Viele Menschen leiden hin und wieder unter Gallenschmerzen. Sowohl die Gallenblase als auch der Gallengang sind äußerst empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, daher können schon kleinste Veränderungen starke Schmerzen auslösen. Oft werden die Beschwerden durch einen verminderten Gallenfluss infolge eines Steinleidens verursacht, ebenso kann z.B. eine Entzündung der Gallenblase vorliegen. Auch körperlicher und psychischer Stress kann für die Beschwerden verantwortlich sein und dazu führen, dass einem sprichwörtlich „die Galle hoch kommt“.
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Um die Ursache für die Gallenschmerzen herauszufinden, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann mithilfe einer genauen Untersuchung, Labortests und bildgebenden Verfahren (wie z.B. Ultraschall) genau klären, ob tatsächlich eine Gallenerkrankung vorliegt. Der Besuch beim Arzt ist sehr wichtig, denn wird z.B. eine Gallenblasenentzündung nicht rechtzeitig behandelt, können schwerwiegende Komplikationen wie z.B. ein Leberabszess oder ein Darmverschluss auftreten.
Gallenschmerzen Definition und Symptomatik
Mit dem Begriff „Galle“ wird umgangssprachlich häufig sowohl die Gallenblase als auch die darin enthaltene Gallenflüssigkeit bezeichnet. Doch das ist nicht ganz richtig, denn zu dem „System Galle“ zählen obendrein zahlreiche Gallengänge, die teilweise fein verästelt innerhalb der Leber zur Gallenblase hin und von dort aus als Lebergallengang aus der Leber wieder hinausführen. Gemeinsam mit dem Haupt- bzw. Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse mündet dieser schließlich in der Papille des Zwölffingerdarms („Duodenum“), welcher das Verbindungsstück zwischen dem Magen und dem Leerdarm bildet.
Die birnenförmige Gallenblase befindet sich an der Unterseite der Leber und stellt – wie z.B. auch die Lunge und Gebärmutter – ein so genanntes „Hohlorgan“ dar. Die Aufgabe der Gallenblase besteht darin, die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit zu speichern, einzudicken und bei Bedarf über die Gallengänge in den Zwölffingerdarm abzugeben. Das zwischen den Mahlzeiten entstandene Sekret dient zum einen durch seine fettlöslichen Bestandteile der Fettverdauung. Neben dem unterstützt die Galle die Ausleitung von fettlöslichen Abbauprodukten aus der Leber, indem diese mit der Flüssigkeit in den Darm gelangen und ausgeschieden werden („Stuhlgang der Leber“).
Bei der Gallenblase und den Gallengängen handelt es sich um sehr empfindliche Strukturen, weshalb es bereits durch kleinste Veränderungen zu Beschwerden in diesem Bereich kommen kann. Wird der Fluss der Gallenflüssigkeit z.B. durch Gallensteine blockiert, kann dies massivste Oberbauchschmerzen sowie eine Reihe weiterer unangenehmer Folgen wie z.B. Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen verursachen. Es lässt sich jedoch nicht immer eine organische Ursache für die Gallenschmerzen ausmachen. Stattdessen kann es sich auch um eine funktionelle Störung der Gallenblase und Gallenwege handeln. Diese ruft zwar ähnliche bzw. gleiche Symptome wie eine erkennbare Gallenerkrankung hervor, beruht jedoch auf psychischem Stress wie z.B. angestautem Ärger, Wut oder unbearbeiteten Konflikten.
Schmerzen durch Gallensteine
Vor allem Gallensteine können starke Schmerzen auslösen. Bei diesen handelt es sich um feste, kristallartige Ablagerungen in der Gallenblase oder den Gallengängen, vom dem bis zu zwanzig Prozent aller Menschen hierzulande betroffen sind. Allerdings bleiben die Ablagerungen oft unbemerkt („stumme Steine“) und führen nur in etwa jedem vierten Fall zu Problemen. Die Größe der Steine kann stark variieren und von einigen Millimetern („Grieß“) bis zu mehreren Zentimetern reichen.
Die Entstehung von Gallensteinen kann vielfältige Gründe haben. Die Gallenflüssigkeit besteht zum größten Teil aus Wasser, hinzu kommen eine Reihe weiterer Stoffe wie z.B. Cholesterin, Gallensäure, Calciumcarbonat und der Gallenfarbstoff Bilirubin. Stehen diese Bestandteile in einem bestimmten Verhältnis zueinander, bleiben sie in der Flüssigkeit gelöst und bilden einen stabilen Gallensaft. Liegt jedoch einer der Stoffe in zu hoher Konzentration vor, kann dieser auskristallisieren und es bilden sich Gallensteine – welche in den meisten Fällen aus Cholesterin (Cholesterinsteine) oder aus Bilirubin-Pigmentmaterial (Pigmentsteine) bestehen. Eine zentrale Rolle spielt dabei offenbar das Geschlecht, denn Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Weitere wichtige Risikofaktoren sind eine fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Adipositas und das Alter.
Ebenso können sich bestimmte Krankheiten wie Diabetes mellitus und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa begünstigend auf die Entstehung auswirken. Experten sprechen im Zusammenhang mit Gallensteinen häufig von der so genannten “6F-Regel”. Nach dieser sind besonders häufig Frauen („female“) über 40 Jahre („forty“), die bereits mehrere Kinder bekommen haben („fertile“), übergewichtig („fat“) und ein eher nordischer Typ sind („fair“) von Gallensteinen betroffen. Darüber hinaus besteht eine genetische Veranlagung für die Erkrankung, weshalb die Wahrscheinlichkeit zusätzlich steigt, wenn bereits innerhalb der Familie Gallensteinleiden aufgetreten sind („family“).
In den meisten Fällen stellen Gallensteine keine Gefahr dar, doch erreichen sie eine gewisse Größe, können ernsthafte Probleme entstehen. Denn blockieren sie den Gallenblasengang oder Hauptgallengang, ist eine Drucksteigerung in diesem Bereich möglich, welche wiederum zu heftigen Gallenschmerzen führen kann.
Die als „Gallenkolik“ bezeichneten Schmerzen treten im rechten Oberbauch auf, können aber auch bis in die Schulter ausstrahlen und mit Übelkeit und Erbrechen einher gehen. Betroffene eines Gallensteinleidens berichten in den meisten Fällen von attackenförmigen Oberbauchschmerzen, die bis zu mehreren Stunden anhalten können, dann aber wieder von selbst vergehen. Kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr ungehindert weiter fließen und staut sich dementsprechend auf, können ernsthafte gesundheitliche Folgen wie eine Entzündung der Gallenblase oder Gallenwege, Gelbsucht, Leberschädigungen oder in sehr seltenen Fällen sogar ein Gallenblasentumor auftreten. Daher sollten die Beschwerden auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden.
Gallenblasenentzündung
Auch eine akute Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) kann der Grund für die Beschwerden sein. Bei dieser handelt es sich um eine fieberhafte Erkrankung, die in den meisten Fällen durch Gallensteine verursacht wird (kalkulös). Möglich ist in selteneren Fällen aber auch, dass sie ohne Gallenstein (akalkulös) entsteht, zum Beispiel infolge einer größeren Bauchoperation, einer Wunde im Oberbauch oder Entzündungen anderer Organe (z.B. Nieren). Weitere seltenere Ursachen sind Infektionen (z.B. durch Salmonellen), Fehlbildungen, Polypen und Tumoren der Gallenblase, hin un sind auch Parasiten wie z.B. Spulwürmer für die Beschwerden verantwortlich. Typisch für eine durch Gallensteine ausgelöste Erkrankung sind heftige, attackenförmige Schmerzen („Gallenkolik“) im rechten Oberbauch, welche von vielen Betroffenen als dumpf oder drückend beschrieben werden und von einigen Minuten bis zu mehren Stunden andauern können. Häufig strahlen sie zugleich in den Schulter- und Rückenbereich aus und werden daher als kaum erträglich erlebt.
Eine solche Kolik tritt häufig nach üppigem und fettreichem Essen auf, durch welches die Gallenblase angeregt wird, Gallensäure abzugeben. Dabei wird der Stein bewegt und in die engen Gallenwege transportiert, wo er an verschiedenen Stellen stecken bleiben und so die massiven Schmerzen verursachen kann. Neben dem können Verstopfungen, Blähbauch, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen sowie die Symptome einer Gelbsucht (Ikterus) wie z.B. gelbe Augen auftreten, da der Gallenfarbstoff Bilirubin infolge des Hindernisses nicht mehr ungehindert abfließen kann und sich im Gewebe ablagert. Da dieser aufgrund dessen auch im Dünndarm fehlt, entsteht heller Stuhlgang bzw. in manchen Fällen auch Fettstuhl. Möglich ist zudem ein auffällig dunkler Urin infolge der „umgeleiteten“ Ausscheidung des Farbstoffs über die Nieren sowie ein starker Juckreiz durch die erhöhte Konzentration von Gallensäure im Blut und in der Haut.
Die Stauung der Gallenflüssigkeit auf dem Weg in den Dünndarm erhöht das Risiko für eine Infektion des Gallensystems mit Bakterien, welche sich von der Stelle des Verschlusses (meist der Gallenblasengang) zurück bis in die Gallenblase ausbreiten können. Typischerweise halten die Oberbauchschmerzen in diesem Fall dauerhaft an und es tritt Fieber auf, häufig sind zudem Schüttelfrost, eine schmerzhaft angespannte bzw. harte Bauchdecke, Druckschmerzen beim Betasten sowie Beschwerden beim Einatmen. Nimmt die Entzündung einen chronischen Verlauf, leiden die Betroffenen häufig unter dumpfen, anhaltenden Schmerzen im rechten Oberbauch, die teilweise auch intervallartig auftreten. Neben dem sind Verdauungsbeschwerden ein typisches Symptom.
Treten die beschriebenen Beschwerden auf, sollte auf jeden Fall so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Ursache abzuklären und ernsthafte Komplikationen zu vermeiden. Eine frühzeitige Behandlung ist sehr wichtig, dann heilt die Entzündung in den meisten Fällen ohne Probleme und Folgen aus. Bleibt eine akute Cholezystitis hingegen unbehandelt, kann dies zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Möglich ist z.B., dass die Gallenblase einreißt, wodurch die Gallenflüssigkeit in die Bauchhöhle fließen kann. In diesem Fall droht eine schwerwiegende, eitrige Bauchfellentzündung (Peritonitis), welche sofort behandelt werden muss.
Neben dem besteht das Risiko, dass die Entzündung der Gallenblase auf die Leber übergeht und hier zu abgegrenzten Ansammlungen von Eiter (Leberabszess) führt. Es können die Gallensteine bis in den Darm gelangen und dort beispielsweise einen Darmverschluss („Gallenstein-Ileus“) verursachen, möglich ist unter anderem auch eine Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem). Besteht eine chronische Entzündung, die nicht entsprechend behandelt wird, erhöht sich das Risiko für die Entstehung von Gallenblasenkrebs.
Gallenbeschwerden durch psychischen Stress
„Mir kommt die Galle hoch“ oder „Ich könnte Gift und Galle spucken“: Sprichwörter wie diese deuten an, dass Gallenschmerzen auch durch physischen Stress bzw. Ärger, starke Anspannung und innere Unruhe ausgelöst werden können. Da sich in diesem Fall keine organische Erkrankung ausfindig machen lässt, sprechen Mediziner – wie z.B. auch beim Reizmagen oder Reizdarmsyndrom – von funktionellen Beschwerden. Bei dieser so genannten „Gallenwegsdyskinesie“ (auch „Reizgallenblase“) sorgen Muskelverkrampfungen dafür, dass die Funktion der Gallenblase und Gallenwege beeinträchtigt wird und in der Folge die Gallenflüssigkeit nicht mehr ungehindert weiter Richtung Darm fließen kann.
Wie bei einem Gallensteinleiden entstehen dadurch kolikartige Bauchschmerzen auf der rechten Seite, die sowohl für einen kurzen Moment als auch dauerhaft auftreten und sich parallel auch in Form von Schulterstechen äußern können.
Neben dem können vor allem nach dem Verzehr von fettigem, üppigem Essen sowie nach dem Genuss von Kaffee oder Alkohol Magenprobleme und Verdauungsbeschwerden wie z.B. Blähungen, Fettstuhl oder Durchfall auftreten. Angesichts dieser Symptomatik führt die Reizgallenblase häufig anfänglich zu einer Fehldiagnose, dementsprechend ist eine gründliche Untersuchung des Betroffenen sehr wichtig. Oft gestaltet es sich allerdings schwierig, andere Gallenblasenleiden auszuschließen – daher kann eine klare Bestimmung der Ursache nur über eine umfassende Blutuntersuchung sowie bildgebende Verfahren wie z.B. Ultraschall erfolgen.
Ernährung bei Gallenschmerzen
In vielen Fällen spielt bei Gallenschmerzen die Ernährung eine zentrale Rolle. Im Falle von Problemen sollte diese daher immer genau betrachtet und gegebenenfalls umgestellt werden. Das ist weit weniger schlimm, als es für viele klingen mag. Denn während bei Gallenproblemen früher oft zu einer radikalen Schonkost geraten wurde, spricht aus heutiger Sicht nichts gegen eine weitgehend „normale“ Ernährung – sofern einige wichtige Punkte beachtet werden. Selbst nach einer Gallenblasenoperation sind normalerweise keine großen Einschränkungen erforderlich. Während einer akuten Gallenkolik sowie direkt danach, gilt es hingegen, auf Nahrung zu verzichten.
Wer unter Gallenproblemen leidet, sollte generell zu viel Fett vermeiden. Denn sehr fettreiche Nahrungsmittel können eine Gallenkolik hervorrufen und sind daher gerade bei Gallensteinen nicht empfehlenswert. Hintergrund ist, dass diese die Gallenblase dazu animieren, sich zusammen zu ziehen, um zusätzliche Gallenflüssigkeit zum Zwecke der Verdauung auszuschütten.
Es gilt, dass richtige Maß zu finden, denn eine weitgehend fettfreie Ernährung ist auch nicht empfehlenswert, da der Gallensaft dementsprechend nur selten in der Gallenblase benötigt wird. In der Folge sammelt und konzentriert sich die Flüssigkeit in der Gallenblase, wodurch ebenfalls das Risiko für Gallensteine steigt. Diese Situation tritt häufig auch im Zuge einer Diät oder Fastenkur auf, weshalb Personen mit einer erhöhten Neigung zu einem Steinleiden davon besser Abstand nehmen sollten.
Wichtig ist es, auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung zu achten, wobei besser kleinere Portionen statt üppiger Gerichte eingenommen werden. Als Orientierung kann es dienen, dass pro Mahlzeit so viel gegessen wird, dass man sich zwar satt, aber weiterhin beweglich fühlt. Experten empfehlen, tierische Fette zu reduzieren und stattdessen neben Gemüse, Salaten, Vollkornprodukten etc. öfter z.B. Fisch zu essen. Generell sollte bei der Zubereitung besser ein qualitativ hochwertiges Pflanzenöl verwendet werden, um die Leber und Gallenblase zu entlasten. Verzichtet werden sollte auch auf hartgekochte Eier, denn diese sind besonders schwer verdaulich und können in größeren Mengen sogar eine Kolik auslösen. Anders zubereitet und in kleineren Portionen besteht hingegen normalerweise kein Grund zur Sorge, sodass auch Gallepatienten hin und wieder eihaltige Speisen essen können.
Häufig werden auch blähende Nahrungsmittel nicht gut vertragen, daher empfiehlt es sich, bei Kohl, Hülsenfrüchten, Schwarzwurzeln, Zwiebeln und Knoblauch vorsichtig zu sein. Hier sollten Betroffene selbst ausprobieren, welche Lebensmittel problematisch sind bzw. wo die individuellen Grenzen liegen und dementsprechend ihren Speiseplan gestalten.
Empfehlenswert sind bei Gallenschmerzen generell Nahrungsmittel wie z.B. Sojabohnen, Linsen, Erbsen, Zucchini, Chicorée und Artischocken, da diese gut für die Lebergesundheit sind und den Gallenfluss unterstützen. Ebenso kann Vitamin-C-reiches Obst einen positiven Effekt haben, da dieses überschüssiges Cholesterin in Gallensäure umwandelt und dadurch Gallensteinen vorbeugen kann. Besonders viel Vitamin C findet sich in Sanddornbeeren, Hagebutten und schwarzen Johannisbeeren, ebenso eignen sich z.B. Grapefruits, Guaven, Pampelmusen und Erdbeeren besonders gut.
Behandlung
Im Falle einer Gallenblasenentzündung erfolgt die Therapie in Abhängigkeit der Ursache bzw. der Ausprägung der Erkrankung. Gerade wenn diese durch große Gallensteine hervorgerufen wurden, wird den meisten Patienten eine operative Entfernung der entzündeten Gallenblase empfohlen (Cholezystektomie). Diese sollte zur Vermeidung von Komplikationen so schnell wie möglich nach dem Einsetzen der Symptome erfolgen und wird meist minimal-invasiv bzw. mithilfe der so genannten „Schlüssellochchirurgie“ (laparoskopisch) unter Vollnarkose durchgeführt. Eine offene Operation, bei welcher der Chirurg die Gallenblase durch einen Bauchdeckenschnitt entfernt, wird heute hingegen nur noch in seltenen Fällen wie z.B. einer stark ausgeweiteten Entzündung oder bei Verdacht auf einen Tumor angewendet. Neben dem Eingriff wird meist zusätzlich Antibiotika zur Behandlung der bakteriellen Entzündung eingesetzt, krampflösende Medikamente können zudem die Schmerzen lindern.
Leidet der Patient bereits länger als drei Tage unter den Symptomen einer Gallenblasenentzündung, wird normalerweise aus Sicherheitsgründen keine OP durchgeführt. Stattdessen erhält der Betroffene ebenfalls Antibiotika sowie krampflösende und schmerzstillende Medikamente. Neben dem sollte zur Entlastung der Gallenblase für mindestens einen Tag vollständig auf Nahrung verzichtet und auch die Tage darauf nichts Fettiges bzw. Gebratenes gegessen werden. Nach Abklingen der akuten Krankheitsphase sollte jedoch die Gallenblase ebenfalls entfernt werden, um langfristig beschwerdefrei zu bleiben. Der Eingriff gilt als weitgehend risikofrei und meist können die Patienten bereits nach wenigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen.
Konnten für die Gallenschmerzen organische Ursachen ausgeschlossen werden, besteht die Behandlung der so genannten „Reizgallenblase“ (Gallenwegsdyskinesie) oft im Erlernen geeigneter Entspannungs-Methoden, um den persönlichen Stress-Level zu reduzieren. Hier kommen je nach persönlichem Geschmack verschiedene Entspannungsverfahren und Techniken wie z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Meditation in Frage, ebenso erfreuen sich auch traditionelle asiatische Übungen bzw. Kampfkünste wie Qigong und Tai-Chi in den letzten Jahren einer immer größeren Beliebtheit.
Auch andere Methoden zur Förderung der Entspannung wie Sport, ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein wohltuendes Bad können oft schon helfen, die stressbedingten Beschwerden zu lindern. Auch der Ernährung kommt eine wichtige Rolle zu. Fettige und üppige Mahlzeiten sowie Alkohol sollten zur Entlastung der Gallenblase vermieden werden. Stattdessen empfiehlt sich eine möglichst fleischarme oder vegetarische Vollwertkost, zudem ist es wichtig, jederzeit ausreichend zu trinken. Übergewicht sollte nach Möglichkeit abgebaut werden, da dieses Druck auf den Bauchraum ausübt und dementsprechend die Beschwerden verstärken kann. Hilfreich kann es sein, bei der Nahrungszubereitung bestimmte Gewürze wie z.B. Curcuma, Ingwer und Curry zu verwenden, da diese bei der Verdauung helfen und den Gallenfluss anregen.
Naturheilkunde und Hausmittel bei Gallenschmerzen
Außerhalb des Akutstadiums können Gallenbeschwerden auch mithilfe verschiedener Hausmittel und naturheilkundlicher Verfahren gelindert werden. Aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde kommen hier z.B. Schöllkraut, Schafgarbe, Eisenkraut und Ringelblume in Betracht, welche sich vor allem bei einem gestörten Gallenfluss bewährt haben. Bei Gallensteinen eignet sich ebenfalls ein Tee aus Pfefferminze, Artischocke oder Bitterklee, bei einer Gallenblasenentzündung kann ein Aufguss aus Bärentraube, Kamille oder Ringelblume hilfreich sein.
Aus dem Bereich der Schüssler Salze kann das Salz Nr. 7 (Magnesium phosphoricum) helfen, die Gallenschmerzen zu lindern. Die Nr.10 – Natrium sulfuricum – gilt in der Naturheilkunde generell als unterstützendes Mittel für Leber und Galle. Die Homöopathie bietet bei heftigen Beschwerden unter anderem das Mittel Colocynthis – vor allem, wenn die Schmerzen bis in den Rücken ausstrahlen und bei leichter Bewegung nachlassen. Bringt hingegen nur absolute Ruhigstellung eine Verbesserung der Situation, empfehlen Homöopathen meist Bryonia alba (D6 – D12). Treten die Schmerzen infolge von Aufregung, Wut und Rage auf und wird die Anspannung während der Kolik noch stärker, kann Chamomilla vulgaris das Mittel der Wahl sein.
Ist Stress die Ursache (Gallenwegsdyskinesie), ist es zudem wichtig, die persönliche Belastung kritisch und ungeschönt zu hinterfragen und wirkungsvolle Strategien für die psychische Entlastung zu entwickeln. Kurzfristige Beschwerden infolge innerer Unruhe können oft schon durch ein warmes Körnerkissen oder einen wohltuenden Tee gelindert werden. Hier eignen sich besonders gut Kamille oder Melisse, ebenso haben sich bei einer Reizgallenblase andere Hausmittel bei Bauchschmerzen wie Essigwickel bewährt. Für diesen wird ein Handtuch in heißes Essigwasser (1El auf ein Liter Wasser) getaucht, ausgewrungen und für etwa 20 Minuten auf den schmerzenden Bauch gelegt. Damit einem vor Ärger, Wut oder Anspannung nicht „die Galle hoch kommt“, bietet zudem die Pflanzenheilkunde mit Baldrian, Hopfen oder Lavendel wertvolle Hilfe zur „Erstversorgung“.
Neben dem sollte jedoch jedoch stets nach der Ursache der stressbedingten Gallenschmerzen geforscht und sich daher auch mit möglicherweise unangenehmen Fragen beschäftigt werden. „Was bringt mich so aus der Ruhe?“, „Welche Sorgen fresse ich in mich hinein?“, „Wer oder was macht mich immer so wütend, dass ich am liebste Gift und Galle spucken möchte?“. Eine wertvolle Unterstützung können hierbei verschiedene Methoden und Techniken zum Stressabbau, wie zum Beispiel Autogenes Training, Yoga oder Atemübungen sein. Denn diese helfen dem Betroffenen, sich auf die eigene Person zu konzentrieren und die innere Balance wieder zu finden. Um tieferliegende Konflikte, Traumata etc. bearbeiten zu können und die Motive für das eigene Verhalten zu verstehen, kann in einigen Fällen auch eine psychotherapeutische Behandlung sehr sinnvoll sein. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hanns W. Baenkler, Kurzlehrbuch Innere Medizin: 163 Tabellen, Thieme, 2007
- Irmgard Fortis; Johanna Kriehuber; Ernst Kriehuber: Ernährung bei Gallensteinen und nach der Gallenblasenentfernung (maudrich.gesund essen), Facultas / Maudrich, 2017
- Gerhard Venzmer: "Hormonale Behandlungsmöglichkeiten von Leber- und Gallenerkrankungen", in: Deutsche Medzinische Wochenschrift, Nummer 47/48, 1948, Thieme Connect
- Horst Barthel: Homöopathie - der Erfolg gibt recht, Narayana Verlag, 1996
- Jürgen Dahmer : Anamnese und Befund: Die symptom-orientierte Patientenuntersuchung als Grundlage klinischer Diagnost, Thieme, 2006
- Klaus-Peter W. Schaps; Oliver Kessler; Ulrich Fetzner: Das Zweite - kompakt: Gesundheitsstörungen - GK2, 2008
- Eva Marbach: Gesundheitsratgeber Gallensteine: Gallenerkrankungen mit Naturheilkunde und Schulmedizin erfolgreich behandeln, EMV, 2010
- UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH: www.patientenberatung.de (Abruf: 15.08.2019, Gallenblasenentzündung
- Britta Eggers: Mobbing: Ursachen und Möglichkeiten diagnostischer und therapeutischer Behandlung des Phänomens, Diplomarbeiten Agentur, 1996
- Michael P. Manns; Sabine Schneidewind: Praxis der Hepatologie, Springer, 2016
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.