Wenn unsere Haare in Strähnen herab hängen und ölig glänzen, haben wir schnell das Image des Unkultivierten. Jemand mit fettigen Haaren gilt als Mensch, der sich weder um seine Körperhygiene noch um sein Leben kümmert, auf dem Sofa herum liegt und sich nicht wäscht.
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Haare sind fadenförmige Eiweißmoleküle und bestehen aus Keratin (wie Nägel). Sie entwickeln sich ind er Haarfolikeln der Haut, ordnen sich in Spindeln und verhärten. Haarfasern bestehen auf Millionen dieser Spindeln, dazu kommen Fette und Wasser. Die Hülle jedes Haares bildet eine Schicht von Hornschuppen. Hormone, Krankheiten, Medikamente und Ernährung beeinflussen die Struktur der Haare.
Das Haar selbst ist aber weder gesund noch ungesund, denn es besteht aus toter Materie. Vitamine und Mineralien beeinflussen die Kopfhaut, in der die Haare wachsen, nicht die Haare selbst.
Die Talgdrüsen
Die Talgdrüsen geben Talg über die Kopfhaut an die Haare ab und sorgen damit in gewissem Ausmaß für einen Schutz von Haaren und Kopfhaut. Wird der Talg zu viel, dann werden die Haare fettig. Das kann tatsächlich an mangelnder Pflege liegen, denn wenn wir uns wochenlang nicht duschen, werden auch normale Haare fettig. Die Talgdrüsen vieler Menschen produzieren jedoch zu viel des Guten, manche Menschen haben von Geburt an mehr dieser Drüsen, bei anderen verändern sich die Hormone, und wieder andere haben feine Haare, die schneller fettig aussehen.
Besonders betroffen sind Teenager, und das gleich doppelt. Zum einen spielt das „gute Aussehen“ in der Pubertät eine besondere Rolle, und manche Jugendliche laden ihre Unsicherheit auf Mitschüler ab: Wer viel schwitzt, sieht sich als „Puma“ gebrandmarkt, wer unter Akne leidet, heißt „Streuselkuchen“, und wer fettige Haare hat, zieht ähnlich unschöne Spitznamen auf sich. Zugleich sorgt der Hormonausstoß dieser Lebensphase für eine erhöhte Talgproduktion. Nicht nur Pickel, sondern auch fettige Haare machen den jungen Menschen zu schaffen.
Behandlung bei Fetthaar
Wer zu fettigen Haaren neigt, versucht meist, den Talg durch häufiges Haarewaschen in den Griff zu kriegen. Leider führt das meist nicht zum gewünschten Ergebnis. Je häufiger der Talg ausgewaschen wird, umso mehr produzieren die Drüsen.
Hautärzte raten deshalb dazu, auch wenn es schwer fällt, einige Tage lang die Haare nicht zu waschen, damit sich die Drüsen beruhigen.
Falsch ist es auch, abends heiß zu duschen und sich dabei die Haare zu waschen. Die Wärme aktiviert nämlich die Drüsen, die zudem in der Nacht sowieso mehr Talg ausschütten. Besser ist es, sich morgens die Haare zu waschen und das mit maximal lauwarmem Wasser.
Auch häufiges Bürsten ist nicht ratsam: Es verteilt nämlich das Fett in den Haaren, was sich auf der Kopfhaut sammelt. Babypuder und Trockenshampoo wirken hingegen effektiv: Sie nehmen nämlich den Talg auf.
Welches Shampoo bei fettigen Haaren?
Wer unter fettigem Haar leidet, sollte auf Spülungen verzichten und keine Shampoos verwenden, die Öle und Fette enthalten. Heilerde oder Lehmspülungen wirken ähnlich wie Shampoo und absorbieren zusätzlich Fett.
Wichtiger als das Shampoo ist hingegen die Methode: Sie sollten das Shampoo nicht in die Kopfhaut einmassieren, da die Massage die Drüsen inspiriert.
Die Wahl des Shampoos spielt indessen längst nicht die Rolle, die die Werbung uns suggeriert. Fettige Haare sind nämlich kein Haar- sondern ein Hautproblem. Im Fokus steht deshalb weniger die Haarpflege, sondern wie wir mit unserer Kopfhaut umgehen.
Anti-Fett-Shampoos enthalten viele Tenside und sind außerdem mild, so dass sie die Kopfhaut nicht austrocknen, was diese provozieren würde, mehr Talg zu produzieren.
Die Volksmedizin kennt Extrakte aus Kamille, Rosmarin, Schafgarbe und Schachtelhalm, um fettigen Haaren vorzubeugen. Medizinische Shampoos mit Teer helfen, wenn die fettigen Haare ein echtes Problem sind. Shampoos mit Meerestang, Brennessel oder Zinnkrautextrakt sind ebenfalls zu empfehlen. Silikone hingegen wirken rückfettend und sollten deshalb vermieden werden.
Hausmittel bei fettigen Haaren
1) Zitronensaft entfernt Talg auf der Kopfhaut.
2) Apfelessig reguliert den PH-Wert, gibt der Kopfhaut Vitamine und Mineralstoffe.
3) Schwarzer Tee und Mate enthalten Gerbsäure, die eine übermäßige Produktion von Talg eindämmt.
4) Hafer – und Maismehl saugen wie Babypuder das Fett auf.
5) Joghurt verhindert ebenfalls, dass die Kopfhaut einfettet.
6) Lehmpulver, mit Wasser zu Brei gerührt, tragen wir auf die Kopfhaut auf und lassen sie 15 Minuten einwirken. Der Brei saugt das Fett auf, und die Haut fettet weniger nach. Die Erde spülen wir mit lauwarmem Wasser aus.
Gesunde Ernährung
Wenn sie von Natur aus über mehr Talgdrüsen in der Kopfhaut verfügen, lässt sich das nicht ändern. Ist aber der Hormonpegel, Stress oder eine Mangelernährung verantwortlich für die Überproduktion an Talg, hilft eine ausgewogene Ernährung: Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.
Achtung bei Frisuren
Wer sich den Kopf rasiert, hat keine Probleme mehr mit fettigen Haaren. Ganz so radikal muss es jedoch nicht sein, kleinere Tricks helfen bereits: Kurzhaarschnitte haben den Vorteil, dass sie sich schneller waschen und föhnen lassen.
Haare toupieren vergrößert den Abstand der Haare zu Kopfhaut und damit die Distanz zum Talg. Dauerwellen und Färbungen trocknen das Haar aus. Fetthaarige haben hier sogar einen Vorteil: Während Menschen mit trockenen Haaren solche Frisuren mit Öl geschmeidig machen, erledigt der Talg das bei fettigem Haar von allein.
Gel in den Haaren oder Haarsprays machen aus der Not eine Tugend. Der Wet- oder Lacklook erscheint so gewollt.
Menschen mit fettigem Haar sollten dieses offen tragen: Zöpfe, geflochtene Haare, Pferdeschwänze und sonstige Frisuren, bei denen die Haare eng am Kopf liegen, sorgen dafür, dass diese direkt mit dem Talg in Berührung kommen.
Wer unter fettigen Haaren leidet, sollte außerdem keine eng anliegenden Mützen tragen. Erstens schwitzen die Betroffenen darunter und zweitens drücken sie das Haar auf die Kopfhaut.
Fett von außen
Bisweilen kommt das Fett nicht aus den Talgdrüsen der Kopfhaut, sondern von außen. Wir fahren uns ständig mit Fingern durch die Haare, wir sitzen in einer speckigen Küche oder wir schlafen auf einem verschwitzten Kissen. Dann gilt es, dieses Verhalten zu ändern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Conrad Hermann; Ute Trinkkeller: Dermatologie und medizinische Kosmetik: Leitfaden für die kosmetische Praxis, Springer, 2015
- Ralph M. Trüeb: Haare: Praxis der Trichologie, Springer, 2003
- NA Galewsky; NA Mayr; NA Stein: Haare und Haarboden Schweissdrüsen · Talgdrüsen, Springer, 1932
- Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik: Ein Lehrbuch für die PTA-Ausbildung und die Beratung in der Apothekenpraxis, Springer, 2008
- Martina Kerscher: Dermatokosmetik, Springer, 2009
- Mary Pfahl: Der große Hausmittel Ratgeber: 70 einfache Hausmittel gegen verschiedene Beschwerden, neobooks, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.