Hyperhidrosis palmaris bezeichnet keine exotische Palmenart, sondern Schweißhände. Die Betroffenen haben ständig feuchte Hände, und auch wenn es sich nicht um eine bedrohliche Krankheit handelt, sind die psychischen Folgen immens – und der übermäßige Handschweiß belastet auch das soziale Leben.
Inhaltsverzeichnis
Glitschhand und Stinkefuß
Starkes Schwitzen hat an den jeweiligen Regionen ganz eigene Auswirkungen. Extremer Achselschweiß und Schweißfüße führen zu einem Geruch, den andere Menschen und oft auch die Betroffenen als unangenehm empfinden.
Fußschweiß oder nasse Achseln setzen die Schwitzenden insbesondere während der Pubertät dem Gespött der Klassenkameraden aus, und schnell verbreiten sich Spitznamen wie „Axel Schweiß“ oder „Käsemauke“.
Bei starkem Handschweiß ist aber nicht der Geruch, sondern die Nässe der Grund für soziale Probleme. Schweißfüße lassen sich mit Schnürschuhen in der Öffentlichkeit verbergen, während feuchte Hände zu Situationen führen, die die Betroffenen belasten – zum Beispiel, wenn sie jemand die Hand geben, und der Andere sich danach die Hand abtrocknet.
Ein Teufelskreis
Hinzu kommt, dass feuchte Hände zu recht als Zeichen von Nervosität und Angst gelten. Denn diese Zustände führen bei Menschen mit normal arbeitenden Schweißdrüsen zu Handschweiß. Bei Menschen, die übermäßig unter feuchten Händen leiden, kann diese psychische Komponente ebenfalls eine Rolle spielen, muss es aber nicht.
Gerade sie geraten jedoch häufig in einen Teufelskreis: Wenn sie erst einmal Angst vor dem Schwitzen haben, weil sie die sozialen Konsequenzen fürchten, verstärkt dies die starke Schweißbildung noch.
Ein Tabuthema
Übermäßiger Schweiß ist ein Tabuthema. Dabei wäre Aufklärung notwendig. Während die Allgemeinheit vermehrten Achsel- und Fußschweiß oft mit mangelnder Hygiene gleichsetzt, gilt starke Schweißbildung an den Händen als Zeichen mangelnden Selbstbewusstseins.
Beides enthält eine Halbwahrheit: Auch Menschen, deren Schweißbildung normal funktioniert, riechen intensiv, wenn sie ihre Füße und Achseln nicht waschen, Socken und T-Shirts nicht wechseln.
Wer aber unter starker Schweißproduktion leidet, ob an den Händen, Achseln oder Füßen kann erst einmal nichts dafür: Die Füße stinken auch, wenn er sie wäscht und die Socken ebenso häufig wechselt wie andere, die Mitschüler halten sich auch dann die Nase zu, wenn sie morgens die Achseln wäscht, und der feuchte Händedruck bleibt auch, wenn er keine Sozialphobie hat.
Mit anderen Worten: Wer chronisch zu viel Schweiß absondert, dem nässen die Hände nicht nur unter Stress, sondern auch, wenn er sich vollkommen entspannt.
Schwitzen unter Stress
Feuchte Hände sind generell nicht abnormal, sondern eine natürliche Reaktion wie jeder Angstschweiß. Arbeiten die Schweißdrüsen normal, dann sind unsere Hände selten feucht.
Unser Körper produziert nämlich verstärkt Schweiß, wenn wir er die Information „Stress“ bekommt. Die biochemischen Ursachen dafür sind sehr komplex und noch nicht gänzlich erforscht. Ein Grund dafür liegt in dem, was traditionell heißt „das Gemüt zu kühlen“, oder „runter zu kommen“ – darum kippen wir jemand, der in Rage ist, auch einen Eimer kalten Wassers über den Kopf.
Erregung, durch Wut, Angst oder Nervosität, führt nämlich dazu, dass unser Blutkreislauf auf Hochtouren arbeitet, und der Körper erhitzt sich. Schweiß bildete sich beim Menschen mit seiner nackten Haut als körpereigenes Kühlsystem. Wir schwitzen also, um uns abzukühlen.
Ursachen für stark feuchte Hände
Die Hauptursache für chronisch feuchte Hände sind überaktive Schweißdrüsen – mindestens jeder zweite Betroffene hat eine genetische Disposition dazu, und die Schweißdrüsen arbeiten von Geburt an verstärkt.
Auslöser können aber auch emotionaler Natur sein. Auch Menschen, deren Schweißdrüsen normale arbeiten, die aber schnell „außer sich geraten“ oder überängstlich reagieren, haben häufiger Schweißhände als Menschen, die gelassener mit Stress-Situationen umgehen.
Dazu kommen spezifische Krankheiten und körperliche Auslöser: Schweres Übergewicht kann ebenso übermäßiges Schwitzen bedingen wie Kreislaufprobleme oder eine Überfunktion der Schilddrüse, Herzerkrankungen ebenso wie ein psychisches Trauma.
Bei diesen Leiden ist es wenig sinnvoll, die feuchten Hände gesondert zu behandeln, sondern an die Ursache zu gehen, insbesondere weil Herzkrankheiten und schwere Kreislauferkrankungen weit gefährlichere Auswirkungen haben als einen feuchten Händedruck.
Das Frey-Syndrom
Das Frey-Syndrom, medizinisch-umständlich als Aurikulotemporales Syndrom bezeichnet oder auch als Gustatorisches Schwitzen, kennzeichnet vor allem extremes Schwitzen im Gesicht und am Hals, kann sich aber auch an den Händen zeigen.
Die Betroffenen schwitzen, wenn sie Geschmacksreize aufnehmen, also Kuchen essen, an einem Eis lutschen oder ein Steak zerkauen.
Ursache ist eine Fehlleitung von Nervenimpulsen. Diese Impulse des Nervus facialis dienen normalerweise, dazu den Speichelfluss anzuregen – das Wasser läuft uns im Mund zusammen.
Sind diese Nerven jedoch nach einem Unfall oder einer Operation geschädigt und regenerieren sich falsch, bilden also einen Kontakt mit Nervenfasern, die den Schweißfluss auslösen, verfehlen diese ihren eigentlichen „Ansprechpartner“, nämlich die Speicheldrüse.
Der Überträgerstoff Acetylcholin bleibt der gleiche, ebenso die chemischen Impulse knüpfen jedoch jetzt an die Schweißdrüsen an. Werden Patienten Teile der Speicheldrüsen entfernt, entzündet sich die Ohr- oder Unterkieferspeicheldrüse, oder sind Nerven als Folge eines Traumas durchtrennt, „repariert“ der Körper sein Nervensystem bisweilen falsch.
Folgen im Alltag
Menschen, die zwar mehr Handschweiß absondern als der Durchschnitt, aber nicht in extremem Ausmaß, empfinden dies als lästig. Sie haben jedoch in der Regel deshalb weder psychische, noch soziale oder funktionale Probleme.
Gesellschaftliche Etikette
Starke Schweißabsonderungen schränken jedoch das soziale Leben ebenso ein wie das berufliche. Das gilt zum einen für die gesellschaftliche Etikette: Wer beim Geschäftspartner einen feuchten Händedruck hinterlässt, wer beim Büffet einen Schweißfilm auf der Suppenkelle hinterlässt, das Steuer des gemeinsam benutzten Firmenwagens „einnässt“, gerät ungewollt in Situationen, die ihm oder anderen peinlich sind.
Funktionale Probleme
Extremer Handschweiß führt zugleich zu funktionalen Problemen: Die Betroffenen haben zum Beispiel Probleme, ein Glas zu halten, oder im Sportcenter Gewichte zu stemmen. Das schadet ihnen auch im Beruf. Was nämlich anderswo nur „ein Verstoß gegen die Etikette“ ist, kann überall, wo eine trockene Hand notwendig ist, gefährlich zu werden.
Ein Dachdecker, der sich nicht am Gerüst festhalten kann, ein Zimmermann, dem der Hammer oder gar ein Waldarbeiter, dem die Axt ausrutscht: In solchen Berufen kann eine feuchte Hand zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen.
Nasse Hände behindern auch Bürotätigkeiten – zwar nicht lebensbedrohlich, aber die Arbeitsleistung leidet, und die Betroffenen sind frustriert. Mit feuchten Fingern rutsche ich auf der Laptop-Tastatur und dem Touch-Screen aus, habe beim Autofahren Probleme den Gang einzuschalten, und kann den Nass-Rasierer nicht richtig halten.
Unhygienisch
Als Verkäufer und / oder Kundenberater schadet es ebenfalls, wenn ich dem Kunden sein Produkt mit „Schweißhülle“ in die Hand drücke. Das wirkt bei Lebensmitteln unhygienisch, bei anderen Artikeln nicht verkaufsfördernd. Ob ich als Sachbearbeiter beim Bürgerbüro Schweißflecken auf einem Eilbrief hinterlasse oder in der Bank feuchte Geldscheine ausgebe – optimal ist es nicht.
Psychische Folgen
Die Probleme des Alltags führen zu psychischem Stress. Die Betroffenen fürchten sich vor den unangenehmen Situationen. Oft leiden die übermäßig Schwitzenden bereits in der Pubertät unter Spott und sozialer Ächtung.
Oft prägen sich Schlüsselerlebnisse in Form eines Traumas ein: Sei es die Tanzschule, in der sich die Traumpartnerin nach der ersehnten Damenwahl pikiert die Hände wusch oder die Clique, wo der „Kumpel“ demonstrativ die Hand weg zog, als „Glitschi“ ihm diese reichen wollte.
Im Extremfall meiden die Betroffenen alle Situationen, die peinlich werden könnten und damit alle sozialen Kontakte. Oder ihr Selbstwertgefühl sinkt.
Sexuelle Annäherung
Die sozialen Hemmungen können sich aber auch auf bestimmte Bereiche beziehen, in denen die Betroffenen negative Erfahrungen machten. Zu den ersten sexuellen Annäherungen in der Pubertät gehört das Händchen halten. Die wenigsten Jugendlichen haben in dieser frühen Phase ein ausreichendes Selbstbewusstsein, und das gilt für beide.
Wenig 14jährige, die ihr Gegenüber an sich mögen, werden auf eine feuchte Hand auf ihrem Knie reagieren, indem sie sagen „mich stört deine Hypertrichosis“ nicht und ebenso wenig Betroffene werden sagen „wenn meine Hand feucht ist, liegt das einer übermäßigen Schweißproduktion“. Wenn der Verehrte jetzt sagt „das ist nass“ und dies vielleicht gar nicht negativ meint, kann dies dazu führen, dass die Betroffene weitere Versuche, sich anzunähern unterlässt – insbesondere, wenn das nicht die erste schlechte Erfahrung ist.
Eine Gratwanderung
Wer unter Schweißhänden leidet, befindet sich auf einer Gratwanderung, die sich kaum aushalten lässt. Gehen sie selbstbewusst mit ihren Beschwerden um, unterstellen ihnen Mitmenschen vielleicht mangelnde Sensibilität für die Grenzen anderer. Wer sagt „ich habe feuchte Hände, mich stört das nicht“, hört schnell „ja dich stört das nicht, aber andere“ und wird womöglich zusätzlich wegen seiner „Rücksichtslosigkeit“ gemieden.
Wer aber zu sensibel mit den unangenehmen Situationen umgeht, sich selbst dafür noch verantwortlich macht, der entzieht sich folgerichtig aus dem normalen Alltag.
Die Reaktionen der Umwelt und auch die Reaktion der Betroffenen laufen zudem oft unausgesprochen. Feuchte Hände sind auch insofern ein Tabuthema, das kaum jemand die Betroffenen darauf anspricht. Im kleinen Kreis, unter den Vertrauten in der Firma, gegenüber dem Partner oder den Geschwistern, reden Außenstehende über die „unangenehmen Berührungen“ durch den Schwitzenden, ihm selbst sagen sie es aber nicht.
Die Betroffenen merken, dass andere sie in bestimmten Situationen meiden. Da das Thema aber nie offen diskutiert wird, wissen erstens die Außenstehenden nicht, dass XY keine „Charakterschwäche“ hat, sondern sein Organismus anders arbeitet, zweitens haben die Betroffenen so keine Chance, gemeinsam mit anderen zu überlegen, wie sie mit ihrer Beschwerde umgehen können.
Diagnose
Wer ständig feuchte Hände hat, sollte einen Arzt aufsuchen. Erkennt dieser, dass die Betroffenen nicht deshalb so viel Schweiß produzieren, weil sie durch eine bestimmte Tätigkeit ins Schwitzen kommen, dann deutet das auf eine Hyperhidrose.
Ob Sie unter einer Hyperhidrose leiden, können Sie selbst grob überprüfen. Werden ihre Hände in Stress-Situationen feucht oder auch, wenn Sie sich auf dem Sofa ausruhen. Sind ihre Handinnenflächen regelmäßig so feucht, dass es ihren Alltag behindert?
Haben Sie körperliche Krankheiten, die mit feuchten Händen in Beziehung stehen können: Herzerkrankungen, Nachwirkungen von Operationen, Kreislaufprobleme, starkes Übergewicht?
Notieren Sie sich diese, dann helfen Sie dem Arzt eine Diagnose zu stellen und die richtige Therapie zu wählen.
Behandlung
Feuchte Hände sind zwar sehr unangenehm, lassen sich aber gut in den Griff kriegen. Sind die Schweißdrüsen überaktiv, aber nicht in einem extremen Ausmaß, helfen Hausmittel.
Sie können Waschgele nutzen, die gegen fettige Haut wirken, oder die Hand mit Puder einreiben, wie es zum Beispiel Kraftsportler nutzen, bevor sie Gewichte stemmen. Oder sie können Salbeitee trinken, denn der wirkt generell gegen übermäßigen Schweißfluss.
Sie können auch Salben wie Odaban nutzen, die helfen gegen übermäßigen Schweißfluss, und sie können ihre Hände kalt halten, Kälte trocknet die Haut.
Sport hilft
Sport hilft in aller Regel ebenfalls. Besonders Menschen, deren feuchte Hände am Übergewicht liegen, sollten sich körperlich betätigen und bewegen. Der Wirkungskomplex zwischen Übergewicht, hohem Blutdruck, Herzschwäche und übermäßigem Schwitzen lässt sich auf ein Normalmaß zurück bringen. Das gilt selbst für Patienten, deren Schweißfluss zugleich genetisch verankert ist: Die kommen zwar nicht auf ein „Normalmaß“ zurück, wenn sie ihr Gewicht reduzieren und ihren Körper arbeiten lassen, lindern aber die Symptome erheblich.
Halten Sie den Sport und die gesunde Ernährung konsequent durch, dann stellen für viele von ihnen die feuchten Hände nach einiger Zeit kein größeres Problem mehr da als fettende Haare oder die Unverträglichkeit bestimmter Speisen. Aus Beschwerden, die den Alltag, Beruf und das soziale Leben einschränken, wird so ein kleiner Makel, der sich mit Umsicht beheben lässt: So wie der „Stinkefuß“ seine Füße und Schuhe mit Fußspray in Schach hält, trocknet Salbe, Waschgel und Puder die feuchte Hand.
Praktische Maßnahmen
In leichten Fällen mindern einfache Maßnahmen die Beschwerden erheblich:
1) Lüften Sie regelmäßig ihre Wohnung und setzen Sie ihre Hände so oft wie möglich frischer kalter Luft aus.
2) Reduzieren Sie ihr Übergewicht.
3) Nehmen Sie weniger Schweiß treibende Nahrungsmittel und Gewürze zu sich. Dazu gehört schwarzer Pfeffer ebenso wie Chilli oder Ingwer.
Botox – Die Nervenlähmung
Wer unter extrem feuchten Händen leidet, bei dem ist das Nervengift Botox eine Möglichkeit. Doch Vorsicht: Es handelt sich um einen erheblichen Eingriff, denn Botox lähmt die Muskeln und beeinträchtigt die Beweglichkeit der Hand. Geht es nur um gesellschaftliche Etikette, sollten Sie diese Methode auf keinen Fall wählen.
Die Behandlung ist außerdem sehr teuer: Sie müssen sich alle sechs Monate erneut Botox spritzen lassen und dafür jedesmal 500 bis 100 Euro ausgeben, denn eine Botox-Therapie bezahlt die Krankenkasse nur bei übermäßigem Achselschweiß.
Aluminiumsalz
Aluminiumsalz verbindet sich mit Keratin und schließt so die Schweißdrüsen in den Poren. Je höher die Konzentration an Aluminiumsalz ist, umso tiefer dringt es in die Haut ein. Anti-Schweißmittel mit Aluminiumsalzen lassen sich deshalb gut dosieren – je nach Ausmaß der Schweißproduktion.
Deo?
Manche Betroffene greifen in ihrer Verzweiflung zu Deosprays, Parfüm oder Aftershave. Das ist aber keine Lösung: Wenn Sie nämlich Deo auf die schwitzenden Hände sprühen, sie mit Parfüm oder Aftershave einreiben, überdecken Sie nur den Schweißgeruch, nicht aber den Schweißfluss – und das Problem bei feuchten Händen ist nicht der Geruch, sondern die Nässe. Mit Deos bearbeitete Stellen schwitzen zwar weniger, dafür wird der Schweiß an anderen Stellen um so mehr abgesondert.
Strom-Therapie
Bei der Stromtherapie halten Sie die Hände in Wasser, und durch das Wasser fließt ein schwacher elektrischer Strom. Warum diese Therapie wirkt, ist noch unbekannt. Die Forschung vermutet aber, dass die elektrische Stimulation die Reizschwelle erhöht, die den Impuls Schwitzen auslöst.
Sympathektomie
Der umständliche Name leitet sich vom Sympathikus-Nerv ab. Dieser gehört zum vegetativen Nervensystem und von ihm gehen Nervenäste unter die Haut und steuern die Schweißproduktion. Bei der Operation entfernt der Arzt rechts und links neben der Wirbelsäule einen Teil des Nerves. Ohne Nervenäste, die zu den Händen führen, gibt es keine Impulse und ohne Impulse fließt kein Schweiß.
Der Nachteil ist das kompensatorische Schwitzen. Die Schweißproduktion als solche nimmt nämlich nicht ab, und statt an den Händen schwitzen die Betroffenen jetzt aber am Rücken oder Bauch.
Trotzdem empfinden die meisten Patienten das Ergebnis als Erleichterung – sie leiden unter den funktionalen, sozialen und psychischen Folgen feuchter Hände. Ein nasser Rücken lässt sich hingegen bedecken und schränkt auch nicht das Greifen ein.
Bei extrem feuchten Händen zahlt die Krankenkasse meist die Operation. Die Betroffenen und Ärzte müssen das aber gut begründen. Bei psychischen Problemen muss also ein anerkannter Psychotherapeut oder Psychiater bestätigen, dass die Beschwerden massive psychische Leiden verursachen; bei funktionalen Problemen müssen Ärzte diese konkret belegen.
Prävention
Übermäßiges Schwitzen wegen außerordentlich produzierender Schweißdrüsen ist zwar oft nicht psychisch bedingt, doch die Probleme im Alltag lassen sich durch psychisches Training mindern.
Mentales Training von „Schweiß treibenden Situationen“ ist noch nicht umfassend erforscht. Erkenntnisse der Neurowissenschaften versprechen aber gute Erfolge dabei, solche Selbstsuggestionen anzuwenden.
Unser Gehirn und unsere Nerven reagieren nämlich auf „reale“ Informationen ebenso wie auf suggestive: Der Körper kennt den Unterschied nicht. Selbst Traumatisierungen können durch Hören-Sagen ausgelöst werden, und psychischer Schmerz dockt an den gleichen Rezeptoren an wie körperlicher.
Das Potenzial, feuchte Hände mittels Selbstsuggestionen zu „trocknen“ ist also groß. Auch, wer Schweiß im Übermaß produziert, reagiert nämlich auf Kälte. Sich also im Wortsinne einzubilden, dass ein kalter Wind die Hände trocknet, könnte dazu führen, dass sie wirklich trocknen.
Atemübungen, also in „Schwitzsituationen“ tief in den Bauch zu atmen und aktiv auszuatmen, können ebenfalls die Beschwerden lindern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik: Ein Lehrbuch für die PTA-Ausbildung und die Beratung in der Apothekenpraxis, Springer, 2008
- Toni Brammson: Hyperhidrose: Übermäßiges, grundloses Schwitzen und was dagegen helfen kann, FastBook Publishing, 2010
- Matthias Goebeler; Henning Hamm: Basiswissen Dermatologie, Springer, 2017
- Masato Asahina; Anupama Poudel; Shigeki Hirano:"Sweating on the palm and sole: physiological and clinical relevance", in: Clinical Autonomic Research, Volume 25 Issue 3, 2015, Springer Link
- Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen - Anwendung - Therapie, Thieme, 2014
- Falk G. Bechara: "Hilfe gegen Schweißhände", in: MMW - Fortschritte der Medizin, Volume 152 Issue 34-35, 2010, Springer Link
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.