Flankenschmerzen können zum Beispiel auf Beeinträchtigungen des Muskel-Skelett-Systems zurückgehen aber auch ein Hinweis auf Erkrankungen der inneren Organe – insbesondere der Nieren – sein. Als „Flanke“ wird in der Regel der Bereich zwischen Brust und Becken an der Körperseite und Rückseite bezeichnet – wo zum Beispiel nach starker körperlicher Verausgabung das „Seitenstechen“ auftritt. Insbesondere wenn im Zusammenhang mit den Flankenschmerzen weitere Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Schüttelfrost oder eine Hämaturie (Blut im Urin) auftreten, sollte dringend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Inhaltsverzeichnis
Wo liegen die Flanken?
Als Flanken werden die beiden Rumpfseiten des Körpers bezeichnet, die sich von der Bauchnabelregion bis zu den Lendenwirbeln erstrecken. Dabei sind die Flanken nicht durch Skelettknochen geschützt, sondern stellen einen durch Haut, Muskeln und Bindegewebe geprägten Bereich dar, der nach oben hin durch den Rippenbogen, nach unten hin durch Leisten und Hüfte begrenzt wird.
Verbindungen
Anatomisch befinden sich in dem genannten Bereich äußerlich die letzten, sogenannten „freien“ Rippen und einige Muskeln. In der Schicht darunter treten Nerven aus und in der Tiefe, an der Innenseite der Wirbelsäule, setzt der Hüftbeugemuskel, der Musculus Iliopsoas, an. Etwas weiter vorne befindet sich jeweils rechts der aufsteigende und links der absteigende Teil des Dickdarmes. Noch weiter in der Tiefe liegen die Nieren. Alle diese Gewebestrukturen können Schädigungen beziehungsweise Erkrankungen aufweisen, die mit Flankenschmerzen einhergehen.
Ursachen
Das Spektrum der möglichen Ursachen für Flankenschmerzen ist äußerst breit gefächert und reicht von Muskelbeschwerden, über Erkrankungen innerer Organe (zum Beispiel Nieren und Milz) bis hin zu einer akut lebensbedrohlichen Aortendissektion (Schädigung der Wandschichten in einer Hauptschlagader) oder einer Aortenruptur (Riss der Hauptschlagader). Auch eine Infektion mit Herpes Zoster (Gürtelrose) oder ein Gewebebruch im sogenannten Raum von Grynfeltt, einem kleinen Muskel-umrahmten Zwischenraum unterhalb der 12. (letzten) Rippe können Ursache der Flankenschmerzen sein.
Erkrankungen der Nieren und anderer innerer Organe
Flankenschmerzen sind ein typisches Begleitsymptom bei zahlreichen Nierenerkrankungen. Eigentlich müsste in diesen Fällen der Begriff Nierenschmerzen Anwendung finden, doch aufgrund der Lage der Nieren im Flankenbereich rechts und links vor der Wirbelsäule ungefähr zwischen dem 11./12. Brustwirbel und dem 3./4. Lendenwirbel, werden die Beschwerden von den Betroffenen in der Regel als Flankenschmerzen wahrgenommen und bezeichnet. Mögliche Ursachen der Nierenschmerzen können zum Beispiel Nierenentzündungen, Nierenbeckenentzündungen, Nierensteine, Zystennieren, ein Harnstau oder Harnrückfluss, eine Nierenvenenthrombose, eine Urogenitaltuberkulose, eine Wanderniere oder auch eine Nierenkrebs-Erkrankungen sein. Sowohl die Intensität der Schmerzen als auch die möglichen Begleitsymptome können sich bei den verschiedenen Nierenerkrankungen deutlich unterscheiden. So sind beispielsweise bei Nierensteinen beziehungsweise Harnsteinen oftmals akute Nierenkoliken mit heftigen krampfartig auftretenden Schmerzen in der Flanke, dem Rücken und der Leistengegend zu beobachten. Auch Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können hier Bestandteil des Beschwerdebildes sein.
Nierenbeckenentzündungen sind indes häufig durch anhaltende Schmerzen und Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen gekennzeichnet. Eine chronische Nierenbeckenentzündung begleiten oftmals eher unspezifische Beschwerden wie Konzentrationsschwächen, chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Warnsignale für ein ernsthafteres Nierenleiden sind neben den Flankenschmerzen, Blutrückstände im Urin (Hämaturie), eine Proteinurie (Vermehrte Eiweißausscheidung mit dem Urin) und ein deutlicher Rückgang der Urinproduktion. Generell sollte bei Verdacht auf eine Nierenerkrankung möglichst zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Ein sogenanntes Nierentrauma ist ebenfalls als mögliche Ursache der Flankenschmerzen in Betracht zu ziehen, wobei den Betroffenen der Zusammenhang in der Regel jedoch klar ist, da den Beschwerden eine heftige äußere Gewalteinwirkung zum Beispiel bei einem Sturz oder Verkehrsunfall vorausgegangen ist. Die Verletzung der Nieren geht hier meist mit deutlich sichtbaren Hämatomen (Blutergüsse) einher. Wird bei einer solchen äußeren Gewalteinwirkung die Milz (Milzruptur) geschädigt, ist dies gleichermaßen mit starken Schmerzen in den Flankenregionen verbunden.
Nicht selten sind Erkrankungen der ableitenden Harnwege Auslöser der Beschwerden. Insbesondere eine akut verlaufende Blasenentzündung (Zystitis) ist hier als mögliche Ursache der Beschwerden in Betracht zu ziehen. Sie geht in der Regel mit deutlich wahrnehmbaren Beschwerden beim Wasserlassen (zum Beispiel Schmerzen und Brennen, vermehrter Harndrang bei geringer Urinabgabe) und eventuell mit weiteren Symptomen wie Unterleibsschmerzen, Inkontinenz oder einer Hämaturie einher
Flankenschmerzen können auch als ausstrahlende Schmerzen im Zusammenhang mit Erkrankungen der Leber, Galle oder der Bauchspeicheldrüse auftreten, sind hier jedoch eher ein unspezifisches Begleitsymptom.
Muskelbeschwerden und eingeklemmte Nerven
Als mögliche muskuläre Ursache sind neben dem bereits erwähnten Gewebebruch im Raum von Grynfeltt auch Verhärtungen des Hüftbeugemuskels in Betracht zu ziehen. Da der Hüftbeugemuskel eng mit den Ausläufern des Zwerchfells an der Wirbelsäule verwoben ist, könne sich hier Spannungen oder Bewegungseinschränkungen gegenseitig stark beeinflussen. Bei Beeinträchtigungen des Hüftbeugemuskels sind daher neben Flankenschmerz oftmals auch Rückenschmerzen und Hüftschmerzen zu beobachten. Andersherum können Beschwerden im Rückenbereich auch in die Flanke ausstrahlen.
Wird ein Nerv eingeklemmt, führt dies zu Beschwerden in dem versorgten Bereich. Die Nervenbahnen der Flankenregion verlaufen zwischen den schrägen Bauchmuskeln und können bei starker Anspannung beziehungsweise Verspannungen der Bauchmuskeln abgedrückt werden, was entsprechende Schmerzen in der Flanke mit sich bringt. Chiropraktische Erklärungsmodelle gehen darüber hinaus teilweise von einer Bewegungseinschränkung der 11. oder 12. Rippe als Ursache der Flankenschmerzen aus, was sich durch ein Einrenken der betroffenen Rippe wieder bessern soll. An der 12. Rippe setzt ein Muskel an, der bis zum Beckenkamm führt – der Musculus Quadratus lumborum. Auch dieser kann verspannt sein und entsprechende Beschwerden im Flankenbereich verursachen.
Denkbar ist bei diesem Phänomen auch, dass es Verhärtungen im Hüftbeugemuskel gibt, die zu sogenannten Triggerpunkten führen. Dies sind Punkte, deren pH- Wert nicht in Ordnung und eine schmerzauslösende körpereigene Substanz erhöht ist. Die Ärztin des ehemaligen us- amerikanischen Präsidenten Kennedy hatte diese mit einem Kollegen gefunden und erfolgreich mit starkem Druck, Eisspray oder lokalen Injektionen von Betäubungsmitteln behandelt. Da der Hüftbeugemuskel eng mit den Ausläufern des Zwerchfells an der Wirbelsäule verwoben ist, könne sich hier Spannungen oder Bewegungseinschränkungen gegenseitig stark beeinflussen.
Ein anderer Auslöser können abgedrückte Nerven in der Flankenregion sein. Sie verlaufen zwischen den schrägen Bauchmuskeln und können bei starker Anspannung letzterer wohl abgeklemmt werden. Angenommen wird, dass sie eventuell vorher schon an der Wirbelsäule durch einen Bandscheibenvorfall oder eine – vorwölbung gereizt werden. Wenn strukturelle Ursachen, vor allem der Nieren, als Schmerzverursacher in der Flankenregion ausgeschlossen wurden, kann die reine Beweglichkeit eingeschränkt sein. In der Osteopathie sieht man die Gleitflächen der Organe untereinander wie Gelenke an. Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, kann es zu Beschwerden kommen. Chiropraktische Erklärungsmodelle gehen teilweise von einer Bewegungseinschränkung der 11. oder 12. Rippe aus, was sich durch ein Einrenken der betroffenen Rippe wieder bessern soll. An der 12. Rippe setzt ein Muskel an, der bis zum Beckenkamm führt- der M. Quadratus lumborum. Auch er kann verspannt sein und Beschwerden verursachen.
Aortendissektion
Zu den besonders gravierenden möglichen Ursachen zählen Aortendissektionen, die mit einer Durchblutungsstörungen des Darmes und/oder der Nieren einhergehen. Plötzlich einsetzende, heftige Bauchschmerzen sind hier meist ebenfalls Teil des Beschwerdebildes. Bei Aortendissektionen mit inneren Blutungen kann der Blutverlust zu Kreislauf-Symptomen wie einem beschleunigten Puls, einem Abfallen des Blutdrucks und Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht führen. Eine Aortendissektion ist ein potenziell lebensbedrohliches Ereignis, das dringend ärztlich versorgt werden sollte, glücklicherweise jedoch nur sehr selten Auslöser der Schmerzen ist.
Gürtelrose
Eine spezielle Form der Flankenschmerzen ist im Zusammenhang mit der sogenannten Gürtelrose zu beobachten, welche auf die Reaktivierung einer Herpes-Zoster-Infektion zurückgeht. Das Varizella-Zoster-Virus löst bei einer Erstinfektion Windpocken aus, schlummert anschließend jedoch im Organismus und kann sich unter bestimmten Bedingungen erneut vermehren, was zu einem schmerzhaften rötlichen Juckender Hautausschlag im Flankenbereich führt. Die befallene Haut ist mit Bläschen überzogen. Die Schmerzen werden hier jedoch eher oberflächlich wahrgenommen.
Einseitiger Flankenschmerz
Einseitige Flankenschmerzen können auf einen Nierentumor oder Nierenkrebs, einen Nierenabszess, eine Nierenvenenthrombose oder einen Niereninfarkt hinweisen.
Diagnosestellung
Nach einer ausführlichen Befragung der Patienten zu den auftretenden Beschwerden erfolgt in der Regel zunächst eine routinemäßige Überprüfung auf mögliche Erkrankungen der inneren Organe beziehungsweise insbesondere Erkrankungen der Nieren. Hierzu dient die Untersuchung einer Urinprobe und gegebenenfalls einer Blutprobe im Labor. Besteht der Verdacht auf ein Organleiden, folgen Ultraschalluntersuchungen und bei Bedarf kommen weitere bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchungen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe lassen sich auch mögliche Aortendissektionen erkennen. Sind keine Erkrankungen der inneren Organe oder Aortaschädigungen feststellbar, konzentrieren sich die weiteren Untersuchungen auf mögliche Beeinträchtigungen der Muskulatur und Nerven. Auch eine Überprüfung der Wirbelsäulenstruktur kann hier sinnvoll sein, da mitunter ein Zusammenhang mit den Flankenschmerzen besteht.
Therapie bei Flankenschmerzen
Liegt den Beschwerden in der Flanke eine Erkrankung der Nieren oder anderer innerer Organe zugrunde, ist in der Regel ein bestimmtes Maßnahmenbündel definiert, mit dem eine Therapie erfolgt. Beispielweise sieht eine Nierenbeckenentzündung meist eine Versorgung mit Antibiotika vor. Harnleitersteine werden entweder mittels Medikamenten oder mit Hilfe spezieller Techniken zur Zerkleinerung der Harnsteine (zum Beispiel Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie oder auch Einbringung eines Endoskops mit anschließender Steinzerkleinerung durch Stoßwellen oder Laser) beseitigt. Anschließend wird den Betroffenen eine sogenannte Harnleiterschiene eingesetzt, um die Harnleiter zu weiten und die Ausscheidung der zerkleinerten Harnsteine zu erleichtern. Nierenkrebs bedarf einer operativen Beseitigung des Tumors oder gegebenenfalls der gesamten Niere (Nephrektomie). Eine operative Entfernung des Organs kann auch bei einer Zystenniere erforderlich werden. Verfügen die Patienten über keine funktionsfähige Niere mehr, ist eine Dialyse (Blutwäsche) unerlässlich zumindest solange keine Spenderniere zur Verfügung steht beziehungsweise keine Nierentransplantation durchgeführt werden kann. Bei einem Harnstau ist neben der erforderlichen Beseitigung des Abflusshindernisses unter Umständen auch eine Ableitung des angestauten Harns (Nephrostomie) notwendig.
Eine Aortendissektion bedarf umgehend einer engmaschigen medizinischen Kontrolle und gegebenenfalls einer Notfalloperation. Schmerzmittel sollen die Beschwerden der Patienten lindern und blutdrucksenkende Arzneien das Risiko einer Aortenruptur minimieren. Letztendlich führt langfristig meist jedoch kein Weg an einer Operation vorbei. Im Rahmen des Eingriffs wird entweder die Schädigung der Gefäßwand behoben oder es erfolgt ein Ersatz des betroffenen Aorta-Abschnitts durch eine Prothese aus künstlichem Gewebe.
Ist eine Gürtelrose Ursache, kommen spezielle antivirale Arzneien (Virostatika) zur Anwendung, die als Tabletten über sieben Tage eingenommen werden,. Allerdings zeigen diese nicht immer die gewünschte Wirkung, so dass gegebenenfalls auf eine intravenöse Verabreichung umgestellt wird. Eine begleitende Verordnung von Schmerzmitteln ist nicht selten ebenfalls Bestandteil der Therapie. Auch kann Vitamin B als Nervenvitamin zusätzlich eingesetzt werden.
Liegen den Flankenschmerzen Beeinträchtigungen des Muskel-Skelett-Systems zugrunde, kommen meist Massagen und Physiotherapie zur Anwendung. Manuelle Behandlungsmethoden wie beispielsweise die Osteopathie oder das Rolfing bieten hier ebenfalls vielversprechende therapeutische Ansätze, um den Schmerzen in der Flanke entgegenzuwirken. Auch kann die Akupunktur häufig zur Linderung der Beschwerden beitragen, insbesondere wenn ein Zusammenhang mit Beeinträchtigungen der Wirbelsäulenstrukturen und der umgebenden Muskulatur besteht. Aus dem Bereich der Naturheilkunde ist zudem die positive Wirkung warmer Kompressen, beispielsweise in Form sogenannter Ingwer-Kompressen, bei muskelbedingten Flankenschmerzen bekannt.
Letztendlich muss die Therapie gezielt auf die jeweiligen Ursachen der Schmerzen in der Seite abgestimmt werden, weshalb der präzisen Diagnosestellung bei der Behandlung eine besondere Bedeutung zukommt und sich im Zweifelsfall durchaus die Einholung einer zweiten ärztlichen Meinung lohnt. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bernhard Hellmich: Fallbuch Innere Medizin, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2017
- Elvira Bierbach: Naturheilpraxis heute - Lehrbuch und Atlas, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 5. Auflage, 2013
- Rudolf Schweitzer: Urologie mit Andrologie, Die Heilpraktiker-Akademie, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, München, 1. Auflage, 2012
Wichtiger Hinweis:
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