wissenschaftlich dokumentiert.
Ein EAI ist an sich ungefährlich, da es eine kosmetische Veränderung der Haut darstellt. Man sollte ein EAI trotzdem aufgrund möglicher Spätfolgen in jedem Fall verhindern.
Bei dauerhafter Einwirkung der Wärmequelle kann die Haut an Substanz verlieren und ihre Struktur verändern. Auch nach Jahren können noch in seltenen Fällen Keratosen, Vorstufen von Hautkrebs, entstehen (siehe Warnung: Hautkrebsrisiko durch Präparat zur Behandlung aktinischer Keratosen).
Hautkrebsarten, die aus einem EAI entstehen können, sind Mastzell- oder Plattenepithelkarzinome (siehe Hautkrebs: Schwachstelle bei bösartigem Tumor nachgewiesen).
Neben seiner eigenen Problematik als mögliche Ansatzstelle eines Tumors, soll das EAI auch diagnostisch auf innere Erkrankungen, unter anderem auch Tumoren, hinweisen können.
Interessante Artikel zum Weiterlesen:
- Hausmittel gegen Verbrennungen,
- Kühlen oder wärmen – So Schmerzen richtig behandeln,
- Hitzeschäden durch Wärmflaschen.
(tf,ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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