Ödeme in den Beinen
Mit Flüssigkeit im Bein sind Ödeme gemeint. Dies sind Schwellungen, die verschiedenartige Ursachen haben können. Die Ödeme sind, wenn sie nur hin und wieder auftreten und von alleine wieder vergehen, meist harmlos. Regelmäßige Schwellungen, die mit Schmerzen verbunden sind, müssen unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Ebenso gehören plötzlich auftretende Flüssigkeitsansammlungen, eventuell verbunden mit Hitze, Rötung und Missempfindungen sofort in ärztliche Behandlung. Kommen atemabhängige Schmerzen, Kreislaufprobleme und Luftnot hinzu, muss der Notarzt gerufen werden.
Inhaltsverzeichnis
Ödeme in den Beinen – Ursachen
Ödeme entstehen, wenn Flüssigkeit in das Gewebe austritt. Normalerweise halten die Gefäße – sowohl Venen, Arterien als auch Lymphgefäße – ihre Flüssigkeit zurück. Dies ist durch bestimmte Druckverhältnisse gewährleistet. Ändern sich die Druckverhältnisse, werden die Gefäße durchlässig oder fehlen Eiweiße, kann dies für das Auftreten von Flüssigkeit in den Beinen oder an anderen Stellen des Körpers verantwortlich sein. Mechanische Abflussbehinderungen, Traumata (zum Beispiel nach Operationen) allergische Reaktionen oder Infektionen können ebenso zu Schwellungen führen.
Aber auch langes Sitzen oder Stehen, vor allem im Sommer, bei einer längeren Bus- oder Flugreise, kommt als Ursache in Frage. Das Blut sackt ab, Flüssigkeit wird ins Gewebe abgesondert und die Folge sind geschwollene Beine. Diese Schwellungen sind jedoch meist schnell wieder verschwunden.
Hormonell bedingt
Das Hormon Östrogen bindet Wasser im Körper. Der Gegenspieler, das Progesteron, scheidet Flüssigkeit aus. Sind diese Beiden nicht im Gleichgewicht beziehungsweise bekommt Östrogen die Oberhand, so kann sich Flüssigkeit in den Beinen, aber auch in Händen, Bauch und Gesicht ansammeln. Dies tritt vor allem in den Wechseljahren oder auch in den Tagen vor der Periode auf. Bei Schwangeren kommt dann noch der Druck im Bauchraum hinzu, wodurch viele werdende Mamas dicke Beine bekommen.
Infektionen, Verletzungen
Bei Infektionen und Verletzungen erhöht sich durch die dabei anwesenden Entzündungsmediatoren, wie zum Beispiel Histamin oder Prostaglandin, die Durchlässigkeit der kleinsten Gefäße, der sogenannten Kapillaren, wodurch Flüssigkeit ins Gewebe austreten kann, was Schwellungen verursacht.
Herzinsuffizienz
Bei einer Herzinsuffizienz arbeitet das Herz nicht mehr richtig. Die Pumpleistung ist vermindert, das Blut staut sich vor dem Herzen zurück, wodurch der Druck auf die Venen zunimmt, was wiederum ein Abpressen von Flüssigkeit hervorruft. Die Betroffenen haben tagsüber dicke Beine. Im Anfangsstadium der Erkrankung gehen die Schwellungen in Ruhe, über Nacht, wieder zurück. Das Wasser wird ausgeschieden – die Betroffenen müssen in der Nacht häufig zur Toilette. In fortgeschrittenen Stadien jedoch bleiben die Schwellungen dauerhaft bestehen.
Venenerkrankungen
Krampfadern, in der Fachsprache Varizen genannt, sind Venenerkrankungen, die gehäuft auftreten. Frauen leiden aufgrund von Schwangerschaft und Bindegewebsschwäche wesentlich häufiger darunter als Männer. Krampfadern sind geschlängelte und erweiterte Venen, die vor allem in den Beinen auftreten. Die Venen dehnen sich aufgrund einer Venenwandschwäche und/ oder einer Venenklappeninsuffizienz (die Venenklappen schließen nicht mehr richtig). Verstärkt wird die Erkrankung durch langes Sitzen oder Stehen.
Häufig bestehen die Krampfadern schon über längere Zeit hinweg ohne jegliche Symptome, bis die typischen Beschwerden wie Spannungs- und Schweregefühl und Schwellungen auftreten. Unbehandelt besteht die Gefahr einer Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlicher Venen) oder einer chronisch venösen Insuffizienz (= chronische Abflussbehinderung der Beinvenen).
Durch Änderung der Lebensweise kann das Fortschreiten in der Regel so minimiert werden, dass keine invasiven Maßnahmen nötig werden. Die Betroffenen sollten bestehendes Übergewicht abbauen. Alkohol und Rauchen sind kontraindiziert. Um einer Verstopfung entgegenzuwirken, sind vollwertige Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung wichtig.
Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlicher Venen)
Die Thrombophlebitis ist eine Erkrankung, die unbedingt in die Hand eines Arztes gehört. Dabei bildet sich ein Blutgerinnsel in einer oberflächlichen Vene, meist aufgrund bestehender Krampfadern. Diese Entzündung kann sich aber auch in gesunden Venen als Folge eines Traumas oder nach einer Injektion entwickeln. Rötung, Schmerzen und Flüssigkeit im Bein gehören zu den typischen Beschwerden.
Lymphödem
Bei einem Lymphödem sammelt sich eiweißreiche Flüssigkeit im Bein, die ins Stocken geraden ist. Der Entstehungsmechanismus ist Folgender: Wenn der Lymphabfluss behindert ist, staut sich die Lymphe vor dem Hindernis. Daraufhin entsteht eine Schwellung. Im ersten Stadium ist diese weich, eindrückbar und verschwindet meist durch Hochlagern der Beine. Im zweiten Stadium vermehrt sich das Beingewebe, das sich zudem immer mehr verhärtet. Das Gewebe ist nicht mehr eindrückbar und das Hochlegen bringt keine Erleichterung. Im dritten Stadium nimmt das Volumen stark zu und die Haut verdickt immer mehr, so dass gewaltige Ödeme entstehen können. Ursachen für Lymphödeme sind eine angeborene Minderentwicklung der Lymphgefäße, Entzündungen, Tumore, Operationen und Bestrahlungen.
Naturheilkundliche Therapien
Die bestehenden Erkrankungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, jedoch können die Beschwerden gelindert und ein Fortschreiten verzögert oder gar gestoppt werden.
In manchen naturheilkundlichen Praxen wird die Blutegeltherapie angewandt. Dies ist ein sanfter Aderlass, der zu einer Entstauung führt und den Blut- und Lymphfluss anregt.
Eine Enzymtherapie ist eine weitere Möglichkeit, den Ödemen zu Leibe zu rücken. Enzyme, zum Beispiel enthalten in Ananas und Papaya, werden hochdosiert verordnet. Über die Ernährung kann die benötigte Menge nicht zugeführt werden, sondern dies muss über geeignete Enzympräparate erfolgen.
Die Fußreflexzonentherapie, die den gesamten Körper behandelt und ins Gleichgewicht bringen kann, hat auch hier seine Daseinsberechtigung. Bei Lymphödemen werden Reflexzonen der betroffenen Lymphgebiete an den Füßen behandelt. Bei Krampfadern jedoch ist Vorsicht geboten. Sind diese stark ausgeprägt, ist von einer Fußreflexzonentherapie abzusehen.
Schüssler Salze wie Nr. 1 Calcium fluoratum, Nr. 4 Kalium chloratum, Nr. 8 Natrium chloratum und das Ergänzungsmittel Nr. 22 Calcium carbonicum helfen dabei, die Flüssigkeit im Bein zu reduzieren. Einzelmittel aus der Homöopathie werden ebenfalls verordnet, müssen allerdings individuell auf die Betroffenen abgestimmt werden. Hier kommen konstitutionelle Mittel wie Acidum fluoricum, Arnika, Calcium carbonicum, Lachesis, Graphites, Ledum, Apis und noch Viele mehr in Frage.
In der Phytotherapie zeigen folgende Pflanzen Wirkung gegen die Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen. Steinklee, Rosskastanie, Mäusedorn und Zaubernuss. Auch Salben, die lymphanregende und antientzündliche Substanzen wie zum Beispiel Sonnenhut, Bärlapp, Kermesbeere, Ringelblume und/oder Schöllkraut enthalten, helfen, wenn diese regelmäßig aufgetragen werden.
In der Traditionell Chinesischen Medizin werden regelmäßig bestimmte Akupunkturpunkte genadelt, um gegen die Flüssigkeit im Bein anzugehen.
Lymphdrainage
Sowohl in der Schulmedizin, als auch in der Naturheilkunde ist bei Lymphödemen die Lymphdrainage das Mittel der Wahl, um Flüssigkeitsansammlungen im Bein zu reduzieren. Dies ist eine besondere Massageform, bei der mit sanftem Druck versucht wird, die Lymphe zum Abfließen zu bringen. Danach wird das betroffene Gebiet mit speziellen Bandagen gewickelt und bis zur nächsten Lymphdrainage werden angepasste Kompressionsstrümpfe getragen. Das Ganze kann noch mit geeigneten Lymphsalben unterstützt werden.
Sonstige Tipps
Heiße Anwendungen sind in jedem Falle kontraindiziert. Kalte Auflagen jedoch sind zu empfehlen. Kompressen, getränkt mit einer Beinwell – und/ oder Hamamelislösung, schaffen vor allem bei Flüssigkeitsansammlungen bedingt durch Venenerkrankungen Erleichterung. Hier helfen auch Unterschenkelgüsse und Wassertreten.
Die Ernährung sollte ballaststoffreich sein und wenig tierisches Eiweiß und Zucker enthalten. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten. Gerade bei Venenerkrankungen und bei Lymphödemen ersten Grades ist ein häufiges Hochlegen der Beine zu empfehlen. Je nach Ausmaß der Ödeme, ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen anzuraten, jedoch stets unter fachmännischer Kontrolle. Regelmäßige, moderate Bewegung ist wichtig, sowohl für den Blut – als auch den Lymphfluss. Wer immer wieder mit Flüssigkeit in den Gliedmaßen zu tun hat, sollte dies abklären lassen. Ursachen müssen entdeckt und behandelt werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ulrich Herpertz: Ödeme und Lymphdrainage: Diagnose und Therapie von Ödemkrankheiten ; mit 36 Tabellen, Schattauer, 2010
- Gerd Herold: Innere Medizin 2019, Herold, 2018
- Kerstin Protz; Joachim Dissemond; Knut Kröger: Kompressionstherapie, Springer, 2016
- Wolfgang Gerok; Christoph Huber; Thomas Meinertz; Henning Zeidler: Die Innere Medizin: Referenzwerk für den Facharzt, Schattauer, 2007
- Kerstin Protz; Jan Hinnerk Timm: Moderne Wundversorgung: Praxiswissen, Standards und Dokumentation, Elsevier Health Sciences, 2019
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.